Die Zeitmaschine
Bereits 1895 schrieb H.G. Wells die literarische Vorlage zu diesem sensationellen Klassiker der Filmgeschichte. Das muss man sich mal vorstellen: 1895 !
Natürlich hält sich Regisseur George Pal in der Umsetzung des Stoffes nicht 1:1 an die Vorlage, aber er baut äußerst interessante Dinge mit ein, bei denen er selbst mit der Vergangenheit und der Zukunft spielt. So stoppt der Zeitreisende bei 2 Weltkriegen, die aus der Sicht des Entstehungsjahres des Films in der Vergangenheit lagen, baute aber die zum damaligen Zeitpunkt bestehende Angst vor einem Atomkrieg geschickt ein. Diesen ließ er nur 6 Jahre nach Veröffentlichung des Films auf die Menschheitsgeschichte los, was den damaligen Ernst der Lage einmal mehr verkörperte.
Doch letztendlich landet er im Jahr 802701 und läßt hier den größten Teil des Films spielen.
Im Buch geht es nach dieser Szenerie noch weiter in die Zukunft, worauf der Film aber verzichtete.
Als Kind saß ich mit leuchtenden Augen vor dem Fernseher. Wahrscheinlich ähnlich strahlend wie die von den Morlocks, nur das ich dabei keinen Appetit auf Menschenfleisch verspürte. Aber die Aufregung war immens und auch heute denke ich noch gerne an diese Jahre zurück, als Science Fiction das absolut größte für mich war. Die riesigen Früchte, die Sirenen und auch das Wort "Entwarnung", mit dem ich wahrscheinlich erstmalig in diesem Film zu tun hatte und was mich wohl genauso irritierte wie die Eloi. Damals achtete ich auch nicht auf die Logikrater im Film, die größer sind als die Pyramiden der Morlocks. Oder auf die klar erkennbaren Modelle, wenn die Lavaströme durch die Stadt fließen. Heute sehe ich sie, nehme sie wahr und blende sie erfolgreich aus. Sie sind mir herzlich egal und niemals würde ich den Film dafür kritisieren, der für herrliche Kindheitsträume verantwortlich war. Kindheitsträume die ich mit in die Zukunft retten konnte, weshalb meine nostalgisch verklärte Sicht niemals die Beziehung zur Zeitmaschine trüben könnte.
Aber selbst objektiv betrachtet gibt es hier eine unglaubliche Anzahl von tollen Ideen, an denen ich mich nicht satt sehen kann.
Seien es die erwähnten Weltkriege oder aber auch die niemals alternde Schaufensterpuppe. Die Darstellung der Eloi oder die Verwesung einer Leiche im Blick durch die Zeit. Alles wundervolle Ideen, die in einer prächtigen Ausstattung umgesetzt wurden. Wundervoll fand ich auch die Aufschrift auf der Zeitmaschine selbst, die ich aber erst in späteren Jahren entdeckte: Manufactured by H. George Wells
Absolut hervorragend sind auch die beiden Hauptdarsteller. Rod Taylor, den ich ebenfalls in "Die Vögel" als ein äußerst wichtiges Element erachte, spielt die Rolle des Helden fantastisch und wird für mich immer ein Zeitreisender bleiben, aber auch Yvette Mimieux als Weena, spielt ihre Rolle als naive Schönheit aus der Zukunft perfekt und dürfte wohl als Kind meine erste Traumfrau gewesen sein. Unvergessen sind natürlich die Auftritte von Alan Young der als Filby eine Doppelrolle hatte und eine unglaubliche Wärme ausstrahlte. Besonders sein schottischer Akzent im O-Ton ist wunderbar, wobei ich auch seine Synchronstimme (Alfred Balthoff) als absolut perfekt erachte.
"Die Zeitmaschine" wird für mich immer einen besonderen Platz einnehmen und zählt definitiv zu meinen Lieblingsfilmen. Mit Sicherheit gehört er auch zu den Filmen die ich am häufigsten gesehen habe. Als Kind dürfte ich keine Fernsehaustrahlung verpaßt haben und da gab es wahrscheinlich eine Menge von. Durch den Videorecorder konnte mich der Film auch in meiner Jugend begleiten. Selbst die DVD rotierte seit dem Erwerb mehrfach im Player, weshalb er auch in dieser Disziplin ziemlich weit vorne liegen könnte. Somit ist der Film für mich ein ständiger Begleiter, der wie die Schaufensterpuppe bei Filby`s niemals altert.