Everything Everywhere All at Once

Sam Spade

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Everything Everywhere All at Once

Ich glaube ich muss hier im Forum mal eine Lanze für dieses Werk brechen. Hier kam er meines Wissens bisher nicht wirklich gut weg, aber auch auf diversen Plattformen sieht man anhand der Bewertungen, dass der Film die Filmgemeinschaft offensichtlich spaltet. Ich kann es verstehen. Er ist schrill, laut, schnell, bunt, zuweilen überladen und ständig passiert irgendwas, und dabei erst recht nicht das was man erwartet. Er strotz vor jeder Menge, teilweise auch kurioser, Ideen. Ihn in eine Genre-Schublade stecken? Vergesst es.

Selbst den Inhalt hier wiedergeben, würde mir schwer fallen. Es geht um das Leben, um verschiedene Universen, Abzweigungen die wir nehmen und Entscheidungen die wir treffen, Familie, Zusammenhalt, und auch um die Steuererklärung. Dennoch ist alles aus meiner Sicht logisch und in sich stimmig aufgebaut. Es handelt sich nicht um Style over Substance auch wenn Style wirklich groß geschrieben wird. Sei es bei den beeindruckend choreografierten Kampfszenen oder auch wenn es tatsächlich mal ruhiger wird. Die Bilder die man sieht, haben es wirklich in sich und wenn der ein oder andere den Film mit einem Drogentrip vergleicht, dann ist das nichtmal wirklich übertrieben. Hin und wieder fragt man sich, wie man auf all diese Ideen kommt aber vor allem auch, wie man es bloß schafft sie auf die Leinwand zu zaubern. Aber genau das ist den den beiden Amerikanern, Daniel Kwan und Daniel Scheinert, gelungen. Die beiden, die ich bisher nicht kannte, führten Regie und schrieben das Drehbuch. Da ich mich im Vorfeld auch kaum über den Film informierte hatte, war mir nicht klar, dass es sich hier also tatsächlich um eine amerikanische Produktion handelt. Denn so fühlt er sich nicht an, und das liegt nicht nur an den zum Großteil asiatischstämmigen Darstellern, sondern an der ganzen Machart. Als jemand der zum Beispiel "Kung Fu Hustle" von Stepehen Chow liebt, fühlte ich mich hier sofort heimisch (und auch ein "Kung Fu Hustle" ist gegen "Everything Everywhere All at Once" beinahe als bodenständig zu bezeichnen). Der Soundtrack wurde dabei von Son Lux beigesteuert und untermalt sämtliche Szenen perfekt. Egal ob traurig, verrückt, episch. Der richtige Ton wird getroffen.

Die schon erwähnten Darsteller machen ihre Sache grandios, alle voran die Hauptdarstellerin Michelle Yeoh, die viele aus dem Bond-Streifen "Der Morgen stirbt nie" oder "Tiger and Dragon" kennen dürften. Ihre Wandlungsfähigkeit ist Oscar-Reif. Ebenfalls mit von der Partie ist Jonathan Ke Quan, den wir alle aus "Indiana Jones und der Tempel des Todes" als Shorty kennen, und dessen Mitwirken durchaus als Comeback angesehen werden kann, da er lange Zeit der Filmwelt den Rücken gekehrt hat. Zusätzlich sollte auch noch Jamie Lee Curtis genannt werden, die ich einfach nur dafür abfeiere, dass sie diesen Spaß mitgemacht hat.

Ich würde diesen Film auf jedenfall jedem ans Herz legen, der mal etwas anderes sehen möchte. Sicherlich werden nicht alle, wie anfangs erwähnt, damit was anfangen können. Dennoch hat er eine Chance verdient. In Zeiten in denen wir uns über sinnlose Remakes, Reboots oder sonstigen ideenlosen Kram aus Hollywood beschweren, sollten wir solche Werke zu schätzen wissen.
 

Blonder

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Ich fand den auch absolut großartig. Hab aber meine Meinung dazu bisher noch nicht niedergeschrieben. Weil ich auch gar nicht weiß, wie ich das Gesehene alles unter einen Hut bringen soll....
Für mich war das das wahre "Multiverse of Madness" aber wie du, bin ich auch der Meinung, das es nicht einfach nur Style over Substance war.
Ich fand auch den Dialog zwischen den Steinen klasse.

Vielleicht habe ich am Ende ein paar Probleme bekommen, da noch zu 100% den Überblick zu behalten aber das stört mich null. Den kann man wohl öfters schauen und wird immer neue Dinge entdecken.
 

Sam Spade

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Freut mich, dass du ihn ebenfalls so gut findest. Wusste dass du ihn auch noch schauen wirst und war auf deine Meinung gespannt. Ja, mir ging es da auch so. Habe sicher nicht alles kapiert, aber umso mehr freu ich mich auf eine Zweitsichtung, bei der man sich dann noch mehr auf die Geschichte und weitere Details konzentrieren kann.
 

Cable

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Style over substance würde ich ihm nicht vorwerfen, eher dass er zu überfüllt ist. Da stecken Ideen für 5 Filme drinnen. Ich denke ich werde ihm noch eine Chance geben, aber mit Stephen Chow Komödien kann sich der Film in keinster Weise messen. Ja, die sind auch abgedreht, aber das ist Cantonesischer Humor auf 100, mit dem kann ich jederzeit was anfangen. Mit Everything wurde ich bei der Erstsichtung absolut nicht warm, aber wie schon im zuletzt gesehen geschrieben kann das zum Teil auch an Flug und Müdigkeit gelegen haben.
 

Blonder

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Ich denke ich werde ihm noch eine Chance geben, aber mit Stephen Chow Komödien kann sich der Film in keinster Weise messen.

Netflix hat mich gerade daran erinnert, das ich mir mal wieder "Kung Fu Hustle" anschauen könnte. Ich finde den Film einfach klasse. Der geht alle paar Jahre mal und macht immer wieder tierisch Spaß.
Kannst du noch andere Filme vom ihm empfehlen? Ich habe keinen Schimmer, wo ich da sonst anfangen sollte.
 

Cable

Filmvisionaer
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Da gibt es einige Top-Klassiker von / mit ihm. Sein letzter Film ist auf Deutsch verfügbar, The Mermaid. Genauso der letzte, in dem er auch selbst vor der Kamera aktiv war, CJ7 - nicht von dieser Welt. Dann natürlich Shaolin Kickers, in den drei God of Gamblers Teilen mit Chow Yun Fat und Andy Lau ist er auch mit dabei, wenn auch keine Hauptrollen. Liebesgrüße auf Peking ist eine herrliche Spionfilm Persiflage, Love on Delivery ist ebenfalls Chow Comedy Gold. Leider sind nicht gerade wenige Filme von ihm bei uns nicht erhältlich, God of Cookery z.B. habe ich mir vor Jahren in Hong Kong gekauft mit englischen Untertiteln.
 

Filmfan1972

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11 Nominierungen für die Oscar Verleihung 2023 :huh: :eek::denk:
Das Kraut was die Academy da geraucht hat ist mit Sicherheit nicht legal.....
der Film verdient die goldene Himbeere.... Nicht den Oscar
 

Tarantino1980

Screenplay
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11 Nominierungen für die Oscar Verleihung 2023 :huh: :eek::denk:
Das Kraut was die Academy da geraucht hat ist mit Sicherheit nicht legal.....
der Film verdient die goldene Himbeere.... Nicht den Oscar
Sehe ich auch so. Aber naja eine asiatische Frau als Hauptdarstellerin war einfach zu reizvoll denke ich. Nicht falsch verstehen ist nicht sexistisch oder rassistisch gemeint würde ich den Film gut finden würde mich das riesig freuen da ich Michelle Yeouh sehr schätze. Aber hier wird sie, meiner Meinung nach, von der Academy als Gallionsfigur missbraucht damit wieder ein Zeichen für Diversität gesetzt wird.

Aber immerhin würde ich es dem Film mehr gönnen als Avatar 2 als besten Film da Avatar tricktechnisch zwar genial ist aber sowohl Story als auch die Charaktere echt mehr als nur dünn sind.


Wenn ich Regisseur wäre würde ich in 2023 einen Film drehen mit Elliot Page in der Hauptrolle, einem buntgemischtem Cast aus allen Nationen, Hauptsache kein maskuliner Weißer Mann dabei, möglichst viel Diversität und der Rest wäre egal. Der Film würde die Oscars 2024 total dominieren. Traurig diese Entwicklung zumal ich mich ernsthaft frage für wen Hollywood das macht den die LGBTQ Gemeinschaft scheint es noch nichtmal zu wollen, da so ein Film wie Bros geflopt ist, zumindest an den Kinokassen. Kam wahrscheinlich zu spät raus um bei den Oscars 2023 berücksichtigt zu werden.
 

Dwayne Hicks

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Traurig diese Entwicklung zumal ich mich ernsthaft frage für wen Hollywood das macht den die LGBTQ Gemeinschaft scheint es noch nichtmal zu wollen, da so ein Film wie Bros geflopt ist, zumindest an den Kinokassen. Kam wahrscheinlich zu spät raus um bei den Oscars 2023 berücksichtigt zu werden.

Nö, Puss in Boots is ja auch am start, der kam deutlich später.

Wenn ich Regisseur wäre würde ich in 2023 einen Film drehen mit Elliot Page in der Hauptrolle, einem buntgemischtem Cast aus allen Nationen, Hauptsache kein maskuliner Weißer Mann dabei, möglichst viel Diversität und der Rest wäre egal. Der Film würde die Oscars 2024 total dominieren.

Wenn ich in 2023 Regisseur wäre würde ich den Film drehen auf den ich Bock hätte und dieser würde kein Elliot Page beinhalten :ugly:
Scheiß doch auf die Oscars...
Sowas wie Heat wurde bei den Oscars komplett übergangen, dafür war Ein Schweinchen namens Babe am Start.......na herzlichen Glückwunsch.
Welchen Film hätte man jetzt eher auf seiner Filmografie? Heat oder das Schweinchen? Richtig!
 

Die wilde 13

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Bevor übermorgen mein WOW-Abo abläuft, habe ich mir diesen bunten Schriller (Mix aus Schrill und Thriller) reingezogen. Habe nur vergessen, mir vorher noch was anderes reinzuziehen, damit ich dem Geschehen folgen kann. Da kommt man ja überhaupt nicht mehr mit. Aber dennoch hat er schon Laune gemacht, weil die Ideen vor Aberwitz und Skurillität nur so sprudeln. Da kommt selbst ein Terry Gilliam nicht mehr mit.
Aber naja eine asiatische Frau als Hauptdarstellerin war einfach zu reizvoll denke ich.
Da mag evtl. was dran sein aber sie ist auch richtig gut. Daher kann ich die Nominierung auch nachvollziehen. Man darf ja auch nicht vergessen, das die Nominierungen nur jeweils aus der gleichen Branche kommen (Schauspieler nominieren Schauspieler, Regisseure nominieren Regisseure, usw.). da halte ich so einen Denke zumindestens nicht alleine für auschlaggebend. Bei einer festen gemischten Jury wäre das wohl was anderes.

Auf jeden Fall muss ich Everything Everywhere All at Once noch mal schauen, um einiges besser nachvollziehen zu können, falls das überhaupt möglich oder auch gewollt ist. Vieles war aber dann auch mir zu blöd (Hotdog-Finger, Rocket als Remy-Double), so das ich mir manches mal dann doch dachte, ob ich das bis zum Ende aushalte. Habe ich und unterm Strich auch nicht bereut. Zumindestens mal wieder ein sehr origineller Film in Zeiten von Sequels. Prequels und Reboots in der Dauerschleife. Ist ja auch schon was! :hoch:

11 Nominierungen für die Oscar Verleihung 2023
Finde ich auch viel zuviel aber mal schauen, was am Ende dabei rausspringt.
 
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