Eraser

Travis

Regie
Teammitglied
Registriert
2 Juni 2008
Beiträge
3.407
Filmkritiken
28
Gesamtübersicht aller Kurzkritiken zu Eraser:

#02 03.12.08 Vince
 

Travis

Regie
Teammitglied
Registriert
2 Juni 2008
Beiträge
3.407
Filmkritiken
28
AW: Eraser

Kritik von Vince

ERASER
Ausschnitte aus meiner ofdb-Kritik

“Eraser” ist der letzte große Old School-Actioner des Hünen aus der Steiermark, der auszog, die Amerikaner das Ballern von Munition und fetten Onelinern zu lehren. Man kann nur spekulieren, warum es danach nie mehr so recht klappen wollte - vielleicht war Arnie einfach inzwischen zu alt, vielleicht hat auch Michael Bays “The Rock” mit seiner neuen Mischung aus Explosionen, Pathos und Hochglanz den Tunnel mit einem tosenden Steinschlag ein für allemal versperrt, wer weiß. Und so sehen wir Schwarzenegger unter Chuck Russells Regie zum letzten Mal so, wie wir ihn nun, nach seiner Karriere, in Erinnerung behalten werden: in Aufsicht gefilmt, zwei Monsterguns in der Hand haltend und mit humorlosem Gesichtsausdruck schnell, aber zielgerichtet um sich ballernd.

Bemerkenswert ist der ungemeine Einfallsreichtum in Anordnung und Ausführung der Action. Man mag sich über mäßig animierte (für 1996 aber noch passable) CGI-Krokodile aufregen können oder die absurde Überzogenheit des Fallschirmsprungs, doch gerade letzterer ist das den Film selbst überdauernde Actionhighlight der kompletten Neunziger Jahre.

Schwarzenegger bleibt bei alledem selbstverständlich der Mann, der niemals aufgibt. Der Nervenkitzel in der Luft ist schnell verarbeitet, aber auch sonst bleibt dem Mann nichts erspart: Da bohren sich Teile eine Splitterbombe durch die Hand und ein Holzsplitter einer zusammenfallenden Lagerhalle spießt das Bein auf in einer Explizitheit, die sonst seinen härteren Filmen vorbehalten war. Doch gilt der Vorsatz “Fremdkörper aus dem Fleisch ziehen, Mund abputzen und weiter geht’s”. So groß der Schaden, so wahrscheinlich, dass es eben am Ende doch nur eine Fleischwunde bleibt. Zwar fehlt John Kruger die Emotionslosigkeit einer Maschine, doch rein physisch funktioniert er wie eine solche.

Die Railgun ist neben dem Star sicherlich das Element, das dem Projekt im Vorfeld eine hilfreiche Werbung war. Den Einsatz einer Technologie, “die sonst auf Kriegsschiffen montiert wird”, als Handfeuerwaffe - das ist schon sein Publikum wert und der Einsatz der Hi-Tech-Monster verspricht in Händen der Bösen wie auch des Guten nicht zu viel. Wie hochpräzise Miniraketenwerfer lässt Russell die Projektile durch die Luft wirbeln, einen (per CGI generierten) Dunst aus blauen und grünen Stoffen hinterlassend, die kurz nach Eintreffen des Blitzgeschosses wieder oxidieren. Das schaut fantastisch aus und spätestens, wenn am Ende eine ganze Halle zu Bruch geht und ein Gefecht zwischen zwei Türmen am Hafen seinen Lauf nimmt, kann sich der Actionfanatiker ein Honigkuchengrinsen nicht mehr aus dem Gesicht wischen. Gut zehn Jahre später muss ich sagen, dass ich seitdem keine ähnlich innovative Erneuerung der Schusswaffen-Action mehr festgestellt habe.

Kurz zusammengefasst: Mit “Eraser” darf man zufrieden den Abschied Schwarzeneggers aus seinem klassischen Metier feiern. Ein letztes Mal darf er seinen eigenen Mythos untermauern anstatt wie kurz darauf an ihm zu nagen. Die Zutaten sind alle da und sie funktionieren damals wie heute: ein Larger-than-Life-Held, große Explosionen, bahnbrechende Actionszenen voller Variation, ein etwas plattes, aber zweckmäßiges Skript, ein (glücklicherweise nicht zu aufdringlicher) Buddy, eine hübsche Frau in Not, ein gemeiner Verräter-Fiesling und last but not least ein dicker Score, der das Gerüst beisammenhält. Faszinierend ist es, dass exakt dieser Film, würde er genauso heute gedreht werden - mit einem ebenso jungen Schwarzenegger, mit absolut den gleichen Kameraeinstellungen und allem drum und dran - vermutlich ganz anders aufgenommen worden wäre, denn im Actiongenre hat sich zu viel getan. Erstaunlich, dass man einen Film wie “Eraser” heutzutage immer noch akzeptiert, aber eben nur nach Berücksichtigung seines Entstehungsdatums und der Vita seines Stars...
7/10
 
Oben