Michael Haneke

Die wilde 13

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"Angst ist das tiefste Gefühl"
Michael Haneke



Michael Haneke


Herzlichen Glückwunsch, Michael Haneke, zum heutigen 70. Geburtstag!

Der Österreicher Michael Haneke wurde am 23.03.1942 in München geboren. Er wuchs in der Wiener Neustadt auf, wo die Familie seiner Mutter, der österreicherischen Burgschauspielerin Beatrix von Degenschild, einen landwirtschaftlichen Betrieb führte. Die Beziehung zu seinem deutschen Vater Fritz Haneke blieb eher sporadisch.

Im Alter von 17 Jahren wollte Haneke zunächst in die Fussstapfen seiner Mutter treten und Schauspieler werden, doch er bestand die Aufnahmeprüfung am Max Reinhardt Seminar in Wien nicht. Stattdessen beendete er die Schule mit der Matura und studierte danach Philosophie, Psychologie und Theaterwissenschaften in Wien auch wenn er auch ganz gerne Pianist geworden wäre. Er brach das Sudium jedoch ab um 1967 als Fernsehspieldramaturg nach Baden Baden zu gehen. Beim Südwestfunk lernte er wie (Fernseh)Filme gemacht wurden und schrieb nebenbei sein erstes Drehbuch ("Wochenende"), welches aber unveröffentlicht blieb. Nach dieser vierjährigen Tätigkeit ging Haneke zunächst als Theaterregisseur ans Baden Badener Theater, weitere Engegaments in Darmstadt, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Stuttgart, Hamburg, München und Wien folgten in den weiteren Jahren.

1973 drehte er dann seinen ersten Fernsehfilm, der den Titel ...und was kommt danach? (After Liverpool) trug. Mit den Jahren kamen u.a. noch Sperrmüll, Lemminge und Das Schloss hinzu.

Zum Kino kam er 1989 eher "zufällig". Da sein Drehbuch zu einem Hörspiel von Radio Bremen abgelehnt wurde, machte Haneke kurzerhand einen Kinofilm mit dem Titel Der siebente Kontinent daraus. Er ist Auftakt einer Trilogie, die noch die Filme Benny's Video (1992) und 71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls (1994). Allen gemein, so Haneke, ist die "Vergletscherung der Gefühle" und so ist es kein Wunder, das es sich um die Themen Selbstmord, Mord und Amok dreht.

Im Jahre 1997 kam dann Funny Games (mit dem Ehepaar Ulrich Mühe und Susanne Lothar, die beide leider nicht mehr am Leben sind) heraus, der aus der Trilogie auch eine Quadrilogie hätte machen können, geht es doch auch hier um Gewalt, Angst und Schmerz. 2000 folgte dann Code: unbekannt, ein Jahr später Die Klavierspielerin mit Isabelle Huppert nach einem Roman der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. Anschließend drehte er 2002 das Endzeitdrama Wolfzeit.

Für Caché (2005, mit Juliette Binoche und Daniel Auteuil) wurde der Österreicher dann mit Preisen überhäuft, darunter u.a. als bester Regisseur bei den Filmfestspielen in Cannes.

Nach einem Intermezzo 2006 an der Pariser Oper ("Don Giovanni") kehrte Haneke zum Film zurück und inszenierte für den US-Markt Funny Games U.S. Ein fast 1:1 Remake seines Psychothrillers von 1997. In den Hauptrollen kamen hier Tim Roth und Naomi Watts zum Einsatz.

Mit Das weisse Band - Eine deutsche Kindergeschichte (2009) sezierte Haneke dann in eindringlichen Schwarz-Weiß Bildern kurz vor dem ersten Weltkrieg den frucht - und furchtbaren Nährboden, auf dem schliesslich die Saat der Nazis Jahre später dann so unheilvoll aufging. Dieser Geniestreich gewann u.a. die Goldene Palme, den Europäischen Filmpreis, den Golden Globe als besten fremdsprachigen Film und mehrere deutsche Filmpreise. Und das alles völlig zurecht!

2013 erhält Haneke für seinen unter die Haut gehenden Film Liebe den Oscar als bester fremdprachiger Film und eine Nominierung als bester Regisseur.



Alles Gute, Michael Haneke!
 
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deadlyfriend

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AW: Michael Haneke

Ganz tolle Vorstellung eines Regisseurs mit dem ich mich ebenfalls noch zu wenig beschäftigt habe. Ich kenne gerade mal 3 Filme von ihm:

Funny Games
Cache
Das weisse Band

Alle drei fand ich bärenstark, weshalb ich mich mit Sicherheit irgendwann noch mit einigen anderen Filmen von ihm auseinander setzen werde.
 

Die wilde 13

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AW: Michael Haneke

Michael Haneke habe ich erst seit Das weisse Band auf meinem Zettel. Das was ich dort zu Sehen bekam, war äußerst beeindruckend und nachhaltig, das mittlerweile Funny Games, Funny Games U.S., Caché und als TV Aufzeichnung (von gestern abend:D) Die Klavierspielerin bei mir Einzug gehalten haben. Nur gesehen habe ich davon leider noch keinen. :(:o

Auf jeden Fall werde ich mich seinem Werk noch genauer widmen. Interessant finde ich, dass in seinen Filmen kaum Musik vorkommt und das obwohl er auch Musiker und Komponist werden wollte.
"Es widerspreche, wie er erklärt, seinem realistischen Konzept vom Filmemachen, Musik als Begleitung einzusetzen, so diese nicht in der Szene selbst – etwa aus Quellen wie Radio oder Fernsehgerät – eine Begründung findet." (wikipedia.de)
Er sollte mal ein Musical drehen...:D
 

Die wilde 13

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AW: Michael Haneke

Hat sich überschnitten. So schnell ist Live Topic nun auch nicht, das ich tippe und gleichzeitig schon weiß, was du in dem Moment schreibst. :D;)
Spricht aber für dich, das du das geändert hast. :hoch::kiss:
 

Eclipsed

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AW: Michael Haneke

Einer meiner Lieblinge, wobei ich auch noch viel zu wenig von ihm gesehen habe (Benny's Video, Funny Games, Funny Games U.S., Das Weiße Band, Caché und Die Klavierspielerin).
Besonders faszinierend ist, wie er häufig Filme über das Kino dreht, ohne dass einem dieser Themenkontext ins Gesicht springt. Das titelgebende Video bei Benny's Video, die Tapes bei Caché oder die Fernbedienung bei Funny Games sind solche Beispiele. Er macht den Zuschauer oder auch sich selbst zum Protagonisten und schafft so etwas völlig Neues.
Sehr erfrischend war es dann, als er mit Das Weiße Band einen ganz anderen Weg eingeschlagen hat. Meine Liebe für diesen Film kann ich kaum in Worte ausdrücken...ein ganz, ganz großes Stück Kino.
 

crizzero

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Spricht aber für dich, das du das geändert hast. :hoch::kiss:

Ist doch klar, das waren ja nicht meine Federn, mit denen ich mich da schmücken wollte... :o

Zu Haneke selbst kann ich wenig beitragen. Ich kenne nichts von ihm, da ich den deutschen Film nicht mag. Aber "Funny Games U.S." werde ich mir bestimmt irgendwann mal geben.
 

Despair

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AW: Michael Haneke

Zu Haneke selbst kann ich wenig beitragen. Ich kenne nichts von ihm, da ich den deutschen Film nicht mag. Aber "Funny Games U.S." werde ich mir bestimmt irgendwann mal geben.

Wenn dir "Funny Games U.S." gefällt, krieg' ich einen Lachanfall. Versprochen. :D

Ich kenne von Haneke "Caché", "Die Klavierspielerin", "Wolfzeit", "Das weiße Band" und die beiden "Funny Games", und ich fand sie alle klasse. Am unzugänglichsten von den genannten Filmen empfand ich "Wolfzeit", der nicht selten an Tarkovsky erinnert. Aber welcher Haneke-Film ist schon leicht zugänglich..? ;)
 

Despair

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AW: Michael Haneke

Inwiefern denn? Denkst du nicht, dass der mir gefallen könnte?

Weil er eine 1:1-Kopie des Originals ist. Absolut identisch, bis auf die Schauspieler eben. Und die machen in beiden Filmen ihre Sache sehr gut. Wenn dir also das Remake zusagt, dann gefällt dir indirekt der deutsche Film ebenfalls - und du kannst nichts dagegen tun. :D

Ob dir "Funny Games U.S." gefallen könnte - keine Ahnung. Ist halt Haneke, und auf Haneke muss man klarkommen. Anschauen würde ich ihn mir an deiner Stelle auf jeden Fall.
 

crizzero

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Weil er eine 1:1-Kopie des Originals ist. Absolut identisch, bis auf die Schauspieler eben. Und die machen in beiden Filmen ihre Sache sehr gut. Wenn dir also das Remake zusagt, dann gefällt dir indirekt der deutsche Film ebenfalls - und du kannst nichts dagegen tun. :D

Naja, ich kann ganz gut zwischen deutscher und amerikanischer Schauspielkunst unterscheiden. Die deutschen Schauspieler sagen mir meistens nicht zu. Eine chronische Ausnahme stellt dabei der "Tatort" im Ersten dar. :)
 

Despair

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AW: Michael Haneke

Naja, ich kann ganz gut zwischen deutscher und amerikanischer Schauspielkunst unterscheiden. Die deutschen Schauspieler sagen mir meistens nicht zu.

In Falle "Funny Games" ist die deutsche Riege einen Tick intensiver. Hat wohl Vorteile, wenn das Filmpaar auch im wirklichen Leben ein Ehepaar ist (bzw. war). Desweiteren glaube ich nicht daran, dass schauspielerisches Talent sich nach Landesgrenzen richtet. ;)
 

Despair

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AW: Michael Haneke

Behauptet ja auch keiner. Aber mir gefallen die Schauspieler aus Hollywood eben meistens besser. Also lege mir bitte keine plakativen Sprüche in den Mund. :taetschel:

Nichts gegen persönliche Geschmäcker, aber dieser Satz

Naja, ich kann ganz gut zwischen deutscher und amerikanischer Schauspielkunst unterscheiden.

klingt leicht überheblich. Jedenfalls nach meinem rein subjektiven Empfinden. :D

Am besten kaufst du gleich beide "Funny Games" und startest selbst einen Vergleich. Haneke würde es bestimmt freuen. ;)
 

crizzero

Filmvisionaer
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Nichts gegen persönliche Geschmäcker, aber dieser Satz

klingt leicht überheblich. Jedenfalls nach meinem rein subjektiven Empfinden. :D

Nee, das bedeutet nur, dass ich das für mich immer unterscheiden muss, da ich grundsätzlich (nicht immer) mehr von Hollywood und seinen Akteuren halte. Ich habe da vielleicht einen anderen Blick auf die Schauspielerei, denke ich.
 

Willy Wonka

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AW: Michael Haneke

Eine sehr gelungene Vorstellung und wie die meisten anderen muss ich mich mit seiner Filmographie noch mehr vertraut machen. Den ersten Kontakt mit Haneke hatte ich bei dem Film „Funny Games", wobei ich damals den Haneke noch nicht kannte und demnach nicht einschätzen konnte. Aber dieser Film war für mich so intensiv und hat mir gezeigt, dass ich noch tiefe Furcht bei einem Film spüren kann. Die Inszenierung und die Performance der Schauspieler suchte ihres Gleichen und für mich ist der Film immer noch sein Meisterwerk.

In den darauffolgenden Jahre habe ich mir dann „Cache", „Die Klavierspielerin" und „Das weisse Band" angesehen und jeder Film hat mich absolut begeistert und hat mich mit seinem Stil vertrauter gemacht. Ich würde mir für die Zukunft wünschen, dass eine vollständige Werkschau von Michael Haneke auf DVD/Blu-ray veröffentlicht wird, wie es bei Wolfgang Petersen und Tom Tykwer umgesetzt worden ist.

Meine Wertungen zu seinen Film sprechen für sich und wegen seiner Filme ist nach meiner OFDb-Statistik die Filmnation Österreich das Land mit der höchsten Durchschnittswertung (8,43/10) bei meinen Filmbewertungen.

Funny Games (10/10)
Caché (9/10)
Das weisse Band (9/10)
Die Klavierspielerin (8/10)

Desweiteren glaube ich nicht daran, dass schauspielerisches Talent sich nach Landesgrenzen richtet. ;)

Vollkommen richtig. Der amerikanische und englische Schauspielmarkt ist lediglich größer, was dann zur Folge hat, dass sie auch mehr Talente entdecken, aber deutsche Schauspieler prinzipiell schlechter zu machen ist Schwachsinn.

Wie sieht es denn zum Beispiel mit Christoph Waltz aus?
 
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