Die Fremde in dir

Travis

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Gesamtübersicht aller Kritiken zu Die Fremde in dir:

#02 07.06.08 Travis
#03 07.08.08 Vince
 
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Travis

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Die Fremde in dir

Regisseur Neil Jordan (Interview mit einem Vampir, The Crying Game) ist normalerweise eher ein Mann der ruhigen Zwischentöne und feinen Nuancen. Mit „Die Fremde in dir“ katapultiert er sich allerdings schnörkellos in die ausgehenden 70er- / beginnenden 80er-Jahre zurück und nimmt sein Publikum auf eine Reise mit, die geradewegs in die Rächer- und Selbstjustiz-Thriller der damaligen Zeit mündet. Als wären die letzten rund 30 Jahre Filmgeschichte mit all ihrer politischen Korrektheit niemals gewesen, schließt er nahtlos an Werke wie „Ein Mann sieht rot“ an und zitiert unter anderem auch fleißig aus Scorseses „Taxi Driver“. Perfektes Bindeglied stellt hier Jodie Foster dar, aus deren Augen mit zunehmender Dauer immer mehr eine Iris blinzelt, die augenscheinlich viel Zeit mit ihrem „Retter“ Travis Bickle verbracht zu haben scheint. Passenderweise verliert sie ihre „Unschuld“, indem sie ihre ersten Schüsse in einer fast identischen Situation abfeuert, wie einst Travis Bickle in „Taxi Driver“. Die nächste Aktion ist dann eine überdeutliche Hommage an den rotsehenden Paul Kersey. Und genau in diesem Stil geht es den restlichen Film weiter. Zuseher, die hier einen differenziert-kritischen Umgang mit dem Thema Selbstjustiz oder gar eine Verteufelung dieser Handlungsweise erwarten, werden den Film mit zunehmender Dauer immer intensiver hassen. Denn die zumindest Anfangs noch selbstkritischen und ihre Handlungen und Emotionen hinterfragenden Monologe der Protagonisten erweisen sich sehr rasch als arg dünnes Deckmäntelchen, welches diese auch rasch abstreift und auch optisch visualisiert gegen eine rauhe Lederjacke eintauscht. Wer jedoch die angesprochenen Vorbilder mochte und diese auch nicht weiter hinterfragen wollte, der sitzt hier ganz eindeutig in der ersten Reihe und wird voll auf seine Kosten kommen. Was ganz besonders für das Finale gilt, in dem Neil Jordan noch einen entschiedenen Schritt weitergeht, als es sich beispielsweise Michael Winner in „Ein Mann sieht rot“ traute. Ein Film, der die Gemüter spaltet und jenen, die mit derartigen Werken etwas anfangen können, bestens unterhält.

7 / 10
 

Vince

Filmstar
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AW: Die Fremde in dir

Die Fremde in dir

"Die Fremde in dir" gibt mir große Rätsel auf... wie man zB. auf die Folie der DVD einen "Prädikat: besonders wertvoll"-Sticker kleben kann. Dialoge und Monologe der Hauptfigur mögen ja bisweilen sehr gut geschrieben sein und lassen auch tief in ihr Innenleben blicken, davon ab bewegt sich der Film in seiner Handlung aber auf orientierungs- wenn nicht gar hilflosen Wegen. Einerseits wird Fosters Figur eine linear verlaufende Verfremdung zugeschrieben (anfangs sind die Zusammentreffen mit den "bösen Menschen" noch zufällig, aber zunehmend sucht sie selbst den Kontakt zu ihnen), andererseits befindet sie sich in einem permanenten Wechsel zwischen von Agoraphobie geplagtem Opfertypus und eiskalter Selbstjustizlerin. Die spannende, aber unausgewogen zwischen Versatzstücken aus Drama, Thriller und gar Horror pendelnde Inszenierung unterstreicht diese Ambivalenz mit Nachdruck und das hanebüchene Ende macht alle positiven Ansätze eines Films zunichte, der sich redlich bemüht, die Fallen eines seriös aufgezogenen Revenge Movies zu umgehen, dies aber leider nicht immer schafft.
4,5/10
 

Dwayne Hicks

Filmgott
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AW: Die Fremde in dir

Ich werds nie verstehen warum der Film von TV Zeitschriften so gelobt wird.

Bei dem Ende was da abgeliefert wird ist der Film für mich nur noch lächerlich und unglaubwürdig
 

King-of-Leon

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AW: Die Fremde in dir

Dialoge und Monologe der Hauptfigur mögen ja bisweilen sehr gut geschrieben sein und lassen auch tief in ihr Innenleben blicken

Echt? Ich fand die so dermaßen pseudointelektuell, das es schlimmer schon nicht mehr geht. Der Foster hab' ich im Film einfach keine ihrer Handlungen abgenommen. Dazu kommen diese ganzen Zufallsmorde...erst der Typ in dem Laden, dann der im Zug, dann der Typ mit der Prostituierten usw.
Klar, im echten Leben passieren solche Dinge natürlich 3 Mal am Tag... :rolleyes:

Dazu noch ein paar Klischees und der Film war für mich gegessen.

Also meine erste Wertung lag bei einem Punkt, nach der ersten "geschockt-weil-so-schlecht"-Phase hab ich dann doch drei Punkte gegeben und ich denke, langsam pendelt sich der Film bei gut gemeinten 2 Punkten ein.
 

Vince

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AW: Die Fremde in dir

Echt? Ich fand die so dermaßen pseudointelektuell, das es schlimmer schon nicht mehr geht.

In Verbindung mit der Filmhandlung sicherlich. Oder ich würde dann eher von "verlogen" sprechen. Für sich genommen konnte ich aber nichts Pseudointellektuelles daran finden. Intellektuell eigentlich sowieso nicht, weil die Worte aus dem Munde einer Radiosprecherin kamen, deren Job es halt ist, gewandt mit Worten umzugehen.
 

King-of-Leon

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AW: Die Fremde in dir

In Verbindung mit der Filmhandlung sicherlich. Oder ich würde dann eher von "verlogen" sprechen. Für sich genommen konnte ich aber nichts Pseudointellektuelles daran finden. Intellektuell eigentlich sowieso nicht, weil die Worte aus dem Munde einer Radiosprecherin kamen, deren Job es halt ist, gewandt mit Worten umzugehen.

Na ja, ich finde, damit wurde versucht, der Hauptdarstellerin eine besondere Tiefe zu verleihen, was aber mal total in die Hose ging.

Es waren ja schließlich Gedanken und ich bin der Meinung, dass man so einfach nicht denkt.

"Warum zittern meine Hände nicht?" und so weiter.

Das hat alles nicht gepasst. Mich hat es immer sehr an Old Boy erinnert, da werden auch ständig Gedankengänge und Zitate eingefügt, hier passt es aber wie die Faust aufs Auge, macht nachdenklich und lässt in die Gefühlswelt des Hauptcharakters eintauchen. Hier kams mehr so rüber, als hätte der Autor gedacht "hmm, jetzt schreibe ich einfach mal ein paar intelligent-klingende Sätze, die aber nicht wirklich eine Aussage haben".
 

Vince

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AW: Die Fremde in dir

Es waren ja schließlich Gedanken und ich bin der Meinung, dass man so einfach nicht denkt.

Hm, sowas finde ich immer etwas problematisch, weil sich "aus dem Bauch heraus" unmöglich sagen lässt, was man denkt und was nicht - vor allem was andere Personen betrifft.
Davon aber mal abgesehen handelte es sich eben nicht um Gedanken, sondern allenfalls um gedankliche Veräußerungen und das ist schon wieder was ganz anderes. Ich bezog mich jedenfalls ausschließlich auf die Monologe, die sie ins Mikrofon spricht, und die Dialoge, die sie mit anderen führt. An innere Monologe (wie man sie eben u.a. aus "Oldboy" kennt) kann ich mich jetzt gar nicht so richtig erinnern oder zumindest waren sie nicht so penetrant und vordergründig, dass sie sich mir eingebrannt hätten. Eigentlich geht es in dem Film doch mehr um das, was sie sagt, als an das, was sie denkt.
 

King-of-Leon

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AW: Die Fremde in dir

Hm, sowas finde ich immer etwas problematisch, weil sich "aus dem Bauch heraus" unmöglich sagen lässt, was man denkt und was nicht - vor allem was andere Personen betrifft.
Davon aber mal abgesehen handelte es sich eben nicht um Gedanken, sondern allenfalls um gedankliche Veräußerungen und das ist schon wieder was ganz anderes. Ich bezog mich jedenfalls ausschließlich auf die Monologe, die sie ins Mikrofon spricht, und die Dialoge, die sie mit anderen führt. An innere Monologe (wie man sie eben u.a. aus "Oldboy" kennt) kann ich mich jetzt gar nicht so richtig erinnern oder zumindest waren sie nicht so penetrant und vordergründig, dass sie sich mir eingebrannt hätten. Eigentlich geht es in dem Film doch mehr um das, was sie sagt, als an das, was sie denkt.

Ich denke schon, dass es Gedanken sind. Und soweit ich mir erinnern kann, stehen ihre inneren Monologe (also ihre Gedanken) schon oft im Vordergrund. Es kommen doch ständig Zitate wie "Warum zittern meine Hände nicht?" "Was mache ich blos?", oder so ähnlich.

Und die fand' ich einfach nicht passend.
Zumal ich finde, dass es vor allem bei diesem Film darauf ankommt, was sie denkt. Sie verändert sich doch innerlich, von der Hausfrau zur Killerin (grob ausgedrückt), da sind doch vor allem ihre Gedanken wichtig und nicht ihre Dialoge mit anderen Menschen, vor denen sie ja eher versucht, das ganze zu vertuschen.
 

deadlyfriend

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AW: Die Fremde in dir

Ich habe den Film bislang noch nicht gesehen. Irgendwie interessierte er mich aber auch von Anfang an nicht. Der Thread ermutigt mich jetzt auch nicht gerade dazu.
 

Vince

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AW: Die Fremde in dir

Und die fand' ich einfach nicht passend.
Zumal ich finde, dass es vor allem bei diesem Film darauf ankommt, was sie denkt. Sie verändert sich doch innerlich, von der Hausfrau zur Killerin (grob ausgedrückt), da sind doch vor allem ihre Gedanken wichtig und nicht ihre Dialoge mit anderen Menschen, vor denen sie ja eher versucht, das ganze zu vertuschen.

Doch, eben insofern, als dass über die Monologe und Dialoge zum Vorschein kommt, was in ihrem Inneren ist. Aber du hast schon Recht, es kamen auch Gedankenspiele vor; nur auf die bezog ich mich gar nicht in dem Kritikteil.
 

King-of-Leon

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AW: Die Fremde in dir

Doch, eben insofern, als dass über die Monologe und Dialoge zum Vorschein kommt, was in ihrem Inneren ist. Aber du hast schon Recht, es kamen auch Gedankenspiele vor; nur auf die bezog ich mich gar nicht in dem Kritikteil.

Ok, das wusste ich nicht.

Na ja, ich denke, wir haben eh genug über diesen "Film" diskutiert. :)
 

Vince

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AW: Die Fremde in dir

Och, also der gute Travis mochte ihn doch. ;)
 

JaredKimberlain

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AW: Die Fremde in dir

Och, also der gute Travis mochte ihn doch. ;)

Um Travis nicht allein darstehen zu lassen, ich fand den auch nicht so übel.
Unter dem Anspruch der kritischen Auseinandersetzung mit dem ja nun wirklich nicht leichten Thema macht er zwar nicht viele Punkte (wenn auch einige sehr interesante).
Als reiner Film der Unterhaltung hat er bei mir aber durchaus funktioniert.
Und gerade das Ende setzt für mich einen sehr brauchbaren aber auch eher ungewöhnlichen Schlusspunkt.
Aber ich bekenne mich auch schuldig, Filme dieser Thematik sprechen mich auf ganz niedriger und urzeitlicher Stufe an. :D

Gruß,
J.K.
 

Willy Wonka

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AW: Die Fremde in dir

Also meiner Meinug nach wurden die Monologe und Dialoge sehr gut umgesetzt. Hinzu kommt dass Neil Jordan die Atmosphäre der Stadt sehr gut eingefangen hat auch wenn die Stadt in Wirklichkeit vielleicht nicht so eine Atmosphäre versprüht. Aber das ist ja auch völlig egal. Der Film schafft es mit seinen Stil zu fesseln und den Zuschauer mitzunehmen auf einer Reise, doch das Problem ist das manche Zuschauer nicht ganz mit der Entwicklung der Reise zufrieden sind.
Ich war vom Ende ein wenig schockiert, aber dennoch ist es nicht schlecht.

Jodie Fosters Charakter wirkt im ganzen Film sehr einsam und die Gedanken und inneren Monologe passen einfach, möglicherweise würde ich es anders sehen wenn ich Oldboy kenne, da dieser Film es ja anscheinend besser gemacht hat.

Zu dieser gedrückten Stimmung wirkt die Musik aus der Feder von Dario Marianelli kongenial und vor allem das Lied Answer von Sarah McLachlan erzeugt Gänsehaut.
Wenn man sich auf der selben Wellenlänge mit den Intentionen von Neil Jordan befindet und wenn man sich einfach von den Film leiten lässt, dann besitzt dieser Film ein großes dramaturgisches Raffinement.

Obowohl Death Sentence die gleiche Thematik besitzt, hat er dennoch einen ganz anderen Stil. Und beide Filme überzeugen mich dadurch sehr.
Daher beide 9/10
 

wuppi

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AW: Die Fremde in dir

Jetzt sind wir schon drei. :rock:

Vier...fühlte mich gut unterhalten. Allerdings so richtig nachvollziehbar und glaubhaft war die Wandlung des Hauptcharakters vom einsamen Gewaltopfer zur Selbstverteidigerin und dann zur Reinigerin der Stadt wirklich nicht. Aber dank dem unerwarteten Ende bleibt der dann doch ein wenig im Kopf hängen.

7/10
 
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Alexboy

Filmvisionaer
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AW: Die Fremde in dir

Fünf!:bart:

Hat mir auch sehr gut gefallen.
Bin deshalb auf Death Sentence sehr gespannt, da die Thematik ähnlich liegt!
Mrs. Foster hat mich in ihrer Rolle überzeugt und mir einen unterhaltsamen Abend beschert.
Die Gewaltdarstellung war angemessen.

8/10
 

JaredKimberlain

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AW: Die Fremde in dir

Ist unserer Hobby nicht cool, da kann man an einem Film quasi die gesamte Bandbreite der Geschmäcker ablesen und sich bis in die Unendlichkeit über Qualität, Darstellung etc. auslassen.
Ich liebe es. ;)

Gruß,
J.K.
 
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