AW: Wolf Creek
Kritik von Vince
WOLF CREEK
Ich bin zufrieden. Nicht mehr - nicht weniger.
Das Lob für die Darsteller und die ausführliche Charakterzeichnung durch die erste Filmhälfte, das man überall lesen kann, ist zwar ein wenig übertrieben, menschlich sind die Hauptdarsteller aber dennoch endlich mal und damit auch greifbar, was sie für die zweite Hälfte, in der es ihnen an den Kragen geht, wertvoller macht.
Der geradezu beiläufige Übergang vom Ausflugs- zum Terrorfilm ist brillant; kein plötzlicher Klimax, einfach nur eine Schwarzblende und ein Aufwachen in einer neuen Situation, die scoretechnisch auch überhaupt nicht herausgehoben wird. Authentischer kann man eine solch unverhoffte Situation nicht wiedergeben. Dann fängt das Spiel mit den Genremechanismen an: Ist der Junge traditionellerweise schon das erste Opfer? Wird die abgehärtetere der beiden Frauen den Horror überleben und ist die aufgelöste Heulsuse durch ihr Gekreische nicht ein dankbares Geschenk für den Psychopathen? Überwiegend gelingt ein überraschender Fortgang der Geschehnisse, weil man sich am Realismus orientiert und fast immer den Weg wählt, der gerade am logischsten erscheint. So ganz lassen sich die Terrorfilm-Klischees aber nicht abstellen und so zweifelt man - wie so oft - ernsthaft am gesunden Menschenverstand der Opfer, die es sich nicht selten viel einfacher hätten machen können.
Das australische Outback punktet freilich mit unverbrauchten Landschaften und einem Spiel mit der Weite, wie man es seit "Hitcher" nicht mehr gesehen hat. Der Killer ist ein richtig fieses Ekel und doch spart der Streifen mit Blut, wo er kann. Auf den Pfaden von "Saw" und "Hostel" ist man nicht und das ist gut so.
Intensiver, gemeiner kleiner Terrorbeitrag also, der hier und da noch etwas konsequenter hätte sein müssen, um vollends zu überzeugen. Auch der Anspruch auf einen realen Background ist mehr als zweifelhaft. Ansonsten aber gehen die sieben von zehn noch nicht abgeschnittenen Finger nach oben.
7/10