5 Jahre sind vergangen, seitdem Brian De Palma erstmalig mit Robert De Niro zusammenarbeitete und dieser wurde dann auch gleich zum Gesicht des vorliegenden Films. Mit wenigen Tausend Dollar gedreht, spielte „Greetings“ über eine Million Dollar ein. Das lag wahrscheinlich daran, dass er den aktuellen Zeitgeist perfekt getroffen hatte und sich wahrscheinlich eine Menge Zuschauer ebenso fühlten, sich aber auch über die satirische Herangehensweise freuten.
Ich denke auch das dies mit ein Grund war und eben, auch wenn es aus heutiger Sicht etwas befremdlich wirkt, die komplett andere Art der Inszenierung. Der Film wirkt zwar etwas professioneller, aber erinnerte mich auch irgendwie an das spätere ins Leben gerufene Saturday Night Live, welches ja auch viele heute sehr bekannte Leute in Hollywood bekannt machte. Greetings wirkt halt an vielen Stellen für mich sehr anarchisch in Bezug auf Konventionen und die Art wie damals eben Filme in Hollywood inszeniert wurden. Und auch wenn alle beteiligten zwar so tun und der Look des Films auf den ersten Blick ernst wirkt, ist er alles andere. Er nimmt sich meiner Meinung nach zu keinem Zeitpunkt ernst und vieles wirkt nicht nur satirisches sondern teilweie auch sowas von drüber, aber eben mit mehr Stil als wenn heutzutage ein
Jack Black mit seiner total überdrehten Art meint lustig zu sein.
Dennoch fand ich nur relativ schwer einen Zugang. Zu diesem Zeitpunkt seines Schaffens fehlte meiner Ansicht nach, noch ein wenig das richtige Timing, was sich für meine Begriffe wie ein kleiner roter Faden durch die ersten 10 Jahre zog. „Grüsse“ ist für mich da ein recht gutes Beispiel, da er für mich immer wieder zu lang auf verschiedenen Sequenzen bleibt, ohne dass sie gefüllt erscheinen. Sehr viel inhaltsloses Gerede, was aber natürlich auch zur Grundausrichtung des Films passt, aber manchmal ufert es auch zu sehr aus. Gerade die ersten 20 Minuten sind hier nicht wirklich einfach. Möglicherweise fehlt mir aber auch tatsächlich der Zugang zu Zeit und Ort, um das Gesehen komplett nachvollziehen zu können. Dennoch gibt es aber immer wieder Passagen, an denen man hängen bleibt, aber da der Film sehr episodenhaft ausgerichtet ist, sprach mich das nicht durchgehend an.
Zu Anfang ging es mir auch so und ich glaube da hatte er auch einige Passagen die einfach zu lang waren bzw. das richtige Timing fehlte. Ich glaube das größte Problem was der Film tatsächlich hat ist der fehlende rote Faden, er wirkt wie ein Episoden Film ohne es zu sein. Als loses Hauptthema wird zwar der Vietnam Krieg und das Kennedy Attentat immer mal wieder aufgeriffen, aber so recht will das auch nicht ins Gesamtkonzept passen.
Aber es gab für mich eine Szenen die so skurill und so drüber waren, das ich wirklich sehr herzhaft lachen musste. Z.B. die ganzen Sequenzen mit diesem Computer Date fand ich total witzig. Was für Frauen Paul da kennen gelernt hat, aber es zeigte für mich halt auch was er suchte, er hatte ja offenbar nie Interesse an einer richtigen Partnerin, er suchte nur schnellen Sex und entsprechend solche Frauen bekam er dann auch zugeteilt. Im Grunde das damalige Tinder.
Wo ich aber wirklich Tränen gelacht habe war als Lloyd bei seiner Freundin/aktuellen Bettpartnerin, während sie schlief, versuchte so akkurat und präszise wie in einer offiziellen Untersuchung die Ein- und Austrittswunde an ihr zu makieren. Und das dann noch im Zusammenspiel das die nette Dame nackt war, das war für mich absolut skuriel aber eben auch sehr amüsant. Genauso wie die Szene im Buchladen, als er auf einen anderen Verschwörungstheoretiker traf und dieser ihn davon überzeugen wollte das neue Buch über das Kennedy Attentat lieber zu stehlen, da "die" sie ja beobachten würden und keiner von den beiden es kaufen könnte ohne Konsequenzen zu erfahren. Und wie paranoid er war und Leute verdächtigt hat die sie angeblich beobachten würden, aber dann komplett übersehen hat das sie wirklcih von Jon beobachtet wurden. Das war für mich einfach nur lustig aber auch schon sehr gut inszeniert.
Jon war für mich ohnehin ein sehr interessanter Charakter. Als er der einen Frau dann sein Konzept von Peep-Art erklärte und man dann im Hintertrund der Szene eben eine andere unbeteiligte Frau im Fenster sah, wie sie sich in ihrer Wohnung zurecht machte, das hatte schon was. Oder eben wie er dann die Frau bei sich zuhause dann filmte und das Konstrukt so bekloppt war, wahrscheinlich nur um die Frau dann nackt vor die Kamera zu bekommen. Herrlich. Auch sie Szene im Park, als Jon sehr skurill gelaufen, gehüpft ist, während Llyod seine Verschwörungsleidenschaft auslebte. Hier bin ich mir nicht sicher ob De Palma dort in dem Park eine Drehgenehmigung hatte und es abgesperrt war und alle Passanten wirklich Komparsen waren, oder ob er es einfach in einem Park gedreht hat mit realen Passanten. Denn wenn man genauer hinschaut schauen doch einige Leute etwas irritiert wie
Robert De Niro da so rumturnt. Es könnte zwar gutes Schauspiel sein, da die Irritation wirklcih echt aussah, aber irgendwie kann ich mir das nicht vorstellen, da es eben nur Komparsen waren und diese meistens ja nur anwesend sind, ohne Schauspielhintergrund. Und das alles gipfelte natürlich in der Schlusszene in der Jon tatsächlich dann in Krieg ist und anstatt die "feindliche Frau" zu erschießen oder zumindest gefangen zu nehmen, er mit ihr dann beginnt dieselbe Szene seiner Peep-Art zu inszenieren, wie in seinem Appartment zuvor. Herrlich.
Trotzdem interessant zu sehen, wie De Palma seine bisherige Arbeitsweise wieder aufgreift. Wenn man die Vorgänger gesehen hat, erkennt man tatsächlich seinen damaligen Stil und seine Herangehensweise. Wenn man lediglich seine späteren Welthits kennt, würde man ihn hier allerdings nicht dahinter vermuten. Tatsächlich haben die Bilder etwas inzwischen Typisches, was man als Wiedererkennungsmerkmal für diese Phase seines Schaffens einstufen kann.
Dem kann ich mich nur anschließen. Wäre es jetzt der erste Film aus seinem Frühwerk gewesen weiß ich nicht ob ich ihn so gesehen hätte wie ich ihn gestern wahrgenommen habe. Aber dadurch das ich gerade in dieser Phase von De Palma bin, hatte ich einen recht guten Zugang zu dem Film.
die deutsche Synchro ist zusätzlich eine Katastrophe, weshalb sich hier der O-Ton anbietet.
Der Anfang vom Nachrichtensprecher klang ja noch ganz solide, aber in dem Moment wo der Film richtig anfing und die Konfersation im Modeladen zwischen den drei Freunden startete, war mir klar das ich diesen Film im O-Ton sehen muss. Es klang absolut nach Voice-Over, was aber wahrscheinlich daran lag das die Synchro deutlich später angefertigt wurde als der Film gedreht wurde und man sich einfach keine Mühe gegeben hat, das anzupassen. X-Rated hat diese technische Herrausforderung ja einmal ganz gut im Rahmen an einer Arbeit eines Giallo erläutert zu dem es noch nie eine deutsche Synchro gab. Natürlich kann man das heute nochmal besser machen als damals, aber ich bin mir sicher Eurovideo hätte auch 2002 schon eine bessere Arbeit abliefern können. Aber wahrscheinlich war es ihnen total egal, sie wollten den Film halt lediglich, wahrschein wegen
Robert De Niro, einfach in Deutschland rausbringen und da verkauft es sich halt besser wenn eine Synchro mit drauf ist. Auch einen Seltenheitswert hat es das in Deutschland mal die deutsche Tonspur ein besseres Tonformat hat als die O-Ton spur. Aber das war mir dann auch egal.
Dafür aber wohl ein sehr wichtiger Film, da es der erste Erfolg war und eben auch De Niro hier richtig wahrgenommen wurde. Auch filmhistorisch besitzt er einen interessanten Eintrag, denn aufgrund ein paar "anstößiger" Szenen bekam "Grüsse" als erster Film der USA ein X-Rating. Möglicherweise ist auch das eine Starthilfe für den Erfolg gewesen.
Ich kann absolut verstehen warum der Film erfolgreich war und ich finde auch das die Leistung von De Niro hier deutlisch besser war als noch in
The Wedding Party. Auch wenn man natürlich merkte das er noch nicht die Schauspiellegende war zu der er noch wurde, sieht man hier finde ich schon sehr viele Anssätze die darauf deuten das in ihm ein guter Schauspieler schlummert.
Der im Kontext seltsam anmutende Titel "Greetings", hat übrigens einen wichtigen Hintergrund, den man hierzulande nicht wissen kann. Tatsächlich war dies die Begrüßung auf den offiziellen Einberufungsbescheiden. Das heißt, wenn man einen Brief vom Amt bekam, der mit "Greetings" begann, wusste man, dass man an der Reihe ist.
Das hatte ich tatsächlich schon einmal in einer Doku oder durch einen anderen Film gehört. Daher war mir dann, als ich den Film sah und das Hauptthema daher dann kannte sofort klar, warm sich De Palma für diesen Filmtitel entschieden hat.
Ich habe die DVD von Grüße schon seit einiger Zeit im Regal stehen und hatte sie eigentlich nur gekauft, weil es Robert De Niros erste Hauptrolle ist. Das Brian De Palma Regie geführt hat, habe ich dann erst später entdeckt.
Bei mir war es dann umgekehrt warum er in die Sammlung gewandert ist, aber da ich beide Personen natürlich sehr mag, auf jeden Fall ein sehr schönes Exemplar für die Sammlung!
Absolut, das Gequatsche war eigentlich durch den ganzen Film in Teilen schwer zu ertragen, wobei ich die deutsche Synchro "genießen" durfte. Aus Ermangelung von Untertiteln habe ich mir die OV-Fassung nicht ansehen können.
Das verstehe ich dann leider auch nicht, wenn sich Eurovideo schon die Mühe machte eine deutsche VÖ rauszubringen, warum sie dann der O-Ton spur nicht auch ein paar Untertitel spendiert haben.
Aber egal, was den Film dann doch einigermaßen erträglich machte und mich auch bis zum Schluß durchhalten ließ war dieser eingfangene Zeitgeist Ende der 60er in den USA. Klamotten und so manche Szenerie waren schon interessant und hatte teilweise was von einer Doku.
Absolute zustimmung. Der Zeitgeist der 60er wurde hier total eingefangen und ich habe das Titellied irgendwie sogar noch heute als Ohrwurm im Kopf.
Die 13 ist an Bord
Freut mich übrigens auch sehr das Du Dir den jetzt auch spontan angeschaut hast.