Abwärts (Downhill)

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Abwärts (Downhill)

Roddy ist durch und durch ein angehender Gentleman und ein wirklich guter Charakter. Er wird aber leider zu Unrecht beschuldigt ein Mädchen geschwängert zu haben und nimmt die Schuld trotzdem auf sich, um seinen besten Freund zu decken. Für ihn befürchtet er nämlich weitaus schlimmere Konsequenzen als für sich selbst. Dies ist allerdings ein Trugschluss, wie sich bald herausstellt, denn er befindet sich ab diesem Moment in einer nicht aufzuhaltenden Abwärtsspirale.

Der Vertrag mit Gainsborough Pictures lief nur noch 6 Monate, da Hitchcock bereits bei British International Pictures unterschrieben hatte. Durch den Erfolg von „Der Mieter“ versuchte man aber diese Zeit zu nutzen, weshalb es noch Auftragsarbeiten zu erledigen gab. Dadurch kam erneut eine Zusammenarbeit mit dem „Mieter“, Ivor Novello, zu Stande. Dieser schrieb bereits das Drehbuch für das Bühnenstück, was er bereits selbst im Theater spielte und nun im Film nochmal in die gleiche Rolle schlüpfte. Zeitgenössische Kritiken und auch Hitchcocks Meinung zum Film, decken sich auch mit meiner, nur eben 97 Jahre später. Der Stoff ist für einen Film einfach etwas langweilig. Hitchcock baute zwar einige wirklich starke Momente und Schauwerte mit ein, aber dennoch blieb der Film nur mäßig spannend bzw. unterhaltsam. Er verbleibt im melancholisch angehauchten Drama und springt eher episodenhaft dem Finale entgegen. Ivor Novello spielt die Rolle auch diesmal wirklich gut aber die Dinge, die passieren sind immer irgendwie absehbar, weshalb einfach keine Spannung entsteht. Der nächste Punkt ist die Spieldauer. Im Bereich 60 bis 70 Minuten, wäre der Film wahrscheinlich interessanter, da er lange auf Szenerien verweilt, die bereits klar sind. Aber 105 Minuten sind für diesen Inhalt einfach zu lang. An der Stelle noch ein Hinweis darauf, dass es im Netz eine Menge verschiedener Angaben zur Laufzeit gibt. Selbst bei „Schnittberichte“ wird die Laufzeit mit 84 Minuten angegeben. Die 105 stimmen aber definitiv, wie ich gestern am Player festgestellt habe. Ein weiteres Problem des Filmes, war für mich seine Musik. Man hört durchgehend ein Klavier, was per se erstmal interessant klingt, aber zuweilen geht es auch in nervtötend über. Das ist natürlich Geschmackssache, aber mir gefiel es phasenweise überhaupt nicht und das ist über die komplette Spieldauer schon ein Problem. Auffällig am Drehbuch anzumerken, ist die Perspektive auf die Frauen. Es gibt nämlich nicht eine einzige sympathische Frau im gesamten Film, von den Kurzauftritten der Mutter abgesehen. Dennoch setzt Hitchcock immer wieder tolle visuelle Reize, die vor allem in den letzten 20 Minuten zum Tragen kommen und den Film deutlich aufwerten. Auch zwischendrin gibt es immer wieder kleine Gimmicks, die einen bei der Stange halten. Der Lichteinfall im Café beispielsweise, ist tatsächlich sagenhaft und auch die Ideen, um die Figur zu isolieren sind klasse und eine der Ideen bekommen wir wesentlich später ein weiteres Mal in einem der Klassiker zu sehen. Trotzdem kann „Abwärts“ weder mit seinen Vorgängern mithalten, noch befindet sich der Film mit den Großtaten des Jahres 1927 im gleichen Fahrwasser.

Die Blu Ray: Da gibt es nicht viel zu sagen. Das Bild ist am Alter gemessen okay. Bonusmaterial ist auf der Disc nicht existent.
 
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Roddy ist durch und durch ein angehender Gentleman und ein wirklich guter Charakter. Er wird aber leider zu Unrecht beschuldigt ein Mädchen geschwängert zu haben und nimmt die Schuld trotzdem auf sich, um seinen besten Freund zu decken. Für ihn befürchtet er nämlich weitaus schlimmere Konsequenzen als für sich selbst. Dies ist allerdings ein Trugschluss, wie sich bald herausstellt, denn er befindet sich ab diesem Moment in einer nicht aufzuhaltenden Abwärtsspirale.
Es ist nur eine kurze Inhaltsangabe, aber alleine dieses Beispiel nehme ich nun einemal examplarisch für viele. Wenn man sich mit älteren Filmen beschäftigt kann man soviel interessantes Entdecken. Der eigentliche Grund, warum Roddy im Film dann der Schule verwiesen wird und in die Abwärtsspirale gerät, wird, zumindest aus meiner Sicht nicht zu 100% klar dargestellt. Den obwohl es sich hier um eine Schlüsselszene handelt arbeitete Hitchcock hier mit keine Texttafeln um den Grund aufzuklären. Im Interview zwischen Hitchcock und Truffaut spricht Truffaut hingegen von einem Diebstahl. Ich habe auch lange überlegt wie er darauf gekommen sein könnte und bin dann zu dem Schluss gekommen das in der Rückblende eben die kurze Szene mit der Registrierkasse und dem Geldschein zu sehen war. Aber da Hitchcock im Interview es weder bejaht noch verneint hat denke ich das es tatäschlich auch seine Intention war das man hier als Zuschauer selbst ins Rätseln gerät.

Die von Dir angesprochende und auch in einer anderen Quelle interpretierte Version, das Roddy die Schuld auf sich nimmt Mabel geschwängert zu haben, finde ich tatsächlich auch passender weil dies natürlich, auch hier wieder im Kontext zur Entstehungszeit des Filmes ein für mich nachvollziehbarer Grund gewesen ist das es so etwas "schlimmes" war und das wurde auch in der anderen Buchquelle so beschrieben, es ein Grund war der so unaussprechlich war, das Hitchcock hier auch bewusst auf eine Texttafel verzichtet hat. Was auch dafür spricht, das es dieser Grund war, ist die Tatsache das Mabel ja hier auch bewusst Roddy beschuldigt hat, vielleicht sogar in der Absicht das er sie dann zur Frau nimmt und sie somit ausgesorgt hätte, da die Eltern von Tilm ja nicht so gut finanziell aufgestellt waren. Auch das spricht für mich deutlich für diesen Grund. Aber keine der beiden Theorien ist im Film final geklärt worden.


Der Vertrag mit Gainsborough Pictures lief nur noch 6 Monate, da Hitchcock bereits bei British International Pictures unterschrieben hatte. Durch den Erfolg von „Der Mieter“ versuchte man aber diese Zeit zu nutzen, weshalb es noch Auftragsarbeiten zu erledigen gab. Dadurch kam erneut eine Zusammenarbeit mit dem „Mieter“, Ivor Novello, zu Stande.
Tatsächlich ist dies auch für mich einer der größten Pluspunkte, da auch hier Ivor Novello wieder sehr gut gespielt hat. Nur leider spürte man hier wieder etwas mehr, das es eben kein Hitchcock Film war, sondern eben eine Auftragsarbeit. Und ich glaube nicht das es daran lag das es nicht sein Genre war, das hat er später noch häufig bewiesen das er auch andere Genres sehr gut bedienen kann. Ich glaube einfach mittlerweile, das auch bei diesem Projekt Hitchcocks Motivation, da er ja geistig auch schon offenbar woanders war, da er bei British International Pictures unterschrieben hatte, diesen Film einfach nur noch irgendwie fertig bekommen wollte. Anders kann ich mir hier diesen extremen Qualitätsunterschied zu The Lodger nicht erlären.

Dieser schrieb bereits das Drehbuch für das Bühnenstück, was er bereits selbst im Theater spielte und nun im Film nochmal in die gleiche Rolle schlüpfte. Zeitgenössische Kritiken und auch Hitchcocks Meinung zum Film, decken sich auch mit meiner, nur eben 97 Jahre später. Der Stoff ist für einen Film einfach etwas langweilig.

Der nächste Punkt ist die Spieldauer. Im Bereich 60 bis 70 Minuten, wäre der Film wahrscheinlich interessanter, da er lange auf Szenerien verweilt, die bereits klar sind. Aber 105 Minuten sind für diesen Inhalt einfach zu lang.
Das ist für mich auch ein sehr großer Kritikpunkt. Der Film ist einfach viel zu lang! Ich hätte hier auch max. so 70 Minuten angesetzt, da wäre vieles glaube ich einfach etwas dynamischer gewesen.

Ein weiteres Problem des Filmes, war für mich seine Musik. Man hört durchgehend ein Klavier, was per se erstmal interessant klingt, aber zuweilen geht es auch in nervtötend über. Das ist natürlich Geschmackssache, aber mir gefiel es phasenweise überhaupt nicht und das ist über die komplette Spieldauer schon ein Problem.
Hier zitiere ich mal den guten Willy, der den Film 2011 im Zuletz gesehen Thread kurz reviewte:

AW: Zuletzt gesehen

Abwärts (Downhill)


Hier zeigt sich wie wichtig die Begleitmusik bei einem Stummfilm ist. Jetzt frage ich mich, warum Concorde den Film ohne Ton auf dem deutschen Markt veröffentlicht hat oder existiert keine Filmmusik zu diesem Film von Alfred Hitchcock? Bislang habe ich im Internet dazu keine Inforamtionen gefunden. Vielleicht weiß hier einer mehr?
Auf jeden Fall ist der Film in dieser Form unbewertbar!

Und jetzt, gearde durch das neu erworbene Wissen von Dir deadly, stelle ich jetzt einfach mal die These auf das für die Blu-ray einfach stumpft eine Klaviermusik dazugemischt wurde? So kam es mir nämlich häufig vor das man einfach irgend einem Studiomusiker den Auftrag gegeben hat einfach mal was zu dem Film zu spielen, vielleicht sogar ohne das er den Film vorher kannte. Den genauso hörte es sich auch für mich über große Teile des Filmes an das diese Klaviermusik meistens es nicht geschafft hat die im Bild gezeigten Emotionen zu unterstützten. Und da bin ich bei Willy, Filmmusik ist für jeden Fim immens wichtig!

Auffällig am Drehbuch anzumerken, ist die Perspektive auf die Frauen. Es gibt nämlich nicht eine einzige sympathische Frau im gesamten Film, von den Kurzauftritten der Mutter abgesehen.
Auch eine sehr interessante Beobachtung die mir auch extrem aufgefallen ist.

Auch bei der zweiten Frau - Julia -, wobei auch hier wieder die Quellen sich uneinig sind ob Roddy einfach nur eine Liaison mit ihr hatte, oder ob sie sogar verheiratet waren, wurd Roddy ja deutlich ausgenommen von ihr und die Erbschaft von 30.000 Pfund, was sicherlich 1927 eine nette Summe Geld war, hat offenbar nicht lange gereicht.

Der Lichteinfall im Café beispielsweise, ist tatsächlich sagenhaft und auch die Ideen, um die Figur zu isolieren sind klasse
Die Sequenz fand ich auch sehr stark und auch auf die Gefahr hin das ich mich jetzt lächerlich mache, aber die Dame zum Ende hin war doch ein Kerl oder? In meiner anderen Buchquelle wurde davon gesprochen das mit dem Lichteinfall ihr nicht so schönes Gesicht und ihr Damenbart deutlich zum vorschein kam, aber die Figur kam mir auch sehr männlich vor. Aber ich mag mich täuschen. Aber generell fand ich die ganze Sequenz sehr stark, ohne das helle Tageslicht hatte dieses Tanzlokal sogar einen etwas edleren Charme, aber als man die Dinge bei Licht sah, war nicht nur die Dame sehr ernüchternd.

Es gab aber noch zwei vier weitere Szenen die ich sehr stark fand!

1. Der Ganz zurück vom Direktor
Das fand ich sau stark inszeniert wie Roddy hier alleine rausging und durch densehr beeindruckende Schauplatz ging. Hat mir filmisch sehr gut gefallen.

2. Die Rolltreppe
Sah auch sehr gut aus, auch wenn Hitcock im Nachgang die Szene nicht so mag, ich fand sie gut wie man dann sinnbildlich sah wie Roddy mit der Rolltreppe abwärts zur U-Bahn gefahren ist.

3. Sein erster Job nach dem Rauswurf
Nachdem er der Schule verwiesen war, weil er für seine Freund die Schuld auf sich genommen hat, von seinem Vater als Lügner bezeichnet wurde und er dann von Zuhause weggegangen ist kommt ja dann dramaturgisch ein neues Kapitel und man sieht Roddy in einem Kellneroutfit. Hier denkt man, was ja auch absolut sinn macht da es eben eine Tätigkeit ist die man auch ohne große Ausbildung ausüben kann und die quasi auch immer schnell gefunden werden kann, das er halt als Kellner arbeitet. Wie dann aber die Kamera die Szene dann etwas mehr aufzoomt und man sieht das er auf einer Theaterbühne ist und Teil einer Revue ist, fand ich inszenatorisch sehr stark!

4. Die Traumsequenz zum Schluss
Die wurde auch in meiner Buchquelle sehr hervorgehoben, aber bereits bei meiner Sichtung sind mir genau dieselben Dinge aufgefallen. Üblicherweise stelle man damals in älteren Filmen Traumsequenzen meist mit einem nebulösen oder unscharfen Bild dar. Hitchcock ging hier aber einen gänzlich anderen weg. Der Traumszenen sind glasklar zu erkennen und dennoch schaffte es Hitchcock, in einem Stummfilm, dem Pupblikum klarzumachen das es eben ein "Fiebertraum" ist und es keine aktuell stattfindenen Ereignisse sind. Das fand ich auch sehr bemerkenswert.

Bei der Wertung bin ich, ähnilch wie bei Pleasure Garden, zwar auch nur bei einer 4/10, aber ich bereue es nicht den Film gesehen zu haben. Im Gegenteil er hat mich wieder, aus filmhistorischer Sicht, sehr unterhalten und zeigte mir wieder, wie wichtig mit Alfred Hitchcock ist und wieviel spaß es mir bereitet, nach der jeweiligen Filmsichtung im übrigen macht mir das auch richtig spaß nach der im Netz und in anderen Büchern immer dann über den jeweiligen Film etwas nachzulesen. Das mache ich natürlich auch bei anderen älteren Filmen sehr gerne, weil es da einfach auch noch etwas zu entdecken gibt. Bei vielen aktuellen Filmen hingegen habe ich garkeine Lust mehr mich nach dem Film noch großartig mit dem Film zu beschäftigen. Natürlich gibt es auch hier, zum Glück, noch ein paar Ausnahmen, aber in Summe macht mir dies bei älteren Filmen deutlich mehr Spaß. Und bei Hitchcock gibt es da wirklich noch sehr viel zu entdecken.
 

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Es ist nur eine kurze Inhaltsangabe, aber alleine dieses Beispiel nehme ich nun einemal examplarisch für viele. Wenn man sich mit älteren Filmen beschäftigt kann man soviel interessantes Entdecken. Der eigentliche Grund, warum Roddy im Film dann der Schule verwiesen wird und in die Abwärtsspirale gerät, wird, zumindest aus meiner Sicht nicht zu 100% klar dargestellt. Den obwohl es sich hier um eine Schlüsselszene handelt arbeitete Hitchcock hier mit keine Texttafeln um den Grund aufzuklären. Im Interview zwischen Hitchcock und Truffaut spricht Truffaut hingegen von einem Diebstahl.
Das hatte mich auch absolut irritiert und ich kann mir da bislang keinen Reim drauf machen.
Ich habe auch lange überlegt wie er darauf gekommen sein könnte und bin dann zu dem Schluss gekommen das in der Rückblende eben die kurze Szene mit der Registrierkasse und dem Geldschein zu sehen war. Aber da Hitchcock im Interview es weder bejaht noch verneint hat denke ich das es tatäschlich auch seine Intention war das man hier als Zuschauer selbst ins Rätseln gerät.
Ich weiß es tatsächlich nicht. Ich war eigentlich direkt bei "Schwangerschaft" und das sie sich den mit dem größeren Vermögen ausgesucht hat. Für mich war das relativ klar und machte auf mich auch den meisten Sinn. Vielleicht ein Übersetzungsfehler im Buch? Zumindest habe ich im Netz einen Hinweis gefunden, dass sich andere Leute Ähnliches gefragt haben. Anscheinend sollen die Worte im Französischen recht ähnlich sein, weshalb man an dieser Stelle von einem Missverständnis ausgeht.
Die von Dir angesprochende und auch in einer anderen Quelle interpretierte Version, das Roddy die Schuld auf sich nimmt Mabel geschwängert zu haben, finde ich tatsächlich auch passender weil dies natürlich, auch hier wieder im Kontext zur Entstehungszeit des Filmes ein für mich nachvollziehbarer Grund gewesen ist das es so etwas "schlimmes" war und das wurde auch in der anderen Buchquelle so beschrieben, es ein Grund war der so unaussprechlich war, das Hitchcock hier auch bewusst auf eine Texttafel verzichtet hat. Was auch dafür spricht, das es dieser Grund war, ist die Tatsache das Mabel ja hier auch bewusst Roddy beschuldigt hat, vielleicht sogar in der Absicht das er sie dann zur Frau nimmt und sie somit ausgesorgt hätte, da die Eltern von Tilm ja nicht so gut finanziell aufgestellt waren. Auch das spricht für mich deutlich für diesen Grund. Aber keine der beiden Theorien ist im Film final geklärt worden.
Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, erwähnte Mabel aber das der Vater von Roddy ja sehr reich wäre, was eben dafür spricht, das dieser dann zahlen kann. Bei einem Diebstahl würde Roddy als Auswahl keinen Sinn ergeben, da er ja bereits reich ist und dies unglaubwürdig erscheinen würde.

Tatsächlich ist dies auch für mich einer der größten Pluspunkte, da auch hier Ivor Novello wieder sehr gut gespielt hat. Nur leider spürte man hier wieder etwas mehr, das es eben kein Hitchcock Film war, sondern eben eine Auftragsarbeit. Und ich glaube nicht das es daran lag das es nicht sein Genre war, das hat er später noch häufig bewiesen das er auch andere Genres sehr gut bedienen kann.
Das er einen deutlich stärkeren Hang zum Thriller hat, hat er bei "The Lodger" allerdings direkt bewiesen.
Ich glaube einfach mittlerweile, das auch bei diesem Projekt Hitchcocks Motivation, da er ja geistig auch schon offenbar woanders war, da er bei British International Pictures unterschrieben hatte, diesen Film einfach nur noch irgendwie fertig bekommen wollte. Anders kann ich mir hier diesen extremen Qualitätsunterschied zu The Lodger nicht erlären.
Ich denke tatsächlich nicht, das es hier an Motivation gemangelt hat, da er technisch sehr viele Einfälle hatte. Ich denke das der Plot einfach nicht viel hergab.
Das ist für mich auch ein sehr großer Kritikpunkt. Der Film ist einfach viel zu lang! Ich hätte hier auch max. so 70 Minuten angesetzt, da wäre vieles glaube ich einfach etwas dynamischer gewesen.
Das hätte Hitch allerdings selbst erkennen müssen. Er ist wirklich zu lang.
Und jetzt, gearde durch das neu erworbene Wissen von Dir deadly, stelle ich jetzt einfach mal die These auf das für die Blu-ray einfach stumpft eine Klaviermusik dazugemischt wurde? So kam es mir nämlich häufig vor das man einfach irgend einem Studiomusiker den Auftrag gegeben hat einfach mal was zu dem Film zu spielen, vielleicht sogar ohne das er den Film vorher kannte. Den genauso hörte es sich auch für mich über große Teile des Filmes an das diese Klaviermusik meistens es nicht geschafft hat die im Bild gezeigten Emotionen zu unterstützten. Und da bin ich bei Willy, Filmmusik ist für jeden Fim immens wichtig!
Absolut! Musik ist total wichtig. Gut vorstellbar, das es für den Film nie eine echte Musik gab. Das Geklimper war für mich echt unpassend, allerdings dennoch nicht auszuschlie0ßen, da viele Scores für das Klavier geschrieben wurden, sofern der Film lediglich in kleineren Kinos lief. Bei "Metropolis" beispielsweise hat Huppertz die Musik einmal für das große Orchester geschrieben aber zusätzlich auch für ein kleines Orchester, damit die Musik in verschiedenen Kinos laufen konnte..
Auch bei der zweiten Frau - Julia -, wobei auch hier wieder die Quellen sich uneinig sind ob Roddy einfach nur eine Liaison mit ihr hatte, oder ob sie sogar verheiratet waren, wurd Roddy ja deutlich ausgenommen von ihr und die Erbschaft von 30.000 Pfund, was sicherlich 1927 eine nette Summe Geld war, hat offenbar nicht lange gereicht.
Ich glaube sie waren verheiratet.
Die Sequenz fand ich auch sehr stark und auch auf die Gefahr hin das ich mich jetzt lächerlich mache, aber die Dame zum Ende hin war doch ein Kerl oder? In meiner anderen Buchquelle wurde davon gesprochen das mit dem Lichteinfall ihr nicht so schönes Gesicht und ihr Damenbart deutlich zum vorschein kam, aber die Figur kam mir auch sehr männlich vor. Aber ich mag mich täuschen. Aber generell fand ich die ganze Sequenz sehr stark, ohne das helle Tageslicht hatte dieses Tanzlokal sogar einen etwas edleren Charme, aber als man die Dinge bei Licht sah, war nicht nur die Dame sehr ernüchternd.
Ich glaube, dass es eine Frau war. Hatte ich zumindest so in einer Quelle gelesen. Aber die Sequenz war ein absolutes Highlight im Film.
Es gab aber noch zwei vier weitere Szenen die ich sehr stark fand!

1. Der Ganz zurück vom Direktor
Das fand ich sau stark inszeniert wie Roddy hier alleine rausging und durch densehr beeindruckende Schauplatz ging. Hat mir filmisch sehr gut gefallen.
Ja, absolut. Dadurch wurde die Figur richtig klein und einsam. Ganz tolle Bildsprache.
2. Die Rolltreppe
Sah auch sehr gut aus, auch wenn Hitcock im Nachgang die Szene nicht so mag, ich fand sie gut wie man dann sinnbildlich sah wie Roddy mit der Rolltreppe abwärts zur U-Bahn gefahren ist.
Als London Fan fand ich die Sequenz ebenfalls super, weil viele Stationen noch Original sind und ebenfalls die Wände immer noch für Werbeplakate, oftmals Filmplakate, verwendet werden. Mir gefiel die Sequenz. Ebenso im Aufzug, als er in Großaufnahme auf "Down" drückt.
3. Sein erster Job nach dem Rauswurf
Nachdem er der Schule verwiesen war, weil er für seine Freund die Schuld auf sich genommen hat, von seinem Vater als Lügner bezeichnet wurde und er dann von Zuhause weggegangen ist kommt ja dann dramaturgisch ein neues Kapitel und man sieht Roddy in einem Kellneroutfit. Hier denkt man, was ja auch absolut sinn macht da es eben eine Tätigkeit ist die man auch ohne große Ausbildung ausüben kann und die quasi auch immer schnell gefunden werden kann, das er halt als Kellner arbeitet. Wie dann aber die Kamera die Szene dann etwas mehr aufzoomt und man sieht das er auf einer Theaterbühne ist und Teil einer Revue ist, fand ich inszenatorisch sehr stark!
Die ist einfach nur arschgeil. Da war ich ebenso verblüfft und fand die Kellnerei einfach realistisch. Dann erst kam das Gesamtbild. Das war ein ganz starker Einfall, weshalb ich wie weiter oben erwähnt, nicht an fehlende Motivation glaube.

4. Die Traumsequenz zum Schluss
Die wurde auch in meiner Buchquelle sehr hervorgehoben, aber bereits bei meiner Sichtung sind mir genau dieselben Dinge aufgefallen. Üblicherweise stelle man damals in älteren Filmen Traumsequenzen meist mit einem nebulösen oder unscharfen Bild dar. Hitchcock ging hier aber einen gänzlich anderen weg. Der Traumszenen sind glasklar zu erkennen und dennoch schaffte es Hitchcock, in einem Stummfilm, dem Pupblikum klarzumachen das es eben ein "Fiebertraum" ist und es keine aktuell stattfindenen Ereignisse sind. Das fand ich auch sehr bemerkenswert.
Die Szene hat mir ebenfalls gefallen. Echt schade, das der Film dramaturgisch einfach nicht besser war.
Bei der Wertung bin ich, ähnilch wie bei Pleasure Garden, zwar auch nur bei einer 4/10, aber ich bereue es nicht den Film gesehen zu haben. Im Gegenteil er hat mich wieder, aus filmhistorischer Sicht, sehr unterhalten und zeigte mir wieder, wie wichtig mit Alfred Hitchcock ist und wieviel spaß es mir bereitet, nach der jeweiligen Filmsichtung im übrigen macht mir das auch richtig spaß nach der im Netz und in anderen Büchern immer dann über den jeweiligen Film etwas nachzulesen. Das mache ich natürlich auch bei anderen älteren Filmen sehr gerne, weil es da einfach auch noch etwas zu entdecken gibt. Bei vielen aktuellen Filmen hingegen habe ich garkeine Lust mehr mich nach dem Film noch großartig mit dem Film zu beschäftigen. Natürlich gibt es auch hier, zum Glück, noch ein paar Ausnahmen, aber in Summe macht mir dies bei älteren Filmen deutlich mehr Spaß. Und bei Hitchcock gibt es da wirklich noch sehr viel zu entdecken.
So macht mir das auch am meisten Spaß. Der Film selbst ist Zwei/Drittel der Strecke aber die Recherche danach ist eben für mich auch sehr wertvoll. Inzwischen kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, so einen Film einzulegen und nach dem Ende einfach auf was Anderes schalten oder stupide den nächsten einzulegen. Zum Glück ist mir "das stumpfe Schauen" im Lauf der Zeit völlig abhanden gekommen. Außer der Film hat mich nur mäßig interessiert bzw. hatte keinen Einfluss auf die Filmhistorie. Dann vergesse ich die Filme schnell wieder und beschäftige mich nicht damit.
 

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Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, erwähnte Mabel aber das der Vater von Roddy ja sehr reich wäre, was eben dafür spricht, das dieser dann zahlen kann. Bei einem Diebstahl würde Roddy als Auswahl keinen Sinn ergeben, da er ja bereits reich ist und dies unglaubwürdig erscheinen würde.
Genau das ist der Punkte der dies für mich auch nur logisch erscheinen lässt. So oder so war Mabel kein netter Mensch und es würde daher auch zu ihr passen das sie es eher Roddy anhängen wollte um halt Geld zu bekommen. Aber dieser Plan ging nicht auf.

Ich denke tatsächlich nicht, das es hier an Motivation gemangelt hat, da er technisch sehr viele Einfälle hatte. Ich denke das der Plot einfach nicht viel hergab.
Vielleicht war es von mir auch blöd formuliert. Die angesprochenen Szenen, welche ich ja selbst sehr stark finde, sprechen natürlich absolut dagegen das er hier nicht mehr die nötige Motivation hatte. Aber irgendwas muss es doch gewesen sein, weil ich mir irgendwie auch nicht vorstellen konnte das er nicht gemerkt hat das der Film zu lang ist.

Ich glaube sie waren verheiratet.
Tatsächlich denke ich dies auch. Gerade die Szene in der sie sich dann getrennt haben und er sie aus der Wohnung rauswerfen wollte und sie dann nur zu ihm meinte das er diese doch auf sie überschrieben hätte, zeigte mir dies eigentlich schon deutlich. Aber es ist eben eine Erzählstruktur wo vieles auch Interpretationssache ist, aber in dem Fall würde ich auch viel eher auf eine Ehe schließen.

Die ist einfach nur arschgeil. Da war ich ebenso verblüfft und fand die Kellnerei einfach realistisch. Dann erst kam das Gesamtbild. Das war ein ganz starker Einfall, weshalb ich wie weiter oben erwähnt, nicht an fehlende Motivation glaube.
Absolut. Diese Szene ist in vielerlei Hinsicht einfach genial verfilmt. Hitchcock spielt hier mit dem Zuschauer, weil nach dem zuvorgesehenen man ja auch sofort glauben würde das Roddy sich sein Geld als Kellner verdienen muss. Ganz ehrlich, ich glaube bei dem Storytelling zuvor kam niemand darauf das er in einer Revue mitspielt.

So macht mir das auch am meisten Spaß. Der Film selbst ist Zwei/Drittel der Strecke aber die Recherche danach ist eben für mich auch sehr wertvoll. Inzwischen kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, so einen Film einzulegen und nach dem Ende einfach auf was Anderes schalten oder stupide den nächsten einzulegen. Zum Glück ist mir "das stumpfe Schauen" im Lauf der Zeit völlig abhanden gekommen.
Es macht das Ganze ja auch in den meisten Fällen nochmal absolut runder. Man erfährt vieles und sieht dadurch vieles auch nochmal anders im Nachgang bzw. weiß es noch mehr zu schätzen.

Außer der Film hat mich nur mäßig interessiert bzw. hatte keinen Einfluss auf die Filmhistorie. Dann vergesse ich die Filme schnell wieder und beschäftige mich nicht damit.
Ja das handhabe ich bei vielen aktuellen Filmen so. Sie unterhalten mich, aber selten habe ich lust mehr über die Entstehung zu erfahren.
 

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Genau das ist der Punkte der dies für mich auch nur logisch erscheinen lässt. So oder so war Mabel kein netter Mensch und es würde daher auch zu ihr passen das sie es eher Roddy anhängen wollte um halt Geld zu bekommen. Aber dieser Plan ging nicht auf.
Zumindest war das genau mein Eindruck.
Vielleicht war es von mir auch blöd formuliert. Die angesprochenen Szenen, welche ich ja selbst sehr stark finde, sprechen natürlich absolut dagegen das er hier nicht mehr die nötige Motivation hatte. Aber irgendwas muss es doch gewesen sein, weil ich mir irgendwie auch nicht vorstellen konnte das er nicht gemerkt hat das der Film zu lang ist.
Das werden wir wohl nicht mehr in Erfahrung bringen können. Möglicherweise war er eng ans Drehbuch gebunden, welches ja von Novello selbst stammte.
Tatsächlich denke ich dies auch. Gerade die Szene in der sie sich dann getrennt haben und er sie aus der Wohnung rauswerfen wollte und sie dann nur zu ihm meinte das er diese doch auf sie überschrieben hätte, zeigte mir dies eigentlich schon deutlich. Aber es ist eben eine Erzählstruktur wo vieles auch Interpretationssache ist, aber in dem Fall würde ich auch viel eher auf eine Ehe schließen.
Sehr gut beobachtet. Genau das ist die Szene die für mich deutlich machte, das sie verheiratet sind.
Absolut. Diese Szene ist in vielerlei Hinsicht einfach genial verfilmt. Hitchcock spielt hier mit dem Zuschauer, weil nach dem zuvorgesehenen man ja auch sofort glauben würde das Roddy sich sein Geld als Kellner verdienen muss. Ganz ehrlich, ich glaube bei dem Storytelling zuvor kam niemand darauf das er in einer Revue mitspielt.
Ja, die Szene wird haften bleiben. Die ist wirklich fantastisch. Nur zur Erinnerung: Wir unterhalten uns gerade über einen Film von 1927. :lol:
Es macht das Ganze ja auch in den meisten Fällen nochmal absolut runder. Man erfährt vieles und sieht dadurch vieles auch nochmal anders im Nachgang bzw. weiß es noch mehr zu schätzen.
Ja es ist aufregend in Filmgeschichte zu stöbern. Das waren alles Pioniere, die mit viel Kreativität den Stein ins Rollen brachten. Da lohnt es sich einfach, noch ein wenig nachzulesen.
Ja das handhabe ich bei vielen aktuellen Filmen so. Sie unterhalten mich, aber selten habe ich lust mehr über die Entstehung zu erfahren.
Ist da ja auch manchmal recht schwierig. "Mr. Snyder, wie haben Sie das gemacht?" Ja, ich stellte die Darsteller vor die Greenscreen und fügte sie dann in das progammierte Bild ein."
 
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