Leben nach dem Tod in Bangkok

Despair

Filmvisionaer
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Leben nach dem Tod in Bangkok

Bibliothekar Kenji hat die Nase voll vom Leben und spielt im Geiste die verschiedensten Suizidmethoden durch. Doch jeder Versuch, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, scheitert. So auch in der Nacht, als er sich von einer Brücke in die trüben Fluten stürzen möchte. Nid, die kurz zuvor aufgrund eines Streites mit ihrer Schwester Noi von dieser aus dem Wagen geworfen wurde, beobachtet den lebensmüden Kenji – und wird dabei von einem Auto überrollt. Kenji freundet sich mit der chaotischen Noi trotz grosser charakterlicher Unterschiede und massiver Sprachprobleme (Kenji ist Japaner, Noi Thailänderin) an und begleitet sie nach Hause. Dort bleibt er ein paar Tage, zurück in seine Wohnung kann er nicht. Schliesslich liegen in seiner Wohnung die Leichen seines Bruders, einem Yakuza-Mitglied und dessen Mörders...

Nein, ein Yakuza-Film ist „Leben nach dem Tod in Bangkok“ beileibe nicht, daran ändert auch der Kurzauftritt eines gewissen Takashi Miike als Gangsterboss nichts. Es handelt sich vielmehr um einen ruhigen, melancholischen Liebesfilm, durchtränkt von humorigen Einlagen, die zum Teil tiefschwarz sind. Die ewig misslingenden Selbstmordversuche Kenjis, die witzigen, mit thailändischem Akzent vorgetragenen Kommentare Nois und das unbeholfen schüchterne Verhalten des akribischen Japaners sind für den ein oder anderen Schmunzler gut. Trotzdem überwiegt eine traurig-schwermütige Grundstimmung. Zwei verlorene Seelen, die mit ihren Leben nicht klarkommen, versuchen einander Trost zu spenden. Ob das gelingt, kann man auch nach dem überraschenden Ende nicht wirklich beantworten.

Fazit: ein romantischer Liebesfilm für Leute mit einer Ader für's Schräge. Keine ausgelutschte Handlung, kein Hollywood-Kitsch und keinerlei erotische Einlagen – nur ruhige Bilder, lange Kameraeinstellungen und sporadisch auftauchende Dialoge, gerne auch mal in thailändischer Sprache mit deutschen Untertiteln. Das alles fein abgeschmeckt mit einer Prise schwarzen Humors ergibt eine wohlschmeckende Speise, die man auch ohne Stäbchen geniessen kann. Fast Food-Freunde sollten sich allerdings lieber dem nächsten Actionreisser widmen.

9/10 Punkte
 
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