Die Verdammten des Krieges
Max Eriksson ist relativ frisch in Vietnam eingetroffen und steckt schon bald in großen Schwierigkeiten. Er hat aber anscheinend eine gute Einheit erwischt, die ihn in Lebensgefahr rausholt, was er dankbar und bewundernd zur Kenntnis nimmt. Irritiert stellt er allerdings fest, dass die Truppe um Sgt. Meserve ein seltsames Eigenleben besitzt. Als sie beschließen, zu einem Aufklärungsauftrag, eine junge Vietnamesin aus einem Dorf zu entführen, um sie bei Bedarf zu vergewaltigen, wechselt seine Bewunderung in schieres Entsetzen und recht schnell ist er der Außenseiter, da er die junge Frau unbedingt retten möchte, aber gleichzeitig auf seine Kameraden angewiesen ist.
Es gibt Filme, die einen emotional überwältigt haben, aber man sie dennoch nicht noch einmal sehen will. „Die Verdammten des Krieges“ gehört für mich in jedem Fall dazu. Innerhalb meiner Brian De Palma Retrospektive blieb mir aber ja keine Wahl, also musste ich mich diesem Monster erneut stellen. Heute eine noch schwerere Aufgabe als damals. Ohne Vorkenntnisse war es in jüngeren Jahren einfach ein Kriegsfilm, der halt auf VHS erhältlich war und davon gab es damals eine ganze Menge. Trotzdem hatte mich der Film bereits bei VÖ richtig schwer erschüttert. Allerdings weiß ich heute, im Gegensatz zu damals, dass dies nicht einfach nur ein Drehbuch war, sondern eine wahre Begebenheit, was den Film noch unerträglicher macht. Wenn man jetzt noch kurz zuvor das Bonusmaterial aus dem Mediabook zu „Der Tod kommt zweimal“ gesehen hat, wird es nochmal schwieriger. Hier wurde Brian De Palma von der Cinémathèque Francaise eingeladen und dort wurde auf seinen Wunsch „Casualties of War“ gezeigt. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion bricht der Regisseur, 30 Jahre nach Entstehung des Films, immer noch vor Ergriffenheit in Tränen aus, da ihn die Geschichte nach wie vor komplett mitnimmt. Mit diesem zusätzlichen Ballast weiß man dann spätestens, dass die bevorstehende Sichtung kein Zuckerschlecken sein wird.
Die traurige Geschichte der jungen Phan Thi Mào, vernahm Brian De Palma bereits Ende der 60er Jahre und sie ließ ihn nicht mehr los. Allerdings gestaltete es sich schwierig für dieses Thema Geldgeber aufzutreiben, weshalb viele Jahre ins Land gingen, bevor er es realisieren konnte. Das auch nur durch einen Zufall, denn weil Michael J. Fox Interesse am Drehbuch hatte, gelang es den Film zu finanzieren. Die Dreharbeiten fanden zu großen Teilen in Thailand statt, um die Wirkung von Vietnam, so authentisch wie möglich zu gestalten. Gleichzeitig waren in der Produktion Leute beteiligt, die eben im Vietnam-Krieg dabei waren, um auch die Darsteller besser in ihre Rollen finden zu lassen. Das merkt man dem Film auch in jeder Sekunde an, da hier der komplette Cast einfach nur überragend spielt. Ein riesiger Faktor ist zudem die unglaubliche Musik von Ennio Morricone, die den Bildern eine wahnsinnige Wucht, aber auch viel Schmerz verleiht. Das der Film nicht unbedingt zu den größten Erfolgen von De Palma zählt, ist letztlich der intensiven Geschichte geschuldet, da einmal die USA das Thema nicht sehen wollte und natürlich auch, dass das kein Film für den netten Kino-Abend zu Zweit war. Dann gab es noch die Fraktion, denen im Film zu wenig Action war……… Dennoch ist der Film über die Jahre hinweg in der Wahrnehmung deutlich gestiegen. Auch wenn er vielleicht nicht sofort dem Regisseur zuzuordnen ist, erkennt man ihn wieder. Tatsächlich hat er hier mit Sicherheit sogar seinen erschütterndsten Split-Screen Moment geschaffen. Nicht die Art mit zwei Bildschirmen, sondern eher wie bei „Dressed to kill“ in der Polizeiwache, dass zwei Dinge gleichzeitig passieren. Einmal im Vordergrund des Bildschirms und einmal im Hintergrund. Allerdings ist diese Szene niemals mehr aus dem Gedächtnis zu bekommen. Für mich ein absolutes Meisterwerk, aber eben nur ganz schwer zu ertragen und ich schließe es nicht aus, dass dies auch meine letzte Sichtung von dem Film war. In meiner De Palma Rangliste, kann ich den Film auch am Ende nur ganz schlecht auf irgendeine Platzierung stellen, weshalb er so eine Art persönlichen Ehren-Oscar von mir erhalten wird.