Verdacht

Tarantino1980

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Verdacht
Johnnie Aysgarth trifft während einer Zugfahrt auf die junge, aus gutem Hause stammende Lina McLaidlaw. Schnell verlieben sich beide und heiraten. Genauso schnell bemerkt jedoch Lina, das nicht alles was ihr Gatte erzählt der Wahrheit entspricht.

Der Film basiert auf dem Kriminalroman Vor der Tat von Francis Iles aus dem Jahr 1932. Alfred Hitchcock adaptierte ihn und inszenierte im Jahr 1941 Verdacht. Hitchcock konnte zu diesem Zeitpunkt bereits auf einige erfolgreiche Filme zurückblicken. Für mich zeigt dieser Film deutlich, das er sich ungern auf ein Genre festlegen wollte, auch wenn er den meisten eher für seine Thriller bekannt sein dürfte. In Verdacht bekommt der Zuschauer eine interessante Mischung aus Liebesgeschichte, Komödie, Kriminalfilm aber auch Thriller geboten. Aus heutiger Sicht wirkt vielleicht, gerade wenn man nicht viele Filme aus dieser Entstehungszeit kennt, der Anfang etwas holprig und konstruiert, ist aber aus meiner Sicht zum einen der Tatsache geschuldet das Hitchcock hier schnell die Einleitung erzählen wollte, damit er mehr Zeit für den Hauptteil hat. Man darf auch nicht vergessen das zu dem damaligen Zeitpunkt lange Spielfilme nicht gerade zum Standart gehörten. Tatsächlich wollte das Studio sogar Anfangs einige Szenen aus seiner ersten Fassung wieder entfernen und der Film wurde auf ca. 60 Minuten gekürzt, was dann aber zum Glück nicht die finale Fassung wurde und schlussendlich der Film eine Laufzeit von 99 Minuten hat. Heutzutage würde dieser Film, ohne zusätzliche Handlungstränge hinzuzufügen, sicherlich um die 120 Minuten dauern. Damals war dies jedoch eher epischen Monumentalfilmen vorbehalten. Somit musste Alfred Hitchcock hier aus meiner Sicht einen Kompromiss eingehen um glaubhaft die Charaktere einzuführen und dem Zuschauer diese auch symphatisch erscheinen zu lassen und dennoch noch genügend Zeit zur Verfügung hatte um die eigentliche Kriminalgeschichte zu erzählen. Für mich hat der Film so absolut funktioniert. Zu Anfang wird man in einen Liebesfilm entführt, welcher sogar ein paar komödiantische Elemente beinhaltet, was sich aber mit zunehmender Laufzeit immer mehr richtugn Kriminalfilm mit Thriller Elementen entwickelt. Gerade diese Aspekte mag ich so an Alfred Hitchcock das er nicht nur immer sehr interessante Geschichten perfekt inszeniert hat, sondern eben auch häufig seine Filme einen interessanten Genre Mix darstellten und somit sich alleine schon auf Grundlage dieser Tatsache deutlich von anderen Vertretern ihrer Zeit hervorhebten.

Gerade zu Anfang hatte ich häufig ein Dauerlächeln im Gesicht, weil die Chemie zwischen Cary Grant und Joan Fontaine einfach nur grandios war. Gerade Cary Grant hat zu Anfang wieder den Chameur vor dem Herren gespielt, auch wenn man bereits zu Anfang schnell merken sollte das vieles nur eine Fassade von Johnnie ist. Joan Fontaine hat es ihm aber auch sehr leicht gemacht. Nicht nur das sie in diesem Film wieder wunderschön war, sie hat auch mit ihrem Schauspiel absolut überzeugt. Mir hat die Wandlung, welche sie durchgemacht hat, sehr gefallen. Aber auch die Nebenrollen waren passend besetzt und runden den Film wunderbar ab.

Verdacht ist sicherlich kein Film den ich in eine Top 10 von Alfred Hitchcock einordnen würde. Dennoch ist es ein guter Film, welcher mich nicht nur hervorragend unterhalten hat, sondern auch viele schöne Schauwerte bietet. Es ist für mich immer wieder aufs neue beeindruckend wie ein Film der mittlerweile mehr als 80 Jahre auf dem Buckel hat, immer noch so frisch und für seine Zeit innovativ daherkommen kann. Wenn man sich also mit älteren Filmen beschäftigt und mehr als die üblichen Verdächtigen von Hitchcock sehen will, kommt meines Erachtens nicht an Verdacht vorbei.

Wertung: 7.5/10
 
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