Ein einfacher Plan

Die wilde 13

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Ein einfacher Plan



Was passiert, wenn man aus heiterem Himmel jede Menge Kohle findet? Die Antwortet darauf versucht Sam Raimi in seinem Thriller Ein einfacher Plan von 1998 zu finden, indem er 4 Protagonisten vor genau diese Frage stellt.

Irgendwo im Niemandsland des schneebedeckten mittleren Westens. Hank (Bill Paxton) ist ein Durchschnittstyp wie du und ich (was ihn zum perfektem Sympathieträger werden lässt) und im allgemeinen glücklich, da beliebt, fleissig und glücklich verheiratet mit der hochschwangeren Sarah (Bridget Fonda). Als unser Held dann mit seinem vom Leben nicht so begünstigtem Bruder Jacob (Billy Bob Thornton) und dessen primitiven Saufkumpanen Lou ein vom Schnee verdecktes abgestürztes Flugzeug entdecken, in dem sie eine Tasche voller 100 Dollar-Bündel finden, fangen die Probleme an. Zunächst ist man umsichtig und beschließt, erstmal bis zum Frühjahr abzuwarten, ob denn das Geld (und das Flugzeug) überhaupt gesucht wird. Doch der Teufel steckt ja mitunter im Detail und ist von Kleinigkeiten sehr abhängig...

Was Sam Raimi uns nun serviert, ist ein sehr gelungener Mix aus grotesken Situationen à la Coens, einem Paradebeispiel von McGuffin (das Geld), der eines Hitchcocks würdig wäre und vor allem jeder Menge tragischer Momente, die einer griechischen Tragödie zur Ehre gereichen würden.

Jede Entscheidung führt zu weitreichenden Konsequenzen, die so nicht geplant waren aber im Grunde doch irgendwie weiter Richtung Ziel führen. Die Personen handeln völlig nachvollziehbar und auch logisch,auch wenn man es so nicht unbedingt von ihnen erwartet hätte. In Verbindung mit den kalten, schneebedeckten Weiten ergibt das ein trostloses Bild unserer Gesellschaft, die nur im Geld ihre Erfüllung sieht. Skrupel und Bedenken treten immer mehr in den Hintergrund und keiner vertraut mehr dem anderen. Umso überraschender, das dann ausgerechnet der vermeintlich intellektuell schwächste den wahren Wert des Lebens erkennt. Das sich aus dieser Erkenntnis dann weitere ungeahnte Ereignisse ergeben, kann man sich nun ja fast denken.

Ein ehrlicher, auch bedächtiger aber dafür umso nachhaltigerer Blick in den Spiegel, den uns da Sam Raimi vorhält. Unterstützt von den ohne Ausnahme hervorragenden schauspielerischen Leistungen gelang ihm ein Film, den leider kaum einer kennt und der wohl auch an mir vorbeigegangen wäre, wenn ich nicht dieses Forum kennen würde.

8,5/10
 
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Tarantino1980

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AW: Ein Einfacher Plan

Ich habe mir gerade auf Amazon die Blu-ray bestellt und werde mich dann nach der Sichtung hier zu Wort melden!
 
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mr.bauer

Filmvisionaer
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AW: Ein Einfacher Plan

Der ist auch so ein Geheimtipp! Richtig kleines Thriller-Juwel! War glaub ich auch damals bei CINEMA in der Liste der besten Filme des Jahres. Der ist top besetzt, hat ein tolles Setting (verschneites Winter-Kaff) und ist richtig spannend!
Überlege auch zu updaten, weiß jemand ob es sich lohnt???? :confused:
 

kelte

Filmvisionaer
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AW: Ein einfacher Plan

klasse Kritik :hoch: der Film steht in meiner Sammlung direkt neben Fargo und alle zwei Jahre geb ich mir beide Filme hintereinander. Könnte heute so ein Tag sein da ich grad ein Coen Film laufen hab und grosse Lust hab bei den heißen Temperaturen was Kaltes zu sichten :)
 

Willy Wonka

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AW: Ein einfacher Plan

Eigentlich verwundert mich ein bisschen, dass den Film anscheinend so wenige kennen. Schließlich ist der Film mit namhaften Schauspielern besetzt und Regie führte Sam Raimi. Da es bei meiner DVD aus der Sammlung, um eine Zeitschriftenbeilage handelt, könnte ich in Zukunft auch mal überlegen, ob ich mir nicht direkt die Blu-ray ins Regal stellen sollte. Schließlich enthält die Zeitschriften-DVD nicht die Originalsprache. :(
 

Vince

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AW: Ein einfacher Plan

Schon etwas älterer Kommentar aus meinem Filmtagebuch:

Der Stil ist ganz "Fargo", aber Sam Raimi widersteht der Versuchung, aus dem "Crime 'n' Ice"-Setting wiederum eine schwarze Komödie mit schrägen Vögeln zu gestalten. Letztere sind zwar zweifellos vorhanden (man muss sich nur mal Billy Bob Thorntons Look ansehen), allerdings baut Raimi aus ihnen nicht einfach kauzige Madame-Tussaud's-Wachspuppen zum Bestaunen, so wie es die Coens immer zu tun pflegen, sondern gesteht ihnen Menschlichkeit zu und damit auch Charakterzüge, die man ihnen auf den ersten Blick nicht zugetraut hätte.
Dennoch liegt der Fokus fern von den Figuren, mehr noch; es scheint gar keinen Unterschied zu machen, ob man es nun mit dem intelligenten, aber leicht unsicheren Hank (Bill Paxton), dem einfältigen Landei Lou (Brent Briscoe) oder dem zurückgebliebenen und liebenswerten Jacob (Billy Bob Thornton) zu tun hat: Das Geld, so die Grundaussage, reitet sie alle gleichermaßen in die Scheiße. Mit einfachsten Mitteln kehrt Raimi die negativen Eigenschaften des Menschen heraus, wenn er einmal mit Geld in Berührung kommt, und da scheint es keine Rolle mehr zu spielen, welchen Charakter man hat oder wieviel Intelligenz man aufbringt. Gerade deswegen, und auch, weil sie so schlicht und simpel erzählt wird, ist seine Spirale des Verderbens so bedrückend und einnehmend. Kritisch anmerken muss man allenfalls, dass Raimis "einfacher Plan" nicht unbedingt ein perfekter ist, weshalb er sich gezwungen sieht, einen FBI-Mann von außen in die Handlung einzubringen, weil es ihm nicht gelingt, die Geschichte ohne diesen externen Faktor zu einem runden Ende zu bringen - was schade ist, da der Ausgang der Geschichte noch viel bedrückender gewesen wäre, hätte sie nur innerhalbd er kleinen Gemeinschaft stattgfeunden.
8/10
 

Tarantino1980

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AW: Ein einfacher Plan

Ich habe mir gerade auf Amazon die Blu-ray bestellt und werde mich dann nach der Sichtung hier zu Wort melden!

Unfassbar das es nun schon wieder über ein Jahr her war das ich mir den gekauft habe und es erst kürzlich geschaft habe ihn mir anzusehen :o

Auf jeden Fall noch mal vielen Dank für Deine tolle KK 13, ansonsten wäre ich wohl nie auf diesen tollen Film aufmerksam geworden!

Was Sam Raimi uns nun serviert, ist ein sehr gelungener Mix aus grotesken Situationen à la Coens, einem Paradebeispiel von McGuffin (das Geld), der eines Hitchcocks würdig wäre und vor allem jeder Menge tragischer Momente, die einer griechischen Tragödie zur Ehre gereichen würden.

Das hast Du wirklich perfekt zusammen gefasst. Es gab in der Tat ein paar Situationen die an ein Werk der Coen Brüder erinnern, jedoch ernster und teilweise sogar schon tragisch!

Jede Entscheidung führt zu weitreichenden Konsequenzen, die so nicht geplant waren aber im Grunde doch irgendwie weiter Richtung Ziel führen. Die Personen handeln völlig nachvollziehbar und auch logisch,auch wenn man es so nicht unbedingt von ihnen erwartet hätte.

Am meisten hat mich hier ehrlich gesagt Hanks Frau überrascht wie "kaltschnäuzig" bzw. abgeklärt sie das Ganze immer gesehen hat, gerade wenn man ihre Situation noch mit berücksichtigt, also zu anfang Schwanger, wo doch ohnehin die Hormone in der Schwangerschaft verrücktspielen und dann als firsch gebackene Mutter. Das fand ich teilwese schon sehr abgebrüht von ihr wie sie viele Entscheidungen getroffen hat.

In Verbindung mit den kalten, schneebedeckten Weiten ergibt das ein trostloses Bild unserer Gesellschaft, die nur im Geld ihre Erfüllung sieht. Skrupel und Bedenken treten immer mehr in den Hintergrund und keiner vertraut mehr dem anderen. Umso überraschender, das dann ausgerechnet der vermeintlich intellektuell schwächste den wahren Wert des Lebens erkennt. Das sich aus dieser Erkenntnis dann weitere ungeahnte Ereignisse ergeben, kann man sich nun ja fast denken.

Auch das empfand ich genauso. Das ausgerechnet Hanks Bruder Jacob zum Schluss derjenige ist der der Geldgier wiedersteht und moralisch richtiger handelt. Und das obwohl für ihn das Geld wirklich eine Veränderung seines Lebens bedeutet hätte. Hank hatte im Grunde ja scho nalles, wie er auch zu Anfang des Filmes selber sagte. Eine Frau, ein Haus, ein Kind und einen guten Job. Das Geld hat dies aber alles zerstört und er und seine Frau konnten zum Schluss hin ihr Leben nicht mehr genießen! Jacob hingegen hatte wenig bis nichts, war alleinstehend und arbeitslos. Er wollte mit dem Geld die Farm seiner Eltern zurückkaufen und neu bewirtschaften, hätte dadurch vielleicht sogar eine bessere Außenwirkung beim weiblichen Geschlecht bekommen und hätte noch eine Familie gründen können. Und obwohl er dies alles in greifbarer Nähe hatte, konnte er zum Schluss dem ganzen wiederstehen und hatte noch die größe es seinem Bruder alleine zu gönnen, weil er mit diesen Lügen nicht mehr leben konnte und wusste das Hank keinen Rückzieher mehr machen würde, er wollte zum Schluss um jeden Preis das Geld, was man ja auch im Laufe des Filmes mehr und mehr gemerkt hat das er und seine Frau immer tiefer in den Bann des Geldes gezogen wurden!

Ein ehrlicher, auch bedächtiger aber dafür umso nachhaltigerer Blick in den Spiegel, den uns da Sam Raimi vorhält. Unterstützt von den ohne Ausnahme hervorragenden schauspielerischen Leistungen gelang ihm ein Film, den leider kaum einer kennt

Eigentlich verwundert mich ein bisschen, dass den Film anscheinend so wenige kennen. Schließlich ist der Film mit namhaften Schauspielern besetzt und Regie führte Sam Raimi.

Das wundert mich ehrlich gesagt auch, besonders nach meiner Sichtung, weil der Film nicht nur namenhaft besetzt ist undSam Raimi Regie führt, sondern weil er auch wirklich eine gute Story besitzt, ein sehr geiles Setting, eine tolle Atmosphäre und definitv ein Ende was einen im Nachgang beschäftigt.

Selbst wenn Hank und seine Frau das Geld hätten behalten können und somit auch ausgeben hätten können wüsste ich nicht, ob ich nach den Ereignissen damit glücklich geworden wäre. Ich für mich persönlich würde mal behaupten nein. Nicht nur das Hank aus geldgier unschuldige Leute getötet hat, nein er hat sogar seinen eigenen Bruder dafür geopfert. Ich glaub alles Geld der Welt könnte mich nicht dazu bewegen sowas zu tun! Und dann noch am Ende die bittere Pille das sie das Geld noch nichtmal ausgeben können weil ihnen sonst das FBI auf die Schliche käme, war natürilch ein ganz fieser Schlag in die Magengegend. Nicht nur mit den Taten leben zu müssen, sondern auch zu wissen das all das vollkommen umsonst war!

Überlege auch zu updaten, weiß jemand ob es sich lohnt???? :confused:

Ich kenne zwar die DVD Version nicht, aber das Bild der Blu-ray war wirklich top. Ich denke schon das sich hier ein Update lohnen würde!


Rundum hat mir der Film sehr gut gefallen und ich kann ihn auch jedem Thriller Freund ans Herz legen. Wirklich toll gemacht Mr. Raimi.

Allerdings....

Kritisch anmerken muss man allenfalls, dass Raimis "einfacher Plan" nicht unbedingt ein perfekter ist, weshalb er sich gezwungen sieht, einen FBI-Mann von außen in die Handlung einzubringen, weil es ihm nicht gelingt, die Geschichte ohne diesen externen Faktor zu einem runden Ende zu bringen - was schade ist, da der Ausgang der Geschichte noch viel bedrückender gewesen wäre, hätte sie nur innerhalbd er kleinen Gemeinschaft stattgfeunden.

...sehe ich das auch als kleinen Kritikpunkt an was Vince hier schreibt. Zwar war es für mich von Anfang an irgendwie logisch das es Leute geben wird die nach dem Geld suchen und dies wahrscheinlich nicht das FBI sein wird die Kontakt aufnehmen sondern eben die jenigen die zumindest glauben ihnen würde das Geld zustehen :D. Aber es wäre vielleicht wirklich noch bedrückender gewesen wenn die Sache tatsächlich nur zwischen den drei Männern und deren Frauen ausgetragen worden wäre. Ich fand zwar das Ende generell sehr bedrückend, aber nur mal angenommen Jacob hätte zum Schluss hin auch Gewissensbisse bekommen, aber ohne den Tod des Sherifs und den daraus resultierenden weiteren Fragen die aufgekommen sind. Einfach nur weil er eben ein einfacher ehrlicher "Gutmensch" ist der das alles eben nicht so skrupelos und geldgierig gesehen hätte wie Hank und seine Frau, sondern doch noch hätte alles gestehen wollen. Und dann Hank seinen Bruder umgebracht hätte aus Geldgier und nicht weil der Bruder ihn geradezu angefleht hat es zu tun, das wäre dann nochmal eine spur extremer gewesen natürlich dann mit der Gewissheit das zum Schluss das Geld wirklihc wertlos für Hank und seine Frau wäre, eben weil sie es hätten nie ausgeben können.

Aber das ist wieder meckern auf hohem Niveau da der Film auch so ein sehr bedrückendes Ende aufweist und mich wirklich sehr gut unterhalten hat.

Wertung: 8/10
 
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