Mord im Orient-Express

Fisher

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Gesamtübersicht aller Kritiken zu Mord im Orient-Express (1974):

#02 22.06.08 Fisher

Gesamtübersicht aller Kritiken Agatha Christie: Mord im Orient Express (2001):

Gesamtübersicht aller Kritiken zu Mord im Orient-Express (2017):
 
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Fisher

Statist
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Mord im Orientexpress


Eine gelungene Filmumsetzung des gleichnamigen Romans aus der Feder Agatha Christies von Sidney Lumet. Hercule Poirot, der wohl bekannteste belgische Detektiv, wählt für seine Fahrt nach London, wo ihn ein Auftrag erwartet, die Eisenbahnlinie seines Freundes Bianchi. Allerdings wird in der Nacht während des Aufenthaltes in Jugoslawien Samuel Ratchett, seines Zeichens Geschäftsmann im Ruhestand, ermordet. Poirot nutzt die Zeit, in der der Zug still steht und verhört alle Zuginsassen. Er stößt auf dunkle Geheimnisse und Verbindungen zu einem früheren Fall, der die Nation erschütterte.

Albert Finney in der Rolle des Hercules Poirot verkörpert dabei exzellent seine Rolle und richtet sich im Gegensatz zu anderen Poirot-Darstellern sehr stark nach seinem literarischen Ich. Insgesamt ist der Film, nicht nur durch ihn, geprägt von der fantastischen Schauspielerleistung jedes einzelnen.

Der Mord wird gut eingeleitet. Das Geschehen wird hektischer, was sich deutlich vom Rest des Films unterscheidet. Danach beruhigt sich die Lage. Die Verhöre sind toll in Szene gesetzt. Poirot stellt interessante Fragen, die einen zum Nachdenken anregen. Der Zuschauer möchte schneller sein als der Detektiv, ein Punkt, der einen guten Krimi sicherlich auszeichnet.

Die Dialoge sind teils sehr ironisch, zweideutig und gut ausgeklügelt. Sie treiben die Story voran, ohne dabei stark aufzufallen. Trotzdem ist jeder Punkt wichtig. Wer nicht aufpasst, verliert bei der Auflösung vielleicht ein wenig die Orientierung. Da der Fall aber an sich sehr komplex und mysteriös ist, kann es kaum passieren, dass man nicht aufpasst. Das angesprochene Finale ist dementsprechend erschütternd und beeindruckend zugleich.

Mord im Orientexpress ist nicht nur was für Krimifreunde, sondern ein Zugfahrt, die sich niemand entgehen lassen sollte.

10/10
 

crizzero

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AW: Mord im Orientexpress

Sehr feine Kritik zum Einstand, Fisher! Weiter so... :hoch:

Der Zuschauer möchte schneller sein als der Detektiv, ein Punkt, der einen guten Krimi sicherlich auszeichnet.

Ja, das liebe ich an den Poirot-Filmen auch so sehr! Dieses Mitdenken und Mirrätseln macht die Filme wirklich extrem unterhaltsam. Habe durch deine Kritik richtig Lust bekommen, mal wieder einen derartigen Krimi anzuschauen. :)
 

Fisher

Statist
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AW: Mord im Orientexpress

Dank dir für das positive Feedback. :)
Deine Kritiken sind auch durchgehend lesenswert.

Mit einem Poirot kann man, wenn man dem Genre nicht total abgeneigt ist, eigentlich nie was falsch machen.
 

Willy Wonka

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Die Neuverfilmung von Kenneth Branagh habe ich bereits zwei Mal im Kino gesehen und daher war ich mit der Geschichte vertraut. Allein aus diesem Grund hat für mich jede weitere und auch ältere Verfilmung den Nachteil, dass ich den Plot und die Auflösung schon kenne und dementsprechend nicht mehr so mitfiebern kann beim ersten Mal.

Aber trotz Kenntnis der Geschichte macht die Verfilmung Sidney Lumets noch Spaß. Das Zusammenspiel der Darsteller ist ebenfalls exzellent und bietet einige Verweise auf deren jeweilige Filmographie. Anthony Perkins als Hector McQueen hat zufällig auch ein Problem mit seiner Mutter, wie einst sein Charakter Norman Bates in „Psycho“. ;)

Ein großer Unterschied beider Verfilmungen kann man an dem Umgang mit dem Kriminalfall Daisy Armstrongs erkennen. Während im „Original“ schon direkt zu Beginn das Thema aufgegriffen wird und in den Verhören es immer wieder thematisiert wird, hat Branagh erst gen Ende diesen Zusammenhang hergestellt. Als Nicht-Kenner der Geschichte finde ich die Entscheidung von Branagh wesentlich besser und vor allem überraschender.

Auch wenn beide Filme großartige Ensembles besitzen, bin ich dennoch den Schauspielern aus der Neuverfilmung im popkulturellen Kontext „näher“ als den Schauspielern von Lumets Version. Im direkten Vergleich würde also die Neuverfilmung aus dem Jahre 2017 gegenüber Lumets Version gewinnen.
 

Count Dooku

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Ich finde beide Verfilmungen gut. Die Verfilmung innerhalb der Serie "Poirot" mit David Suchet ist auch nicht schlecht, unter anderem mit John Bonville und Jessica Chastain.
Die Verfilmung von Carl Schenkel mit Alfred Molina und Fritz Wepper habe ich aber nie angeschaut.
 

Willy Wonka

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Die Vorlage eignet sich meiner Meinung auch durchaus, dass man sie alle paar Jahre bzw. Jahrzehnte neu verfilmt. Für mich ist das ähnlich, wie beim Theater, wo populäre Stücke ja auch alle Jahre erneut gespielt werden.
 

Count Dooku

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Bei manchen Geschichten funktioniert das sehr gut wie z. B. die Verfilmungen von Agatha Christies "Und dann gabs keines mehr".
 

Tarantino1980

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Albert Finney in der Rolle des Hercules Poirot verkörpert dabei exzellent seine Rolle und richtet sich im Gegensatz zu anderen Poirot-Darstellern sehr stark nach seinem literarischen Ich. Insgesamt ist der Film, nicht nur durch ihn, geprägt von der fantastischen Schauspielerleistung jedes einzelnen.

Hier habe ich mittlerweile drei Darsteller gesehen und ich muss sagen, auch wenn die älteren Filme für mich mehr Charme haben, finde ich doch die Darstellung von Kenneth Branagh als Hercules Poirot extrem gut. Hat mir wirklich am besten gefallen!

Die Dialoge sind teils sehr ironisch, zweideutig und gut ausgeklügelt. Sie treiben die Story voran, ohne dabei stark aufzufallen. Trotzdem ist jeder Punkt wichtig. Wer nicht aufpasst, verliert bei der Auflösung vielleicht ein wenig die Orientierung. Da der Fall aber an sich sehr komplex und mysteriös ist, kann es kaum passieren, dass man nicht aufpasst.

Sehr schön zusammen gefasst. Die Dialoge finde ich in den älteren Versionen sogar noch etwas besser!

Das angesprochene Finale ist dementsprechend erschütternd und beeindruckend zugleich.

Die Inszenierung des Finales fand ich grandios. Etwas mehr als 30 Minuten Auflösung, ohne das es langweilig wird, perfekt minimalistisch Inszeniert! Hier fand ich tatsächlich die Version von Sidney Lumet viel besser, als diese komische Interpretation im Remake das sogar Hercules Poirot eine Waffe nutzt um die Verdächtigen in Schach zu halten und auch die Location fand ich im Lumet´s Version deutlich passender und stimmiger!

Mord im Orientexpress ist nicht nur was für Krimifreunde, sondern ein Zugfahrt, die sich niemand entgehen lassen sollte.

Dem kann ich mich definitiv anschließen!

Die Neuverfilmung von Kenneth Branagh habe ich bereits zwei Mal im Kino gesehen und daher war ich mit der Geschichte vertraut. Allein aus diesem Grund hat für mich jede weitere und auch ältere Verfilmung den Nachteil, dass ich den Plot und die Auflösung schon kenne und dementsprechend nicht mehr so mitfiebern kann beim ersten Mal.

Das kann ich absolut nachempfinden, wobei ich auch hier sagen muss das mir die andere Art der Inszenierug von Sidney Lumet wirklich gefallen hat. Bis auf einen Aspekt, auf den ich gleich noch eingehen werde, fand ich sie etwas runder. Die Verhöre zwischen Pirot und den Verdächtigen fand ich tatsächlich sehr gut, erinnerten auch sehr an ein klassiches Theaterstück.

Generell hat mir die enge des Zuges, die fast ausschließlichen Indoor Sets und der dadurch entstandene "Mikrokosmus" sehr gut gefallen. Hier spürte ich halt in der Neuverfilmung von Kenneth Branagh das er schon das ein oder andere Mal der Versuchung unterlegen war, die Handlung etwas zu Verlagern und eben auch etwas mehr auf Außenaufnahmen gesetzt hat. Der wohl größte Unterschied ist schon der Anfang, der in der Verfilmung von Sidney Lumet nur ganz kurz auf der Tonspur stattgefunden hat, in Kenneth Branagh´s Version aber sogar mit Bildern gezeigt wurde. War natürlich so viel pregnanter und bot dem Zuschauer auch eine bessere Einführung des Charakters Hercule Poirot. Auch fand ich den Weg wie er in den Zug kam etwas besser inszeniert, fühlte sich natürlicher an. In der Verfilmung von Sidney Lumet fand ich das im direkten Vergleich etwas sperriger.

Aber trotz Kenntnis der Geschichte macht die Verfilmung Sidney Lumets noch Spaß. Das Zusammenspiel der Darsteller ist ebenfalls exzellent und bietet einige Verweise auf deren jeweilige Filmographie. Anthony Perkins als Hector McQueen hat zufällig auch ein Problem mit seiner Mutter, wie einst sein Charakter Norman Bates in „Psycho“. ;)

Das ist mir auch extrem aufgefallen, fand ich einen schönen Insider für einen jeden Filmfan! :D

Ein großer Unterschied beider Verfilmungen kann man an dem Umgang mit dem Kriminalfall Daisy Armstrongs erkennen. Während im „Original“ schon direkt zu Beginn das Thema aufgegriffen wird und in den Verhören es immer wieder thematisiert wird, hat Branagh erst gen Ende diesen Zusammenhang hergestellt. Als Nicht-Kenner der Geschichte finde ich die Entscheidung von Branagh wesentlich besser und vor allem überraschender.

Auch hier punktet bei mir das Remake etwas mehr. Natürlich war mir durch die aktuelle Sichtung des Remakes der Plot noch sehr präsent, aber auch durch den Anfang, also das hier der Kriminalfall von Daisy Armstrong so prominent platziert wurde, glaube ich schon das ich, hätte ich zuerst mir die Verfilmung von Sidney Lumet erneut gesichtet, also vor dem Remake, ich mit Sicherheit mich den ganzen Film über gefragt hätte was es damit auf sich hat und vielleicht dann auch die ein odere andere Spur gehabt hätte. Den dadurch das dieser Kriminalfall im Remake von Kenneth Branagh erst im großen Finale prominent platziert wurde, war die Überraschung das alle Zuginsassen in Wirklichkeit keine Fremde waren, sondern nicht nur alle ein Motiv hatten sondern auch gemeinschaftlich den Mord begangen haben, ein viel größerer "Aha- Moment" als in der anderen Version. Irgendwie habe ich mir auch eingebildet den ein odere anderen Hinweis, das die Leute sich nicht gänzlich fremd sind, im Film entdeckt zu haben.

Auch wenn beide Filme großartige Ensembles besitzen, bin ich dennoch den Schauspielern aus der Neuverfilmung im popkulturellen Kontext „näher“ als den Schauspielern von Lumets Version. Im direkten Vergleich würde also die Neuverfilmung aus dem Jahre 2017 gegenüber Lumets Version gewinnen.

Die Vorlage eignet sich meiner Meinung auch durchaus, dass man sie alle paar Jahre bzw. Jahrzehnte neu verfilmt. Für mich ist das ähnlich, wie beim Theater, wo populäre Stücke ja auch alle Jahre erneut gespielt werden.

Ein sehr interessanter Vergleich den ich so unterschreiben kann. Passt nicht zu jedem Original vs. Remake vergleich, aber hier ist er sehr treffend. Ich habe jetzt in relativ kurzer Zeit sowohl die beiden Verfilmungen von Kenneth Branagh - Mord im Orient-Express und Tod auf dem Nil - gesehen, als auch die wohl bekanntesten Verfilmungen zu diesen beidne Agatha Christie Romanen. In beiden Fällen ist Dein Vergleich absolut treffend. Auch wenn mir jeweils, aus anderen Gründen, die älteren Verfilmungen etwas besser gefallen haben, so fand ich die Remakes nicht komplett schlecht und es gab sogar ein paar Aspekte die mir in den Remakes besser gefallen haben!
 

deadlyfriend

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Die Verfilmung von Lumet, habe ich kürzlich erst geschaut. Wenn man zuvor die Filme mit Peter Ustinov gerade frisch gesehen hat, wirkt Finney erstmal wie ein Fremdkörper. Das liegt aber auch ein wenig daran, das die Synchro auf den Akzent verzichtet hat, was irgendwie schade ist.
Dennoch mag ich den Film ebenfalls sehr gerne und auch hier ist es fantastisch, welche tollen Darsteller wieder am Start waren.
Allerdings stelle ich mir immer wieder die gleiche Frage: Ratchett hat die Fäden bei der Entführung und Ermordung im Fall "Daisy" gezogen. Das heißt er hat die Tat geplant. Aber dennoch erkennt er niemanden der Anwesenden? Naja, egal. Trotzdem ein schöner Film.

Insgesamt muss ich aber Kenneth Branagh für seine bisherigen 3 Filme ein Riesenkompliment aussprechen. Ich finde alle 3 großartig und hoffe auf viele mehr. Erstens spielt er Poirot sensationell und zweitens liebe ich es, das er seine Filme nicht mit Geschwindigkeit angebiedert hat, sondern er bleibt bei einer altehrwürdigen Erzählweise, auch wenn er natürlich moderne Zutaten einbaut. Dennoch waren diese 3 bisherigen Filme für mich ein Genuss. Vom CGI mal abgesehen, was phasenweise störend war. Ich meine damit eher, das er die Figur und die Ereignisse nicht durch Hektik, Action etc.. verfremdet hat, wie es bei dieser seltsamen Robert Downey Variante von "Sherlock Holmes" der Fall war. Das war für mich echt grausig.
 
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