Wüstenblume

George Lucas

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Nördlich von Paris
Filmkritiken
3
WÜSTENBLUME

Film:
Die junge Somalierin Waris Dirie kommt illegal nach London und schlägt sich als Reinigungskraft in einem Bürgerrestaurant durch. Als sie von einem Fotografen angesprochen wird, öffnen sich ihr die Türen zu einem besseren Leben. Auf dem Höhepunkt ihrer Kariere wird sie von einer Redakteurin der US-Vogue gefragt, welcher der wichtigste Tag in ihrem Leben war auf dem Weg von einer Nomadin in Afrika zum gefragten Supermodel der westlichen Welt. Erst mit dem Versprechen, ihre Geschichte zu drucken, erzählt Waris, was ihr Leben auf einen Schlag komplett verändert hat - und das war nicht die Begegnung mit dem Fotografen.

Kritik:
Wüstenblume ist die Biografie von Waris Dirie, die nach ihrer Flucht aus Somalia und ihrer Kariere als Supermodel zur UN-Botschafterin wurde und sich als erste Frau gegen die Verstümmellung von jungen Mädchen im Genitalbereich einsetzte.
Die Geschichte, die Waris Dirie der Vogue-Reporterin erzählt, trifft mit einer derartigen Wucht ein, wie ich es bislang nur bei einer Handvoll Filmen erlebt habe. Das Thema der Verstümmelung kleiner Mädchen in Afrika wird außerordentlich intensiv erzählt. Wie 3-jährigen Mädchen mit einer rostigen Rasierklinge der Kitzler sowie die inneren als auch die äußeren Schamlippen abgeschnitten wird, damit sie zu einem vollständigen Mitglied der dortigen Gesellschaft werden, schwingt noch lange nach Filmende nach.
10/10 Punkte

Bild:
Ähnlich intensiv und perfekt wie die Geschichte des Films ist auch der defektfreie Blu-ray Transfer. Kräftige Farben lassen die bunten Kleider der Afrikaner im gleißenden Sonnenlicht förmlich erstrahlen. Auch die hervorragend fotografierten Aufnahmen in London und New York bestechen bei tiefstehender Sonne mit einer perfekten Colorierung. Der hohe Kontrastumfang schält aus den Nachtaufnahmen in Afrika und London, den Bars der großen Metropolen und den dunklen Bühnen der Laufstege jedes noch so kleine Detail perfekt heraus. Es macht immer wieder Freunde, den Blick mal abseits der Handlung über den Horizont der afrikanischen Steppe schweifen zu lassen, um so auch weit entfernte Bildinhalte genießen zu können.
10/10 Punkte

Ton:
Der deutsche DTS-HD MA 5.1 Sound überzeugt mit einer perfekten Sprachverständlichkeit und einer räumlichen Feinauflösung wie sie nur selten bei derartigen dialoglastigen Filmen ansonsten vorhanden sind. Windgeräusche in der Steppe Somalias, typische Straßenantmosphäre in London und New York sowie die Musik beziehen pausenlos alle Lautsprecher ins Klanggeschehen mit ein. Die Beats in den Clubs werden mit tiefen Bässen unterstützt. Auch die Stimmen lösen sich immer mal wieder vom Center und folgen den Protagonisten über die breite Stereobühne. Genau so sollte sich ein Sound-Mix dieses Genres anhören.
8/10 Punkte

Extras:
Besonders die Deleted Scenes mit dem Audiokommentar der Regisseurin vermitteln einen überaus sehenswerten Eindruck, mit welcher Mühe und Leidenschaft die Regisseuren den ursprünglichen 1. Cut von über 3,5 Stunden gekürzt hat. Auch der TV-Spot über Kindesverstümmellungen gewinnt nach dem Film stark an Bedeutung und Intensität. Die themenbezogene Dokumentation, ein paar Trailer und die Premieren in Venedig, Berlin sowie die Verleihung des Bayerischen Filmpreises runden die tollen Extras ab, die dankenswerter Weise völlig frei bleiben von der ansonsten üblichen Lobhudel der Darsteller in Hollywood-Produktionen.
8/10 Punkte

Fazit:
Wüstenblume gehört zu den intensivsten Filmen die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Dem Film kommt mit so einer Wucht auf der Leinwand herüber, dass die Genitalverstümmellung bei Kindern eine ganz andere Bedeutung für die meisten Zuschauer erhält, an denen dieses Thema bislang vorbei gegangen ist. Ähnlich beeindruckend wie der Film selbst ist die perfekte Bildqualität sowie der ausgesprochen gute räumliche Ton der Blu-ray.
 
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