AW: Noah
Endlich habe ich ihn nun auch gesehen. Zunächst einmal möchte ich sagen  das mir Deine Kritik zu dem Film sehr zusagt. Du sprichst genau die  Punkte an welche ich auch genau so angesprochen hätte, wenn es diese  schöne Kritik nicht bereits geben würde. 
	
		
	
	
		
		
			Es grenzt beinahe an ein Wunder, dass Hollywood  sich dieser epischen Geschichte aus dem Buch aller Bücher – der Bibel –  noch nicht für einen eigenständigen Spielfilm bedient hat, obwohl die  Geschichte der Arche Noah doch alle Merkmale eines monumentalen  Blockbusters bereit hält.
		
		
	 
Verstanden  habe ich es auch nie warum es bisher zu dieser Thematik noch keinen  Film gab, aber ich vermute einfach mal da hatte sich vor Darren Aronofsky  einfach niemand rangetraut weil zum einen, bei so einem Film etwas  "monumentales" erwartet wird, aber zum anderen die Story, zumindestens  nach meinem Kenntnisstand, eigentlich keinen Raum für epische Schlachten  bietet, sondern "nur" eine große Flut, die man aber auch nicht so  spektakulär inszinieren könnte, so das aus amerikanischer Sicht  Wahrzeichen dadurch verwüstet bzw. zerstört werden. Ich schau mir dann  und wann auch gerne diese typischen Katastrophen Filme an und gerade 
Roland Emerich´s The Day After Tomorrow  gefällt mir in diesem Gerne sehr gut, jedoch ist es eben eine globale  Katastrope welche in der aktuellen Zeit spielt, man kann also viel mehr  "zerstören" und dies effektvoller darstellen. Vieleicht klingt das jetzt  so als ob ich sowas vermissen würde, bzw. ich dies schlecht in 
Noah  umgesetzt gefunden habe. Dem ist aber nicht so, ganz im Gegenteil. Ich  wollte einfach nur eine mögliche Erklärung finden, warum diese  Geschichte bisher offenbar noch nicht verfilmt worden war. 
	
		
	
	
		
		
			Dass aber nun Regisseur Darren Aronofsky, der seine Karriere mit kleinen, hochintelligenten Filmen wie Pi oder Requiem for a Dream begann und zuletzt mit dem Psychogramm einer Balletttänzerin in Black Swan die Geschichte von Schwanensee  paraphrasierte, nun einen Beitrag zum Weltuntergangskino unserer Tage  beiträgt, verwundert. Noch mehr verwundert, dass es sich nach seiner  eigenen Aussage um ein Wunschprojekt handelt, das er bereits seit Jahren  verwirklichen wollte. 
		 
		
	 
Um ehrlich zu sein hatte mich das nicht verwundert das ausgerechnet Darren Aronofsky sich diesem Projekt angenommen hat. Bereits mit The Fountain zeigte er, das er offenbar großes Interesse an spirituellen Themen besitzt. Natürlich darf man bei Noah keinen Film wie The Fountain  erwarten, aber Ansätze bzw. Parallelen sehe ich da schon. Natürlich ist  The Fountain einfach nur ein genialer und sehr bildgewaltiger Film. Das  ist Aronofsky bei Noah nicht gelungen, jedoch behaupte ich einmal das dies auch garnicht seine Absicht bei diesem Projekt war.
Vielmehr wollte er....
 
	
		
	
	
		
		
			Aber wenn man den visuellen Exzess einmal ausblendet, wird die Charakterstudie eines Mannes deutlich. Denn Aronofsky weicht  von der Bibelgeschichte ab, erweitert sie und interpretiert sie neu,  denn Noah ist bei weitem nicht der strahlende Held, der die Erde nur von  den sündhaften Menschen befreien möchte. Viel mehr widmet er sich  seinem Auftrag so obsessiv, sodass er Züge eines Fundamentalisten trägt  und selbst seine eigene Familie nicht mehr sicher vor ihm ist. 
		
		
	 
....wahrscheinlich  genau diesen, von Dir perfekt beschriebenen Aspekt, filmisch umsetzen.  Man  sieht es meiner Meinung nach bereits schon am Filmtitel. Ich glaube  es ist kein Zufall das Aronofsky hier bewusst auf das Wort "Arche" im  Titel verzichtet hat, um alleine da schon klarzustellen das es hier eher  um die Person Noah geht. Und genau hier unterscheidet sich Aronofsky´s  Beitrag von einem 08/15 Blockbuster. Ich bin mir sehr sicher in jeder  anderen Verfilmung wäre Noah als strahlender Held dargestellt worden  dessen Handlungen zu keinem Zeitpunkt des Filmes vom Zuschauer auch nur  angezweifelt würden. Aber genau dies ist bei diesem Film anders. Ich  denke den meisten Zuschauern ging es spätestens nach der Aussage Noahs,  er würde falls das neugeborene Kind von Ila  ein Mädchen ist, dieses eigenhändig töten damit keine weiteren Kinder  geboren werden können und sich somit die Menschheit nicht wieder in der  neuen Welt ausbreiten kann, mehr als nur unsymphatisch bzw. man  entwickelte einen richtigen Hass auf ihn. Das er dies aus tiefster  Überzeugung tun wollte war klar, aber war es wirklich der Wille des  Schöpfers oder nur die Interpretation von Noah?
Übrigens auch ein  Aspekt auf den ich bei der Zweitsichtung auf Blu-ray sehr gespannt bin.  Ob im O-Ton auch die Bezeichnung Creator verwendet worden ist, oder ob  dies eine bewusste Entscheidung seitens der dt. Synchronisation war,  eben nicht die Bezeichnung Gott zu benutzen um eventuellen Ärger mit der  Kirche zu umgehen? Falls nämich auch im O-Ton die Bezeichnung Creator  verwendet wurde, würde es meine Vermutung bzw. Wahrnehmung untermauern  das Aronofsky hier bewusst auf die Bezeichnung God verzichtet hat, da er  damit zum einen den Film für jede Glaubensrichtung offen erzählen  wollte, aber auch weil er natürlich ihn auch etwas "fantasylastig"  inszeniert hat. Ich bin jetzt nicht absolut Bibelfest und bin mir daher  nicht sicher inwiefern es in der Geschichte um Noah und die Arche auch  gefallene Engel vorkommen welche zur Bestrafung mit Stein überzogen  worden sind. Natürlich kommen in der Bibel gefallene Engel vor, aber  auch in dieser Geschichte? Ich glaube einfach genau hier bediente sich  Aronofsyk eher einem Fantasy Element, damit man den Film einfach anders  inszenieren kann und es  zumindest, aus sicht von Fantasy Freunden, zu  einer Schlachtszene kam. Ich kann verstehen warum Aronofsky diese  Elemente mit eingebunden hat, aber ich bin ehrlich mich hätte es auch  nicht gesört wenn sie komplett weg gewesen wären bzw. kleiner  ausgefallen wären. 
Eigentlich brachte für meinen Geschmack diese Passage nur zwei sehr wichtige Aspekte hinzu. Zum einen das durch diesen Storystrang Noahs mittlerer Sohn Ham das Mädchen Na'el kennenlernte und eigentlich mit auf die Arche nehmen wollte und zum anderen natürlich die Person Tubal Cain, welche für mich in Vertretung für all das Böse, all das was auf der Erde falsch gelaufen ist, steht. Das Tubal  Cain natürlich eine Gefolgschaft brauchte war klar und somit konnte man  eben auch diese eine Schlacht mit in den Film einbinden, was er aber  nicht gebraucht hätte. Anders ist es bei der Storyline rund um Ham und  Na'el. Da Ham offenbar nur wenig jünger als Noahs ältester Sohn Shem ist, Shem aber in Ila schon eine Frau gefunden hat, ist Ham´s Wunsch nach einer Frau nur nachvollziehbar. Und genau hier zeigt Aronofsyk großen Mut, in dem er hier seinen Noah nicht das Mädchen retten lässt, sondern es von der Masse überrennen lässt, weil er eben nicht wollte das seine Kinder sich weiterhin vermehren. Zu diesem Zeitpunkt wusste er ja noch nicht das sein Großvater Methuselah seiner Ziehtochter Ila das Geschenk des Lebens zurückgeben hat und sie somit durchaus wieder schwanger werden konnte. Aus Sicht von Ham kann man also diesen "Hass" auf seinen Vater mehr als nur verstehen. 
 
	
		
	
	
		
		
			Schlussendlich werden Aronofsky-Jünger enttäuscht  aus dem Kino gehen, da die Opulenz den Inhalt übersteigt und Aronofsky  nur wenige stilistisch interessante Visualisierungen verwendet (u.a.  Bezug zum Schattentheater, Flickerflilm-Ästhetik). Alle anderen können  sich auf einen aufwendigen Monumentalfilm freuen, der interessante  Facetten der klassischen Geschichte offenbart und in Bezug auf  Charakterentwicklung vielen Vertretern dieses Genres überlegen ist.
		
		
	 
Ich bin selbst ein sehr großer 
Daren Aronofsky  Fan und bin nicht von dem Film enttäuscht worden. Zwar war es kein  Meisterwerk wie 
The Fountain,
 Pi oder 
Black Swan, aber immer noch ein  sehr guter Film der sich deutlich vom Mainstream abhebt, aber  wahrscheinlich, wie Du es ja auch siehst, dennoch ein paar Mainstream  Elemente bietet um den Film der breiten Masse etwas zugänglicher zu  machen. Die CGI Effekte waren natürlich sehr gut, aber genau die beiden  von Dir angesprochenen stilistischen Visualisierungen wie z.B. das  Schattentheater bzw. die Flickerfilm-Ästhetik haben mich mehr in ihren  Bann gezogen, als die sehr gut gemachten CGI Effekte. Wahrscheinlich  liegt es daran, das man die CGI Effekte bei so einem Film erwartet und  natürlich auch erwartet das sie gut sind. Aber gerade die Szenen mit dem  Schattentheater hatte ich so nicht erwartet und das fand ich einfach  nur genial. Mit dieser Einfachheit Dinge zu erzählen, den genau hier  wären wahrscheinlich unter einem anderen Regisseur, opulente Rückblenden  in der Geschichte gezeigt worden. Genau hier hätte man natürlich  epische Schlachtszenen zeigen können. Daher bin ich froh das Aronofsky  hier bewusst darauf verzichtet hat und sich für diese Variante  entschieden hat.
Auch das Ende fand ich sehr gut, da es zum einen  natürlich eine Art "Happy End" war, aber immerhin mit dem Beigeschmack  das Ham seinem Vater nicht verzeihen konnte und sich von der Familie  entfernt hat und Noah auch deutlich gezeichnet von diesem Weg war. 
Also ich für meinen Teil freue mich jedenfalls jetzt schon sehr auf eine Zweitsichtung im Heimkino. 
Wertung: 
8.5/10