Mitternachtsspitzen

deadlyfriend

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Gesamtübersicht aller Kurzkritiken zu Mitternachtsspitzen:

#02 13.08.2008 deadlyfriend
 
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deadlyfriend

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Mitternachtsspitzen


London. In einem völlig zugenebelten Park befindet sich eine junge Frau auf dem Weg nach Hause. Sie ist aber nicht die einzige Person die sich dort aufhält. Es ist zwar niemand im Nebel zu sehen, aber eine furchteinflößende Stimme verkündet ihr, das sie das Monatsende nicht mehr erleben wird. Fortan wird sie mit grässlichen Anrufen belästigt, die immer wieder ihren baldigen Tod ankündigen.
Mit diesem Paukenschlag eröffnet Regisseur David Miller einen der spannensten Thriller aller Zeiten. Oftmals wird Mitternachtsspitzen mit den Werken von Alfred Hitchcock verglichen. Bei näherer Betrachtung gibt es aber durchaus Differenzen. Selten lieferte Hitch einen dermaßen fulminanten Einstieg und zudem ist es eher ein klassischer "Who done it", der dem Zuschauer bei der Tätersuche nicht mehr Informationen gibt als seinem Opfer. Ein Schema das in der Filmographie von Mr.Hitchcock nicht oft zu finden ist. Was "Mitternachtsspitzen" aber trotzdem in seine Richtung schiebt, ist die gnadenlose Spannung. Obwohl seit der Entstehung fast 50 Jahre vergangen sind, sitzt man heute immer noch mit schweißnasser Stirn vor dem Fernseher und fiebert mit. Durch geschickt eingestreute Fährten weiß man recht bald nicht mehr, wem man trauen kann. Zusätzlich ist ständig ein lichtscheuer Zeitgenosse unterwegs , dessen Motive im Verborgenen bleiben. Die Angst bleibt die kompletten 104 Minuten erhalten, was dieses zeitlose Meisterwerk in jedem Fall auf einen der vordersten Plätzen innerhalb des Genres schiebt.
Doris Day hat hier endlich auch mal die Möglichkeiten aufzuzeigen das sie nicht nur komödiantisches Talent in sich trägt, und verkörpert die Panik, die ihr und dem Betrachter einverleibt wird, nahezu perfekt. Auch der restliche Cast spielt hervorragend. Myrna Loy, Rex Harrison, John Gavin, und der von mir immer wieder gerne gesehene Roddy McDowall spielen glänzend. Der Score sitzt genauso perfekt wie ihr titelgebendes Kleid namens "Mitternachtsspitzen".

Fazit: Egal ob jung oder alt, diesen Film darf man einfach nicht verpasst haben, wenn man gerne Thriller sieht!
 

Farman

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AW: Mitternachtsspitzen

Gute Kritik.
Meinungsmäßig bin ich aber persönlich nicht unbedingt einverstanden. Der Streifen ist für mich ein unterhaltsamer, netter Thriller und ist von einem Hitchcock ein paar Lichtjahre entfernt. Wie bei allen Epigonen dieser Zeit, auch den besten (der beste ist wohl "Charade" von Stanley Donen), fehlt der abgründige Witz, die tiefsitzende Bosheit, die Komplexität. Die Epigonen wie dieser hier sind für mich, eigentlich ausnahmslos, gewöhnliche Thriller im "Hitchcock-Look".
 

deadlyfriend

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AW: Mitternachtsspitzen

Hm, die Komplexität sehe ich hier schon gegeben. Genauso wie die Boshaftigkeit. Das er vom Hitchcock Stil weit entfernt ist habe ich ja explizit geschrieben. Ich befinde ihn aber für genauso spannend wie die Hitchcock Werke. Auch wenn sie außer der Entstehungszeit nicht viel gemein haben. Obwohl der Plot, aus einer anderen Sichtweise verfilmt, durchaus auch ihm gut zu Gesicht gestanden hätte.
 

Farman

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AW: Mitternachtsspitzen

Hm, die Komplexität sehe ich hier schon gegeben. Genauso wie die Boshaftigkeit.

Ich halt leider nicht, zumindest nicht im direkten Vergleich. War für mich ne sehr geradlinige Angelegenheit.

Das er vom Hitchcock Stil weit entfernt ist habe ich ja explizit geschrieben. Ich befinde ihn aber für genauso spannend wie die Hitchcock Werke.

Das ein oder andere Mal schädigt dem Meister vielleicht sein Kultstatus als "Master of Suspense". Denn der Mann hatte außer Spannung noch einiges mehr zu bieten.

Auch wenn sie außer der Entstehungszeit nicht viel gemein haben. Obwohl der Plot, aus einer anderen Sichtweise verfilmt, durchaus auch ihm gut zu Gesicht gestanden hätte.

Afaik ist der Film ziemlich direkt von ihm beeinflusst. Finde ich jedenfalls ziemlich offensichtlich. Der Look alleine reicht schon, und dann ist da der Plot, der imo recht deutlich aus der Hitchcockschen Ursuppe zusammengemixt ist. Der Film ist ein recht bekannter Epigone.
Wenn ich den aber bspw. mit "Rear Window", in dem es grob um die selben "Themen" geht, vergleiche, dann sehe ich bei Mitternachtsspitzen einen Genrefilm, bei Rear Window aber einen Genrefilm über Genrefilme. Der erste ist für mich Unterhaltung, der zweite abstrakte Kunst. Qualitativ ordne ich persönlich die jedenfalls verschieden ein.
 

deadlyfriend

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AW: Mitternachtsspitzen

H,

Rear window und Mitternachtsspitzen würde ich überhaupt nicht miteinander vergleichen. Sie haben irgendwie nichts gemeinsam. In dem einen geschieht ein Mord aus Sicht des Beobachters und in dem anderen wird ein Mord geplant. Auch die Perspektive ist völlig unterschiedlich. Die einzige Gemeinsamkeit die ich hier sehe ist grob das Thema "Mord". Da könnte man aber fast jeden Thriller miteinander vergleichen.
Das "Mitternachtsspitzen" deutliche Beeinflussung vom Altmeister zeigt ist natürlich klar erkennbar. Während Hitchcock eben auf mehr Vielschichtigkeit der Personen und der Handlungsstränge setzt, greift "Midnight Lace" eben wirklich nur das Kernthema "Spannung" oder eben "Suspense" auf. Man hat sozusagen einen Teil von Hitchcock entnommen ihn aber durch die Struktur völlig verändert.
 

Farman

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AW: Mitternachtsspitzen

Die einzige Gemeinsamkeit die ich hier sehe ist grob das Thema "Mord". Da könnte man aber fast jeden Thriller miteinander vergleichen.

Ich hätte das vielleicht nicht so einfach behaupten sondern erklären sollen.
Wenn man es nur von seinem Plot und seiner Struktur sieht, kann man sagen, die zwei Filme sind verschieden. Keine Frage, das ist so. Verschieden ist aber in meinen Augen in dem Fall nicht unvergleichbar. "Thriller" und "Mord" sind zwei sehr bindende Schlagwörter.
Um es spezifischer zu machen: "Thematisch" (und das heißt nicht "Das Thema des Filmes ist Mord") ist das sehr vergleichbar. Bei beiden geht es um einen Mord am Ehepartner und um häusliche Kontrolle, um den Unterschied zwischen der Angst vor dem da draußen und der Angst vor dem in den eigenen vier Wänden. Klassischer Thrillerstoff und ebenso klassischer Hitchcockstoff. Zu der Zeit, als der Film entstand, lag das sehr eng beieinander. Ähnlich wie bei Hitchcock wird das ganze ständig mit Symbolen bemüht, ich glaube Doris Day trägt die ganze Zeit was weißes, ähnlich wie bei Hitchcock haben Telefone, Aufzüge und Fenster immer Bedeutungen, die über die Dinge selbst irgendwie hinausgehen.
So, um meinen (schlechten?) Vergleich zu bemühen: "Rear Window" ist wundervolle, leichte Unterhaltung mit einer Grace Kelly, an der man sich nicht satt sehen kann und einer tollen Thrilleridee. Unter der Oberfläche ist das ein tiefschwarzer Film über Ehe, häusliche Kontrolle, der Angst vor "dem da draußen" und etc. Das Happy Ending ist tiefschwarz und der Thriller ist in Wirklichkeit eine Thrillerabstraktion, die uns aber unwiderstehlich präsentiert wird als leichte Unterhaltung (und anders auch nicht funktionieren würde). Die zwei Stunden bei "Mitternachtsspitzen" weisen für mich auf nichts außer diesen zwei Stunden hinaus.

Man hat sozusagen einen Teil von Hitchcock entnommen ihn aber durch die Struktur völlig verändert.

Jepp, da stimme ich dir zu und wenn das so klingen sollte, als habe der Film keine Existenzberechtigung, dann hab ich das etwas falsch rübergebracht. Ich denke wir sehen das nicht so verschieden, außer dass ich den Film halt nicht so gerne mag wie du. Aber die, die das mitlesen, brauchen meinem Geschreibsel nicht zu glauben und sollten sich selbst überzeugen. Schlimmstenfalls ist es halt Unterhaltung, da hat man ja nicht viel zu verlieren.
 

deadlyfriend

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AW: Mitternachtsspitzen

Ich glaube das Interesse an Filmen die etwas betagter sind, ist ziemlich geringfügig:)))
Jetzt habe ich deine Argumentation besser verstanden. Es kommt halt immer ein wenig drauf an was ein Film sein will. Bei Hitchcock will der Film meistens etwas mehr sein als man eigentlich sieht, Mitternachtsspitzen will einfach ein Thriller ohne doppelten Boden in Reinkultur darstellen. Reine Unterhaltung eben. Für mich persönlich ist er auf dieser Ebene ein Meilenstein. Sehr konsequent, mit einem Hauruck Beginn und einer famosen Spannung. Hitchcock läuft dagegen für mich auch irgendwie außer Konkurrenz wie du an dem anderen Thread schon bemerkt haben dürftest.....
 

Frankie

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AW: Mitternachtsspitzen

Aber die, die das mitlesen, brauchen meinem Geschreibsel nicht zu glauben und sollten sich selbst überzeugen. Schlimmstenfalls ist es halt Unterhaltung, da hat man ja nicht viel zu verlieren.

Ich habe den vor ca 1 1/2 Jahren auf "Das Vierte" gesehen, und fand den gar nicht so schlecht. Aber viele Hitchcock Filme habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, da ist meine Erinnerung zu verblasst um mir ein klares Urteil zu bilden.
Aber ich lese Eure Unterhaltung mit großen Interesse und habe viel Spaß dabei!:)
 

Farman

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AW: Mitternachtsspitzen

Ich glaube das Interesse an Filmen die etwas betagter sind, ist ziemlich geringfügig:)))

lol, dahingehend war das wohl unverzeihlich von mir so negativ daherzureden ;).
Aber da müssen wir erstmal anfangen über heutige "hitchcockische" Filme zu sprechen, dann geht richtig die Post ab. Hasstiraden vorprogrammiert.

@FGTH: thx. Vielleicht wirst du ja dazu bewegt, ein paar Hitchcocks nochmal anzusehen.
[...irgendwann kriegen wir sie alle und konvertieren das ganze Forum...]
 

Tarantino1980

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AW: Mitternachtsspitzen

Auch diesen Film habe ich nun endlich gesehen. Ein wirklich sehr schöner Thriller mit einer sehr guten Leistung von Doris Day! Ähnlich wie für Hitchcock zeigte sie auch in David Miller´s Mitternachtsspitzen, das sie nicht nur in Komödien eine gute Figur machte sondern auch ein großes Talent für Thriller hatte. Natürlich kann der Film nicht mit einem Hitchcock konkurieren, aber da ist die Meßlatte eh sehr hoch und fast unerreichbar. Aber man bekommt bei diesem Film wirklich einen guten Thriller geboten. Noch dazu einen John Williams, der ähnlich wie in Bei Anruf Mord erneut einen Inspektor spielt. Alleine diese Tatsache sorgt natürlich dafür, das man diesen Film indirekt natürlich mit einem Hitchcock Werk vergleicht, was aber nicht fair ist. Eigentständig betrachtet ist Mitternachtsspitzen ein sehr guter Film mit einem guten Spannungsbogen, einen schönem Cast und einer wirklich überraschenden Auflösung! Solche Thriller findet man heutzutage nur noch sehr selten, fast garnicht mehr. Aber zum Glück gibt es solche Filmperlen wie diesen Film, die das Genre auch heute noch interessant machen und in ein gutes Licht rücken. Obwohl, oder vieleicht gerade weil man in dem Film, bis auf das Finale, kaum "actionreiche Szenen" zu sehen bekommt, strotzt der Film vor Spannung und man fibert regelrecht mit Doris Day mit. Der Zuschauer wird häufig vor die Frage gestellt ob es wirklich real ist oder ob sie es sich tatsächlich nur einbildet, was natürlich auch im Rahmen des möglichen gewesen wäre. Mir hat der Film gefallen und auch wenn man das Ende kennt, denke ich wird er bei einer erneuten Sichtung genauso interessant sein, weil die Art und Weise wie der Film inzeniert worden ist sehr gut und interessant ist.

Wer "ältere" Filme mag und dazu natürlich noch ein Thriller Fan ist muss auch diesen Film gesehen haben. Da führt kein Weg dran vorbei :nice:.

Wertung: 8/10
 
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