AW: The Weather Man
Kritik von Vince
THE WEATHER MAN
Ausschnitte aus meiner
ofdb-Kritik
Was hat in dem ganzen Pulk aus trendsettenden, teils wegweisenden, stets jedoch die aktuelle Kinoszene bewegenden Werken eines Gore Verbinski und eines Nicolas Cage ein Film wie “The Weather Man” verloren? Irgendwo zwischendrin, im Jahre 2005, ging tatsächlich eine Tragikomödie um einen Wettermann und seine Familie ins Rennen. Belegt mit konservativen Werten. Vorbestimmt die traditionelle Wettersymbolik, ein familiäres Kammerspiel und ganz das Gegenteil dessen, was die Gemüter in den jüngsten Jahren beschäftigte. Und beinahe ist es wie ein Traum, als wäre dieser Film nie gemacht worden, als wäre er eine Geistererscheinung, die uns plötzlich zum Sonderpreis in den DVD-Regalen anlächelt. Im Cast ist Nicholas Cage aufgeführt, und zwar unter der Regie von Gore Verbinski. Selbst mancher Fan wird sich verwundert die Augen reiben, dass dieser Film tatsächlich aus dem Jahr 2005 stammen soll...
Doch es ist wahr. So wahr wie der Umstand, dass nicht immer die besten Werke von der breiten Masse diskutiert werden, sondern gerne mal im Strom der Prestigeprojekte untergehen. Wer hinter “The Weather Man” einen Schnellschuss ohne neue Qualitäten erwartet, liegt falsch. Aus thematisch betrachtet ollen Kamellen wurde etwas Erfrischendes gewonnen, das kontrovers zu sein vermag und dabei doch bestens unterhält.
In einem blaukalten Chicago, einer urbanen Hochburg mit Ecken und Kanten, faszinierend, schön anzusehen durch die Blaufilter, aber unwirtlich, entfaltet sich die vom Skript intelligent herausgespielte Individualität dieses Films. Die Einswerdung des Zuschauers mit dem Verlierertypen von Hauptfigur erfolgt über die Tatsache, dass dieser Mann von allen Seiten mit Problemen und Ereignissen beschallt wird. Und bevor er sich auf eine Sache richtig konzentrieren kann, ist bereits die nächste Sache im Anmarsch. Das Leben zieht an Dave Spritz vorbei wie das Wetter, das sein täglich Brot ist. Spritz will es ergreifen, doch fasst er nur ins Leere, in die Greenscreen-Hölle, ins Nichts.
Letztendlich muss man schon selbst ein Auge auf diesen Film geworfen haben, um zu verstehen, was daran so besonders sein soll. Es ist einfach die Art und Weise, wie die Wahrnehmung des Lebens durch Dave Spritz dargestellt wird. Gemäß seiner Persönlichkeit und seines bisherigen Werdegangs ist “The Weather Man” ein Drama mit komödiantischen Einlagen, ein dunkelgraues Wolkenfeld mit wenigen Strahlen Sonnenschein, die sich durchkämpfen. Eine sehr stark gezeichnete Hauptfigur, deren Gedanken bei der eigenen Familie hängen, doch auch bei Belanglosigkeiten, Sorgen um den Job, sexuelle Triebe, Philosophien über den Sinn des Lebens, über Psychologie und Soziologie. Die Frage, weshalb ein Fremder einen Prominenten, den er weder mag noch kennt, mit Fast Food bewirft - und warum es grundsätzlich immer Fast Food ist, das als Wurfobjekt dient. Alles Gedankengänge, die “The Weather Man” nicht ausspart, um ein lupenreines Familiendrama ohne überflüssigen Ballast zu zaubern. Gedankengänge, die vielmehr dabei helfen sollen, den Protagonisten noch besser zu beleuchten. So funktioniert die Zukunft des Dramakinos.
8/10