Flags of our Fathers & Letters from Iwo Jima

Travis

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Gesamtübersicht aller Kritiken zu Flags of our Fathers:

#02 04.12.08 Vince

Gesamtübersicht aller Kritiken zu Letters from Iwo Jima:

#03 04.12.08 Vince
 
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Travis

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AW: Flags of our Fathers & Letters from Iwo Jima

Kritik von Vince

FLAGS OF OUR FATHERS

Ein auf den ersten Blick und für sich alleine betrachtet konventioneller Antikriegsfilm, der sich dem Hyperrealismus zuletzt erfolgreicher Genrefilme jedoch komplett verwehrt, was auch die niedrige Freigabe verdeutlicht. Doch Eastwood bewegt sich vom Schlachtfeld oft ebenso weit weg wie von den stets nur am Horizont als graue Masse dargestellten Japanern, so dass im Grunde beide Anti-Elemente - die Japaner und der Krieg selbst - wie bösartige Geschwulste dastehen, die in ihrer Verbohrtheit kein Erbarmen kennen. In Bezug auf den Gegner kennt man dieses Schema der Darstellung; neu hingegen ist, dass auch das Wesen des Krieges selbst scheibar erstmals hundertprozentig als das Monster gezeichnet wird, das es ist - eine von Nationalität und Gegnerseite unabhängige dunkle Macht, ein dem Menschen innewohnendes, dunkles Naturell ohne Aspekte, die man ihm positiv abgewinnen könnte wie Stolz, Moral oder Ehre. Denn wo bisherige Referenzen wie "Der Soldat James Ryan" den Krieg durch realitätsnahen Splatter und Gore bestialisierten, nur um alles wieder durch unnötigen Pathos einzureißen, konserviert Eastwood den Krieg von jeglicher Emotionalität.
Dies geschieht anhand der berühmten Fotografie von der ikonischen Stemmung einer amerikanischen Flagge durch sechs Soldaten, ein Sinnbild für den amerikanischen Siegeswillen, eine Idee, die für eine Wende sorgen sollte. Die Fotografie ist ein Faszinosum, das man leicht wieder für die Darstellung von amerikanischem Pathos hätte einspannen können - Durchhaltevermögen, Siegeswillen, Attribute, denen ein strahlender Glanz gut zu Gesicht gestanden hätte. Doch Eastwood perversiert die Hintergründe um das Bild. Er zeigt, wie sich die Rädchen auf abscheuliche Art in den amerikanischen Obrigkeiten drehen, mit dem absurden Höhepunkt, dass drei der Soldaten vom Foto, die aus dem Krieg zurückzukehren vermochten, in einer absurden Parade die Szene auf einem Berg aus Pappmaché rekonstruieren müssen. Einer von ihnen gar ein amerikanischer Urbewohner, der hier noch vom Volk bejubelt, aber nicht einmal in die Kneipe an der Ecke eingelassen wird.
Inhaltlich und visuell ist Eastwood ein Meisterwerk gelungen, nur gelegentliche Unstrukturiertheiten im Drehbuch und eher durchschnittliche Schauspielleistungen lassen es absinken. Und als Einzelwerk wäre "Flags" "nur" gut...
7/10
 

Travis

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AW: Flags of our Fathers & Letters from Iwo Jima

Kritik von Vince

LETTERS FROM IWO JIMA

Jeder Krieg hat zwei Seiten und Eastwood scheint der Einzige zu sein, der das wirklich begriffen hat. Die Tatsache, dass er selbst mit propagandistischen Kriegsfilmen aufgewachsen ist, die nur Gut und Böse kannten, kennzeichnet ihn als intelligenten, selbst denkenden Menschen aus, denn seinen eigenen Wurzeln stemmt er sich nun entgegen und erschafft mit "Letters from Iwo Jima" nun ein einzigartiges Epos, das wohl als einziges Vollständigkeit für sich beanspruchen kann. Erst mit diesem zweiten Werk, das aus Sicht der Japaner und im Originalton erzählt wird, erreicht der vorangehende "Flags" seine wirkliche Klasse, denn von nun an komplettieren sich beide Filme, nehmen interdisziplinär aufeinander Bezug, kausal handlungstechnisch und ideologisch und endlich setzt es sich zusammen, das im Vorfeld erwartete Meisterwerk.
Denn nun sind es die Amerikaner, die dämonisiert werden: Saß man in "Flags" noch mit in den US-Soldaten in den auf Iwo Jima andockenden Schiffen und wurde hinterlistig aus Tunnelgewölben heraus beschossen, stellt sich jene Armada aus US-Kriegsfahrzeugen nun als androhende Gefahr da, denn man sitzt nun auf der Insel und muss mit ansehen, wie sich das Meer am Horizont mit graumetallenen Flecken deckt.
Die Dialoge sind wohl das Erhellendste an "Letters", denn sie verraten zum einen die unterschiedlichen Ideologien der Japaner und Amerikaner (alleine der erste gesprochene Satz fühlt sich schon bemerkenswert in die japanische Kultur ein), und doch sind sie alle Menschen mit den gleichen Bedürfnissen, eine Erkenntnis, die auch mancher japanische Soldat im Laufe des Filmes zu realisieren beginnt. Rückblenden veredeln den menschlichen Faktor und die Rangordnung der japanischen Armee sorgt für einen Spannungsbogen, wenn Männer unterschiedlicher Grade aufeinanderstoßen und ihre Standpunkte nicht immer übereinstimmen. Die mit Ehrgefühl verbundene Selbsttötungsszene, der emotionale Höhepunkt der Geschichte, wirkt eigentlich ehr- und sinnlos und stellt so etwas wie die "unsichtbare Hand des Krieges" dar, die Manifestierung einer unsichtbaren, teuflischen Gottheit, die nur durch das Handeln der Menschen ihre Existenz einnimt. Ein Handeln, das aus guten Absichten resultieren kann, aber stets im Bösen endet.
Am Ende gegenüber "Flags" der in sich geschlossenere und stärkere Film, der allerdings auch den wichtigen Vorteil hat, erst an zweiter Stelle zu kommen und sich bereits auf das Komplementäre beziehen zu können. Denn rückblickend reicht "Flags" wieder sehr nahe an "Letters" heran.
8/10

Insgesamt handelt es sich um den Beweis dafür, dass das Ganze oftmals weit mehr als die Summe seiner Teile ist. "Flags of our Fathers" und "Letters from Iwo Jima" sind für sich betrachtet zweifellos gute Antikriegsfilme, aber nur gemeinsam ein Meisterwerk.
9/10
 

Travis

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AW: Flags of our Fathers & Letters from Iwo Jima

Bei der Bewertung von "Flags..." gehe ich mit deiner Meinung, Vince, absolut konform. Ein durchaus guter, ehrenwerter und von seiner Aussage höchst gelungener und in weiten Teilen auch brisanter Kriegsfilm. Dennoch bin ich der Meinung, daß der Film weder in der Kategorie der Kriegsfilme der letzten 30 Jahre im absoluten Spitzenfeld vorzufinden ist, noch Eastwoods letzten Regiearbeiten annähernd das Wasser reichen kann. Da spielen "Million Dollar Baby" und "Mystic River", wenn auch thematisch in ganz anderen Bereichen angesiedelt, in einer deutlich höheren Liga. So bleibt unter dem Strich ein sehr ambitioniert aber in vielen Phasen viel zu unentschlossener Kriegsfilm zu vermelden, der allein aufgrund der teilweise doch etwas limitierten darstellerischen Leisungen und einiger unnötigen Stilbrüche nicht restlos zu überzeugen versteht.
 

Count Dooku

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AW: Flags of our Fathers & Letters from Iwo Jima

Also ich fand Flags ziemlich eintönig. Technisch zwar einwandfrei, aber inhaltlich wirkt der Film wie in einer Endlosschleife gefangen. Da die Story nie lange bei den Ereignissen von Iwo Jima bleibt, gelingt es ihr auch nicht Spannung zu entwickeln. "Letters from Iwo Jima" fand ich da gelungener.
 

Noeval

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Also ich fand Flags ziemlich eintönig. ... "Letters from Iwo Jima" fand ich da gelungener.
Habe mir zwar damals das Steelbook mit beiden Filmen auf DVD gekauft, aber bisher nur Flags of our Fathers gesehen. Allerdings habe ich auch schon von anderer Seite erfahren, daß Letters from Iwo Jima besser sein soll. Wird mal so langsam Zeit den zu sehen.
 

SAB

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AW: Flags of our Fathers & Letters from Iwo Jima

Habe mir zwar damals das Steelbook mit beiden Filmen auf DVD gekauft, aber bisher nur Flags of our Fathers gesehen. Allerdings habe ich auch schon von anderer Seite erfahren, daß Letters from Iwo Jima besser sein soll. Wird mal so langsam Zeit den zu sehen.

*komplettunterschreib*
 

Darkknight666

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AW: Flags of our Fathers & Letters from Iwo Jima

Ja das unterschreib ich auch, ein guter Film, aber leider nicht so gut wie der Letters from Iwo Jima.
 

Filmfan1972

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AW: Flags of our Fathers & Letters from Iwo Jima

Habe mir zwar damals das Steelbook mit beiden Filmen auf DVD gekauft, aber bisher nur Flags of our Fathers gesehen. Allerdings habe ich auch schon von anderer Seite erfahren, daß Letters from Iwo Jima besser sein soll. Wird mal so langsam Zeit den zu sehen.


Als einzelnen Film gesehen ist "Letters from Iwo Jima" besser. Sagt mir auch mehr zu als "Flags of our Fathers". Weil die japanische Sicht für mich die "gefühlvollere" Seite ist.
Da Eastwood aber gekonnt gleiche Szenen und gleiche Handlungsbögen in beiden Filmen verwendet hat sehe ich es fast schon wieder als ein ganzes an.
Und hier zeigt Eastwood wieder was er aus einer Geschichte rausholen kann.
Auf der einen Seite die schrecklichen Ereignisse auf der Insel, und auf der anderen Seite das selbst in der Heimat ein "anderer" Krieg stattfindet
 

JaredKimberlain

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AW: Flags of our Fathers & Letters from Iwo Jima

Da Eastwood aber gekonnt gleiche Szenen und gleiche Handlungsbögen in beiden Filmen verwendet hat sehe ich es fast schon wieder als ein ganzes an.
Und hier zeigt Eastwood wieder was er aus einer Geschichte rausholen kann.
Auf der einen Seite die schrecklichen Ereignisse auf der Insel, und auf der anderen Seite das selbst in der Heimat ein "anderer" Krieg stattfindet

Das ist genau der Punkt. Man muss eigentlich das Gesamtwerk in beidseitiger Betrachtung bewerten. Und dadurch wird das Ganze wirklich ein Stück grandiose Regiearbeit und auch ein tolles Gesamtwerk.
Nur so kann man dem auch gerecht werden, denke ich.
Für mich auf jeden Fall eine der ambitionierten Werke von Eastwood, dem er aber auch vollkommen gerecht geworden ist.

Gruß,
J.K.
 
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