Einer kam durch
Franz von Werra stürzt 1940 mit seiner Messerschmitt BF 109 E-4 auf britischem Boden ab und gerät dadurch in Kriegsgefangenschaft. Direkt bei seinen ersten Verhören kündigt er an, dass er nicht lange hier sein wird. Von Werra plant nämlich von Anfang an seine Flucht und bietet dem britischen Kommandeur sogar eine Wette an. Dieser meint allerdings, dass es noch nie einem britischen Kriegsgefangenen gelungen ist, zu fliehen. Dies spornt von Werra nur noch weiter an und er ist absolut davon überzeugt, dass er es schaffen wird.
Der Film aus dem Jahr 1957 ist gleich aus mehreren Perspektiven hochinteressant. Einmal, weil es ein britischer Film ist, der das Thema um einen deutschen Kriegsgefangenen ohne jegliche Abrechnung beleuchtet. Diese objektive Darstellung ist 12 Jahre nach Kriegsende absolut bemerkenswert, da man in heutigen Produktionen damit eher Schwierigkeiten hat. Ein weiterer Punkt ist natürlich das man die Rolle auch einem deutschen Schauspieler gegeben hat: Hardy Krüger. Gar nicht so selbstverständlich, wenn man bedenkt das heute Stauffenberg eher von Tom Cruise besetzt wird. Von diesen Dingen mal abgesehen, gibt es aber auch weitere erwähnenswerte Personalien. Regie führte nämlich kein geringerer als Roy Ward Baker, der neben einigen Filmen für Hammer, auch für "Die letzte Nacht der Titanic" zuständig war. Obendrein auch für "Don`t bother to knock", den ich zu meinen Lieblingen mit Marilyn Monroe zähle. In einer ganz kleinen Rolle habe ich auch Hammer-Urgestein Michael Ripper erspäht, der aber weder im Abspann noch in der ofdb als Mitwirkender erwähnt wird.
Der Film besticht natürlich durch seinen Hauptdarsteller aber auch die Art der Inszenierung, die vortrefflich gelungen ist. Besonders die Kulissen der verschiedenen Stationen sind genauso bemerkenswert wie faszinierend umgesetzt. Die eisige Kälte in den Schneelandschaften ist beispielsweise sehr anschaulich und nachfühlbar gestaltet. Ein weiterer Trumpf ist auch die Location von Grizedale Hall. Das ist nämlich nicht einfach nur ein Drehort, sondern tatsächlich das echte Gebäude, in dem von Werra inhaftiert war. Der Film ist gespickt von solchen famosen Schauplätzen. Zudem glänzt "The one that got away" natürlich durch die atemberaubende Geschichte selbst, die ungemein aufregend ist. Wenn man mit Franz von Werra bereits vertraut ist, gibt es natürlich einen Spannungsabfall, da man die Geschichte kennt und dennoch die Mechanismen des Spannungskinos eingesetzt werden. Dafür bleibt er aber nah bei den überlieferten Tatsachen, was ich außerordentlich schätze. Wer aber ohne Grundwissen an den Film geht, wird wahrscheinlich aller bestens bedient.
Wer die abgestürzte Maschine von von Werra besichtigen möchte, kann dies übrigens immer noch im Battle of Britain Museum, in der Nähe von Folkestone bewerkstelligen.