Nosferatu

Die wilde 13

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Gesamtübersicht aller Kritiken zu Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens (1922):


Gesamtübersicht aller Kritiken zu Nosferatu - Phantom der Nacht (1979):

#02 27.08.2012 Die wilde 13
 
Zuletzt bearbeitet:

Die wilde 13

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Nosferatu - Phantom der Nacht


Wer die Geschichte von Bram Stokers berühmten Roman noch nicht kennt, für den hier eine sehr kurze Inhaltsangabe. Graf sucht Immobilie, Makler besucht Graf, Graf findet lecker Mädel in Heimat von Makler, Graf geht auf Reise und bringt einige Überraschungen mit...

Soweit also der Inhalt (klingt irgendwie nach Roadmovie!!??) dieser Mär, dessen filmisches Vorbild natürlich F.W. Murnaus Stummfilmklassiker aus dem Jahre 1922 ist. Regisseur Werner Herzog filmt im Grunde die Szenen des Originals 1:1 nach ohne jedoch eine plumpe Kopie sondern eine Hommage zu drehen. Wie schon in Aguirre, der Zorn Gottes schafft es Herzog, die Stimmung und Atmosphäre in tollen Bildern einzufangen. Hier sei vor allem die beschwerliche Reise von Jonathan Harker (seltsam blass: Bruno Ganz) nach Transsylvanien zu erwähnen. Die Angst der Zigeuner, Regen und Kälte sind regelrecht spürbar. Auch das innen weiße(!) Schloss mit seinen Gängen erzeugt eine unbehagliche Stimmung.

Neben dem Ende, was ich hier freilich nicht verraten möchte, ist der Ort Wismar eine der großen Änderungen zu Murnaus Film, der entgegen dem Roman (dort London) Bremen als Schauplatz wählte. Eine gute Wahl, denn das pittoreske Städtchen lieferte sehr authentische Blickwinkel in die damalige Zeit. Entgegen dem Klassiker von 1922 war es Herzog auch möglich, die im Roman zu lesenden Namen zu verwenden. Murnau "vergaß" ja, sich damals die Rechte zu besorgen und änderte diese kurzerhand.

Sehr befremdlich ist hingegen, das die Schauspieler (vor allem Isabelle Adjani!) sich zuweilen wie im Stummfilm gebären und mit weit aufgerissen Augen umherstaksen. Wohlgemerkt in einem Ton und Farbfilm! Hier geht die Hommage an das Vorbild eindeutig zu weit und wirkt schon lächerlich.

Klaus Kinskis Graf kommt als kleiner Max Schreck um die Ecke. Glatze, Fingenägel, Zähne oder Ohren. Alles vom Original übernommen und doch so anders. Während Schrecks Nosferatu einfach schrecklich ist (Nomen est Omen), ist Kinskis Dracula eine Kreatur voller Schmerz und Leid. In nur wenigen Szenen bringt das Klaus Kinski grandios rüber ohne auf die Mitleidsdrüse zu drücken.

Insgesamt kommt Herzog nicht an das Original heran aber das war wohl auch nie seine Absicht. Atmosphäre, Score (wieder Popol Vuh) und ein begnadeter Kinski reichen aus, um sich für knapp 2 Stunden die Haare zu Berge stehen zu lassen. Zugegeben, das schaffen unfreiwillig auch manchmal andere schon oben angesprochene Punkte aber damit kann zumindest ich gut leben.

8/10
 

Sam Spade

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AW: Nosferatu

Klingt sehr gut und tolle Kritik :) Als Kinski Fan will ich mir den auf jedenfall auch mal noch ansehen. So wie es sich liest kennst du das Original auch oder? Denn dieses steht noch etwas weiter oben auf meiner to-buy Liste als das Remake. Freu mich deshalb schon auf eine mögliche Kritik von dir (?) dazu.
 

Die wilde 13

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AW: Nosferatu

Klingt sehr gut und tolle Kritik :) Als Kinski Fan will ich mir den auf jedenfall auch mal noch ansehen. So wie es sich liest kennst du das Original auch oder? Denn dieses steht noch etwas weiter oben auf meiner to-buy Liste als das Remake. Freu mich deshalb schon auf eine mögliche Kritik von dir (?) dazu.
Danke. :)
Ja, Kinski ist schon der Wahnsinn (das kann man jetzt so oder so sehen... ;)) und das Original habe ich in der Tat schon gesehen und das nicht alleine. Klick :rock:
 

Despair

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AW: Nosferatu

Ich habe den Film vor einiger Zeit gesehen, aber außer Kinski als Nosferatu ist mir wenig bis nichts in Erinnerung geblieben. Überragend fand ich "Nosferatu" nicht, aber recht gut. Es ist halt wirklich schwierig, bei dieser alten und tausendmal gehörten Geschichte noch Grusel aufkommen zu lassen. Deswegen ist es gut, dass Kinskis Schauspiel dem alten Modergrafen ein paar neue Facetten verliehen hat.
 

Leatherface

Filmvisionaer
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AW: Nosferatu

und da isses:D

Nosferatu - Phantom der Nacht (O-Ton mit dt. UT)
ein zerbrechlich und wehleidiger Dracula; der nicht bedrohlich sondern belustigend wirkt; da möchte man nicht aus lauter Furcht sondern aus Mitleid den Grafen nen Pflock ins Herz jagen. Dazu Locations, die überhaupt nicht zur Thematik passen und die eher einen verleiten seinen nächsten Urlaub am Meer oder in den Bergen zu verbringen und somit in keinster Weise irgendetwas wie eine gruselige Stimmung aufkommen lassen. Dazu kommen noch blasse Schauspieler. Zwischen Murnau und Coppola´s Werken liegen nicht nur Welten, nein da liegen Universen dazwischen. Zumindest gibts hier kein funkeln in der Sonne. Aber zu Staub wollte der Graf auch nicht verfallen. Einfach nur grottenschlecht das Teil
0,5/5
 

Despair

Filmvisionaer
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Nosferatu - Phantom der Nacht (O-Ton mit dt. UT)
ein zerbrechlich und wehleidiger Dracula; der nicht bedrohlich sondern belustigend wirkt; da möchte man nicht aus lauter Furcht sondern aus Mitleid den Grafen nen Pflock ins Herz jagen. Dazu Locations, die überhaupt nicht zur Thematik passen und die eher einen verleiten seinen nächsten Urlaub am Meer oder in den Bergen zu verbringen und somit in keinster Weise irgendetwas wie eine gruselige Stimmung aufkommen lassen. Dazu kommen noch blasse Schauspieler. Zwischen Murnau und Coppola´s Werken liegen nicht nur Welten, nein da liegen Universen dazwischen. Zumindest gibts hier kein funkeln in der Sonne. Aber zu Staub wollte der Graf auch nicht verfallen. Einfach nur grottenschlecht das Teil
0,5/5

Ich habe vor ein paar Tagen zufällig nochmal die letzten 45 Minuten gesehen und kann deine Sichtweise verstehen - auch wenn ich es anders sehe. :D

Zuerst einmal ist Herzogs Film mit Coppolas Werk nicht wirklich vergleichbar. Sein "Nosferatu" ist ja mehr eine Reminiszenz an den Stummfilm und keine originalgetreue Verfilmung von Bram Stokers Roman. Dementsprechend ist der Film viel näher an einer Theateraufführung dran als an einem Blockbuster wie Coppolas "Dracula". Daher wohl auch die gestelzte Sprache. À propos Sprache: der OT des Filmes ist doch deutsch, oder? Das beweisen die Mundbewegungen. Sogar Isabelle Adjani hat eindeutig deutsch gesprochen. Keine Ahnung, ob da noch was nachsynchronisiert worden ist - zumindest der nuschelnde (senile?) Van Helsing sprechen dagegen. :D

Klar gibt es die eine oder andere Ungereimtheit im Drehbuch, aber die extrem langsame Erzählweise in Verbindung mit einigen fast surreal anmutenden Bildern schafft eine ganz eigentümliche Atmosphäre, die mich darüber hinwegsehen lässt. Zudem kommt der Humor auch nicht zu kurz; mal gut (Jonathan am Schluss des Films), mal weniger gut gelungen (der ewig kichernde Renfield). Aber das kratzt nicht wirklich an der melancholisch-düsteren Grundstimmung. Dass Nosferatu mehr arme Sau als Monster ist, gefällt mir ebenfalls sehr gut. Superhelden gibt's schon genug. ;)

Die beste Umsetzung des Dracula-Stoffs ist aber auch für mich Coppolas Film. Der ist nahezu perfekt.

Edit:
Jetzt hätte ich dich garnicht zitieren müssen. Aber danke, dass du mir einen Doppelpost erspart hast :D
 

Leatherface

Filmvisionaer
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AW: Nosferatu

ist schon richtig, daß Herzogs´ mehr eine Verneigung vor Murnau´s Film ist. Auch wenn ich diesen wohl nicht noch einmal anschaue (habs nicht so mit den stummen) gefiel mir aber Murnau´s Film wesentlich besser. Der hatte für mich die Atmo, die bei dem Herzog-Film einfach bei mir nicht aufkommen wollte. Und surreal war für mich irgendwie das ganze auch nicht, wenn die Landschaften quasi vor der eigenen Haustür liegen:D

Den Humor fand ich eher nervig als lustig. Und Dracula muß für mich einfach eine gewisse Stärke ausstrahlen. Das er dabei auch zerbrechlich, melancholisch zugleich ist zeigt ja auch der Coppola Dracula.

Mit dem O-Ton weiß ich jetzt gar nicht. Lt. wiki war es eine deutsch/franz. Produktion. Da dürfte dann deutsch O-Ton sein?

Hatte mir den jetzt von arte aufgenommen. Dort lief er in englisch mit deutschen UT´s:)
 

Despair

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AW: Nosferatu

Mit dem O-Ton weiß ich jetzt gar nicht. Lt. wiki war es eine deutsch/franz. Produktion. Da dürfte dann deutsch O-Ton sein?

Laut Wikipedia wurde er zweisprachig gedreht, Primärsprache Englisch. Aber auf Deutsch sollen wohl manche Darsteller besser rüberkommen. Wie gesagt, der "deutsche" Van Helsing ist ein Brüller. :D
 
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