Mitten in Deutschland: NSU - Die Täter: Heute ist nicht alle Tage
Die beiden pubertierenden Freundinen Sandra und Beate wachsen mitten zur Zeit der Wende in der ehemaligen DDR in Jena auf. Beide sind mit der Schule fertig und sind orientierungslos wie es mit ihrem Leben weitergehen soll.
Regisseur
Christian Schwochow inszenierte im Jahr 2016 den ersten Teil der
Mitten in Deutschland Trilogie. In seinem Beitrag geht es darum die Geschehnisse aus der NSU Zeit aus Sicht der Täter zu erzählen. Der Film, wie auch die gesamte Trilogie, ist eine Mischung aus realen Ereignissen, aber auch fiktionalen Freiheiten der Drehbuchautoren, um dieses Thema innerhalb eines filmisches Kontextes dem Zuschauer zu präsentieren. Dank solchen tollen Beratern wie z.B. Stefan Aust, welche aus meiner Sicht maßgeblich bei der Drehbuchentstehung beteiligt waren, wirkt der Film sehr authentisch und erschreckend real. Da der Film auf realen Ereignissen basiert ist es umso schokierender für mich gewesen noch mehr Hintergründe zu dem Ereignissen zu erfahren. Im Grunde zeigt uns
Christian Schwochow in seinem Film sehr deutlich auf wie einfach es ist, Jugendliche ohne Perspektive und ohne bereits gefesstigte Meinung, zu manipulieren und für eine gewisse Sache zu begeistern. Egal ob es sich um eine Sekte wie z.B. Scientology handelt, welche im übrigen auch nach der Wende in den neuen Bundesländern auf Mitgliederfang gegangen ist, oder eben eine politisch extreme Bewegegung, wie hier eben die rechte Szene, haben all diese Gruppierungen eins gemeinsam, sie nutzen Notlagen aus und wenden sich geziehlt an Personen, die eben genau in dieser Notlage stecken bzw. noch keine feste Richtung in ihrem Leben haben. Dies zeigt der Film erschrekend real wie aus den beiden jungen Frauen Sandra und Beate, die offenbar ihr bisheriges Leben lang beste Freundinen werden, durch solch eine Situation schnell zwei Personen werden die auf unterschiedlichen Seiten stehen. Sandra geht den weg, den man im besten Fall gehen sollte und lässt diese jugendliche Unentschlossenheit schnell hinter sich. Beate hingegen, wahrscheinlich auch weil sie durch ihr zerrütetes Elternhaus, noch anfälliger für diese Gruppierung war, gerät immer tiefer in diesen Sog aus Zusammenhaltsgefühl einhergehend mit extremen Ansichten und wird dadurch auch schnell in ihren jungen Jahren zu einem wichtigen Teil dieser Gruppierung. Nicht weil es zwingend ihr Gedankengut war und sie nur nach genau so einer Gruppe gesucht hat. Vielmehr ist es die Perspektivlosigkeit die sie dort schnell anschluss finden lässt und mit den falschen Leuten aber schnell in einere Einheit sich wohl fühlt und dadurch auch dieses Gedankengut für sich adaptiert, weil sie dadurch eben eine Ersatzfamilie gefunden hat.
Ich will damit weiß Gott nicht ihre Taten rechtfertigen, mir ist es halt nur wichtig und offenbar auch den Machern dieses Filmes, das man die Beweggründe und Motivationen versteht. Die wenigsten werden als rechtradikal bzw. rechtsextrem geboren. Es sind eben vielmehr sehr anfällige Leute ohne perspektive die sich solchen Gruppierungen anschließen, eben weil sie keine eigene gefestigte Meinung haben und dadurch sich schnell beeinflussen lassen. Genauso hätte, wenn Beate den richigen Leuten begegnet wäre, aus ihr ein wichtiger Teil der Gesellschaft werden können. Sie hätte sich sozial bzw. karitativ angagieren können den genauso auf der anderen Seite gibt es Gruppierungen die solche Personen für sich gewinnen wollen, nur mit dem Unterschied das das Produkt aus deren Bemühungen etwas gutes ist. Leider, und das zeigt der Film sehr deutlich, sind diese Gruppierungen nicht so fokusiert und organisiert wenn es darum geht neue Mitglieder zu akquirieren. Wäre also Beate nicht in eine lieblose arbeitsbeschaffungsmaßnahme vom Staat gesteckt worden, sondern hätte man damals für diese Genereation von Jugendlichen sich ernsthaft Gedanken gemacht wie man ihnen perspektiven bieten kann, also für junge Erwachsene aus sozial schwachen Verhältnissen, wäre es vielleicht nie so weit gekommen.
Der Cast ist im übrigen hervorragend besetzt. Sowohl
Anna Maria Mühe als auch
Albrecht Schuch und
Sebastian Urzendowsky haben mir in ihrer Darstellung extrem gut gefallen. Mal davon abgesehen das man hätte Make-up technisch etwas mehr rausholen können, da es doch ein etwas größerer Zeitraum war der hier abgedeckt wurde, haben sie von der Art wie sie ihre Figuren verkörpert haben diesen Wandel perfekt darstellt. Aus pupertierenden Jugendlichen ohne Ziel wurden rechtsextreme Terroristen mit einem sehr klarem Ziel vor Augen. Diesen Wandel haben die drei wirklich erschreckend dargestellt. Aber auch der restliche Cast war wirklcih gut besetzt.
Ich finde es ist ein wichtiger Film den uns hier
Christian Schwochow präsentiert weil er sich mit der jungen Geschichte Deutschlands beschäftigt, er bewusst schockiert und aufzeigt, dass obwohl viele das leider nicht wahrhaben wollen oder nicht sehen wollen, das Thema Rechtsradikalismus bzw. Rechtsextremismus schon sehr lange ein Problem in Deutschland ist und noch immer omnipräsent ist. Daher finde ich diesen Film extrem wichtig und hoffe, dass er von möglichst vielen Leuten gesehen wurde bzw. noch gesehen wird und meiner Meinung nach, sollte es auch ein Film sein der in weiterführenden Schulen im Geschichts und/oder Politik Unterricht absolut zum Pflichtstoff gehören sollte.
Wertung:
9/10