Ein Lied von Liebe und Tod - Gloomy Sunday
Der Großindustrielle Hans Eberhard Wieck reist nach Budapest. Er möchte dort unbedingt ins Restaurant "Szabó", zu dem er ein inniges Verhältnis besitzt, um dort mit einer Delegation seinen 80.sten Geburtstag zu feiern. Seiner Frau und auch seinen Begleitpersonen hat er immer wieder von diesem Ort erzählt und möchte ihn nun endlich präsentieren. Er bestellt dort sein geliebtes Rollfleisch und zusätzlich lässt er die Musiker vor Ort bitten, wie früher, dass "Lied vom traurigen Sonntag" zu spielen. Während er schwelgerisch genießt, fällt sein Blick auf ein Foto, welches auf dem Piano steht. Das Foto einer jungen Frau. Während er es ansieht, verzerrt sich sein Gesicht vor Schmerz und er bricht tot zusammen.
Der Film nimmt uns nun mit in die 30er Jahre und zeigt die Entstehung der Fotografie und auch wie das Lied komponiert wurde. Dazu eine wundervoll inszenierte Dreiecksbeziehung, während der zweite Weltkrieg am Horizont droht. Der Film liefert eine fantastische, unwahrscheinlich tiefe Atmosphäre, die durch die wunderschöne Musik perfekt untermalt wird. Wir hören nämlich oftmals das "Lied vom traurigen Sonntag" welches auch unter "Gloomy Sunday" bekannt ist. Diese Stück wurde tatsächlich in den 30ern von dem Pianisten Rezso Seress geschrieben, der es eben in einem Restaurant präsentierte und von dort schließlich zu Weltruhm gelangte. Allerdings wird es auch als das Lied der Selbstmörder bezeichnet. Tatsächlich gab es nach Erscheinen des Liedes auf Schallplatte, eine Reihe von Selbstmorden, bei denen immer diese Platte als letztes auf dem Grammophon zu finden war. Zunächst in Ungarn, dann in Europa und dann in der ganzen Welt. Es ging so weit, dass es ein Sendeverbot in Amerika und England gab. In Ungarn selbst wurde ein Aufführungsverbot erteilt, welches viele Jahre Bestand hielt. Bis heute gibt es über 50 Coverversionen davon. Unter den Interpreten sind alle Arten von Musikern vertreten. Von Heather Nova, über The Associates, Sinead O`Connor, Christian Death, Elvis Costello, Björk, Genesis, Gitane Demone, Diamanda Galas und viele mehr. Alle haben dieses Lied gespielt.
Der Film nutzt dies als roten Faden, ohne es dabei komplett in den Vordergrund zu stellen, auch wenn es immer und überall durchschimmert. Es ist der Motor des Films, der die 4 hauptsächlichen Protagonisten antreibt und begleitet und dies sind wirklich großartig ausgearbeitete Charaktere, die von ebenso fantastisch aufspielenden Darstellern ausgefüllt werden. Joachim Krol, Erika Maroszán, Ben Becker und Stefano Dionisi sind hier wirklich die Idealbesetzung. Gerade Erika Maroszán war die absolute Entdeckung des Films und verleiht ihrer Figur eine wunderbare Lebendigkeit. Regisseur Rolf Schübel liefert dabei ganz viel Einfühlungsvermögen und besitzt ein wunderbares Timing, welches den Film nie langweilig werden lässt. Das er aus dem Dokumentarfilm kommt, hilft zusätzlich. Der Film ist zwar in keiner Sekunde daran angelehnt, aber dafür stimmt deshalb die Ausstattung, auf die wahrscheinlich deshalb großen Wert gelegt wurde. Die Geschichte ist durchgehend glaubhaft und tatsächlich sind sogar kleinere Aha-Effekte eingebaut, die erst bei einer Zweitsichtung auffallen. Glaubhaft aber nie nüchtern! Eher schwelgerisch, mit Romantik und Melacholie versehen. Es ist so ein Film, bei dem man sich nach dem Abspann mit einem Cognac und einer Zigarre auf die Terrasse zurückzieht, um noch ein wenig in Ruhe nachzudenken. Vielleicht dabei noch einmal dem "Lied vom traurigen Sonntag" lauschend.