Entscheidung vor Morgengrauen
1944! Die amerikanischen Streitkräfte sind längst über die Westfront eingerückt und treiben die deutschen Truppen zurück. Das man den Krieg letztendlich gewinnen wird, ist den Beteiligten klar, allerdings möchten sie so wenig Opfer wie möglich haben. Da sie dennoch einen Hinterhalt befürchten, da sie die genaue Lage verstreuter Panzerverbände nicht kennen, möchten sie deutsche Kriegsgefangene zu Spionen umfunktionieren. Dies muss natürlich freiwillig sein und es ist nicht ganz so einfach tatsächlich Vertrauen in jemanden zu gewinnen, der noch vor wenigen Tagen auf der anderen Seite stand. Sie entscheiden sich für den 20-jährigen Karl Maurer, von dem sie überzeugt sind, dass er einfach nur den Krieg beendet haben will. Mit so wenig Verlusten wie möglich. Dennoch weiß er, dass er damit eigentlich sein Volk verraten wird. Zusätzlich ist ihm aber auch klar, dass es ein Himmelfahrtskommando sein wird und damit hat er auch Recht. Denn sein Fallschirmabsprung bleibt nicht unbemerkt und auch wenn er "gültige" Papiere bei sich trägt, ist ihm schon bald die Gestapo und die SS auf den Fersen.
Glücklicherweise können solche Filme heute nicht mehr gedreht werden, denn CGI kann dieses zerstörte Deutschland in dieser Form wahrscheinlich nicht nachbilden und einen weiteren Krieg wollen wir nicht. Die Kulissen sind nämlich genauso unheimlich wie sensationell. Die Produktion des Films dauerte 18 Monate und begann 1949, während das Land noch immer in Trümmern lag. Dabei bewegt sich der Film durch Städte wie München, Würzburg, Mannheim und mehr, wodurch die Zerstörung absolut greifbar wird. Allerdings auch die Verblendung immer noch weiterkämpfen zu wollen ist allgegenwärtig. Regisseur Anatole Litvak, der später den fantastischen "Die Nacht der Generäle" zu verzeichnen hatte, hat hier einen herausragenden Film abgeliefert, der seine Spannung hauptsächlich daraus bezieht, ob der junge Spion wider Willen es schaffen wird. Denn der Film ist absolut beklemmend. Einmal dadurch, weil man weiß, wie mit Verrätern umgegangen wurde und natürlich auch durch seine innere Zerrissenheit. Auf seinem Weg trifft er ja auch immer wieder auf sehr nette Menschen, die er nun mal nicht warnen und schützen kann. Zudem ist er durch seine Rolle auch nicht in der Lage seine Familie zu kontaktieren. Allein diese Ausgangssituation ist für mich knüppelhart und menschlich wahrscheinlich kaum auszuhalten. Die Gefahr ist durchgehend spürbar und innerhalb dieser Kulissen ist das einfach ganz großes Kino. Was ebenfalls von Litvak perfekt in den Film hinein gewoben wurde, sind die Darsteller. Auch wenn es eine rein amerikanische Produktion war, wimmelt es von deutschen Darstellern. Auf seinem harten Weg durch die Trümmer trifft er beispielsweise auf Hildegard Knef und O.E. Hasse, die ihren Rollen wahnsinnig viel Leben einhauchen und ganz tolle Auftritte abliefern. Die Hauptrolle wird von dem Österreicher Oskar Werner verkörpert, der hier ebenfalls eine Glanzleistung abliefert und die Schwierigkeiten seiner Figur intensiv verkörpert. Kamera und auch die Musik passen ebenfalls perfekt. Für mich persönlich ein absoluter Pflichtfilm für Leute die sich mit diesem Teil der Geschichte und sich eben auch mit diesem Teil der Filmgeschichte auseinandersetzen.
PS: Wem das Kloster bekannt vorkommt in dem einige Teile der Handlung spielen, könnte es aus "Der Name der Rose" kennen, da es sich um das Kloster Eberbach handelt.