The Stendhal Syndrome

MiriQ

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AW: The Stendhal Syndrome

Ein merkwürdiger Film ... sowas hab ich noch nicht gesehen, also die Art, die ganze Atmosphäre, die Bilder - irgendwie großartig aber auch sonderbar. Ich weiß gar nicht, wie ich das ausdrücken soll. Hat der mir jetzt gefallen? Ich kann es nicht genau sagen.
Alles kam mir so unwirklich vor. So als ob Anna sich bis kurz vor Schluss in einer Art Traumwelt befand und die Szene, als sie durch dieses Bild geht, zeigt ihre reale Welt. Wäre die Ehefrau nicht gewesen, hätte ich geglaubt, Alfredo würde gar nicht wirklich existieren.
Sie bemalt sich mit Farbe und wird ein Gemälde (eine Wahnsinnsszene in meinen Augen) und das Bild wird Teil von ihr. Sie wird zum Opfer und damit Teil von Alfredos Welt und er wird Teil von ihr. Ein blutiger Mund, wie auf ihren Bildern, der sie auffrisst. Und fast könnte man meinen, etwas in ihr wollte, dass es passiert.
Mit den kurzen Haaren und den Männerklamotten war sie in meinen Augen echt, davor und danach kam sie mir „verkleidet" vor.

Ach das ist alles total wirr. Ich muss da nochmal nachdenken.

Paranoide Schizophrenie.
 

Tarantino1980

Screenplay
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AW: The Stendhal Syndrome

Das war Dein erster Argento Miri oder? Schau Dir auf jeden Fall noch Suspiria an! Ich weiß nicht ob The Stendhal Syndrome wirklich der beste Einstiegs-Argento ist. Ich glaube um den Film wirklich gut zu finden und ihn auch zu genießen sollte man vorher den ein oder anderen Argento gesehen haben. Also schau Dir Suspiria an und dann vieleicht noch Die neunschwänzige Katze oder Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe und wenn Dir die gefallen dann solltest Du The Stendhal Syndrome nochmal eine zweite Chance geben. Mein erster Argento, wenn auch unbewusst, war Do you like Hitchcock? Hat bei mir sehr gut geklappt als Einstieg. Mein erster Bewusster Argento war Suspiria und ich war sofort hin und weg und seitdem gehört Dario Argento definitiv zu meinen Top 5 Regisseuren.
 

MiriQ

Golden-Globe-Gewinner
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AW: The Stendhal Syndrome

Ja, das war mein erster Argento. Und eigentlich bin ich auch mit diesem Genre, also Krimi und Serienkiller, Detektive und perverse Mörder nicht so vertraut. Ich wollte mir sowas nie gerne ansehen, weil es solche Leute auch im richtigen Leben gibt und das machte mir immer Angst. Ich winde mich auch immer im Sessel bei so Szenen wie mit der Rasierklinge, hab das immer vermieden. Das ist also weitgehend terra inkognita für mich. Ich glaube, Schuld war damals 8mm, der hat mich total fertig gemacht.
Eigentlich kann man das überhaupt nicht vergleichen, aber mein Gefühl ist das selbe. Ich weiß gar nicht wie ich das erklären soll. Denn andererseits üben solche Bilder auch wieder eine Faszination auf mich aus. Das ist alles so schrecklich, dass ich trotzdem immer wieder darüber nachdenke.
Was mir gefallen hat, waren die Bilder - die Szenen, die hier auch schon erwähnt wurden, der Schritt durch das Bild auf die Straße, der Moment, wo sie sich mit Farbe bemalt (war für mich grandios gemacht), der Moment in der Galerie, wo man diese großen Gesichter und Münder sieht und die Stimmen dazu...und irgendwie hatten fast alle Leute was Merkwürdiges an sich. Die letzte Szene war eigenartig, weil es so viele Männer waren, die sie alle tragen, anfassen und beruhigen wollten. Ich stell mir grad vor, dass das für eine Frau, die vergewaltigt worden ist, ein Alptraum sein muss, wenn sich plötzlich so viele Leute über dich beugen und versuchen, dich festzuhalten.
Kretzschmann hat mir in seiner Rolle gefallen. Irgendwie hat der was Fieses an sich.
Und jetzt eine Banalität, die mich gestört hat: sie sah so unecht aus mit den langen Haaren, egal ober blond oder dunkel - keine Ahnung, aber als sie im Mittelteil normal aussah und echt, das war für mich eine Erlösung. Vor allem die blonde Perücke hat mich abgelenkt. Von da ab war sie mir suspekt und ich wusste irgendwie, dass sie nicht mehr zu den Guten gehört. Ich weiß, das ist blöd, aber es ist so.
Ich glaube, ich muss mir den nochmal anschauen...
 

Despair

Filmvisionaer
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AW: The Stendhal Syndrome

Und eigentlich bin ich auch mit diesem Genre, also Krimi und Serienkiller, Detektive und perverse Mörder nicht so vertraut. Ich wollte mir sowas nie gerne ansehen, weil es solche Leute auch im richtigen Leben gibt und das machte mir immer Angst.

Dann wäre "Suspiria" als nächster Argento wirklich empfehlenswert, weil er in Richtung surrealer Horror geht. Es werden zwar - wie immer - bevorzugt junge Damen gemeuchelt, aber auf eher unrealistische und überzeichnetet Weise.

Was mir gefallen hat, waren die Bilder - die Szenen [...]

Dann wirst du mit "Suspiria" definitiv Spaß haben. Der ist nämlich visuell Argentos Meisterstück. Wobei der Nachfolger "Inferno" ihn sogar noch leicht übertrifft. Aber eine Trilogie muss natürlich mit dem ersten Film begonnen werden. ;)
 

SAB

Filmgott
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AW: The Stendhal Syndrome

Eigentlich weiß ich gar nicht so recht, was ich zum Film noch sagen soll?:confused:
Meine Vorredner haben hier wirklich schon sehr viele Szenen ausgiebig beschrieben und auch ich fand diese einzelnen Szenen sehr atmosphärisch! Zwar ist es für mich kein Meisterwerk dennoch merkt man Argentos Talent für unheimliche und abstrakte Bilder/Szenerien an!
Allem voran überzeugt natürlich eine hübsche junge Asia, der man sowohl ihre anfängliche Gebrechlichkeit als auch ihre spätere Härte abkauft!
Kretschmann fand ich herrlich wahnsinnig! Nur diese blonde Kurzhaarfrisur ging gar nicht!:)
Sehr sehr seltsamer Film bei dem ich den "Ausschnitt des Gezeigten" gerne etwas versetzt gesehen hätte! Heißt also, das ich lieber in der Eröffnung ihr Martyrium gesehen hätte, dann ihre Rache bis hin zur "Verwandlung"! Aber statt dann zu enden, lieber noch etwas weiter geschaut hätte, was mit ihr jetzt geschieht!
Von mir 6,5-7 / 10 Punkte!
 

deadlyfriend

Casting
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Auch diesen Film habe ich jetzt erneut gesehen und bin nach wie vor begeistert. Bis auf die beiden Szenen die ich schon oben genannt hatte. Die sind mir auch diesmal direkt negativ aufgefallen. Bei der Szene mit dem Telefongespräch im gleichen Raum, frage ich mich immer, warum Argento das macht. Er weiß doch mit Sicherheit selbst, das die Szene nicht funktionieren kann. Vor Allem weil er das doch auf sehr einfachem Weg hätte besser lösen zu können. Er macht sich die Arbeit und lässt bei einem Detail, das eh kaum jemand mitbekommen wird (Die eine Skulptur hat absichtlich ein geöffnetes Auge, was sie im Original nicht hat), so eine unglaubliche Mühe, um dann an dieser Stelle einfach Mist zu fabrizieren. Da steige ich einfach manchmal nicht durch. Schwamm drüber..... Die miesen CGI waren anscheinend mit Unerfahrenheit begründet, da es wohl der erste italienische Film überhaupt mit CGI war. Zum Glück sind es nur wenige Szenen.

Ansonsten finde ich ihn unglaublich genial. Das Einbinden der Kunst in die Filmkunst, die prägnante Auswahl der Bilder, die Protagonistin die in Bilder reingezogen wird und später selbst zum Bild wird usw. Das ist einfach ganz großes Kino. Auch die Vergewaltigung selbst, schafft er mit einer Rohheit, ohne dabei den Fehler zu machen, die Szenerie sexuell aufzuladen und trotzdem nicht abzublenden. Hier wird nicht zur Freude des Zuschauers das Leid des Opfers zur Schau gestellt, sondern eher wie kaputt Alfredo ist. Die Szenen sind brachial und subtil zugleich. Im Gegenteil zu dem, was ich an den ganzen Rape n Revenge Filmen zum kotzen finde. Aldo Lado davon ganz klar ausgenommen.

Der Film ist natürlich anders als alle Filme von Argento zuvor, da er eine völlig andere Narrative besitzt. Deswegen besitzt er wahrscheinlich nicht den Kultstatus von früheren Werken. Kein Rätsel wer der Täter ist, keine Ermittlungen, keine Motive die in der Vergangenheit liegen, sondern psychische Krankheiten, die real existieren und ein wirklich kaputter Killer, der genau weiß was er tut.
 
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