Nacht fiel über Gotenhafen

deadlyfriend

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Gesamtübersicht aller Kritiken zu Nacht fiel über Gotenhafen:


#02 28.11.2011 deadlyfriend
 
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deadlyfriend

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Nacht fiel über Gotenhafen


Wenn man die Anzahl der Todesopfer als Maßstab für die Schwere eines Schiffsunglück nimmt, dürfte die Tragödie um die Wilhelm Gustloff mit Sicherheit sehr weit vorne liegen. Mehr als 9000 Tote, darunter wohl 5000 Kinder. Im Gegensatz zur wesentlich bekannteren Titanic, ist man allerdings nicht auf einen Eisberg gelaufen, sondern wurde von 3 russischen Torpedos versenkt.

Frank Wisbar, der mit seinem genialen "Hunde, wollt ihr ewig leben" bereits ein Kapitel des 2. Weltkriegs verfilmte, nahm sich 1960 ein weiteres Mal dem Thema an. Diesmal zeigt er die Fluchtsituation in Deutschland, nach dem die rote Armee einmarschierte. Er beleuchtet dabei eine bestimmte Gruppe von Personen, charakterisiert sie näher und auch die Umstände der schwierigen Flucht. In beklemmenden Bildern erleben wir mit ihnen die Bombenhagel, sowie die schwere Reise nach Gotenhafen. Dort liegt das Kreuzfahrtschiff Wilhelm Gustloff, das für viele Menschen die vermeintliche Rettung vor den russischen Soldaten bedeutet. Für knapp 2000 Menschen konstruiert, befinden sich recht bald über 10000 Leute darauf. Am Abend des 30. Januar 1945 wurde das Schiff versenkt.

Der Untergang des Schiffes ist aber lediglich die Endsequenz des Films. Natürlich ist ihm ein großer Teil gewidmet, aber er steht trotzdem nicht im Fokus. Eher die gespenstische Szenerie und das Leid das die Flüchtlinge ertragen mussten. Deshalb kann man ihn eher als Kriegsfilm einstufen und weniger mit den "Titanic" Verfilmungen vergleichen. Die Bilder sind weitesgehend pessimistisch und bringen einem die damalige Situation eindrucksvoll näher. Die Chancenlosigkeit wird minütlich höher und auch schon der Prolog gibt das Kriegsgeschehen bis Ende 1944 imposant wieder. Der einzige Wehrmutstropfen ist vielleicht die kurze Spieldauer von 94 Minuten. Einiges wirkt etwas gestaucht und man hätte gerne noch so viel mehr erfahren. Trotzdem ist Wisbar ein weiterer Meilenstein im deutschen Nachkriegsfilm gelungen, der aber seltsamerweise einen relativ unbekannten Status inne hat.

Wer sich nicht nur für Ballerfilme aus diesem Bereich interessiert, darf an "Nacht fiel über Gotenhafen" keinesfalls vorbei gehen.
 
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Despair

Filmvisionaer
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AW: Nacht fiel über Gotenhafen

Ich kann mich deiner Meinung nur anschließen: "Nacht fiel über Gotenhafen" ist ein gelungener Antikriegsfilm, der seine fiktive Geschichte (davon gehe ich jedenfalls aus) gekonnt mit den tatsächlichen Geschehnissen aus dieser Zeit verbindet. Es wird im Grunde derselbe Kniff wie bei Camerons "Titanic" genutzt, um dem Zuschauer diverse Einzelschicksale näherzubringen. Da steht das sinkende Schiff zwar länger im Fokus, der Film ist aber auch fast doppelt so lang. ;)

Der einzige Wehrmutstropfen ist vielleicht die kurze Spieldauer von 94 Minuten. Einiges wirkt etwas gestaucht und man hätte gerne noch so viel mehr erfahren.

Er wirkt tatsächlich ein wenig wie ein zu kurz geratener Monumentalfilm. Das Zeug dazu hätte er auf jeden Fall gehabt.

Witzigerweise wusste ich im Vorfeld überhaupt nicht, um was es in diesem Film geht. Aufgrund des Titels hatte ich eigentlich einen alten Horrorfilm im Stil der Hammer-Studios erwartet. :D
 

Kratos666

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AW: Nacht fiel über Gotenhafen

Da ich mich schon lange für Schiffe interessiere kannte ich die Wilhelm Gustloff und dessen Schicksal, daher landete er wohl auch irgendwie auf meiner Ausleihliste.
Gestern Abend erfolgte dann die Sichtung, allerdings war ich irgendwie hin und hergerissen.
Einerseits zog auch mich die gut eingebaute Geschichte in Verbindung mit den geschichtlichen Ereignissen in ihren Bann, andererseits war aber alles wie ein Kurztripp mit dem ICE abgehandelt.
Keine Ahnung warum das so gemacht wurde.
Sollte der Film schnell fertig sein?
Wie dem auch sei, diese Geschwindigkeit fand ich so richtig nervig und dem ansonsten tollen Film nicht dienlich.
Von daher ist mehr als eine (7/10) für mich nicht drin.
Richtig Krass ist das der Alkoholiker Alexander Marinesko, seines Zeichens Massenmörder und Kommandant der S-13, also dem U-Boot was die Torpedos abgeschossen hat, kurze Zeit später ja auch noch die Steuben mit 4000 Menschen, versenkt hat.
Auch hier starben größtenteils Frauen und Kinder.
Diese Bestie hat insgesamt mehr als 14.000 Menschen (größtenteils Frauen und Kinder) auf dem Gewissen und wurde nach seinem Tod mit der Auszeichnung Held der Sowjetunion ausgezeichnet.
Krank, einfach nur Krank.
 
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deadlyfriend

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AW: Nacht fiel über Gotenhafen

Ich finde in jedem Fall gut, dass Du ihn Dir angesehen hast. :) Deine Kommentare zu Marinesko kann ich nachvollziehen, wobei man aus heutiger Sicht auch immer den Faktor Zeit berücksichtigen muß. Damals tickten die Uhren einfach Anders. Den von mir erwähnten "Hunde, wollt ihr ewig leben" solltest Du Dir ebenfalls zu Gemüte führen. Falls Du es nicht bereits getan hast.
 

Kratos666

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AW: Nacht fiel über Gotenhafen

Ich finde in jedem Fall gut, dass Du ihn Dir angesehen hast. :)
Danke.

Deine Kommentare zu Marinesko kann ich nachvollziehen, wobei man aus heutiger Sicht auch immer den Faktor Zeit berücksichtigen muß. Damals tickten die Uhren einfach Anders.
Ich kann mir aber nicht vorstellen das man damals jemanden auf die Schultern geklopft hat der Frauen und Kinder ermordet hat.
Obwohl, gibt es ja heute auch noch in genug dritte Welt Ländern.
Mit normalem Menschenverstand jedenfalls nicht nachzuvollziehen.

Den von mir erwähnten "Hunde, wollt ihr ewig leben" solltest Du Dir ebenfalls zu Gemüte führen. Falls Du es nicht bereits getan hast.
Nein den hab ich noch nicht gesehen, ist aber direkt auf die Ausleihliste gewandert.
Danke.:hoch:
 
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