Happiness Runs

Despair

Filmvisionaer
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AW: Happiness Runs

Happiness Runs

Victor ist in einer von der Außenwelt recht isolierten Hippie-Kommune aufgewachsen. Die wird regiert von Oberguru Insley und finanziert von Victors Mutter, die scheinbar sehr wohlhabend und Insley total verfallen ist. Die Kinder und Jugendlichen der Kommune verbringen ihre Zeit überwiegend mit Drogenkonsum und Rumhängen, während ihre Eltern esoterische Sitzungen abhalten oder sich der freien Liebe hingeben. Victor geht das alles gewaltig gegen den Strich, er möchte am liebsten verschwinden und sein eigenes Leben in der Großstadt leben. Doch seine Mutter verweigert ihm das für dieses Vorhaben nötige Kleingeld. Als Victors Sandkastenliebe Becky wegen ihres kranken Vaters nach einigen Jahren Abwesenheit in das Hippiedorf zurückkommt, plant Victor ein gemeinsames Verschwinden. Das Geld müsste sich mit dem Verticken von Gras doch irgendwie auftreiben lassen...

Das klingt nach einer interessanten Coming of Age-Story der etwas anderen Art. So ganz geklappt hat das leider nicht. Die guten Jungdarsteller waren mir allesamt unbekannt, aber ein wenig Nachforschung ergab, dass sie nicht ganz unerfahren sind. So war beispielsweise Becky-Darstellerin Hanna Hall eine der Lisbon-Schwestern auf Sofia Coppolas „The Virgin Suicides“, und auch die anderen Jungmimen konnten bisher diverse Nebenrollen in bekannten Filmen/Serien wie „Juno“, „Dexter“ oder „Six Feet Under“ ergattern. Dann wären da noch Rutger Hauer als Guru Insley und Andie McDowell als Victors Mutter, die beide ihre Rollen wunderbar verkörpern, aber leider viel zu wenig Screentime (und daher auch nicht allzuviel zu sagen) haben. Kurz: an der Darstellerriege liegt's nicht.

Die idyllisch an einem Wäldchen gelegene Hippie-Kommune mit ihren Holzhäuschen ist stimmig in Szene gesetzt und nett anzuschauen. Dasselbe gilt für Victors albtraumhafte Visionen, die ihn immer wieder im Schlaf heimsuchen und die sich um Beckys Tod zu drehen scheinen. Schön abgedreht inszeniert, und daher passend zum Rauschmittelkonsum sämtlicher Personen im Film. Musikalisch gibt es überwiegend punkigen Stoff zu hören, was den Konflikt zwischen Eltern und Kindern natürlich mehr als dezent zum Ausdruck bringt. Kurz: auch die Präsentation trifft keine Schuld, dass den Zuschauer spätestens ab der Filmmitte langsam das große Gähnen befällt.

Die Story ist's. Oder besser gesagt: das Fehlen derselben. Man schaut den Althippies beim Abschweben oder Gruppenrammeln, den Teenies beim Vernichten sämtlicher Rauschmittelbestände und diversen Rammelversuchen und Victor beim Grollen zu. Was leider nicht so interessant ist, wie es vielleicht klingt – ein Spannungsbogen wird schmerzlich vermisst. Das könnte von Regisseur Adam Sherman, der selbst in einer Hippie-Kommune aufwuchs, so gewollt sein, um das planlose „in den Tag hinein leben“ zu verdeutlichen. Was aber nichts daran ändert, dass sich zunehmend Langeweile breitmacht. Zudem wirken einige Charaktere etwas klischeehaft, z. B. der dauerverpeilte Punk Teo, der leicht durchgeknallte Teilzeitfiesling Chad oder die ritzende Emogöre Rachel. Aber gut, sowas gibt’s im realen Leben leider auch oft genug. So dümpelt der Film ohne größere Höhepunkte bis zum mehr oder weniger aufregenden Finale vor sich hin.

Fazit: „Happiness Runs“ ist leider nicht das tiefgehende Drama, dass es hätte werden können. Nichtsdestotrotz ist Sherman ein Film gelungen, der für an der Thematik Interessierte durchaus einen Blick wert sein kann. Wenn man mit den angesprochenen Story-Defiziten leben kann.

6,5/10 Punkte
 
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