Jäger der verschollenen Galaxie

Russel Faraday

Filmvisionaer
Registriert
23 Juni 2008
Beiträge
11.313
Ort
Gilead
Filmkritiken
35
Gesamtübersicht aller Kritiken zu Jäger der verschollenen Galaxie:

#02 08.04.10 Russel Faraday
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Russel Faraday

Filmvisionaer
Registriert
23 Juni 2008
Beiträge
11.313
Ort
Gilead
Filmkritiken
35
"Slave girls from beyond infinity" ("Jäger der verschollenen Galaxis")

Jäger der verschollenen Galaxie
(„Slave Girls from beyond infinity“)

wer kennt sie nicht, die reißerischen plakate der 50er jahre horror- und SF-filme: eine knapp beschürzte schönheit wird um hilfe fuchtelnd oder bereits ohnmächtig von einem fiesen monster/bösen roboter in die luft gestemmt und einem ungewissen schicksal voller wilder leidenschaft, ausgelassenen sexuellen ausschweifungen, perverser sexspielchen… ähem… wie auch immer: letzten endes war dies mehr schein als sein, denn in den filmen kamen solche szenen dann schließlich niemals vor.

genau diesen fehler macht „slave girls from beyond infinity“ (da ich den film nur im o-ton kenne, bleib ich mal bei diesem titel, zumal der deutsche ziemlich blöde ist… was aber andererseits auch wieder zum film passt) nicht, denn genau diese szenen bekommt man hier nun tatsächlich präsentiert, was sich schon in der packenden eröffnungssequenz zeigt:

irgendwo im vernebelten studiokulissendschungel flüchtet eine halbnackte, gut gebaute schönheit im modischen wildleder-bikini durchs dickicht. ihr auf den fersen eine furchtbar böse kreatur, die es auf unser mädchen abgesehen hat. das monster kann die holde jungfrau ergreifen… und wir wechseln die szenerie: die nicht minder knapp bekleideten slave girls Daria (üppig) und Tisa (flach) hocken angekettet in ihrer zelle auf einem gefängnisschiff. wieso? warum? was? hä? egal, denn ihnen gelingt die flucht. leider legen die damen mit ihrem shuttle eine bruchlandung auf einen vermeintlich unbewohnten planeten hin, auf dem sie erst auf ein paar mannsgroße roboter und schließlich auf planeten-ober-horst Zed treffen. der entpuppt sich als gar finsterer bursche mit einer leidenschaft zur jagd, dem gerade die beute ausgegangen ist. die pralle und die flache maid kommen ihm da gerade recht, und schon scheucht er sie als jagdbeute durchs gebüsch.

"big movie. big production. big girls."
der leidlich bekannte klassiker „Graf Zaroff – genie des bösen“ („the most dangerous game“) von 1932 stand ganz offensichtlich pate für diesen vergnüglichen SF-trash aus dem jahre 1987, der sich glücklicherweise zu keinem zeitpunkt ernst nimmt und zu den amüsantesten vertretern seiner zunft zählt. dabei versucht regisseur Ken Dixon erst gar nicht, über das offensichtlich nicht vorhandene budget irgendwie hinwegzutäuschen und macht die schwächen an allen ecken und kanten mit jeder menge humor, charme und, wenn ihm gar nichts anderes mehr einfällt, mit etwas nackter haut wieder wett, denn immerhin hat jede der beiden hauptdarstellerinnen genau eine oben-ohne-szene zu bestreiten, wobei die lustigere eindeutig Cindy Beal als Tisa zufällt, denn die muß mit ihren sexuellen reizen in einer badeszene am strand die roboter (!!!) verwirren, damit sich ihre üppige kollegin Elizabeth Kaitan unbemerkt zurück in Zeds schloß schleichen kann, nachdem diese die ganze nacht im dschungel (den ausm studio) herumgestromert ist. diese szene ist der wohl skurrile höhepunkt des von skurrilen höhepunkten reichhaltigen films, der imho sogar noch den trash-klassiker „star crash – sterne im duell“ übertrifft. dabei hab ich die kruden monster, die im dschungel hausen, ja noch gar nicht erwähnt. die haben es nämlich in sich und können nur mit abnorm großen ballermännern, der einfachheit halber an dieser stelle mal, die „doom“-fraktion wird sich freuen, „BFG“ genannt, welche in den händen unserer halbnackten heroinnen ziemlich große löcher in die botanik pusten, terminiert werden (hab ich den schachtelsatz versaut? hm, auch egal ;) ).

die darsteller machen dabei eigentlich eine, wenn auch nicht oscar-verdächtige, so doch zumindest ausgesprochen sympathische figur. einige der dialoge, besonders die zwischen den beiden robotern, sind zum wegschmeißen. Don Scribner als oberschurke Zed hab ich seine rolle gut abgekauft, auch wenn er sie als einziger vielleicht etwas zu steif darstellt und als Christian Bales zwilling durchgehen würde, aber dafür hat der zuschauer mit den hübschen leading ladies Elizabeth Kaitan und Cindy Beal um so mehr spaß, die nicht nur optisch zu gefallen wissen, sondern sich auch sonst ganz wacker schlagen.

klar, das drehbuch ist von hinten bis vorne komplett blöde, die kulissen billig, die effekte zum grölen (dafür ist das design der dschungelmonster überraschend schick ausgefallen), aber all das stört überhaupt nicht, denn für rund 80 minuten kann man komplett abschalten und sich von diesem ausgemachten schwachsinn berieseln lassen, denn zu guter letzt ist es der allgegenwärtige humor, der dem ganzen eine gewisse leichtigkeit und kurzweil verleiht, die den film doch deutlich über vollschund wie den o.g. „star crash“ hinweghebt, der seine faszination eher daraus zieht, dass er leider sehr ernst gemeint ist, während die „slave girls…“ von vornherein nur gaudi machen wollen.

so hetzt das halbnackte weibsvolk kreischend durchs geäst, widerliche monster und notgeile roboter an den haxen, und endlich mal verspricht das reißerische filmplakat nicht mehr, als der film halten kann.

wer monster mag, wer roboter mag, wer bikini-mädels in brenzligen situationen mag, wer große BFGs in zarten frauenhänden mag… kurz: wer gepflegten trash zu schätzen weiß, dem sei diese perle ans herz gelegt.

hierzulande nur auf vhs erschienen, ist der film als RC1 auch auf DVD erhältlich, die ganz in ordnung geht, auch wenn das material arg rotstichig ausgefallen ist. für’s kleine geld aber kann man den silberling mitnehmen.

slavegirls-from-infinity-aff.jpg


hier mal der trailer, auch schon ein kleines meisterwerk. :D
http://www.youtube.com/watch?v=Fl-ujXIvNp4
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Willy Wonka

Locationscout
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
21.964
Ort
Twin Peaks
Filmkritiken
126
AW: Jäger der verschollenen Galaxie

Ich glaube die Kritik zum Film macht nicht weniger Spaß als der Film selbst und durch deine Veranschaulichungen kann ich mir den Film richtig lebhaft vor meinem inneren Auge vorstellen. Irgendwie habe ich jetzt auch große Lust auf einen kleinen Trash-Film. ;)
 

crizzero

Filmvisionaer
Registriert
4 Juni 2008
Beiträge
16.655
Ort
Garden State
Filmkritiken
59
Kein Film für mich, aber ein ganz großer Text! Hiermit verleihe ich dir feierlich den visionären Orden für eine herausragende Trashfilmkritik. :hoch:

Allererste Sahne! :D
 

kelte

Filmvisionaer
Registriert
24 Juli 2009
Beiträge
13.241
Ort
Nord-Westerwald
Filmkritiken
88
AW: Jäger der verschollenen Galaxie

ich liebe Trashfilme aus den 80ern :) die Kritik trifft genau den Nerv des cineastischen Zeitgeistes der Epoche
 
Oben