Zwischen gestern und morgen
Michael Rott kommt nach dem zweiten Weltkrieg zurück in die Heimat. 10 Jahre zuvor flüchtete er in die Schweiz und verbrachte die Jahre des Kriegs dort. Er möchte unbedingt wieder im Hotel Regina in München wohnen, welches sich in einem halb zerstörten Zustand befindet. Es sind aber nicht nur nostalgische Gefühle, die ihn in dieses Hotel zurückbringen, von dem aus er seine überstürzte Flucht vor der Gestapo in die Schweiz startete. Es dreht sich eher um Annette, die er in dieser unheilvollen Nacht zurücklassen musste, obwohl sich gerade eine Liebesgeschichte mit ihr entwickelte. Auch wenn ihn verschiedene Leute vor Ort noch kennen, fühlt er sich dort alles andere als Willkommen. Er spürt eine gewisse Ablehnung, da er die Jahre in der schönen Schweiz verbrachte, während sie die Wirren des Krieges ertrugen. Zusätzlich wird er als Dieb angesehen, da in der Nacht eine Kette verschwand, die er wohl als letzte Person im Besitz hatte, auch wenn sie ihm nicht gehörte. 
Wow! Harald Braun hat 1947 diesen überaus beeindruckenden Film abgeliefert, der gleich in mehreren Bereichen begeistern kann. Optisch befindet man sich wieder im deutschen Expressionismus oder eben für die Zeit angemessen, im film noir. Das zerstörte München, in dem man aus den Trümmern die Frauenkirche herausragen sieht, ist zudem eine äußerst beeindruckende Kulisse, die auch als Spiegelbild von manchen Charakteren fungiert. Unweigerlich ist man partiell an "Der dritte Mann" erinnert.  Innerhalb dieser fantastischen Optik gibt es aber auch eine brillant erzählte Geschichte, die viel mit Rückblenden und Perspektivwechseln arbeitet, bis man am Ende die ganze Geschichte der Nacht von 1937 vor Augen hat. Dabei auch noch einen Blick auf den "Butterfly Effect", der in diesem Fall beleuchtet, welche gravierenden Auswirkungen eine kleine, harmlose Zeichnung haben kann. Wenn man sich zudem noch ein wenig mit den Darstellern beschäftigt, kann man obendrein auch noch ein paar Sätze herauslesen, die stellvertretend für ihre eigene Situation platziert wurden.  Wenn Sybille Schmitz beispielsweise im Film davon spricht, dass sie seit 3 Jahren nicht mehr hier gewesen ist und sich darüber freut, dass sie noch nicht vergessen wurde, kann das auch schonmal für einen Kloß im Hals sorgen. Sogar noch mehr, wenn man ihre Rolle im Film, mit den letzten Jahren ihres Lebens verbindet.  Der Film arbeitet aber auch ansonsten gerne mit Metaphern und ist wirklich hintergründig. In der Rolle der toll aufspielenden Hildegard Knef, sehe ich beispielsweise die Frauenkirche, die stark aus den Trümmern ragt. Der Film wimmelt von diesen leisen Untertönen und ist einfach großartig geschrieben. Wenn man sich für den sogenannten Trümmerfilm interessiert, kann und darf man an "Zwischen gestern und Morgen" keinesfalls vorbei gehen. Das phänomenale Bild der Blu Ray von Filmjuwelen erleichtert dies ungemein.