Magic Mike
Kaum zu glauben, aber unter all den Genre-Rundumschlägen Soderberghs in den letzten Jahren, die sich eigentlich nur durch eine orientierungslose Hektik und grelle Farbfilter in kränklichen Braun-, Gelb- und Grüntönen verbanden, ist sein Film über männliche Stripper der Beste. Völlig unvoreingenommen und selbstverständlich nähert sich Soderbergh - wiederum in gelbstichigen Bildern, aber edler eingefangen und weniger "street style" als seine letzten Filme - einem der letzten ungepflügten Terrains im Filmgeschäft, das sonst keine Tabus mehr zu kennen scheint.
In den Strip-Shows demonstriert Soderbergh eine Ästhetik des männlichen Körpers, die man auch als gestandener Hetero-Mann einsehen muss. Erst in den Nebenhandlungssträngen entfaltet sich "Magic Mike" aber vollends. Es wird der Versuchung widerstanden, die Branche zu analysieren; bedenkt man, wie wenig bislang in Filmen über sie erzählt wurde, wäre das der naheliegende Schritt gewesen. Vielmehr geht es um die Gründung von Existenzen im Allgemeinen, ganz unabhängig davon, ob nun eine Stripperhütte oder ein Fachgeschäft für Eigenbaumöbel Objekt der Selbstständigkeit ist. Auch interessant: Der Film wirbt mit Channing Tatums Figur und am Ende ist auch er es, der im Mittelpunkt steht, doch es ist Alex Pettyfer, der lange Zeit in der vermeintlichen Hauptrolle inszeniert wird. Der daraus folgende Perspektivenwechsel gibt der Erzählung einen kräftigen Schuss Unverbrauchtheit, zumal man noch einen charismatischen Matthew McConaughey als Stichwortgeber am Rande hat. Er ist es auch, der für die notwendige Portion Zoff sorgt. Erfreulicherweise werden die Dispute selten mitten im Fokus ausgetragen, sondern finden eher im Hintergrund Erwähnung - ob nun überdeckt von lauter Disco-Musik oder durch feiernde Partygäste, während im Hintergrund zwei Teilhaber eines Geschäftes hitzig debattieren, ob nun eine 7,5- oder 10-Prozent-Beteiligung ausgehandelt werden soll.
Eine besondere Tiefe kann man sich natürlich nicht erwarten, Frauen sollten auch nicht auf allzu explizite Nacktheit hoffen (aber Frauen ticken da ja sowieso etwas anders als Männer) und Trashfreunde nicht auf ein zweites "Showgirls" (dafür ist die Regie einfach zu stilsicher), aber Soderbergh hat in seinem zuletzt blind wirkenden Streben nach neuen Wegen endlich mal ein Korn gefunden.
6.5/10