Die Welle

Willy Wonka

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#02 26.07.10 Willy Wonka
 

Willy Wonka

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Die Welle


Ist eine Diktatur in Deutschland heute noch möglich? Diese spannende Frage wird gleich am ersten Tag in der Projektwoche zum Thema „Autokratie“ vom Lehrer gestellt. Die Schüler verneinen dieses sofort und halten es für unmöglich. Das bringt den Lehrer Reiner Wenger, großartig gespielt von Jürgen Vogel, zu einem sehr interessanten Versuch. Gemeinsam erarbeitet er mit den Schülern die Methoden und die Hintergründe einer Diktatur. Wodurch wird eine Diktatur begünstigt? Hat eine Diktatur gar Vorteile?
Seine Lernmethoden ändert er in dieser Woche massiv, denn er setzt mehr auf Disziplin, indem die Schüler zum Beispiel jedes Mal aufstehen müssen, wenn sie etwas sagen wollen. Er stärkt die Gemeinschaft und führt sogar im Kurs eine interne „Uniform“ ein. Bei allen diesen Dingen sind die Schüler begeistert dabei und machen voller Elan und Enthusiasmus mit. Sie entwickeln ein Logo, ein Gruß, einen Internetauftritt und versuchen immer neue Ideen zu entwickeln, wie sie ihre Gemeinschaft stärken können. Dieser ganze Prozess findet innerhalb einer Woche statt, was vielleicht ein wenig zu schnell und übereilt wirken könnte, aber schließlich leben wir in einer schnelllebigen Zeit. Die ganze Sache wird immer größer und Herr Wenger hat nicht mehr alles unter Kontrolle, obwohl er dies erst sehr später zugeben wird. Die Geschichte ist sehr authentisch umgesetzt, denn die Schüler wirken fast echt, auch wenn es ein paar Stereotypen gibt, aber selbst diese gehören dazu, denn schließlich gibt es so welche Persönlichkeiten auch im wahren Leben. Die Schauspieler spielen durchweg hervorragend und tragen die Geschichte. Dieser Film regt zum Nachdenken an und er ist so modern und jung, dass auch Jugendliche voll auf diesen Film ansprechen werden. Der junge Regisseur Dennis Gansel hat in meinen Augen alles richtig gemacht und lieferte ein grandioses Drama ab, welches vor allem in Schulen gesehen und diskutiert werden sollte. Leider beschränken sich die meisten Unterrichte, bei denen ich beiwohnen konnte, darauf, dass man gemeinschaftlich einen Film sieht und vielleicht danach fünf Minuten darüber palavert, aber die Thematik ist so interessant und auch ambivalent, dass darüber eine ganze Unterrichtsreihe gestaltet werden könnte. Dieser Film nimmt sich das Thema „Faschismus“ auf eine ganz neue Art und Weise an, denn sonst sind diese Filme meist länger, langatmig und für die meisten jüngeren Zuschauer ermüdend und langweilig, aber mit diesem Film kann man sich identifizieren. Nicht nur wegen der Darsteller, sondern auch wegen der Inszenierung. Gansel verwendet sehr gute und passende Musikstücke, eine interessante Schnitttechnik (die Aussagen von verschiedenen Charakteren werden gekonnt montiert, sodass dadurch neue Aussagen entstehen – es bietet mehr Interpretationsfreiraum) und gelungene Kamerawinkel.
Alle diese Aspekte machen diesen Film zu einem der besten Vertreter des jungen neuen Deutschen Films und für Dennis Gansel sehe ich eine große und erfolgreiche Karriere voraus.
 

crizzero

Filmvisionaer
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Tolle Kritik zu einem der wenigen tollen deutschen Filme! Habe "Die Welle" auch sehr gerne gesehen und war beeindruckt, wie gut man diese wichtige Schullektüre umgesetzt hat. Von mir gibt's 7/10.
 
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