Wenn im Kino das Licht ausgeht...

Willy Wonka

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Ich habe vor kurzem einen schönen Artikel/Essay zur Faszination des Kinos gelesen, welcher mir bei meiner eigenen Rezeption von Filmen Fragen aufgeworfen hat.

Wer keine Lust oder Zeit hat den ganzen Artikel zu lesen, kann sich dennoch den unten stehenden Thesen und Fragen zum allgemeinen Filmkonsum äußern und vielleicht entsteht daraus eine interessante Diskussion. :)

Warte bis es dunkel wird

Geht im Kino das Licht aus, ist alles möglich: Das Schönste. Und das Schrecklichste

von Georg Seeßlen

Jeder Mensch hat seinen eigenen Weg von der Wirklichkeit zu den Bildern. Meiner führt durch den suggestiven Raum alpenländischer Nachteinbrüche. Als Kind bin ich viel herumgekommen in den Hochwäldern, zu jenen dämmrigen Stunden zwischen Tag und Traum, in denen Bilder und Geräusche weder ganz wirklich noch pure Einbildungen sind. Die Erwachsenen erklären einem zwar den natürlichen Ursprung der fantastischen Bilder und Töne: So schreit ein Uhu, so sieht ein kleiner Felsvorsprung aus. Aber da ist man vielleicht schon hoffnungslos verloren an jenen träumerischen Augenblick, in dem die Empfindungen sich vom sicheren Innen ins vage Außen verlagern. So ist das im Wald, ganz anders allerdings in der Stadt. Hier sind die Straßen schwarz nicht vom Dunkel der Nacht allein, hat Raymond Chandler gesagt. In den hellen Straßen ist immer etwas los, in den dunklen kann einem allerhand passieren. Das schöne Schwarz indes – das Verschwinden der Konturen der Wirklichkeit und der Eintritt in die Welt der wahren Bilder –, dieses glückliche, schaurige Schwarz meiner Kindheit habe ich erst im Kino wiedergefunden.
Das Kino ist ein trügerischer Ort, der seinen pompösen oder modernen, seinen barocken oder technologischen Glanz nur zu einem einzigen Zweck hat: radikal zu verschwinden. Alles, was man im Kino sieht, verspricht, binnen kurzem unsichtbar zu werden. Wenn im Kino das Licht ausgeht, ist der Augenblick der größten Spannung bereits erreicht. Man schaltet sich selbst gewissermaßen aus, und manchmal bemerkt man an den Menschen neben einem, wie unterschiedlich schwierig das ist, sich nach innen zu verschließen und nach außen zu öffnen. Da kämpft einer noch mit seinen Alltagssorgen, da hat eine andere ihr Mitteilungsbedürfnis noch nicht gestillt, da greift jemand sichernd nach der Sessellehne. Früher konnte man dann ein Shhht! hören. Ja, früher! Es wird dunkel, und das heißt auch: Es soll still werden. Im Theater ist das eine Sache von Kultur, Respekt und Kennerschaft. Im Kino ist es eine Sache auf Leben und Tod. Denn wer in den nächsten zwei Stunden den Weg durch die Dunkelheit auf die Leinwand nicht findet, für den werden sie zu einer großen Qual.
Darum ist das Lichtausmachen im Kinosaal eine Sache, die ästhetisches Empfinden und, ja, Zärtlichkeit erfordert. Ein rabiates Auslöschen ist wie ein Tritt gegen das Schienbein. Doch wird der Augenblick der Verdunkelung zu sehr ausgedehnt, erscheint sie uns als künstliche Verzögerung. Hat eigentlich mal jemand die ideale Dauer für das Verdunkeln der Alltagswelt im Kino festgelegt?
Wenn im Kino das Licht ausgeht, ist das der Moment eines Übergangs. Alles ist möglich, das Schönste und das Schrecklichste. Man ist nicht mehr ganz hier und noch nicht dort. So gerät man in einen kurzen, aber heftigen Wahrnehmungsrausch. Man müsste jetzt die ganze Welt so ansehen können wie in dem Moment, wenn die Seele hinaus in die Traumsphäre gezogen wird. Unsere Rückkehr allerdings ist gewiss, das feit uns gegen die kleine Todesangst, die im Lichterverlöschen stecken mag. Ich sterbe vorläufig, um im Film wiedergeboren zu werden, als Held, als Kamera, als filmisches Subjekt. Doch manchmal ist der Traum schon nach den ersten fünf Minuten Film vorbei. Wenn man merkt, dass die imaginäre Welt sich nach denselben dummen, langweiligen Regeln bewegt wie die draußen. Dann wird die Dunkelheit lastend und zäh.
Ein Film ist ein Lichtspiel, das sich des großen Momentes des Dunkelwerdens als würdig erweisen muss. Wir könnten uns einen Menschen erfinden, der ins Kino geht, nur um den Augenblick des Dunkelwerdens zu erleben und den Saal dann schnell, bevor der Film beginnt, zu verlassen, weil er jetzt in der Lage ist, die Welt wie im Kino zu sehen.
Je größer, mutiger, verzweifelter oder unverschämter Filme werden, desto mehr handeln sie auch von der Dunkelheit. Im besten Fall sehen wir Helden, die sie besiegen. Manchmal aber greift das böse Schwarz auf der Leinwand das schöne Schwarz unserer Kino-Wahrnehmung an. Im expressionistischen Film, im Horrorfilm, im Film noir wird das dämonische Film-Schwarz zum schrecklichen Spiegel unseres wohligen Kino-Schwarz. Wir sind drauf und dran, zu bereuen, dass wir uns der Dunkelheit anvertraut haben. Schnell zurück in die Wirklichkeit, wo ist ein Licht?
Horror- oder Heimatfilm? Die schlimmste Strafe ist die Farbe Grau

Kein Wunder, dass zu den schönsten und zu den scheusslichsten Erfahrungen im Kino Filme gehören, bei denen Worte wie Dunkelheit oder Nacht schon im Titel vorkommen. Natürlich hat man den Mummenschanz in den Geschichten von reitenden Leichen, von Dracula, King Kong und vom Kettensägenmassaker in Texas schnell durchschaut. Doch wir sehen auch Dinge, die nie eine Kamera gefilmt hat, Dinge, die ein tückischer Beleuchter aus dem Schattenreich unserer Imagination heraufbeschwört. Von den Nächten mit Maud oder den Nächten der Cabiria muss man in diesem Zusammenhang nicht viel sprechen. Da geht es um Frauen, die ihren Glanz gegen alle Finsternis bewahren. Aber je mehr sie strahlen, desto dunkler wird der Rest der Welt.
Eine größere Strafe als das Grau hat das Kino nicht. Als die McCarthyisten in Hollywood den Film noir verbieten ließen, wurde der amerikanische Film in den fünfziger Jahren grau und genau. Jetzt sah man nicht mehr nur das, was möglich war, sondern hauptsächlich das, was wirklich da war. Das meiste davon war Schmutz. Einer der schönsten Filme über die Dunkelheit hingegen, an der Schnittstelle von Märchen und Horror, ist der einzige Film, den Charles Laughton gedreht hat: Die Nacht des Jägers. Robert Mitchum spielt einen bösen, seelenkranken Prediger, der Witwen und Kinder ermorden will. Einmal reitet er in der Nacht an einem Fluss entlang, und auf dem Wasser treiben die Kinder, die er verfolgt, in einem Boot, und am Rande des Waldes sieht man die Schatten der Tiere, der Vögel und der Schafe. Und da weiß man, wie viele Arten von Schwarz in einem Bild vorkommen können. Oder in einer Empfindung. Mitchum bringt die Dunkelheit in die Träume der Kinder wie Karlheinz Böhm in Peeping Tom das mörderische Licht seiner Kamera in die Träume der Frauen bringt. Durch die Dunkelheit zum Licht oder durchs Licht in die Finsternis – im Kino geht es immer um zu viel Sehen oder zu wenig.
Filme, in denen viel Dunkelheit vorkommt, stehen immer in Gefahr, verrückt zu werden. Ganz schrecklich dagegen sind Filme ohne Dunkelheit. Nicht erst seit der Übernahme durch die Nazis war die Ufa eine Maschine zur Zerstörung der Dunkelheit. So wie ihre Filme nichts ungesagt lassen konnten, so konnten sie auch nichts ungezeigt lassen. Sie spielten in einer Welt, in der es nichts zu verbergen gab, es gibt aber eigentlich auch nichts zu sehen, wenn alles gleichmäßig erleuchtet ist. Eine Welt ohne Dunkelheit hat keine Träume, keine Erfahrung und keine Zukunft.
Auch im deutschen Nachkriegskino liebte man die dunklen Filme nicht. Hier sind es vor allem ein paar ganz schwarze Filme, die das Kinoarchiv aus dieser Zeit überliefert, mit Titeln wie Nachts, wenn der Teufel kam. Im Heimatfilm allerdings waren die Teufel höchstens Wilderer und Schmuggler, die man erschießen konnte. Richtig Nacht wurde es im Kino nur in Paris, Rom, New York oder Chicago. Dort herrschte die helle Gewalt der Neurose oder die dunkle Gewalt des Psychotischen. Aber was gegen die Dunkelheit immer noch half, war das Erzählen und Singen. Lillian Gish macht das vom Sternenhimmel herab in Die Nacht des Jägers: Und sie singt auch in John Hustons sehr, sehr nächtlichem Western Denen man nicht vergibt. Da lässt sie sich ein Klavier in die Nacht hinausstellen, und ihre Melodie ist die letzte Barriere gegen die Finsternis, die Einsamkeit und die Indianer, die ihre Kinder holen wollen. Wenn in einem guten Western die Nacht hereinbricht, dann wissen wir, dass das, was am Tag geschehen ist, zum Teil gar nicht wahr war.
Die besten Horrorfilme und die besten Gangsterfilme sind Filme, die von der Suggestion der Nacht und von ihrer Überwindung erzählen. Vampire und Gangster huschen durchs Dunkel, doch ein Lichtstrahl kann sie alle töten: Nosferatu und Dracula, James Cagney und Edward G. Robinson. Schon lange bevor in den Star Wars und bei James Bond mit Laserstrahlen gekämpft wurde, war im Kino das Licht eine tödliche Waffe zur Bekämpfung der Träume.
Bei Alfred Hitchcock aber wird das Offensichtliche zum Grauenvollen. Nun kommt es nicht mehr auf die Bilder, sondern auf den Blick an. So streift sich der Polizist in Psycho die schwarzen Gläser der Sonnenbrille über. In Martin Scorseses Nachtfilm Bringing Out The Dead droht ein Polizist beständig damit, seine Sonnenbrille abzunehmen – dann, und nur dann, behauptet er, werde er wirklich böse. Die Sonnenbrille ist eine richtige Antwort auf die falsche Wirklichkeit in The Matrix, und Men in Black dreht die Verhältnisse endgültig um: Kinoheroen sind nicht mehr strahlende Helden, die Licht ins Dunkel bringen, sondern coole Kerle, tröstliches Schwarz in einer grellen Welt.
Natürlich hat die Dunkelheit nicht erst seit Hitchcock ihre Reinheit verloren. Im Farbfilm gibt es unendlich viele Formen des Sichtbaren und des Unsichtbaren. Die Welt kann unsichtbar rot oder unsichtbar blau werden, während das Schwarz letzte verlässliche Klarheit verspricht. In einem Film von David Lynch ist etwas umso trügerischer, je klarer es erscheint. Die Leinwand gibt nun die Dunkelheit als prismatische Erfahrung zurück. Wie Hitchcock die Verhältnisse von Blick und Bild auf den Kopf stellt, so stellt er auch unsere moralische Vorstellung von Licht und Dunkel auf den Kopf. Audrey Hepburn spielt in Warte bis es dunkel wird eine blinde Frau, die von Gangstern terrorisiert wird. Erst als es dunkel wird, kann sie den Verbrechern beikommen, denn nun ist die Blinde den Sehenden überlegen. So wie John Cage in der Musik zeigt, dass Schweigen etwas anderes ist als »keine Musik«, so kann Schwarzfilm etwas anderes sein als »kein Bild«. Ob und wie lange wir das aushalten, ist eine andere Frage.
»Psycho« oder »Men in Black«? Der ideale Film ist schwärzer als schwarz

Manchmal will ein Film auch die heilige Dunkelheit des Kinoraumes mit jedem Bild übertreffen. Davon spricht die Sehnsucht der großen Kinokünstler nach dem wirklich vollständig dunklen und stillen Raum. Der black cube als Vernichtung der profanen Person in der profanen Wirklichkeit. So, wie es sich Peter Weibel erträumt: einen Raum, in dem es nichts, wirklich nichts gibt, was nicht schwarz ist. Nein, schwärzer als schwarz. Fort. Vollkommene Auslöschung. In seinen moderneren Formen nimmt das Kino diesen Augenblick der Überblendung vom körperlichen Ich zum filmischen Subjekt selbst auf. Früher pflegte das Kino, pflegten seine Bilder, seine Zeichen, seine Erzählung beim Aufziehen des Vorhangs einfach da zu sein. Später erlernte es die Kunst des allmählichen Erscheinens.
Es gibt in der doppelten Dunkelheit des Kinosaales und des laufenden Films natürlich Reste der äußeren Wirklichkeit: die Beleuchtung der Stufen, damit niemand falle; das Rascheln und Wühlen in Bonbontüten und Popcornbechern. – Warum isst man so gern ausgerechnet in der heiligen, höllischen Dunkelheit des Kinos? Um sich der Rückkehr in den eigenen Körper zu versichern! Und doch ist es dunkel genug, dass niemand unsere Tränen sieht. In der Dunkelheit ist unser Körper zugleich verschwunden und befreit. Aber wir wollen es nicht übertreiben. Deshalb sind die Reste unserer normalen Wirklichkeit im Kino beinahe genauso wichtig wie die Inszenierung ihres Verschwindens.
Am Anfang des Fernsehens hat man noch versucht, das Wohnzimmer nach der Tagesschau in ein kleines Kino zu verwandeln. Das Deckenlicht aus und dafür die kleine Fernsehleuchte an. Das hat man aber schnell aufgegeben, denn das Fernsehen funktioniert genau andersherum. Es schaltet den Körper nicht aus, es inszeniert keinen heiligen Übergang von der Wirklichkeit zur Traumwelt; das Fernsehen füttert den Wirklichkeitskörper, der sich vor dem Bildschirm nur zu gern äußert, manchmal auf durchaus obszöne Art. Man kann nicht mit dem Körper fernsehen. Man kann ihn nur demonstrativ vernachlässigen, wie es Homer Simpson tut, wenn er sich anschickt, seine Lieblingssendung zu sehen.
Aber was, wenn im Kino das Licht wieder angeht? Das ist der gefürchtetste Augenblick des Abends. Man wird sich selbst und, schlimmer noch, seinen Mitmenschen zurückgegeben. Man muss sich wieder akzeptieren und eine Welt, die ist, wie sie ist. Wenn der Film gut war, begleitet er uns aus dem magischen Raum in die Wirklichkeit. Da heißt es behutsam sein. Keine falschen Worte jetzt und vorsichtig mit dem Licht. Auch das ist eine Kunst. Geht das Licht zu schnell an, muss man sich hinausgeworfen fühlen aus dem Traum. Dauert der Abspann endlos, weiß man nicht, wohin mit sich. Nach dem Verlassen eines Lichtspiels ist das Grelle noch greller, das Dämmrige noch dämmriger. Und die Straßen sind schwarz nicht vom Dunkel der Nacht allein. Die Dunkelheit im Film ist bezwungen. Die Dunkelheit der Welt bleibt.

Quelle:
Die Zeit 52/2002

Die Zunahme von professionellen Heimkinos nimmt in unserer Gesellschaft zu und dieser Trend lässt sich vor allem in Fach- und Fankreisen, wie zum Beispiel in unserem Forum, sehr gut beobachten. Doch neben der technischen Perfektion versuchen immer Menschen das Kinoerlebnis authentisch nachzuahmen. Denn neben den technischen Aspekte trägt vor allem auch die Ausstattung des Heimkinos mit einem Vorhang oder mit speziellen Lichtdimmern zur Kinoatmosphäre bei.
Wie detailgetreu versucht Ihr das Kinoerlebnis zu imitieren? Oder ist euch das Kinogefühl gar nicht mehr so wichtig? Was ist genau das Kinogefühl und erlebt man das Kinogefühl vielleicht nur mit mehreren Menschen zusammen, die gleichzeitig auf eine Leinwand schauen? Schaut Ihr euch Filme durch die Verbesserung des Heimkinos bewusster an als im gewöhnlichen Fernsehen oder erledigt Ihr neben dem Filmschauen weiterhin noch andere Dinge (Ablenkung durch Bügeln, PC, Handy, Hometrainer etc.)?

Jetzt bin ich gespannt auf eure Meinungen, Ansichten und Antworten.
 

George Lucas

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AW: Wenn im Kino das Licht ausgeht...

Mein Ziel war es, ein Original-KINO aus den 1960er Jahren mit aktueller Bild/Tontechnik auf höchstem Standard auf 20 m² nachzubauen.

Das ist mir gelungen.
Ich nutze das Heimkino nicht nur für´s Filmeschauen, sondern auch, um Musik zu hören.
Mein Freundeskreis ist relativ groß. Gerade an regelmäßig stattfindenen Filmabenden ist das ein willkommender Anlass, diese Freunde im entspannten Kreis regelmäßig zu sehen.
 

Cable

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AW: Wenn im Kino das Licht ausgeht...

Schaut Ihr euch Filme durch die Verbesserung des Heimkinos bewusster an als im gewöhnlichen Fernsehen oder erledigt Ihr neben dem Filmschauen weiterhin noch andere Dinge (Ablenkung durch Bügeln, PC, Handy, Hometrainer etc.)?

Also ich habe beim Filmschauen am liebsten Ruhe. Aber meine Frau surft nebenbei am Handy im Netz, quatscht mich mit allen möglichen Dingen an und wundert sich dann, wenn ich deshalb auf Pause drücke. :ugly:
 

George Lucas

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AW: Wenn im Kino das Licht ausgeht...

Also ich habe beim Filmschauen am liebsten Ruhe. Aber meine Frau surft nebenbei am Handy im Netz, quatscht mich mit allen möglichen Dingen an und wundert sich dann, wenn ich deshalb auf Pause drücke. :ugly:
Das würde mich total nerven.
Deine Frau bekommt vom Film dann ja nicht wirklich viel mit.

Offenbar haben aber einige Menschen Probleme damit, sich nur mal 2 Stunden lang auf eine einzige Sache zu konzentrieren. Das beobachte ich auch im Kino immer wieder. Da klingeln Telefone - und die Leute gehen ran. Da trudelt eine SMS ein - und die Leute antworten. Das sind so Dinge, da frage ich mich, warum? All das bringt mich total aus dem Film raus.
Schlimm wird es dann, wenn diese Leute dann plötzlich Fragen stellen: "Was hat er gesagt?" oder "Was ist gerade passiert?" Da dauert die Erklärung länger und lässt andere Handlungsstränge "untergehen"... - Ich antworte da inzwischen gar nicht mehr und stelle mich taub. Sollen die Leute doch selber aufpassen.

Bei mir läuft auch kein TV, wenn ich die Bude sauber mache oder Bügel, allenfalls Radio oder CD.
 
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Cable

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AW: Wenn im Kino das Licht ausgeht...

Das würde mich total nerven.
Deine Frau bekommt vom Film dann ja nicht wirklich viel mit.

Stimmt, und dann kommen von ihr oft Fragen wie:

"Was hat er gesagt?" oder "Was ist gerade passiert?" Da dauert die Erklärung länger und lässt andere Handlungsstränge "untergehen"... -

Aber ich muss ihr das dann erklären, sonst gibts Eiszeit. :bart:
 

Alexboy

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AW: Wenn im Kino das Licht ausgeht...

Dieses Kino-Gefühl war für mich ab einem bestimmten Alter nicht mehr wichtig.
Als Kind und Jugendlicher fühlte sich das darüber Sprechen, die Vorbereitung des Besuches, die Entscheidung welche Vorführung es denn sein wird, das Anstehen beim Karten- und Verzehrkauf, das Begutachten der anderen Menschen und der Einrichtung mit den Plakaten und Filmfotos, das verlöschen des Lichtes und das öffnen des Vorhangs wie ein Ritual an, welches eine gewisse Bedeutung in sich trug.
Irgendwann ging es dann aber nur noch um den Film an sich, und ich betrat den Vorführsaal erst nach dem ganzen Reklamerummel um so schnell wie möglich in die Geschichte einzutauchen.
So handhabe ich das jetzt auch zu Hause.
Scheibe rein, und dann - möglichst ohne Störung - eintauchen und die Handlung verfolgen.
Das Drumherum ist nicht mehr erforderlich.
Da ich die Filme meistens im O-Ton genieße ist es mir gar nicht möglich andere Tätigkeiten nebenher auszuführen, abgesehen davon dass ich es gar nicht in Betracht ziehe das Werk durch Ablenkung zu entwürdigen.
 

George Lucas

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AW: Wenn im Kino das Licht ausgeht...

Stimmt, und dann kommen von ihr oft Fragen wie:



Aber ich muss ihr das dann erklären, sonst gibts Eiszeit. :bart:
Dat kenne ich..., daher höhre ich derartige Fragen nicht...

Zur Not tut es dann auch ein: "Ich war so im Film vertieft. Ich hab dich nicht gehört...", um der Eiszeit entgegen zu steuern - Spätestens nach dem 3. Mal kamen keine Fragen mehr in diese Richtung.
Auch ein etwas Schärferes: "Pass doch bitte selbst mal auf und hör da hin! So schwer ist das nicht!"
Dafür braucht es dann aber auch dicke Kokolores in der Hose...:D

Meine Freundin sieht das ähnlich wie ich. Dadurch ist das Filmeschauen sehr angenehm mit ihr. Sogar den Nachspann lassen wir durchlaufen...
 

Cable

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AW: Wenn im Kino das Licht ausgeht...

Dat kenne ich..., daher höhre ich derartige Fragen nicht...

Zur Not tut es dann auch ein: "Ich war so im Film vertieft. Ich hab dich nicht gehört...", um der Eiszeit entgegen zu steuern - Spätestens nach dem 3. Mal kamen keine Fragen mehr in diese Richtung.
Auch ein etwas Schärferes: "Pass doch bitte selbst mal auf und hör da hin! So schwer ist das nicht!"
Dafür braucht es dann aber auch dicke Kokolores in der Hose...:D

Da kennst du meine Frau nicht, da fliegt mir schon was um die Ohren wenn ich sowas sage. Aber besonders lustig finde ich es dann immer, wenn wir was anschauen was sie sehen wollte und ich lese nebenbei und dann kommt so eine Frage. Dann sage ich immer: Woher soll ich das wissen, ich lese, du willst das ja sehen. ;)
 

Willy Wonka

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AW: Wenn im Kino das Licht ausgeht...

Offenbar haben aber einige Menschen Probleme damit, sich nur mal 2 Stunden lang auf eine einzige Sache zu konzentrieren. Das beobachte ich auch im Kino immer wieder. (...)
Bei mir läuft auch kein TV, wenn ich die Bude sauber mache oder Bügel, allenfalls Radio oder CD.

Dann machst du es genauso wie ich, denn wenn ich einen Film gucke dann gucke ich auch nur einen Film und mache rein gar nichts nebenbei, wenn es sich um keine lockere Komödie handelt, wird von meiner Seite meist auch kein Wort gesprochen.

Wenn ich dann mal woanders Filme gucke, habe ich es schon erlebt, dass es nur eine Nebensächlichkeit ist und der Film wie das Radio im Hintergrund läuft.

Dieses Kino-Gefühl war für mich ab einem bestimmten Alter nicht mehr wichtig.

Das kann ich auch gut nachempfinden, denn zu Beginn war auch für mich jeder Kinobesuch etwas sehr besonderes, aber da ich mittlerweile deutlich über ein 100 Mal im Kino war, ist diese Atmosphäre auch nicht mehr so faszinierend wie zu Beginn, aber das Ambiente und die Stimmung genieße ich weiterhin. Diese Kinostimmung entsteht meist aber nur noch bei kleineren Filmen oder in Premieren, da ja anscheinend sonst nur noch popcornmampfende und handybesessene Teenager im Kino sitzen, um mich mal polemisch auszudrücken.
 
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deadlyfriend

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AW: Wenn im Kino das Licht ausgeht...

Ich bin da hin und her gerissen. Das richtige Kino-Ambiente finde ich immer noch im Kino. Allerdings haben sich die Dinge verlagert. Die Spannung steigt immer noch wenn ich die Eingangshalle betrete, nur haben sich die Prioritäten verändert. Früher habe ich mit einigen Freunden schon mal gerne geschaut, was für Mädels anwesend sind etc...
Jetzt liegt die Konzentration auf anderen Dingen: Hoffentlich sind kaum Leute da! Wie viel Sitzplätze sind denn für die Vorstellung bereits reserviert? Ist das Kino auch wirklich schön leer? Ist auch spannend und da ich inzwischen aus diesen Gründen fast ausschließlich Nachmittagsvorstellungen besuche, klappt das oft zu meiner vollsten Zufriedenheit. Hinzu kommt dann auch die Auswahl meiner Filme. Blockbuster und Actionfeuerwerke schaue ich mir dort gar nicht mehr an, da dort eben meist der größere Zulauf ist. Auch Nachmittags. Ich möchte im Kino meine absolute Ruhe!

Zu Hause ist das nicht anders. Wenn der Film läuft gibt es kein Geplapper. Bewusster als früher schaue ich mir die Filme wahrscheinlich aber nicht an. Ich achte durch die gewonnene Erfahrung im Film vielleicht auf andere Dinge. Mein Kunstverständnis ist deutlich gestiegen, während die Gier nach reiner Unterhaltung deutlich abgenommen hat.
Ein Kino-Ambiente muß ich auch nicht unbedingt zu Hause haben. Im Mittelpunkt steht der Film und seine Handlung. Ob da jetzt noch ein Vorhang mehr ist oder nicht, ist mir völlig egal. Nebenbeschäftigungen während dem Film gibt es gar keine. Außer bei wiederholter Sichtung, da mache ich mir manchmal Kurznotizen für eine spätere Rezension. Das ist aber auch recht selten.
 

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AW: Wenn im Kino das Licht ausgeht...

Dieses Kino-Gefühl war für mich ab einem bestimmten Alter nicht mehr wichtig.

Bei mir ebenso. Mittlerweile ist mir das optische Drumherum fast egal. Das einzig Wichtige ist der Sound. Wenn der stimmt und fantastische Bässe vorhanden sind, habe ich zuhause das gleiche Filmerlebnis wie im Kino.
Aber im Kino bin ich auch nur noch recht selten. Die Sessel sind zwar für einen Film perfekt, aber ich mag es absolut nicht mich nach dem Film nach draußen zu begeben. Da hat man dann diese ganzen Alltagsgeräusche und der Film kann kaum nachwirken. Das ist als ob die Story in den Kopf geht und der Alltag ihn wieder raus schiebt. Das Nachwirken wird auch von der Temperatur beeinflusst, die man draußen natürlich als "unangenehmer" als dort empfindet, wo man die letzten zwei Stunden saß. Das hat unbewusst schon große Auswirkungen.

quatscht mich mit allen möglichen Dingen an und wundert sich dann, wenn ich deshalb auf Pause drücke.

Das ist mir auch mal aufgefallen. Die meisten wundern sich, wenn man den Film pausiert und empfinden das sogar als störend. :D
 

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AW: Wenn im Kino das Licht ausgeht...

Wunderschön geschriebener Artikel!
Was interessant ist, ist dass ich bereits nach wenigen Absätzen unweigerlich an Die Nacht Des Jägers denken musste und mir beim Lesen überlegt habe, wie ich diese Textbausteine als Argumentation gegen Willys (für mich viel zu niedrige :kiss:) 7/10-Wertung verwenden kann. Als der Film dann genannt wurde, musste ich doch arg schmunzeln! Deswegen meine Frage: hast du den Artikel bei der Recherche der Frage gefunden "Warum zum Kuckuck wird der Film allgemein so hoch bewertet?"...?

Der in dem Artikel (hauptsächlich) beschriebene Kinogänger ist für mich der Idealtyus, den man nur allzu selten erlebt. Als nach Black Swan der Abspann lief und das Licht wieder gedimmt flackerte, da herrschte absolute Stille im Saal. Keine Stimme, kein Rascheln und keine Aufbruchstimmung war zu vernehmen. Das hatte etwas unglaublich Erhabenes, diese kollektive Ohnmacht. Wie treffend in dem Artikel beschrieben, fanden die Zuschauer zwar zurück zu sich, doch sie hatten sich verändert, denn sie hatten etwas aus dieser Leinwand extrahiert und in sich aufgesogen, was sie nun in stiller Reflexion bearbeiten mussten. Es hatte etwas gruppentherapeutisches, ohne dass sich die Patienten vorher oder nachher über die Ähnlichkeit ihrer Störung bewust gewesen wären...das, was zusammen führte war der Film.
Anders und ärgerlich war es nach The Tree Of Life, als schon vor dem Abspann eine US-Amerikanerin meinte "Please, let the credits roll!"...
Dadurch war man schon vor der von Malick intendierten Stelle zurück im Hier und Jetzt, was den letzten Minuten den Zauber genommen hat.
 

Tarantino1980

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AW: Wenn im Kino das Licht ausgeht...

Zunächst einmal muss ich sagen das ich diesen Thread sehr gut finde :hoch:. Also vielen Dank dafür Willy :kiss:

Wie viele hier auch gehöre auch ich zu der Fraktion die Filme eher zelebrieren/feiern, also sie nebenher zu konsumieren. Es fängt schon, falls es ein Film aus der Sammlung ist, damit an das man erfürchtig zum Regal geht, den entsprechenden Film herrausnimmt und sich alleine an der Tatsache erfreut das man dieses Meisterwerk in seiner Sammlung stehen hat. Selbst der Gang zum Player, das einlegen des Filmes und der Rückweg zur Couch hat schon eher etwas mit einer Zeremonie also mit einer alltäglichen Handlung zu tun! Wenn ich einen Film schaue muss mich nicht nur die nötige Zeit und Ruhe haben, sondern auch in der richtigen Stimmung sein. Andernflalls macht es wenig Sinn für mich sich überhaupt einen Film anzusehen. Wenn ich weiß ich habe eh nicht die nötige Zeit/Ruhe/Lust die ich für den entsprechenden Film benötige, landet er erst garnicht zu diesem Zeitpunkt in meinem Player. Auch gehöre ich zu dem Typ Mensch der vor und nach einem Film gerne über das Thema bzw. nach dem Film über das Gesehene redet und sich austauscht, aber während des Filmes herrscht bei mir auch absolute Schweigepflicht, je nach Qualität des Filmes bin ich ohnehin nicht in der Lage eine Unterhaltung zu führen, weil ich einfach zu tief in die Welt des Filmes abgetaucht bin. Daher schaue ich für ich persönlich am liebsten auch alleine Filme, da ich sie dann am besten genießen kann. Es gibt nur wenige Leute in meinem Freundes/Bekanntenkreis mit denen ich gut gemeinsam Filme schauen kann, weil diese, gerade wenn man einen Film nicht im Kino schaut, gerna mal eine SMS schreiben oder schauen ob nicht einer was interessantes bei Facebook & Co gepostet hat. Handlungen die für mich während einer Filmsichtung absolut tabu sind. Selbst wenn das Handy klingelt und ich kurz pausiere um zu sehen wer "stört" entscheide ich mich häufig dagegen in diesem Moment abzunehmen weil mich einfach der Film zu sehr fesselt. Ich rufe dann natürlich später zurück ;).

Der in dem Artikel (hauptsächlich) beschriebene Kinogänger ist für mich der Idealtyus, den man nur allzu selten erlebt. Als nach Black Swan der Abspann lief und das Licht wieder gedimmt flackerte, da herrschte absolute Stille im Saal. Keine Stimme, kein Rascheln und keine Aufbruchstimmung war zu vernehmen. Das hatte etwas unglaublich Erhabenes, diese kollektive Ohnmacht. Wie treffend in dem Artikel beschrieben, fanden die Zuschauer zwar zurück zu sich, doch sie hatten sich verändert, denn sie hatten etwas aus dieser Leinwand extrahiert und in sich aufgesogen, was sie nun in stiller Reflexion bearbeiten mussten. Es hatte etwas gruppentherapeutisches, ohne dass sich die Patienten vorher oder nachher über die Ähnlichkeit ihrer Störung bewust gewesen wären...das, was zusammen führte war der Film.

Im Kino gibt es zum Glück auch noch Ausnahmen. Bei Black Swan war es glücklicherweise so, aber auch bei Melancholia. Aber es gibt einfach Filme bei denen es furchtbar ist diese im Kino zu sehen. Es gab sogar Vorstellungen wo ich mich während des Filmes umgesetzt habe weil vor/neben/hinter mir irgendwelche Leute saßen bei denen ich mich ernsthaft gefragt habe warum sie sich ausgerechnet für diesen Film entschieden haben. Wer schon einer Handlung die auf einen Bierdeckel passt nicht mehr folgen kann, sollte sich ernsthaft überlegen ob er nicht doch lieber bei den RTL Produktionen bleiben sollte :nice:.

Gerade bei Frauengruppen ist mir aufgefallen das es häufig der Fall ist das diese den Kinobesuch doch tatsächlich dazu nutzen um zu quatschen. Da ist ja nichts verwerfliches dran das man sich mit Freunden auch unterhalten will, aber warum macht man das bitteschön im Kino? Gibt es dafür nicht Bars und ähnliche Lokalitäten? Dicht gefolgt kommt bei mir aber dann noch der "Datingtyp" der mit seiner Angebeteten das erste bzw. eins der ersten Dates hat und dieses, warum auch immer, ins Kino verlagert um dann bei jeder zweiten Szene noch einen "lustigen" Kommentar nachzulegen, nur um seinem Date zu zeigen wie lustig man doch ist! Natürlich kann man auch mal ein Date ins Kino verlagern, habe ich auch schon häufig gemacht. Aber ich mache dies eher um herauszufinden wie "filmtauglich" die Frau ist bzw. ob man sich auch gut mit ihr über den Film im nachgang unterhalten konnte. Das mag jetzt vieleicht etwas elitär klingen, aber mit einer Frau die nach einem Film als einzige Wertung von sich gibt "Der Typ war aber sowas von süss/heiß" kann ich beim besten Willen nichts anfangen. Das man vieleicht einen Film komplett unterschiedlich sieht kann ich akzeptieren und respektieren, aber ein gewisses Grundinteresse an dem gesehenen sollte schon vorhanden sein.
 

George Lucas

Walk of Fame
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AW: Wenn im Kino das Licht ausgeht...

Hier quatschen vor allem "Wichtigtuer" aus Agenturen und dumme Prolls (manchmal dasselbe) ständig. Meistens Menschen, die nicht oft ins Kino gehen - aber ihr (dümmliches) Wissen dem ganzen Kinosaal mitteilen wollen.

Auch Zuspätkommer quatschen grundsätzlich, wenn sie denn endlich mal ihre Plätze gefunden haben.
 

TheBjoern

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AW: Wenn im Kino das Licht ausgeht...

Das Kino ist in seinen Grundzügen sehr wichtig für mich, um in einen Film abzutauchen. In sein Schwarz zu versinken. Aber nicht alle Rituale des Kinos sind dienlich sich dem Film Film im vollem Umfang zu widmen. Die versprühte Hektik eines modernen Multiplex Kinos ist das nicht sonderlich förderlich.

Es muss an Schlangen vor den zig Kinokassen gestanden werden. Ein lauter Tumult geht durch die Eingangshalle. Generationen von Alterklassen treffen aufeinander. Für manche geht das Schlangestehen an Theken für Süßkram und Getränke weiter. Wie Vieh wird man dann in einer Schlange in seinen Kinosaal geleitet und ein Kontrolleur schaut nach, ob wir auch die richtige Brandmakierung haben. Im Kinosaal angekommen prasselt eine wahre Flut von Verbrauchertipps auf einen herab. Es werden uns Produkte angeboten und schnell geschnittende, standartisierte Trailer vorgesetzt, damit wir demnächst bald wieder kommen. Zu guter letzt kommt der Eisverkäufer, der uns ein letztes Mal vor der Vorführung darauf hin auffordert zu konsumieren.
Völlig aufgekratzt kommt nun der Film, auf den ich mich jetzt einlassen soll. Eine Herausforderung für mich und für für manch andere völlig unmöglich, und somit werden noch etwaige Gespräche fortgeführt.
Doch die größte und schlimmste Ernüchterung kommt erst noch. Der Vorhang ist aufgegangen und das Kinoerlebnis hat eine technische Panne. Zu oft war der Ton deutlich zu leise und die Gespräche der anderen Kinogängen war auf der selben Lautstärke wie des Dialogs oder schlimmer. Liegt es nun an mir den Betreibern bescheid zu geben? Soll ich tatsächlich den Raum verlassen und dabei Gefahr laufen eine Schlüsselsequenz zu verpassen. Zumal ist mir die Einleitung eines Filmes unheimlich wichtig, umso schlimmer, dass sie nur in einem gedämpften Ton abgespielt werden. Vom loslösen und eintauchen in die Kinofilm ist nicht mehr zu denken. Mittlerweile bin dermaßen Konditioniert, dass mir das bloße Öffen des Vorhangs einen Schauer über den Rücken laufen lässt.
Die romantsiche Beschreibung des Kinoganges aus dem Zeitartikel kann ganz anders aussehen.

Und doch kann ich den Autor zu einem kleinen Anteil nachempfinden. Sein Hauptmotiv des Schwarzwerdens, das Eintauchen in die wohlige Dunkelhait, sich selbst körperlos fühlen, um in der Magie zu versinken. So manches Kino ermöglicht einem dieses Gefühl. Kleine Lichtspielhäuser, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, fern vom Mainstream, Filme zu zeigen, die einer Theateraufführung würdig sind. Dort trifft man ein Publikum, dass einem gleichgesinnt ist. Sie sind aus dem selben Grund hier wie du selbst: Der Leidenschaft úm den Film.
Zu Hause wird verucht genau diesen Aspekt des Kinos nachzuempfinden. Dunkelheit, isolation, die Grenze zwischen Leinwand und Betrachter verschwinden zu lassen. Äußere Einflüsse werden nicht herangelassen. Obwohl man zu Hause die "perfekte" Atmosphäre konstruieren kann, ist es nichts gegen ein Kino, in dem die selbe Atmosphäre herscht und andere da sind, die dieses Gefühl mit dir teilen können und genauso empfinden wie du selbst.
Ein erhabenes Gefühl, dass nur selten vorkommt.
 

Willy Wonka

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AW: Wenn im Kino das Licht ausgeht...

Was interessant ist, ist dass ich bereits nach wenigen Absätzen unweigerlich an Die Nacht Des Jägers denken musste und mir beim Lesen überlegt habe, wie ich diese Textbausteine als Argumentation gegen Willys (für mich viel zu niedrige :kiss:) 7/10-Wertung verwenden kann. Als der Film dann genannt wurde, musste ich doch arg schmunzeln! Deswegen meine Frage: hast du den Artikel bei der Recherche der Frage gefunden "Warum zum Kuckuck wird der Film allgemein so hoch bewertet?"...?

Nein, eigentlich was es genau umgekehrt. Ich habe den Text von Georg Seeßlen vor zwei Wochen innerhalb eines Seminars gelesen bzw. gehört der Text zu unserem Skript. Schon vorher wurde der Film sehr häufig erwähnt und daher wurde es wirklich Zeit, dass ich mir den Film ansehe. Eigentlich wollte ich dieses Thema schon viel eher eröffnen, aber ich habe vorher noch keine Gelegenheit dazu gehabt

Ich sehe den Film auch nicht als zu hoch bewertet bzw. überbewertet an, sondern viel mehr wundere ich mich, dass keiner mit der Darstellung der Handlung und den Handlungsweisen der Charaktere Probleme hat. Hätte ich den Text von Seeßlen erst nach der Sichtung des Films gelesen, hätte ich vermutlich zu Beginn des Textes auch überhaupt nicht an „Die Nacht des Jägers" gedacht. Seeßlens Beschreibungen passen für mich zu ganz anderen Filmen, weil ich eben einer neueren Kinogeneration angehöre und andere Erfahrungen gemacht habe. Hätte ich so einen ähnlichen Text formuliert, wären meine Beispiele vermutlich „Melancholia", „Black Swan" und „No Country for Old Men" gewesen.

Eclipsed schrieb:
Als nach Black Swan der Abspann lief und das Licht wieder gedimmt flackerte, da herrschte absolute Stille im Saal. Keine Stimme, kein Rascheln und keine Aufbruchstimmung war zu vernehmen. Das hatte etwas unglaublich Erhabenes, diese kollektive Ohnmacht. Wie treffend in dem Artikel beschrieben, fanden die Zuschauer zwar zurück zu sich, doch sie hatten sich verändert, denn sie hatten etwas aus dieser Leinwand extrahiert und in sich aufgesogen, was sie nun in stiller Reflexion bearbeiten mussten. Es hatte etwas gruppentherapeutisches, ohne dass sich die Patienten vorher oder nachher über die Ähnlichkeit ihrer Störung bewust gewesen wären...das, was zusammen führte war der Film.

Wunderbar beschrieben. Genau das sind für mich die Sternstunden im Kino, wobei die kollektive Ohnmacht meist auf eine bestimme Art von Film zurückzuführen ist, aber darüber hinaus kann eine Kinovorstellung auch hervorragend sein, wenn das komplette Publikum sich bei einem Film amüsiert. So war zum Beispiel der Film „The King's Speech" ein großartiges Erlebnis im Kino, da die Vorstellung vollkommen ausverkauft war und jeder bei diesem Film mitfiebern konnte und viel gelacht worden ist.

Tarantino1980 schrieb:
Wie viele hier auch gehöre auch ich zu der Fraktion die Filme eher zelebrieren/feiern, also sie nebenher zu konsumieren.

Diesen Abschnitt nehme ich einmal stellvertretend für deinen ganzen Beitrag, denn deine Beschreibungen sind fast deckungsgleich mit meinen Filmsehgewohnheiten. Ich gucke mir die meisten Filme auch alleine an oder zusammen mit meinen Bruder, da wir einen ähnlichen Filmgeschmack haben und die Filme auf der gleichen Weise wahrnehmen.
 

TheEnemy_Inside

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AW: Wenn im Kino das Licht ausgeht...

Es muss an Schlangen vor den zig Kinokassen gestanden werden. Ein lauter Tumult geht durch die Eingangshalle. Generationen von Alterklassen treffen aufeinander. Für manche geht das Schlangestehen an Theken für Süßkram und Getränke weiter. Wie Vieh wird man dann in einer Schlange in seinen Kinosaal geleitet und ein Kontrolleur schaut nach, ob wir auch die richtige Brandmakierung haben. Im Kinosaal angekommen prasselt eine wahre Flut von Verbrauchertipps auf einen herab. Es werden uns Produkte angeboten und schnell geschnittende, standartisierte Trailer vorgesetzt, damit wir demnächst bald wieder kommen. Zu guter letzt kommt der Eisverkäufer, der uns ein letztes Mal vor der Vorführung darauf hin auffordert zu konsumieren.
Völlig aufgekratzt kommt nun der Film, auf den ich mich jetzt einlassen soll.

Sehr schön geschriebender Textabschnitt, dem ich so nur zustimmen kann. Aber das trifft man in unserer Konsumgesellschaft halt überall. Überall muss man warten, überall sind viele Menschen, die alle konsumieren wollen. Im Kino wollen sie alle einen Film sehen, egal aus welchem Grunde.

Kleine Kinosäale sind da klar im Vorteil, weil erfahrungsgemäß dort die wenigsten "sich trauen" zu quatschen, denn dort hört es jeder. Ich ziehe einen kleinen Saal (kleinster bei uns glaube ich 50 Sitze) dem großen vor. Man ist mehr für sich und die Atmophäre verliert sich nicht im Raum.
 

deadlyfriend

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AW: Wenn im Kino das Licht ausgeht...

Und doch kann ich den Autor zu einem kleinen Anteil nachempfinden. Sein Hauptmotiv des Schwarzwerdens, das Eintauchen in die wohlige Dunkelhait, sich selbst körperlos fühlen, um in der Magie zu versinken. So manches Kino ermöglicht einem dieses Gefühl. Kleine Lichtspielhäuser, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, fern vom Mainstream, Filme zu zeigen, die einer Theateraufführung würdig sind. Dort trifft man ein Publikum, dass einem gleichgesinnt ist. Sie sind aus dem selben Grund hier wie du selbst: Der Leidenschaft úm den Film.
Zu Hause wird verucht genau diesen Aspekt des Kinos nachzuempfinden. Dunkelheit, isolation, die Grenze zwischen Leinwand und Betrachter verschwinden zu lassen. Äußere Einflüsse werden nicht herangelassen. Obwohl man zu Hause die "perfekte" Atmosphäre konstruieren kann, ist es nichts gegen ein Kino, in dem die selbe Atmosphäre herscht und andere da sind, die dieses Gefühl mit dir teilen können und genauso empfinden wie du selbst.
Ein erhabenes Gefühl, dass nur selten vorkommt.

Verdammt richtig, was du auch sehr schön ausgeführt hast.

Ich zitiere mal meine eigenen Worte aus dem Review zu "Der tödliche Kreis":

Wenn man sich im Jahr 2011 für einen Film interessiert, geht man normalerweise ins Kaufhaus oder bestellt ihn per Knopfdruck im Internet. Wenn mal ein etwas schwierigerer Fall dabei ist, schaut man bei den Auktionshäusern nach. Wenn es dann ganz hartnäckig wird, landet man dann auch mal bei der VHS. Vorausgesetzt man interessiert sich wirklich für den Film und verbringt nicht seine Zeit damit, Pixel und Weichzeichner auf dem Bildschirm zu suchen.
In den meisten Fällen ist man erfolgreich und ab und an muß man auch für das Objekt der Begierde etwas tiefer in die Tasche greifen. Im vorliegenden Fall nützt das fast alles nichts, sofern man ihn nicht mit griechischen Untertiteln sehen möchte, da es dort wohl zumindest mal eine VHS gab. Ansonsten hilft nur viel Geduld. In diesem Fall sogar mehr als 30 Jahre.

1978 lief er nämlich auf der Berlinale und wurde 1980 sogar mal im ZDF gezeigt. Damit hat es sich auch schon, da wohl keine vernünftige Kopie mehr existiert. Das Filmmuseum in München hat nun keine Mühen gescheut und sich von der RAI eine Sendekopie besorgt, um sie am 24.07.2011 einmalig einem interessierten Publikum vorzuführen. Da die Fassung natürlich nur auf italienisch vorlag, hat man live während der Aufführung, die Untertitel getippt und auf die Leinwand platziert.
Nebenbei bemerkt ist das Kino im Filmmuseum wirklich unheimlich schön und es herrscht eine tolle Atmosphäre. Dies lag aber auch am Publikum, da hier wirklich Filmfreaks saßen. Kein Popcorn, kein ploppen von Bierflaschen, kein SMS Geschreibe, sondern absolute Ruhe. Herrlich!

Nachdem der "Gastgeber" einige erklärende Worte zum Film und auch zu den oben erwähnten Beschaffungsmaßnahmen zum Besten gab, ging es los. Der Film beginnt passenderweise in einem Kino.



Das war wohl die bemerkenswerteste Atmosphäre die ich in einem Kino je erlebt habe. Getränke und Essen waren im Vorführsaal nicht zulässig, weshalb hier kein Konsum an vorderster Front stand. Alleine das der Gastgeber eine Einleitung zum Film sprach, hat die Spannung und das Interesse vervielfältigt. Auch die Schwierigkeiten die das Museum in Kauf genommen hat um den Film zu zeigen, fand ich sensationell. Logischerweise war dort das Publikum fantastisch, weil alle wirklich nur da waren um den Film zu sehen. Nicht aus reinen Unterhaltungsgründen oder der Jagd nach Neuheiten, sondern aus reinem Interesse. Dazu wirkte auch der Kinosaal völlig erhaben. Eher wie ein altes Theater, das Geschichte geatmet hat. Das war wirklich großartig!
 
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