Saboteure

Tarantino1980

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Saboteure
Barry Kane und sein guter Freund Ken Mason arbeiten in einer kalifornischen Flugzeugfabrik. Durch eine zufällige Begegnung in seiner Pause wird er zum passenden Sündenbock für den eigentlichen Saboteur und muss nun seine Unschuld beweisen.

Alfred Hitchcock stand zwar 1942 immer noch unter Vertrag bei David O. Selznick, wurde von diesem aber gerne, auch aus Gründen der Profitoptimierung, an andere Projekte verliehen. Diesmal wurde er an die Universal verliehen um Saboteure zu inszenieren, was aber rückblickende mit Sicherheit aus Sicht von Selznick ein großer Fehler gewesen ist, da Hitchcock bei diesem Film seine ersten Kontakte bei der Universal knüpfen konnte und später dort viele seiner bekanntesten und berühmtesten Filme drehen konnte. Der Film ist in mehrere Hinsicht sehr interessant. Zum einen, auch wenn Hitchcock sich hier Unterstützung beim Drehbuch holte, basiert der Film auf keinem Roman, zum anderen aber auch, gerade für Hitchcock Kenner recht auffällig, in vielen Ideen eher sogar als ein kleines Remake von Die 39 Stufen anzusehen, ohne den Film 1:1 zu kopieren. Dennoch weißt der Film einige Parallelen für mich auf, nur mit einem Unterschied das eben diesmal ganz klar die USA als Handlungsort im Film erkennbar ist und somit die Flucht des Protagonisten an typisch amerikanischen Motiven stattfindet. Tatsächlich ist es bisher, neben Mr. & Mrs. Smith der amerikanischste Film von Hitchcock zu diesem Zeitpunkt, während Rebecca und Verdacht noch sehr britisch wirkten. Der Auslandskorrespondent ist hingegen für mich ein europhäischer Film, dies alles aber nur am Rande erwähnt, weil mir dies bei meiner Zweitsichtung des Films deutlich aufgefallen war. Saboteure startet recht schnell mit der eigentlichen Story und man lernt den Hauptcharakter Barry Kane erst auf seiner Flucht und dem Versuch seine Unschuld zu beweisen kennen. Hitchcock verwendet erneut das Motiv des unschuldigen Mannes, der zu unrecht einer Tat beschuldigt wird und versucht dies zu beweisen, indem er die Hintermänner sucht und versucht deren Motive herauszufinden. Anders als in Die 39 Stufen, der mir zwar im Gesamteindruck etwas besser gefallen hat, gibt es in Saboteure durchaus eine solide Story. Man spürt aber auch, das Hitchcock die Abwesenheit von Selznick ausnutzt um deutlich mehr mit Motiven und trickreichen Einfällen zu experimentieren. Später sagte Hitchcock über den Film das er etwas überladen wirkt, was ich aber nicht komplett so sehe. Vielleicht liegt es aber auch daran, das einfach wieder viele phänomenale Ideen und filmische Glanzleistungen gezeigt wurden, die mich immer wieder erneut in pure Schwärmerei verfallen lassen. Hitchcock zeigt hier deutlich, was für ein genialer Filmemacher er war. Die Übergänge zwischen Studiosets, Filmaufnahmen aus der realen Geschichte und Einsätze von Modellen gehen fließend ineinander über, so das mit Sicherheit das damalige Publikum bei sehr vielen Szenen garnicht wusste das sie nicht eigens für diesen Film gedreht wurden bzw. Montagen verwendet wurden die den Anschein erweckten es wäre deutlich mehr Tiefe in der Szene vorhanden als es tatsächlich der Fall war und selbst mehr als achtzig Jahre später sehen diese Szenen restauriert in 4K immer noch spektakulär aus. Hitchcock´s Art Dinge zu effektreich zu inszenieren war immer schon seiner Zeit voraus und auch wenn sie heutzutage selbstverständlich alle erkennbar sind, wirken sie in keinsterweise billig, im Gegenteil sie sind immer noch dem Filmgenuss dienlich und sorgen immer noch, zumindest bei mir, für Schnappatmung wenn man überlegt wie kreativ Hitchcock damals schon unterwegs war und viele Einstellungen und Verfahren es damals in dieser Form noch garnicht gab, sie also definitiv seinem Genie geschuldet sind bzw. er Ideen und Verfahren immer seinen eigenen Stempel aufgedrückt hat.

Beim Cast hatte Hitchcock leider keine großen Namen verpflichten können. Zwar hatte er mit Robert Cummings ein bekanntes Gesicht, der aber eher für seichte Komödien bekannt war und Hitchcock selbst über ihn sagte, das er eigentlich nicht passend war um gewisse Szenen in diesem Film glaubhaft zu verkörpern. Dennoch finde ich das er seine Sache gut gemacht hat. Priscilla Lane war jedoch in der weiblichen Hauptrolle nur bedingt passend und somit war auch die Chemie zwischen ihr und Robert Cummings nicht so gut wie die zwischen Madeleine Carroll und Robert Donat in Die 39 Stufen. Tatsächlich hätte es eine weibliche Hauptdarstellerin ähnlichen Formats benötigt, damit die Rolle besser hätte wirken können. So wirkte die Figur der Patricia Martin häufig etwas deplatziert bzw. belanglos auf mich, bis auf die letzten Szenen im Film, wo sie nochmal etwas mehr auftrumpfen konnte. Die Antagonisten, vorallem aber Norman Lloyd als Frank Fry oder Otto Kruger als Charles Tobin konnten mich da schon eher überzeugen.

Saboteure
ist mit Sicherheit einer der Filme welche man von Hitchcock unbedingt gesehen haben sollte, auch wenn er leider nicht so bekannt ist wie seine ganz großen Filme. Dennoch ist es ein Film der bereits 1942 mit vielen spektakulären Ideen und Szenen dem interessierten Zuschauer eine gute Unterhaltung bietet. Es war ein Hochgenuss diesen Film so schön restauriert in 4K erneut sichten zu dürfen!

Wertung: 8.5/10
 

deadlyfriend

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Saboteure

, zum anderen aber auch, gerade für Hitchcock Kenner recht auffällig, in vielen Ideen eher sogar als ein kleines Remake von Die 39 Stufen anzusehen, ohne den Film 1:1 zu kopieren. Dennoch weißt der Film einige Parallelen für mich auf, nur mit einem Unterschied das eben diesmal ganz klar die USA als Handlungsort im Film erkennbar ist und somit die Flucht des Protagonisten an typisch amerikanischen Motiven stattfindet.

Volle Zustimmung! Der ähnelt vom Ablauf sehr an "Die 39 Stufen"!
Tatsächlich ist es bisher, neben Mr. & Mrs. Smith der amerikanischste Film von Hitchcock zu diesem Zeitpunkt, während Rebecca und Verdacht noch sehr britisch wirkten. Der Auslandskorrespondent ist hingegen für mich ein europhäischer Film, dies alles aber nur am Rande erwähnt, weil mir dies bei meiner Zweitsichtung des Films deutlich aufgefallen war.
Auch hier absolute Zustimmung!
Saboteure startet recht schnell mit der eigentlichen Story und man lernt den Hauptcharakter Barry Kane erst auf seiner Flucht und dem Versuch seine Unschuld zu beweisen kennen. Hitchcock verwendet erneut das Motiv des unschuldigen Mannes, der zu unrecht einer Tat beschuldigt wird und versucht dies zu beweisen, indem er die Hintermänner sucht und versucht deren Motive herauszufinden. Anders als in Die 39 Stufen, der mir zwar im Gesamteindruck etwas besser gefallen hat, gibt es in Saboteure durchaus eine solide Story.
Tut mir leid, einfach nur wieder volle Zustimmung!
Man spürt aber auch, das Hitchcock die Abwesenheit von Selznick ausnutzt um deutlich mehr mit Motiven und trickreichen Einfällen zu experimentieren. Später sagte Hitchcock über den Film das er etwas überladen wirkt, was ich aber nicht komplett so sehe. Vielleicht liegt es aber auch daran, das einfach wieder viele phänomenale Ideen und filmische Glanzleistungen gezeigt wurden, die mich immer wieder erneut in pure Schwärmerei verfallen lassen. Hitchcock zeigt hier deutlich, was für ein genialer Filmemacher er war. Die Übergänge zwischen Studiosets, Filmaufnahmen aus der realen Geschichte und Einsätze von Modellen gehen fließend ineinander über, so das mit Sicherheit das damalige Publikum bei sehr vielen Szenen garnicht wusste das sie nicht eigens für diesen Film gedreht wurden bzw. Montagen verwendet wurden die den Anschein erweckten es wäre deutlich mehr Tiefe in der Szene vorhanden als es tatsächlich der Fall war und selbst mehr als achtzig Jahre später sehen diese Szenen restauriert in 4K immer noch spektakulär aus.
Ich weiß, es wird langweilig aber was soll ich außer Zustimmung noch schreiben? :lol:Bei 4K bin ich weiterhin unschlüssig. Ich finde die Blu Rays aus der Collection absolut gelungen und die wenigen Bildvergleiche zeigten zwar, das die 4K vielleicht etwas besser ist, aber nicht mit so einem Abstand, das sich der Kauf der gesamten Ausgaben lohnen würde. Mir würde wahrscheinlich während der Sichtung gar nicht mehr auffallen, dass es einen Unterschied gibt. Hat sich bei diesen Ausgaben das Bonusmaterial deutlich verbessert? Weil selbst hier bei "Sabotage" ist tolles Bonusmaterial bei der BD an Bord.

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Hitchcock´s Art Dinge zu effektreich zu inszenieren war immer schon seiner Zeit voraus und auch wenn sie heutzutage selbstverständlich alle erkennbar sind, wirken sie in keinsterweise billig, im Gegenteil sie sind immer noch dem Filmgenuss dienlich und sorgen immer noch, zumindest bei mir, für Schnappatmung wenn man überlegt wie kreativ Hitchcock damals schon unterwegs war und viele Einstellungen und Verfahren es damals in dieser Form noch garnicht gab, sie also definitiv seinem Genie geschuldet sind bzw. er Ideen und Verfahren immer seinen eigenen Stempel aufgedrückt hat.
Aufgrund der aktuelle Epoche in der wir uns jetzt befinden, möchte ich die Tage auch nochmal "Citizen Kane" sichten, um Quervergleiche zu ziehen. Ebenfalls "Vom Winde verweht", wegen Selznick. Den bekomme ich zeitlich nur schwer unter.
Beim Cast hatte Hitchcock leider keine großen Namen verpflichten können. Zwar hatte er mit Robert Cummings ein bekanntes Gesicht, der aber eher für seichte Komödien bekannt war und Hitchcock selbst über ihn sagte, das er eigentlich nicht passend war um gewisse Szenen in diesem Film glaubhaft zu verkörpern. Dennoch finde ich das er seine Sache gut gemacht hat. Priscilla Lane war jedoch in der weiblichen Hauptrolle nur bedingt passend und somit war auch die Chemie zwischen ihr und Robert Cummings nicht so gut wie die zwischen Madeleine Carroll und Robert Donat in Die 39 Stufen.
Auch hier hast du meine eigenen Gedanken bereits zusammengefasst. Tatsächlich verliert "Saboteure" gegen die "39 Stufen", bei dem ich immer wieder das Gefühl habe, das ich auf den Zehner raufgehen müsste. Das liegt, wie du richtig sagst, an der Chemie und ein wenig an der Hauptdarstellerin. Hier hätte ich mir zum Beispiel Carole Lombard gewünscht, die für mich in diese Rolle perfekt gepasst hätte.
Tatsächlich hätte es eine weibliche Hauptdarstellerin ähnlichen Formats benötigt, damit die Rolle besser hätte wirken können. So wirkte die Figur der Patricia Martin häufig etwas deplatziert bzw. belanglos auf mich, bis auf die letzten Szenen im Film, wo sie nochmal etwas mehr auftrumpfen konnte. Die Antagonisten, vorallem aber Norman Lloyd als Frank Fry oder Otto Kruger als Charles Tobin konnten mich da schon eher überzeugen.
Das sind für mich dann auch tatsächlich die Schwächen. Zusätzlich finde ich die "Überladung" von Hitch gar nicht so verkehrt formuliert. Insgesamt hat der Film für mich ein paar Etappen zu viel. Etwas straffer auf das Finale Freiheitsstatue hin erzählt, hätte ihn möglicherweise noch etwas dramatischer gemacht.
Saboteure ist mit Sicherheit einer der Filme welche man von Hitchcock unbedingt gesehen haben sollte, auch wenn er leider nicht so bekannt ist wie seine ganz großen Filme. Dennoch ist es ein Film der bereits 1942 mit vielen spektakulären Ideen und Szenen dem interessierten Zuschauer eine gute Unterhaltung bietet.
Auch hier wieder volle Zustimmung :D
 

Blonder

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Ich habe heute endlich mal meine AH-Box ausgepackt und gestartet, nachdem diese hier nun schon recht lang in meiner "Ungesehen-Kiste" lag.
"Die Vögel" und "Das Fenster zum Hof" besitze ich schon als Einzeldiscs aber nachdem mir beide gut gefallen haben - vor allem "DFzH" - habe ich mir nochmal die BD-Box zugelegt, um mir auch die restlichen Filme anzusehen.

Wahrscheinlich werde ich mich jetzt dezent unbeliebt machen aber ich muss gestehen, das ich mit "Saboteur" weniger anfangen konnte.
Ich weiß auch nicht so recht, wie ich den nun bewerten soll. Was "fair" einem so alten Film gegenüber wäre?! Wenn ich ehrlich bin, käme er höchstens auf eine 5/10....mit Tendenz nach Unten.

Handwerklich ist der wirklich toll. Die hier angesprochenen Übergänge aus Set/Studio und Außenaufnahmen sehen für so einen alten Film klasse aus.
Aber ich fand die eigentlich von der Ausgangslage recht spannende Story sehr trocken rübergebracht. Ohne zu Beginn die Laufzeit zu kennen, dachte ich zwischendurch, das er sich schon ein wenig zieht. Und wenn ich nun 109 Minuten lese, kam er mir gefühlt viel länger vor.
Beide Hauptdarsteller empfand ich als blass und wenig charismatisch. Aber was mich hauptsächlich gestört, immer wieder rausgerissen und letztendlich dafür gesorgt hat, das er mich verliert, waren oft so Kleinigkeiten bei der Story/Logik.

Beispiele:

Ich fand den Grund, weshalb Kane verdächtigt wird, sehr dünne. Wenn dem wirklich so gewesen wäre, hätte er sich mit der Story um den Feuerlöscher ja selber verdächtig gemacht. Und wie zum Geier will man denn hinterher noch feststellen können, das dort Benzin drin gewesen ist?
Das Fry sich da vorher noch zum essen hingesetzt hat, statt einfach wegzugehen, war ebenfalls merkwürdig. Aber vielleicht gehörte das ja auch zu seinem Plan, jemanden den Feuerlöscher noch in die Hand zu drücken.
Wobei das ja auch wieder riskant wäre, aber ok.

Als die beiden auf dem Ball/Fest waren.
Kane will das den Anwesenden stecken, weil die "...jeden hier vertrauen können...". Dann sind aber plötzlich doch Handlanger unter den Gästen. Er bekommt eine Einlandung zum Essen bzw. Aufforderung, geht diese aber nicht nach.
Dann wollen sie unauffällig tun und deshalb tanzen. Als wenn Tanzen unsichtbar macht. Und weshalb überhaupt diese Heimlichtuerei? Die Verschwörer wussten doch das sie da sind und wer sie sind?
Um die Zeit fing er an mich zu verlieren, vielleicht habe ich daher die Antworten darauf verpasst. Aber diese ganze Situation fand ich sehr komisch.

Wie Wachen bei dem Stapellauf einfach die Bombendrohung lapidar abtun, damit man Kane als Held darstellen kann.

Da nehmen die Cops 2 von den Handlanger fest, befreien Patricia und Kane erkennt auf der Straße Fry.....und die Cops haben plötzlich kein Interesse mehr....damit Patricia als Heldin dargestellt werden kann (und ihn verfolgt).

Da kommen die Cops mit Kane bei der Freiheitsstatur an um Fry zu verhaften.....haben aber kein Bock und lassen den Zivilisten hochgehen, damit man Kane als Held darstellen kann.

Und warum flüchtet Fry überhaupt auf die Insel, nur um diese mit der nächsten Fähre wieder verlassen zu wollen?
Der Polizeichef(?) nennt das im Vorfeld "schlau" aber mir erschließt sich das nicht, weshalb ich auf eine kleine Insel flüchten soll, wenn ich verfolgt werde?!

usw.

Ich weiß nicht, sind das so Sache über die man hinwegsehen muss, weil das damals halt noch so roh und ungeschliffen war und die Filmemacher noch hineinwachsen mussten?
Ich habe da keine großen Vergleichsmöglichkeiten und bin jetzt auch kein Fan/Kenner. Daher bin ich mir halt nicht sicher, wie ich mit der Bewertung umgehen soll.
"Die Vögel" und "Das Fenster..." waren jedenfalls für mich noch ganz andere Kaliber.
 

deadlyfriend

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Ich habe heute endlich mal meine AH-Box ausgepackt und gestartet, nachdem diese hier nun schon recht lang in meiner "Ungesehen-Kiste" lag.
"Die Vögel" und "Das Fenster zum Hof" besitze ich schon als Einzeldiscs aber nachdem mir beide gut gefallen haben - vor allem "DFzH" - habe ich mir nochmal die BD-Box zugelegt, um mir auch die restlichen Filme anzusehen.
Das ist schon einmal ein hervorragendes Unterfangen. :nice: Welche Box hast du denn?
Wahrscheinlich werde ich mich jetzt dezent unbeliebt machen aber ich muss gestehen, das ich mit "Saboteur" weniger anfangen konnte.
Ich weiß auch nicht so recht, wie ich den nun bewerten soll. Was "fair" einem so alten Film gegenüber wäre?! Wenn ich ehrlich bin, käme er höchstens auf eine 5/10....mit Tendenz nach Unten.
Keineswegs unbeliebt. Ist wie immer eine Sache der eigenen Perspektive.
Handwerklich ist der wirklich toll. Die hier angesprochenen Übergänge aus Set/Studio und Außenaufnahmen sehen für so einen alten Film klasse aus.
Da gehen wir doch direkt konform!
Aber ich fand die eigentlich von der Ausgangslage recht spannende Story sehr trocken rübergebracht. Ohne zu Beginn die Laufzeit zu kennen, dachte ich zwischendurch, das er sich schon ein wenig zieht. Und wenn ich nun 109 Minuten lese, kam er mir gefühlt viel länger vor.
Beide Hauptdarsteller empfand ich als blass und wenig charismatisch. Aber was mich hauptsächlich gestört, immer wieder rausgerissen und letztendlich dafür gesorgt hat, das er mich verliert, waren oft so Kleinigkeiten bei der Story/Logik.
Da inzwischen auch wieder 1 Jahr vergangen ist, ist es relativ schwierig punktgenau darauf einzugehen, da ich den Film nicht so oft gesehen habe, wie andere Filme von ihm. Ich mag ihn dennoch sehr gerne und mich stören einfach ein paar Dinge weit weniger als andere. Oder mich stören eben einfach andere Dinge :D Allerdings ist es absolut richtig, dass der Film nicht zu seinen Meisterwerken gehört. Wahrscheinlich nicht einmal Top 25 und dennoch schätze ich den Film.
"Die Vögel" und "Das Fenster..." waren jedenfalls für mich noch ganz andere Kaliber.
Die sind auch deutlich später entstanden und zudem war Hitchcock zu dieser Zeit dann bereits unantastbar. Bei "Saboteure" war er gerade einmal 3 Jahre in den USA. Aus meiner Erinnerung heraus, war dies auch mehr eine Auftragsarbeit, bei der ebenfalls verlangt wurde, den Krieg mit einzubeziehen, was durch die Sabotageakte gegeben war. Deshalb habe ich ihn auch als ein wenig überladen in Erinnerung.
 

Blonder

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Das ist schon einmal ein hervorragendes Unterfangen. :nice: Welche Box hast du denn?

Diese hier: Amazon

Was ich - da ich es jetzt gerade wieder lese - mega interessant finde, ist, wie viele Filme man (als Filmfan) vom Namen her kennt. Einfach, weil man sie überall oder hier oder dort mal aufgeschnappt/gelesen hat.
Ich komme auf 11 von 18 Filmen, die ich im Vorfeld AH zugeordnet hätte, ohne das ich zuvor auch nur einen Film von ihm gesehen hab. Schon krass.
Besonders auf "Psycho" freue ich mich.

Die sind auch deutlich später entstanden und zudem war Hitchcock zu dieser Zeit dann bereits unantastbar. Bei "Saboteure" war er gerade einmal 3 Jahre in den USA.

Dann bin ich mal sehr gespannt, wie sich diese Reise entwickelt. Ich schaue die Filme in der entsprechenden Reihenfolge.
 

Tarantino1980

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Ich habe heute endlich mal meine AH-Box ausgepackt und gestartet, nachdem diese hier nun schon recht lang in meiner "Ungesehen-Kiste" lag.
Freut mich wirklich sehr das Du mit dem Projekt begonnen hast. Und ich bin ungemein gespannt wie gewisse Filme auf Dich wirken werden.

"Die Vögel" und "Das Fenster zum Hof" besitze ich schon als Einzeldiscs aber nachdem mir beide gut gefallen haben - vor allem "DFzH" - habe ich mir nochmal die BD-Box zugelegt, um mir auch die restlichen Filme anzusehen.
Aber auch wenn Du sie schon kannst, riskiere ruhig einen zweiten Blick gerade Das Fenster zum Hof soviele Details bietet die einem bei einer Erstsichtung garnicht alle auffallen können. Und wenn Du dann nochmal Dir die Zeit gönnst den Film danach nochmal mit Audiokommentar Dir anzuschauen, wird das den Blickwinkel auf vieles nochmal gewaltig ändern.

Wahrscheinlich werde ich mich jetzt dezent unbeliebt machen aber ich muss gestehen, das ich mit "Saboteur" weniger anfangen konnte.
Ich weiß auch nicht so recht, wie ich den nun bewerten soll. Was "fair" einem so alten Film gegenüber wäre?! Wenn ich ehrlich bin, käme er höchstens auf eine 5/10....mit Tendenz nach Unten.
Unbeliebt auf keinen Fall! Zum einen weil es Deine Erstsichtung von dem Film war und zum anderen weil es Deine Meinung ist. Und jede Meinung wird hier respektiert solange sie sachlich begründet wird. Und das hast Du ja gemacht! Du schreibst nicht einfach nur ich fand den Film schlecht oder eben nicht so gut, sondern begründest dies auch. Es kann durchaus sein, wenn Du jetzt die ganzen Filme durchhast und irgendwann Dir den Film nochmal anschaust das er Dir möglicherweise besser gefällt, oder Du vielleicht auch den Ehrgeiz entwickelst Dir wirklcih mal alle seine Filme chronologisch anzuschauen denn natürlich sind gerade seine älteren Filme immer als Produkt Ihrer Zeit zu sehen. Ich hatte z.B. bei meinem ersten Stummfilm von Hitchcock gewaltige Probleme, da ich zuvor einfach sehr wenige Stummfilme gesehen hatte. Das hat sich aber sehr schnell gelegt und im Nachgang bin ich sehr froh das ich mir auch diese angeschaut habe, weil man dadurch lernt generell auf mehr Details in Filmen zu achten und vielmehr auf die Bildsprache des Regisseurs zu achten. Hitchcok war darin ein Meister, aber selbst bei der aktuellen Retrospektive von De Palma fällt das sehr auf, wie gut De Palma auch diese Bildsprache beherscht!

Handwerklich ist der wirklich toll. Die hier angesprochenen Übergänge aus Set/Studio und Außenaufnahmen sehen für so einen alten Film klasse aus.
Schön zu hören das Dir dies aufgefallen ist. Hitchcock war seiner Zeit immer Meilenweit vorraus, hat sich aber natürlich auch Inspirationen bei anderen Regisseuren gesucht, diese aber immer mit seiner eigenen Handschrift versehen. Leider ist in Deiner Box z.b nicht Mord aka Der Auslandskorrespondent aus dem Jahr 1940 dabei. Technisch gibt es hier auch ein paar sehr beindruckende Elemente, gerade wenn man diese in Relation mit dem Entstehungsjahr betrachtet. Vielleicht, als kleiner Tipp, da Du gerade ja noch am Anfang bist und im Jahr 1942, dir die einzel Disc zu besorgen und den noch vorher zu schauen bevor Du mit der Box weitermachst. Ich könnte mir vorstellen das es sich lohnen wird, gerade in Bezug um Hitchcocks Handwerk und seine Handschrift in dieser Epoche besser einordnen zu können.

Aber ich fand die eigentlich von der Ausgangslage recht spannende Story sehr trocken rübergebracht. Ohne zu Beginn die Laufzeit zu kennen, dachte ich zwischendurch, das er sich schon ein wenig zieht. Und wenn ich nun 109 Minuten lese, kam er mir gefühlt viel länger vor.
Beide Hauptdarsteller empfand ich als blass und wenig charismatisch. Aber was mich hauptsächlich gestört, immer wieder rausgerissen und letztendlich dafür gesorgt hat, das er mich verliert, waren oft so Kleinigkeiten bei der Story/Logik.
Kann ich zu einem gewissen Punkt nachvollziehen und ist auch irgendwo der Tatsache geschuldet wann der Film entstanden ist und das Hitchcock hier erst gerade in Amerika angekommen war und sein Stil, für amerekanische Verhältnisse, sicherlich noch nicht perfekt war. Vieles was in England funktionierte lies sich zum damaligen Zeitpunkt nicht 1:1 auf den amerekanischen Markt adaptieren also musste und wollte er ja auch immer mit der Zeit gehen. Das wirst Du noch feststellen das Hitchcock ein Regisseur war, der stetig versuchte sich zu verbessern, Ideen zu erweitern und bereits verwendetes immer wieder zu optimieren bzw. den neuen technischen Möglichkeiten anzupassen.

Das Fry sich da vorher noch zum essen hingesetzt hat, statt einfach wegzugehen, war ebenfalls merkwürdig. Aber vielleicht gehörte das ja auch zu seinem Plan, jemanden den Feuerlöscher noch in die Hand zu drücken.
Wobei das ja auch wieder riskant wäre, aber ok.
Genau so habe ich es wahrgenommen das Fry hier sicher gehen wollte das sein manipulierter Feuerlöscher benutzt wird.

Als die beiden auf dem Ball/Fest waren.
Kane will das den Anwesenden stecken, weil die "...jeden hier vertrauen können...". Dann sind aber plötzlich doch Handlanger unter den Gästen. Er bekommt eine Einlandung zum Essen bzw. Aufforderung, geht diese aber nicht nach.

Dann wollen sie unauffällig tun und deshalb tanzen. Als wenn Tanzen unsichtbar macht. Und weshalb überhaupt diese Heimlichtuerei? Die Verschwörer wussten doch das sie da sind und wer sie sind?
Diese Sequenz habe ich halt so verstanden das es Kane hier sich unters Volk mischen wollte nicht um sicht unsichtbar zu machen, aber vielleicht in der Hoffnung das seine Verfolger keine große Szene machen wollen den offiziell war es ja eine Wohltätigkeitsveranstalltung und nicht jeder wusste über die eigentlichen Machenschaften dieser Leute bescheid. Also hoffte er die anderen Gäste als Schutzschild zu verwenden und wenn ich das noch richtig in Erinnerung hatte, hat er ja auch immer versucht sich so langsam richtung eines Auganges zu tanzen ohne für Aufsehen zu sorgen. Zusätzlich denke ich wollte Hitchcock mit dieser Szene die Übermacht von Kanes Feinden demonstrieren, das egal was er versucht er ihnen nicht entkommen kann. Heutzutage könnte man z.B. so eine Sequenz damit darstellen das eine Drohne auf deine DNA programmiert ist und egal wohin du ausweichen willst, sie weiter über dier schwebt.

Wie Wachen bei dem Stapellauf einfach die Bombendrohung lapidar abtun, damit man Kane als Held darstellen kann.
Auch das fand ich jetzt nicht komplett unrealistisch weil wenn Leute sich zu sicher fühlen und man denkt das nichts passieren kann weil ja alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen wirden, man unvorsichtig wird. Aber sicherlich war es auch Teil der Spannung und des Finales.
Da nehmen die Cops 2 von den Handlanger fest, befreien Patricia und Kane erkennt auf der Straße Fry.....und die Cops haben plötzlich kein Interesse mehr....damit Patricia als Heldin dargestellt werden kann (und ihn verfolgt).

Da kommen die Cops mit Kane bei der Freiheitsstatur an um Fry zu verhaften.....haben aber kein Bock und lassen den Zivilisten hochgehen, damit man Kane als Held darstellen kann.

Und warum flüchtet Fry überhaupt auf die Insel, nur um diese mit der nächsten Fähre wieder verlassen zu wollen?
Der Polizeichef(?) nennt das im Vorfeld "schlau" aber mir erschließt sich das nicht, weshalb ich auf eine kleine Insel flüchten soll, wenn ich verfolgt werde?!
Hier ist meine Erinnerung leider zu blass, da ich den Film auch noch nicht so oft gesehen habe um hier wirklich eine plausible Gegenmeinung zu präsentieren. Tut mir leid.


Da inzwischen auch wieder 1 Jahr vergangen ist, ist es relativ schwierig punktgenau darauf einzugehen, da ich den Film nicht so oft gesehen habe, wie andere Filme von ihm. Ich mag ihn dennoch sehr gerne und mich stören einfach ein paar Dinge weit weniger als andere. Oder mich stören eben einfach andere Dinge
:D
Allerdings ist es absolut richtig, dass der Film nicht zu seinen Meisterwerken gehört. Wahrscheinlich nicht einmal Top 25 und dennoch schätze ich den Film.
Irgendwie auch schon erschreckend oder? Wenn ich bedenke wie tief wir uns vor einem Jahr im Hitchcock Universum befanden und jetzt schon wieder ein paar Lücken vorweisen können. Aber man schaut halt einfach zuviel ;) Tatsächlich ist der Film jedoch bei mir auf Platz18 gelandet.


Ich weiß nicht, sind das so Sache über die man hinwegsehen muss, weil das damals halt noch so roh und ungeschliffen war und die Filmemacher noch hineinwachsen mussten?
Ich habe da keine großen Vergleichsmöglichkeiten und bin jetzt auch kein Fan/Kenner. Daher bin ich mir halt nicht sicher, wie ich mit der Bewertung umgehen soll.

"Die Vögel" und "Das Fenster..." waren jedenfalls für mich noch ganz andere Kaliber.
Die sind auch deutlich später entstanden und zudem war Hitchcock zu dieser Zeit dann bereits unantastbar. Bei "Saboteure" war er gerade einmal 3 Jahre in den USA. Aus meiner Erinnerung heraus, war dies auch mehr eine Auftragsarbeit, bei der ebenfalls verlangt wurde, den Krieg mit einzubeziehen, was durch die Sabotageakte gegeben war. Deshalb habe ich ihn auch als ein wenig überladen in Erinnerung.
Hier schließe ich mich deadly gerne an. Obwohl ich Saboteure als recht gut in Erinnerung habe, darf man ihn natürlich keines Wegs mit seinen späteren Meisterwerken vergleichen und sicherlich war Hitchcock zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere noch etwas mehr unter Druck seitens des Studios, gewisse Dinge so zu machen wie es andere wollten.

Was ich - da ich es jetzt gerade wieder lese - mega interessant finde, ist, wie viele Filme man (als Filmfan) vom Namen her kennt. Einfach, weil man sie überall oder hier oder dort mal aufgeschnappt/gelesen hat.
Ich komme auf 11 von 18 Filmen, die ich im Vorfeld AH zugeordnet hätte, ohne das ich zuvor auch nur einen Film von ihm gesehen hab. Schon krass.
Das ist wirklich so ein typisches Hitchcock Phänomen. Ging mir aber nicht anders bevor er zu meinem Lieblingsregisseur wurde. Das liegt aber auch häufig daran das viele Erwähnungen und Hommagen oder auch Paraodien von sovielen seiner größten Filme in der Filmwelt immer wieder auftauchen, das man unweigerlich davon etwas mitbekommt.

Was ich aber noch faszinierender fande ist die Tatsache, von wieviele Filme ich, bevor ich mich näher mit ihm beschäftigt habe, garnicht wusste das sie von Ihm sind bzw. das es sie überhaupt gibt. Nicht viele Filmemacher können auf eine so große Filmographie zurückbilcken und bei manchen würde es mir schon schwer fallen überhaupt eine Top 20 zusammen zu bekommen, bei Hitchcock stellte sich mir aber die Frage welche Filme kommen eben nicht in eine Top 20.

Besonders auf "Psycho" freue ich mich.
Du kennst bis auf Das Fenster zum Hof und Die Vögel keinen der Filme aus der Box oder? Ist nur reine Neugierde ich werde auch bewusst nicht im Vorfeld dazu schreiben auf welchen Film Du Dich noch so freuen könntest, da ich wirklich neugierig auf Deine ungefilterten Eindrücke sind. Ich hoffe Du schaust Dir die Filme auch immer erst an bevor Du dann hier in den KK Thread´s nachliest.
Dann bin ich mal sehr gespannt, wie sich diese Reise entwickelt. Ich schaue die Filme in der entsprechenden Reihenfolge.
Auf jeden Fall eine sehr gute Entscheidung. Diese Weitsicht hatte ich leider 2012 noch nicht, also ich so langsam anfing mich mehr mit Hitchcock zu beschäftigen. Es ist immer von Vorteil sich Filme von Regisseuren chronologisch anzusehen weil man so wirklich mehr spaß dabei hat die Entwicklung der Person zu sehen, auch wenn die Filme nicht zusammenhängend sind, so spürt man häufig doch gewisse Dinge die einfach mit der Zeit sich weiterentwickeln oder Ideen nochmal aufgegriffen werden. Die Filme von Hitch sind voll von sowas.
 
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