Inland Empire - Eine Frau in Schwierigkeiten

LivingDead

Hauptdarsteller
Registriert
4 Juni 2008
Beiträge
784
Ort
Aurich
Filmkritiken
46
Gesamtübersicht aller Kritiken zu Inland Empire - Eine Frau in Schwierigkeiten:

#02 08.06.08 LivingDead
#03 31.03.09 Despair
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

LivingDead

Hauptdarsteller
Registriert
4 Juni 2008
Beiträge
784
Ort
Aurich
Filmkritiken
46
Inland Empire - Eine Frau in Schwierigkeiten

Lynch bleibt Lynch. In „Inland Empire“ verdeutlicht er ein ums andere Mal, warum er von den einen gehasst und von den anderen vergöttert wird. Es ist ein wahnsinnig intensiver und anstrengender Film geworden, durchdringender und beschwerlicher als alles andere, und seine Fans werden ihm um diesen Augenöffner danken. "Inland Empire" handelt von Lynchs Abneigung gegenüber Hollywood und dessen Dekadenz. Aber auch Identitätsverlust und Träume, so wie die Verlorenheit des Individuums in der Zeit der modernen Unterhaltungsgesellschaft sind bevorzugte Themen, die er in seinen Filmen als Spiegelbild unserer "echten" Welt verdeutlicht.
Es bleibt dabei: Lynch ist, trotz oder dank, seiner Kontroversen einer der innovativsten, und vielleicht komplexesten Independent-Filmemacher unserer Zeit.

9/10
 

Despair

Filmvisionaer
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
12.550
Ort
Somewhere in Hessen
Filmkritiken
61
AW: Inland Empire - Eine Frau in Schwierigkeiten

Inland Empire - Eine Frau in Schwierigkeiten

Die Schauspielerin Nikki Grace freut sich, endlich wieder eine Hauptrolle an Land gezogen zu haben. Was sie noch nicht weiß: es handelt sich um das Remake eines mysteriösen polnischen Filmes, der verflucht zu sein scheint. "Macbeth" lässt grüßen...

"Inland Empire" ist ein harter Brocken, der nicht allzuviele Leute außerhalb der Lynch-Fangemeinde ansprechen dürfte. Nach dem Genuß von "Lost Highway" und "Mulholland Drive" dachte ich, für ein weiteres Werk aus dem Hause Lynch gerüstet zu sein - und wurde ordentlich überrascht. Klassische Erzählstrukturen ist man vom Meister des Surrealen ohnehin nicht gewohnt, aber "Inland Empire" setzt noch einen drauf. Nachdem dieser dreistündige Alptraum vorbei war, wartete ich regelrecht darauf, dass das Telefon klingelt und mir jemand eröffnen würde, dass ich in einer Woche das Zeitliche segnen werde.

Fazit: Ich hatte Spaß, weil ich Bilder und Atmosphäre auf mich wirken ließ und nicht versucht habe, logische Zusammenhänge aufzuspüren. Man muss das rationale Denken abschalten und sich in den Film fallen lassen. Sich vorstellen, man liege im Bett und träume. Wer das nicht kann, wird sich mit "Inland Empire" sehr schwer tun.

9/10 Punkte
 

Travis

Regie
Teammitglied
Registriert
2 Juni 2008
Beiträge
3.407
Filmkritiken
28
AW: Inland Empire - Eine Frau in Schwierigkeiten

Dank an euch beide für eure Kritiken. Bisher habe ich den Film noch nicht gesehen und schrecke auch immer wider davor zurück, ihn mir zu kaufen.

Sich vorstellen, man liege im Bett und träume. Wer das nicht kann, wird sich mit "Inland Empire" sehr schwer tun.
Genau das ist mein Problem, daß ich bei einem Film nicht auf die Reihe bringe. Und genau deshalb schrecke ich vor dem Kauf zurück. Denn wirklich erschließen kann sich der Film wohl eher nicht, oder?
 

Vince

Filmstar
Registriert
21 Juni 2008
Beiträge
1.743
Filmkritiken
37
AW: Inland Empire - Eine Frau in Schwierigkeiten

Genau das ist mein Problem, daß ich bei einem Film nicht auf die Reihe bringe. Und genau deshalb schrecke ich vor dem Kauf zurück. Denn wirklich erschließen kann sich der Film wohl eher nicht, oder?

Nanu, ein Filmfreund ohne Fantasie? Sachen gibt's. ;)

Nein, rein logisch erschließt er sich nicht, kann er auch nicht, weil Lynch nicht nach logischen Kriterien vorgeht, gefühlstechnisch aber schon.

Der Vollständigkeit halber ein Link zu meiner schon etwas älteren Kritik: *klick*
 

Russel Faraday

Filmvisionaer
Registriert
23 Juni 2008
Beiträge
11.332
Ort
Gilead
Filmkritiken
35
AW: Inland Empire - Eine Frau in Schwierigkeiten

[...] Denn wirklich erschließen kann sich der Film wohl eher nicht, oder?

nicht wirklich. :D

müßte den auch mal wieder schauen. die erstsichtung liegt ein jahr zurück, und bislang war ich nicht mehr in der stimmung. aber nun ist das interesse geweckt.
 

BladeRunner2007

Filmvisionaer
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
11.596
Ort
Monroeville Mall
Filmkritiken
49
AW: Inland Empire - Eine Frau in Schwierigkeiten

Das der erste Film von Lynch den ich doch sehr langatmig fand. Ist aber schon lange her als ich ihn gesehen habe. Er war durchaus interessant und hatte viele tolle Szenen. Alleine die Szene wo das Mädchen ihr von dem Affen erzählt ist genial. Hätte jetzt aber auch mal wieder Lust den Film zu sehen!
 

Russel Faraday

Filmvisionaer
Registriert
23 Juni 2008
Beiträge
11.332
Ort
Gilead
Filmkritiken
35
AW: Inland Empire - Eine Frau in Schwierigkeiten

:huh::huh:

rabbits.jpg


:D:D
 

Russel Faraday

Filmvisionaer
Registriert
23 Juni 2008
Beiträge
11.332
Ort
Gilead
Filmkritiken
35
AW: Inland Empire - Eine Frau in Schwierigkeiten

[...] Und genau deshalb schrecke ich vor dem Kauf zurück. [...]

im moment für'n 5er zu haben... kannst du ruhig riskieren. danach ist dein hirn zwar komplett durchgespült, aber wer weiß, wozu DAS gut ist? ;)

EDIT: ich hab die RC1. stimmt es, daß in der deutschen fassung die polnischen dialoge komplett synchronisiert wurden?
 

Despair

Filmvisionaer
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
12.550
Ort
Somewhere in Hessen
Filmkritiken
61
AW: Inland Empire - Eine Frau in Schwierigkeiten

EDIT: ich hab die RC1. stimmt es, daß in der deutschen fassung die polnischen dialoge komplett synchronisiert wurden?

Kann mich nicht mehr dran erinnern, ich glaube aber schon. Leider besitze ich den Film nicht auf DVD und kann nicht nachschauen.

@Travis:
Du kannst ja entsprechende Vorarbeit leisten, um auf eine andere, dem Film angemessene geistige Ebene zu kommen. Ein paar Whiskey, 'ne Pulle Rotwein oder eine Kräuterzigarette helfen da bestimmt... ;)
 

kelte

Filmvisionaer
Registriert
24 Juli 2009
Beiträge
13.241
Ort
Nord-Westerwald
Filmkritiken
88
AW: Inland Empire - Eine Frau in Schwierigkeiten

@Travis:
Du kannst ja entsprechende Vorarbeit leisten, um auf eine andere, dem Film angemessene geistige Ebene zu kommen. Ein paar Whiskey, 'ne Pulle Rotwein oder eine Kräuterzigarette helfen da bestimmt... ;)
bloss nicht :motz: (ja, ich weiß das es mitm augenzwinkern gemeint war :))
Lynch hatte mal verkündet das er manches am Film selber nicht verstehe und genau dort ist der Schlüssel zur Türe vom Film,- denn was für den einen der Freifahrtschein zu wilden Analysen wird, ist für den anderen der Wink mit dem Zaunpfahl...
LivingDead hat diesen Zusammenhang erkannt, was mich immer wieder verwundert bei Leuten in diesem Alter.:hoch:
Oder aber ich vergesse selber all zu oft, wie weit das Denken in dem Alter samt Erfahrung bei mir war ehe, man mit fortschreitenden Jahreszahlen das Hirn zugekleistert bekommt mit nichtigen Denken, was einen noch unwichtigere Leute ins Ohr flüstern und man in Kompromissen sich selber erstickt, ehe man diesen Güllelastigen Cocon verlässt.
Der Film besitzt keinen verklärten Zauber,- der Film ist ein cineastischer Dämon.
Lynch kommt von der Malerei,- dessen Bilder nicht nach seinem Tod hochachtungsvoll in diversen Galerien hängen für die Ewigkeit. Er erschafft etwas ebenso Ewiges wie ein van Gogh...nur sind Filme vom Preis her wie eine Hure...
Der Film wirkt auch auf verscheidenen Ebenen,- dazu trägt der unheimliche Score bei der mit einem auch kommuniziert. Sowas passiert nicht ohne Absicht.
Ein Film den man als Kritik in einen Rahmen pressen kann, dieser Rahmen aber zu eindimensional ist.
Was wenn all die Dinge, die wir in Fantasie in dieser Dimension erahnen, spüren, erzählen,- wenn diese Dinge in einer vierten Dimension auf uns blicken...oder manchmal verschmelzen.
Dann sollte man wissen wo der Knopf zum abschalten ist ;)
klarer 10er für mich und weit mehr logischer, als Mulholand Drive was die Psyche betrifft. Sicherlich nicht für jeden, was auch OK ist und keineswegs abwertend gemeint ist.
Nicht jeder mag Bilder von berühmten Malern oder kann sich stundenlang auf ein Stillleben konzentrieren. Wie soll da eine Synergie möglich sein bei beweglichen Bildern? :rolleyes: Man muss schon eine gewisse Liebe mitbringen...
 

Despair

Filmvisionaer
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
12.550
Ort
Somewhere in Hessen
Filmkritiken
61
AW: Inland Empire - Eine Frau in Schwierigkeiten

bloss nicht :motz: (ja, ich weiß das es mitm augenzwinkern gemeint war :))

Herzlichen Dank, kelte. Jetzt muss ich mir den Film in nüchternem Zustand nochmal anschauen. :D

klarer 10er für mich und weit mehr logischer, als Mulholand Drive was die Psyche betrifft.

Das mit der Logik musst du mir mal genauer erklären! :D

Eins ist klar: ich muss mir den Film erneut anschauen. Schon allein aus dem Grund, weil mir etwas derart Abgefahrenes nur selten untergekommen ist. Und weil Laura Dern die Rolle ihres Lebens gespielt hat. Und weil einfach viel zu wenig Hasen in Daily-Soaps vorkommen. Und überhaupt...

Meine geistige Gesundheit ist ernsthaft gefährdet! :D
 

kelte

Filmvisionaer
Registriert
24 Juli 2009
Beiträge
13.241
Ort
Nord-Westerwald
Filmkritiken
88
AW: Inland Empire - Eine Frau in Schwierigkeiten

Das mit der Logik musst du mir mal genauer erklären! :D
Lynch war bei Mulholand Drive ein Regisseur den ich mochte, mich aber nie mit seiner Vita beschäftigte. Dachte immer er seine Wurzeln wären im Film gewesen, ala abgedrehter Filmstudent, bis ich mir die Bio anschaute und sah das er von der Malerei kommt.
Bei Mulholland Drive dachte ich damals, ihm seihen die Ideen ausgegangen, was kreative Übergänge in die andere Welt betreffen,- hätte ich gewusst das er ein Maler ist wären mir gewisse "blaue" Anzeichen ganz anders aufgefallen, - MD muss ich demnach nochmal sehen denn er kam damals nicht Gut weg bei mir. Ich war auch noch zu sehr von Twin Peaks vernebelt um mich direkt darauf einzulassen.
MD ist eine Abrechnung mit Hollywood, wenn ich so den Kontext der Meinungen rauslese,- Inland Empire dagegen ist ne Abrechnung mit sich selbst, daher auch die Ansage das er "manches" vom Film "selber" nicht verstehe. Er verkuppelt dieses Thema in ein Schema, in Schablonen die ablenken aber jede Einstellung, jede Faser des Filmes riecht nach seinem eigenen Kampf.
Mit Logik hat das nichts zu tun, früher hieß es in Lexikas, das ein Schriftsteller wie Hesse schwere Kost ist, aber nicht für denjenigen, der die geschriebenen Worte selber fühlt, empfindet ja sich darin badet und in jedem Blick soviel Poesie wiederspiegelt das man fast Wahnsinnig werden kann. (Lynch schrieb ja jeden Tag am Drehbuch)
Für mich sind das Dinge(also Poesie, Kunst) die man zwar lernen oder trainieren kann, man kann dadurch wunderbar mit Fremdworte jonglieren, eine Top Grammatik haben aber solange man diese Worte nur kennt, nicht lebt,- solange werden es nur Worte sein.
Für manchen "ungelernten" dagegen sind solche Worte eine seelische Heimat.
ich hoffe du kommst dahinter was ich ausdrücken möchte, ohne Kräuterzigarette :D
die Dinge stimulieren zwar, aber wesentlich fieser, süßlicher und auch effizienter ist es mit einem nüchternen Geist das Leben zu kosten.(ich meine zu wissen, das Lynch keine Drogen mehr nimmt)
Daher mag ich zwar so ne Barschlampe wie Bukowski, finde ihn witzig aber er ist nichts anderes als die zu Tinte gewordene Gossensprache des Alkohols,- wie würde er schreiben können, wäre er nur halb so oft Knülle gewesen. :)
jaja Blasphemie brüllen die drei weißen Affen im verspiegelten Glashaus...aber die funzen auch nur als Einheit
jeah...vielleicht solltest du doch eine Rauchen um mich zu verstehen *hehe
Fazit
was für andere geniale Filmkunst ist, ist für Lynch ein Teil des normalen "Wahnsinns".
Man wird in den Bann gezogen von seinen Bildern, da kommt ihm seine erste Liebe, die Malerei zu Gute das er solche Bilder projezieren kann.
Der Inhalt ist eine Art Buch das er bei der Entstehung jeden Tag neu geschrieben hat. Und jeder Tag hat andere Schankungen jedoch ein Gerüst.
Daher gibt es einige die ihn verstehen, viele die ihn lieben und noch mehr die absolut nichts damit anfangen können
 
Zuletzt bearbeitet:

Despair

Filmvisionaer
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
12.550
Ort
Somewhere in Hessen
Filmkritiken
61
AW: Inland Empire - Eine Frau in Schwierigkeiten

[...]
ich hoffe du kommst dahinter was ich ausdrücken möchte, ohne Kräuterzigarette :D

Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke schon. "There is no stronger drug than reality" - Zitat Nevermore. :D

Daher mag ich zwar so ne Barschlampe wie Bukowski, finde ihn witzig aber er ist nichts anderes als die zu Tinte gewordene Gossensprache des Alkohols,- wie würde er schreiben können, wäre er nur halb so oft Knülle gewesen. :)

Wahrscheinlich hätte er gar nichts geschrieben. :D Ich mag Bukowski zwar ebenfalls, finde aber nicht, dass man ihn mit Lynch vergleichen kann. Um Lynch folgen zu können, bedarf es härteren Substanzen als Alkohol... ;)

Ernsthaft: Lynch ist ein Visionär (warum ist er eigentlich nicht hier angemeldet?), der neben "normalen" Filmen wie "Der Elefantenmensch" oder "Dune" auch vollkommen kranke Sachen wie "Blue Velvet" oder "Inland Empire" verbrechen kann, ohne in der Dilettanten-Ecke zu landen. Die Schnittmenge daraus ist ebenfalls genial, siehe "Wild At Heart". Ich hoffe nur, dass niemand auf die Idee kommt, Lynch zu remaken... :D
 

Balthier9999

Nebendarsteller
Registriert
25 Juni 2010
Beiträge
289
Filmkritiken
1
AW: Inland Empire - Eine Frau in Schwierigkeiten

Hm, beim Überfliegen der Kommentare, sowohl hier, als auch anderswo, fällt mir immer wieder auf, dass offensichtliche Dinge von Lynch gar nicht berücksichtigt werden – aber vielleicht liegt es an meiner Interpretation.
Man findet in den drei Filmen LH, MD und IE immer eine Straße, ebenso findet man „doppelte“ Charaktere, die miteinander verschmelzen. „Von der Straße abgekommen“, vom (Lost) Highway – das zieht sich durch alle Filme. Auch bei Inland Empire ist es so: Am Ende sind die Rollen wieder an ihrem Platz – und wenn nicht, verschwinden die Rollen.
Ständig wenn ich in Lynchs Filmen eine ganz beabsichtigt dargestellte Straße sehe, weiß ich, dass sie ernst genommen werden muss als Story-Element. (wobei ich jede Art von Straße meine, den Plattenspieler, wie auch die Zuggeräusche in der Welt der Geschichten)

Wobei man bei IE zugestehen muss: Die schöne Handlung scheint es mir nicht mehr. Es ist eben wirklich nur zusammengeschustert. Deswegen ist IE auch etwas besonderes, dass aus den häufig als Trilogie gesehenen Filmen LH, MD und IE auffällig rauswächst. Mir gefällt es. Die Hasen sind der Hammer, die Stimmung krass und überhaupt die Handlung in der Handlung, aus der Handlung in die Handlung wieder in die Handlung ist auch super und was neues.^^
 
Oben