AW: Joyride
Joyride
Geschrieben und produziert von
J.J. Abrams basiert dieser Film lose auf
Steven Spielbergs Debüt „Duell“. Die Prämisse über einen psychopathischen Truckfahrer ist gleich, aber während Spielberg seinen Film hat minimalistisch ausfallen lassen, womöglich lag es auch an seinen verfügbaren Mitteln, erweiterte Abrams das Geschehen um mehrere Komponenten: indem er zusätzliche Charakter hinzufügte, einschließlich einer Dreiecksbeziehung, mehr über die Hintergründe der Charaktere erzählte und schlussendlich dem Täter sogar ein Motiv für seine Verfolgung gab. Bei Spielberg ist die Situation pessimistischer, mysteriöser und schließlich reduziert auf den Kampf Mann gegen Mann. Wie es scheint versuchte Abrams die Handlung gewollt abgesteckter zu gestalten, Hintergründe zu liefern, sodass das Publikum nicht verunsichert droht, in einen offenen Film verloren zu gehen, wie es größtenteils bei „Duell“ der Fall ist. Der Hang Motive zu beleuchten, das ewige „Warum“ zu erörtern, alle Dinger erklären zu wollen, scheint beinahe ein Charakteristikum der letzten zwei Filmdekaden zu sein, was u.a. auch an den zahlreichen Prequels und Vorgeschichten zu deuten ist. Nur scheint die Suche nach dem Motiv in den Tiefen der Psychologie verloren zu gehen, sodass schlussendlich der Tatbestand meist auf einen „kranken“ Geist und der missglückten Integration in der Gesellschaft zurückgeführt wird.
So wirkt „Joyride“ nüchtern betrachtet und reduziert auf einen Psychopathen, der sich bei mehreren jungen Erwachsenen rächen will, beliebig, weil es sich nicht von dutzenden Rahmenhandlungen von Horrorfilmen und Slasher differenziert.
Doch das soll gar nicht unbedingt zu negativ aufgefasst werden, denn bei „Joyride“ handelt es sich um einen Thriller (und keinen Slasher, auch wenn Elemente davon vorhanden sind) und in diesem Punkt versteht es Regisseur
John Dahl sehr gut, großartige Suspense-Momente zu inszenieren und sich in dieser Hinsicht mehr bei
Hitchcock als bei Spielberg zu bedienen. So gelingt es ihm aus dem durchdachten, aber nicht innovativen Drehbuch, einen effektiven und spannenden Thriller zu kreieren, der aber allein aufgrund des Castings auf eine Teenager-Zielgruppe zugeschnitten zu sein scheint; Mit
Paul Walker, der zum damaligen Zeitpunkt gerade mit „
The Fast and the Furious" für Aufmerksamkeit sorgte,
Leelee Sobieski, die mit ihrem nuancierten erotisch-aufgeladenen Spiel die jugendliche Freiheit verkörpert und dem oftmals zu Unrecht unterschätzen
Steve Zahn, bot der Film gleich drei junge und hoffnungsvolle Talente, von denen aber später nur Paul Walker größerer Popularität erlangte.
Resümee: Stimmungsvoll und gut inszenierter Thriller mit einem adäquaten Schauspielensemble und einem sehr guten Timing, der aber aufgrund seiner stringenten und angepassten Art im Vergleich zu „Duell“ keine tiefe Fußspuren hinterlassen wird.