James Stewart

Die wilde 13

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James Stewart



Wer kennt ihn nicht? Wer Filme und Kino mag, kommt um ihn nicht herum, denn James Stewart ist der Prototyp des normalen Alltagshelden, der sein Schicksal mit Anstand, Ehrlichkeit und auch Witz in die eigenen Hände nahm.

Er war der Mann, auf den wir uns stets verlassen konnten, der uns zeigte, was Recht und Unrecht ist. Seine zuweilen etwas tolpatschige und schüchterne Art machte ihn umso glaub - und liebenswürdiger in vielen seiner Rollen, die ihn zurecht zu einem der beliebtesten Schauspieler aller Zeiten werden ließen.

James Maitland Stewarts wurde am 20.05.1908 in Indiana, USA geboren. Schon an der Uni schloss er sich einer Theatergruppe an und lernte bald darauf Henry Fonda kennen, die zeitlebens Freunde blieben. Fondas spätere Frau, die Schauspielerin Margaret Sullivan fand gefallen an dem lang geratenen Schlaks und konnte bei der MGM, die von seiner linkischen Art erst so gar nicht überzeugt waren, stets ein gutes Wort für ihn einlegen und so kam er immer wieder an gute Nebenrollen.

Sie waren eine gute Ausbildung, denn schon bald ging sein Stern auf. In Frank Capras Komödien Der Lebenskünstler (1938) und Mr. Smith geht nach Washington (1939) war seine Art der Schlüssel zum Erfolg. Und schon ein Jahr später heimste er für Die Nacht vor der Hochzeit seinen ersten und leider auch einzigen Oscar ein, nachdem er ein Jahr vorher für Mr. Smith... leer ausging.

Im Krieg wurde er als Kampfpilot über Deutschland eingesetzt und brachte es bis zum Oberst. Unter anderem auch diese Episode seines Lebens brachte ihm den nachhaltigen Ruf des aufrechten Amerikaners ein, der dort ist, wo er gebraucht wird. Er war stets konservativ (Republikaner) und stand zu seiner Meinung, wie z.B. zum Vietnamkrieg, ließ aber immer auch andere Meinungen gelten, so das die Freundschaft zum eher liberalen Henry Fonda nie gefährdet war.

Nach dem Krieg konnte er wieder unter Capras Regie an seine Erfolge sofort anknüpfen, denn mit Ist das Leben nicht schön? (1947) kreierten die beiden eine der menschlichsten Komödien aller Zeiten.
Doch immer nur die gute Kerl von nebenan, das war zu wenig für Jimmy Stewart. Er wollte auch andere Dinge ausprobieren und tat sich in den 50ern als Westernheld hervor. Mit Winchester 73 (1950) begann u.a. eine fruchtbare Zusammenarbeit mit Regisseur Anthony Mann, der Stewart auch als rauhbeinigen und mitunter jähzornigen Helden zeigte. Weitere ambivalente Westernrollen folgten mit Der gebrochene Pfeil (1950, als erster Indianerfreund!!), Meuterei am Schlangenfluss (1952), Über den Todespass (1954) oder Der Mann aus Laramie (1955).

Die 50er Jahre waren aber auch das Jahrzehnt, indem Stewart mit einem weiteren großen Regisseur große Erfolge feierte. Die Rede ist natürlich von Alfred Hitchcock. Mit Das Fenster zum Hof,(1955) Der Mann, der zuviel wusste (1956) und Vertigo (1958) setzten sie ihre erste Zusammenarbeit von 1948 (Cocktail für eine Leiche) fort und schufen unerreichte Klassiker. Erst durch Stewarts manchmal etwas unbeholfener Art wurden diese Filme so real und spannend. Cary Grant wäre für diese Rollen zu sexy und Gregory Peck zu brav gewesen. Außerdem sahen beide für einen Durchschnittsmann viel zu gut aus. James Stewart war wie du und ich mit all seinen Fehlern und Macken und so konnten wir uns mit ihm immer identifizieren und auch mitfiebern. Hitchcock hat dieses Potenzial genial zu Nutzen gewusst.

So ganz "nebenbei" drehte Jimmy Stewart in dieser Zeit auch noch so köstliche Kultfilme wie Mein Freund Harvey (1950, Oscarnominierung), Meine Braut ist übersinnlich (1958) oder auch biographische Epen wie Die Glenn-Miller-Story (1953) und Lindbergh, mein Flug über den Ozean (1957).

In den 60er Jahren schaltete Stewart dann einen Gang runter, was ihn aber nicht davon abhielt, weiterhin in großartigen Komödien wie Mr. Hobbs macht Ferien (1962), staubigen Western wie Der Mann, der Liberty Valance erschoss (1962) Cheyenne (1964) oder Bandolero (1968, meines Wissens der einzige Film,
in dem sein Filmcharacter stirbt!
) oder spannenden Abenteuerfilmen wie Der Flug des Phoenix (1965) mitzuwirken.

Dann wurde es langsam ruhiger um ihn. Sein Privatleben gab sowieso nie Anlass zur Kritik oder gar Skandale. Er spielte ab und zu wieder Theater ("Harvey") am Broadway, drehte Serien für's TV ( The Jimmy Stewart Show, Hawkins) und drehte zusammen mit John Wayne (dessen letzte Rolle) den ersten Abgesang der großen Westernhelden mit The Shootist (1976).

Heute vor 15 Jahren, am 02.07.1997 verstarb James Stewart im Alter von 89 Jahren an einer Lungenembolie in Beverly Hills. Das Herz Amerikas hatte aufgehört zu schlagen.

Danke, James Stewart!

 
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Tarantino1980

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AW: James Stewart

Danke für diese schöne Vorstellung eines ganz besonderen Mannes. James Stewart ist in den letzten Jahren immer mehr in meinen Fokus gerückt und man kommt nicht an diesem Mann vorbei wenn man sich mit dem guten alten Hollywood beschäftigt! Obwohl man immer das Gefühl hatte das er sich selbst spielte hatte dieses Spiel immer eine sehr facettenreiche Rollenauswahl. Egal was er spielte, man kaufte es ihm ab ohne den Eindruck zu haben "Oh das ist James Stewart als...." Er war einer der ganz großen Hollywoods und es freut mich das er nun auch hier bei uns eine würdige Erwähnung gefunden hat!
 

kelte

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AW: James Stewart

Jeden seiner Filme liebe ich abgöttisch und warum?
Ich saß als kleiner junge mit ner träne i. Auge vorm TV beim finale von Bandolero. Der Score trug sein übriges dazu bei. Gott was liebe ich diesen Western neben den Leone Klassikern. Wie oft Pfeiffe ich diese schöne Melodie vor mir hin...
Ansonsten mag ich sein Wesen wie er einen Charakter spielt....würde gerne mehr schreiben aber das iPad und die Uhrzeit vertragen sich nicht länger mit meinem Gemüt :nice:
 

Ulic

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AW: James Stewart

Wenn man sich mal näher mit James Stewart befasst, wird einem ganz schnell klar, daß er auch schon zu Lebzeiten durch seinen Einsatz im 2. Weltkrieg ein wahrer Held war!!
Umsonst schied er nicht Ende der 60er als Brigadegeneral aus dem Corps aus!!
Ganz großen Respekt für diesen Mann als Mensch sowie seine Leistungen als Schauspieler!!
 

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AW: James Stewart

@Die wilde 13:
Schöner und liebevoll geschriebener Bericht über einen meiner "Lieblings-Western-Helden" neben John Wayne.
In "How the west was won" (Das war der wilde Westen) spielt er einen einsamen Trapper in der Eingangsgeschichte. Ich finde es immer wieder großartig, wie James Steward die Rollen verkörpert.
 

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AW: James Stewart

Eine sehr schöne Vorstellung und zu gegebener Zeit werde ich mich noch einmal ausführlicher zu Wort melden.

Ich wollte nur kurz erwähnen, dass der Zusatz bei „Bandolero“ ein ziemlich deutlicher Spoiler darstellt!
 

Die wilde 13

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AW: James Stewart

Er war einer der ganz großen Hollywoods
Jeden seiner Filme liebe ich abgöttisch
Da kann ich euch beiden nur beipflichten. Mein erster Kontakt mit James Stewart war Der Flug des Phoenix und ich weiß es noch wie heute, das ich als Junge (und noch heute) begeistert war von dessen "liebevolle Autorität". Ach, was habe ich mir damals diese Eigenschaft doch für meinen eher diktatorischen Vater gewünscht...:nice:
Mir ist bis heute auch noch kein Film von ihm untergekommen, der mir nicht gefallen hat oder in dem Jimmy nicht gut war. Der Mann ist immer wieder ein Genuss! :bet:

Umsonst schied er nicht Ende der 60er als Brigadegeneral aus dem Corps aus!!
Ganz großen Respekt für diesen Mann als Mensch sowie seine Leistungen als Schauspieler!!
Ja, er war Brigadegeneral der Reserve und damit ranghöchster US-Star des damaligen Showbusiness. Diesen Status kann man sich heute (vor allem in Deutschland) kaum vorstellen, geschweige denn, was dieser Mann für das (US)Publikum bedeutet hat.

Ich wollte nur kurz erwähnen, dass der Zusatz bei „Bandolero“ ein ziemlich deutlicher Spoiler darstellt!
Da hat du natürlich recht und ich habe es geändert. :o
 
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