Murder á la mod
Achtung Spoiler! Wenn man den Film nicht kennt, sollte man den Text nicht lesen. Ging aber innerhalb der Brian De Palma Retrospektive nicht anders.
Die junge Karen hat sich in einen Regisseur verliebt, der allerdings finanzielle Probleme hat. Sie versucht ihm zu helfen, aber ahnt dabei nicht einmal im Ansatz, mit was für einem Menschen sie es gerade zu tun hat.
Der Film hat mich unglaublich überrascht. Sei es das Thema an sich, oder auch die Art und Weise, wie er gedreht wurde. Zunächst ist erstaunlich, dass diese Thriller-Groteske, das Thema Snuff-Film beinhaltet, welches es eigentlich im Entstehungsjahr 1967 noch gar nicht gab. Zumindest nicht nach meinem Wissensstand. Dadurch bin zusätzlich verwundert, dass der Film historisch nirgends im Kontext erwähnt wird und ein völlig unbekanntes Dasein führt. Selbst in den wenigen Texten, die ich zu dem Film lesen konnte und auch im Buch von Leonardo Gandini, wird dieser Umstand komplett ignoriert. Des Weiteren ist die Herangehensweise äußerst interessant. Zunächst ist die Geschichte absolut linear und erzählt eher die angehende Liebesgeschichte und beleuchtet das sehr gute Verhältnis von Karen zu ihrer Freundin Tracey, was für den späteren Verlauf wichtig wird. Nach dem Mord geht Brian De Palma dann in den Rashomon-Effekt über und präsentiert die Tat aus mehreren Perspektiven, nämlich die von allen zur Tatzeit beteiligten Personen. Das war für mich ein völlig ungewöhnlicher Verlauf des Films, weshalb man hier auch von einem experimentellen Film sprechen kann. Durch die Schnitte ist man dann tatsächlich an die Vorgängerfilme von De Palma erinnert und erkennt hier klare Zusammenhänge seiner Arbeit in den frühen Jahren. Auch der bizarre Charakter Otto, der wie in „Woton´s Wake“ eine wichtige und überaus skurrile Rolle spielt, passt zu dem 5 Jahre zuvor entstandenen Kurzfilm. Nicht zuletzt auch dadurch, dass die Rolle wieder von William Finley gespielt wird, der nebenbei erwähnt auch das Titellied beisteuerte. Durch seinen Charakter geht der Film eben vom Thriller weg und mutiert in seinen Sequenzen zur Groteske. Die Figur ist wieder stumm, dafür hört man seine Gedanken, was ebenfalls zur bizarren Ausrichtung des gesamten Films passt. „Murder á la mod“ wurde ebenfalls in Schwarzweiß auf 16mm gedreht und verleiht dem Film eine absolut interessante Optik. Zusätzlich bin ich froh, dass das Bild auf der niederländischen DVD deutlich besser ist, als ich erwartet hatte. Man muss natürlich dabei immer noch bedenken, dass dies der erste Spielfilm von Brian De Palma ist, den er völlig allein gedreht hat und logischerweise nur ein Mini-Budget zur Verfügung stand. Auch die Darsteller verrichten hier gute Arbeit und bei Margo Norton war ich tatsächlich verwundert, dass dies ihre einzige Filmbeteiligung ist.
Insgesamt hat mir der Film richtig gut gefallen, was am gesamten Konstrukt lag. Ich befand mich durch die ersten Minuten bereits in einem echt interessierten Zustand, was aber auch tatsächlich durch den Titelsong schnell zu Stande kam. Die ungewöhnlichen Bilder taten ihr übriges dazu. Ich bin wirklich erstaunt, dass der Film keinen höheren Bekanntheitsgrad besitzt. Klar, wer einfach nur einen Film schauen will, braucht damit nicht anfangen. Aber im Kontext „De Palma“, hätte ich bei dem Ergebnis einen anderen Stellenwert erwartet.