Im Banne des Dr. Monserrat

deadlyfriend

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Im Banne des Dr. Monserrat

Dr. Monserrat lebt mit seiner Frau Estelle zusammen in einer eher kärglichen Wohnung. Der Wissenschaftler hatte vor Jahren bereits an einem Experiment gearbeitet, wurde nicht ernst genommen und von den Kollegen eher ausgelacht. Dies haben die Eheleute nie verwunden und führen deshalb ein recht verbittertes Leben in relativ ärmlichen Verhältnissen. Dennoch hat Dr. Monserrat nie an seinen Fähigkeiten gezweifelt und experimentierte in seinem Labor in der Wohnung, fleißig weiter. Er entwickelt einen Apparat, der Menschen hypnotisieren kann und sie danach ferngesteuert Dinge tun lässt, die sie per Gedankenübertragung übermittelt bekommen. Die Probanden können sich hinterher allerdings an nichts erinnern. Der Clou daran ist allerdings, dass sie selbst die Dinge nachempfinden können, die der ferngesteuerte Mensch erlebt und tut. Nach ein paar eher harmloseren Abenteuern wird Estelle allerdings recht bald süchtig nach dieser Art von aufregender Unterhaltung und bugsiert den Probanden in immer gefährlichere Situationen. Neben einem Geschwindigkeitsrausch und kleineren kriminellen Delikten, will sie immer mehr und hat schon bald Interesse daran, einen echten Mord zu erleben.

„Im Banne des Dr. Monserrat“ nahm im Grunde bereits 1967 die „Virtual Reality“ vorweg und somit auch den makabren Inhalt von Kathryn Bigelow`s „Strange Days“, aus dem Jahr 1995. Leider hat die Filmwissenschaft die damalige Chance nicht genutzt, den Film von Michael Reeves in den gebührenden Kontext zu stellen, weshalb er aus meiner Sicht historisch neu bewertet gehört. Der Film ist richtig stark und hat den britischen Horrorfilm auch ziemlich verändert. Was sich vielleicht inhaltlich nach düsterem Frankenstein-Labor anhört, spielt in der damaligen Aktualität. Der Film ist mitten in der Beat-Generation angesiedelt und vermittelt hier im Subtext das Aufeinanderprallen der Generationen. Die Swinging-Sixties prägen das Hauptbild des Films, der auch deshalb hervorragend als Zeitzeuge funktioniert. Trotz dieser beeindruckenden Begleitumstände sind die beunruhigende Handlung und die Spannung, der rote Faden im Film. Das liegt auch am fantastischen Boris Karloff und natürlich an Catherine Lacey, die durch ihre Rollenauslegung wirklich für eine paranoide Spannung sorgen. Schaut man zunächst noch amüsiert und gespannt dem Treiben zu, bleibt einem mit zunehmender Spieldauer die Luft weg. Man darf dennoch den wundervollen Rahmen nicht unerwähnt lassen, da der Film vielseitig und auf verschiedenen Wegen betrachtet werden kann. Wichtig ist hierbei natürlich auch der Regisseur Michael Reeves. Als 8-jähriger wollte er bereits Filmregisseur werden, was er mit viel Leidenschaft und Einsatz schlussendlich geschafft hat. Leider nur für kurze Zeit. Nach seinem eher weniger guten Erstling „She Beast“ schaffte er es mit „Dr. Monserrat“ und „Der Hexenjäger“ Filmgeschichte zu schreiben, die die Filmwelt nachhaltig beeinflusst hat. Leider starb er nach diesen 2 Filmen bereits im Alter von 25 Jahren an einer Überdosis Schlaftabletten. Wer weiß, was wir von ihm in den Folgejahren noch zu sehen bekommen hätten.
 

deadlyfriend

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Das Mediabook: „Anolis, wir danken Dir“, schallte es lautstark durch das Stadionrund! Nicht auszudenken, wenn dieses Kleinod bei irgendeiner Hinterhof-Restmüll-Verwertungsanlage gelandet wäre. Anolis wird nämlich dem Film gerecht und liefert einfach wieder phänomenal ab. Gleich 2 wirklich starke deutschsprachige Audiokommentare sind an Bord. Einmal vom Duo Dr. Rolf Giesen und Dr. Gerd Naumann und zusätzlich noch vom Duo Uwe Sommerlad und Volker Kronz. Beide sind absolut hörenswert, liefern Informationen und würdigen den Film. Dennoch bildet die Dokumentation „The Magnificent Obsession of Michael Reeves“ das Herzstück der Edition. Dieses knapp 90-minütige Ereignis, liefert wahnsinnig viel Material über den Regisseur. Gespräche mit Zeitzeugen, originaler Schriftverkehr und viele weitere Dinge lassen den Zuschauer tief in sein Schaffen blicken, während man auch einen umfassenden Einblick in sein Leben erhält. Mit vielen schönen und interessanten Anekdoten, sowie traurigen Tönen, die sein Ableben beleuchten. Allein die Doku ist bereits das Geld für die Edition wert. Trotzdem gibt es noch mehr. Neben den obligatorischen Trailern und Werberatschlägen gibt es zusätzlich ein großartiges Feature über die Musik von Paul Ferris. Als Autoren des Booklets sind zudem noch Uwe Sommerlad und Lars Dreyer-Winkelmann an Bord, die dieses Referenz-Mediabook dann auch auf schriftlichem Weg perfekt abrunden. Die Texte sind einmal mehr hervorragend und unterhaltsam geschrieben und unterstreichen den Gesamteindruck. Wenn sich jemand also ein bisschen tiefergehend mit Filmen und Filmgeschichte beschäftigt, ist dies ein Pflichtfilm und Anolis hat daraus eine Art Lexikon gemacht, das man immer wieder aus dem Regal ziehen kann, um etwas nachzuschlagen bzw. zu sehen.
 

Tarantino1980

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Danke für die tolle Vorstellung deadly! Werde ich mir nächsten Monat, diesen Monat ist das Filmbudget leider erschöpft, dann mal zulegen. Klingt sehr interessant!
 

deadlyfriend

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Danke für die tolle Vorstellung deadly! Werde ich mir nächsten Monat, diesen Monat ist das Filmbudget leider erschöpft, dann mal zulegen. Klingt sehr interessant!
Ich vermute, dass dir der Film gefällt. Die zusätzliche Doku ist ebenfalls hochinteressant und verschafft einem einen tollen Überblick über den Regisseur, wodurch der Film nochmal an Stärke gewinnt, da man erkennt, das der Hauptcharakter schon viele Seiten des Regisseurs selbst besitzt. Zudem mag ich einfach das britische Flair aus dieser Zeit, welches mich natürlich auch an "Deep End" oder "Blow Up" erinnert hat. Nicht inhaltlich, nur vom Flair. Trotzdem besitzt er aber auch in vielen Einstellungen etwas Altes, was wiederum den Kontrast von "Jung und Alt" erhöht, was im Subtext ein großes Thema ist. Ich war wirklich sehr angetan von dem Film.
 

Tarantino1980

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Ich habe ihn mir gestern dann doch schon bestellt habe das Mediabook für 19,95 EUR versandkostenfrei gefunden. Da musste ich dann zuschlagen
 
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