Die Frau in Gold

2moulins

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Gesamtübersicht aller Kritiken zu Die Frau in Gold:

#02 18.06.16 2moulins
 
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2moulins

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Die Frau in Gold


Der Film erzählt die wahre Geschichte einer Jüdin aus Österreich, die vor den Nazis in die USA flüchtete und 50 Jahre später versucht, die durch die Nazis geraubten Kunstwerke ihrer Familie zurückzubekommen. Insbesondere geht es um ein berühmtes (wirklich tolles) Portrait ihrer Tante von Gustav Klimt, das mit "Frau in Gold" betitelt wurde und 5 Jahrzehnte im Schloss "Belvedere" in Wien hing.

Im Rahmen von Verfahren zur "Restitution" konnten die Eigentümer von Nazi-Raubkunst bzw. deren Erben Wiedergutmachung erfahren und ihr Eigentum zurückerhalten. Das Bild der Frau in Gold hatte zu der Zeit für die Österreicher aber einen vergleichbaren Stellenwert wie die "Mona Lisa" im Louvre, so dass sie es nicht mehr herausrücken wollten.....

Sehr interessant für Geschichtsinteressierte und sehr gut gemacht! :hoch:
Neben Helen Mirren in der Rolle der nach Gerechtigkeit suchenden Hauptakteurin sieht man sehr viele bekannte Gesichter, darunter auch viele Darsteller aus Deutschland bzw. Österreich. Die Handlung spielt auf mehreren Zeitebenen - von der Entstehung des Portraits über die Zeit des dritten Reichs bis in die Neuzeit. Die Schauplätze wechseln zwischen Los Angeles und Wien.

8/10
 
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Cable

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Wird in dem Film eigentlich auch erwähnt, dass die Erbin, die das Bild so sehr wiederhaben wollte, bereits von Beginn an einen Deal mit einem großen Auktionshaus hatte, um das Bild dann zu versteigern sobald sie es hatte? Und wieviele Millionen Österreich über die Jahre in den Erhalt und Restauratino gesteckt hat, was in keinster Weise ersetzt wurde bei der Restitution, obwohl das Bild ohne diese Arbeiten heute ein wertloses Wrack wäre.

Und wird auch erwähnt, dass Bloch-Bauer die Bilder Testamentarisch dem Staat Österreich vermacht hatte mit dem Wunsch, dass ihr Gatte die seinigen Bilder Klimts von ihr ebenfalls dem Staat vermacht? Dass es nach dem Krieg eine Teilrestitution des Erbes gab aber die Klimt-Bilder als Teil des österreichischen Kulturschatzes nicht aus dem Land gebracht werden durften, weshalb die damaligen Erben die Bilder an Österreich verkauft haben.

Ich stehe diesen Restitution sehr kritisch gegenüber, da die Bilder, die der Familie ja so wichtig sind, dann immer teuer versteigert werden und meist in privaten Sammlungen verschwinden.

In der Tschechoslowakei gab es die Benes-Dekrete, die heute noch für die Slowakei und Tschechei gelten und regeln, dass vertriebene Sudeten- und Karpatendeutsche kein Anrecht auf Entschädigung haben. Die wurden von der EU beim Beitritt der beiden Staaten vorbehaltslos anerkannt und die Länder argumentieren auch damit, dass das so lange her ist, dass es da keine Ansprüche mehr geben kann.
 
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2moulins

Filmgott
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Zunächst mal Danke an Willy für die Umwandlung in eine KK! (Ich meine immer, dass hier mehr erwartet wird, um einer KK gerecht zu werden, weshalb ich mich an dieser Front zurückhalte.) :kiss:

Wird in dem Film eigentlich auch erwähnt, dass die Erbin, die das Bild so sehr wiederhaben wollte, bereits von Beginn an einen Deal mit einem großen Auktionshaus hatte, um das Bild dann zu versteigern sobald sie es hatte? Und wieviele Millionen Österreich über die Jahre in den Erhalt und Restauratino gesteckt hat, was in keinster Weise ersetzt wurde bei der Restitution, obwohl das Bild ohne diese Arbeiten heute ein wertloses Wrack wäre.

Nein, von so einem Deal wird hier nichts gezeigt. Was den Wert anbelangt, so wird eigentlich von ihrer Seite gar nicht vermittelt, dass es ihr um Materielles ging, sondern um den persönlichen Bezug und vor allem das Unrecht, das hinter der Enteignung steht.

Im Film bot Maria Altmann zwischendurch Österreich auch mal an, die Bilder im "Belvedere" zu belassen, wenn man ihr gegenüber lediglich bekannt hätte, dass ihrer Familie ein Unrecht angetan wurde. Darauf wollte man sich aber nicht einlassen.

Auch Investitionen für den Erhalt oder Restaurationsarbeiten, wenn es solche gegeben hat, werden nicht thematisiert. Dazu muss ich aber auch sagen, dass das für mich auch absolut keine Rolle gespielt hätte. Was damals passiert ist, war nicht in Ordnung! Wenn man sich mal vorstellt, wie das ist, wenn jemand an der eigenen Haustür klingelt und einfach alles mitnimmt, was ihm gefällt..... Unfassbar! Und dass man dann 50 Jahre oder länger braucht, um sich mit dem Unrecht befassen zu "dürfen" (es war 1998), ist auch nicht o.k.

Und wird auch erwähnt, dass Bloch-Bauer die Bilder Testamentarisch dem Staat Österreich vermacht hatte mit dem Wunsch, dass ihr Gatte die seinigen Bilder Klimts von ihr ebenfalls dem Staat vermacht?

Im Film wird das so dargestellt, dass es eine solche testamentarische Aussage von Bloch-Bauer gab. Allerdings ergab sich der Erfolg für Maria Altmann in der gerichtlichen Auseinandersetzung daraus, dass Bloch-Bauer gar nichts testamentarisch vermachen konnte, weil sie selbst nachweislich gar nicht die Eigentümerin des Bildes war, sondern deren Ehemann.


Nun ja, ob ein Film immer 100 % authentisch das zeigt, was sich in Wirklichkeit zugetragen hat, weiß man ja nie so genau. Aber ich hatte den Eindruck - nach Sichtung verschiedener Bonus-Berichte auf der BD - dass man hier ziemlich nah dran war. Es wird sogar bestätigt, dass sie gar kein Interesse am materiellen Wert des Bildes hatte. Der Erlös, den am Ende ein Galerist in N.Y. dafür zahlte, wurde weitestgehend wohltätig verwendet. Und nochmal - das Recht liegt hier doch ganz klar auf der Seite der Maria Altmann. Hätten die Nazis die Familie in Ruhe gelassen, würde man darüber gar nicht diskutieren.

Die Geschichte steht im Übrigen stellvertretend für tausende ähnliche Fälle, wobei natürlich dieser Fall aufgrund der Tragweite des künstlerischen Wertes (Klimt) und der Bedeutung für ein Land (Österreich) eine Sonderstellung einnimmt. Vor nicht allzu langer Zeit gab's ja auch den Gurlitt-Fall. Darüber könnte man sicher auch einen Film mit interessanten Hintergründen drehen.....
 

Cable

Filmvisionaer
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Und neues Unrecht macht altes Unrecht besser, oder wie? Es gab ein Testament, es gab ein entsprechendes Handeln des Mannes nach dem Wunsch des Testaments seiner Frau (der auch einige Bilder direkt gehörten), es gab einen Abkauf des Bildes aber das ist alles egal. Es gibt neue Erben und die dürfen alles in Zweifel stellen, was davor geschah? Denn nach dem Krieg wurde ja mit dem eigentlichen Eigentümer über all diese Dinge gesprochen. Von daher finde ich es nicht OK, dass da nach 50 Jahren dann die Erben der Erben kommen dürfen und das Spielchen von vorne beginnt, unabhängig von der Tatsache dessen, was damals passiert ist.

Über die Erhaltungskosten: Diese sind aus meiner Sicht sehr wohl relevant, da eben ohne diese Arbeiten das Werk wohl nicht mehr in sonderlicher Qualität existieren würde. Diese hätten zumindest ersetzt werden müssen.

Über die Relaität des Filmes, hier wurde so einiges zum Kinostart bei uns in den Zeitungen kritisiert. So ist der Reporter, der das aufdeckt, erst viel später draufgekommen, dass sein Vater ein Nazi war. Auch sonst stimmt da wohl so einiges nicht. Und dass es ja nur um den ideellen Wert geht, das wird in all diesen Verfahren gesagt, da man mit "ich will die Kohle dafür haben" weit weniger Chancen hat etwas zu bekommen als Grossneffe des Onkels der Tante. ;) Aber wie gesagt, es gab bisher keinen mir bekannten Fall von Kunstrestitution in Österreich, wo die Werke nicht sofort nach der Rückgabe auf den Markt geworfen worden sind. Hier sollte es ein Veräußerungsverbot geben, wenn man schon eine Ausfuhr aus dem Land nicht verhindern darf. Obwohl solche Verbote in vielen Ländern der Welt für wichtige Kunst existieren.

Wäre das Bild damals in Privatbesitz verkauft worden, hätte es übrigens nie eine Möglichkeit zur Restitution gegeben. Das geht nur, wenn es in Österreich dem Staat gehört.

Ein Problem aus meiner Sicht ist ja, dass damals viele Besitzer nach dem Krieg die Bilder an den Staat verkauft haben. Die Erben gehen jetzt mit dem Argument vor, dass das ja unter Zwang war wegen dem Ausfuhrverbot und es ja zu wenig Geld für die Bilder gab, weil jetzt ist es ja x Millionen wert, damals gab es nur ein paar Hunderttausend. Ohne zu Bedenken, in welchem Zustand viele dieser Bilder nach dem Krieg waren und dass der Wert damals viel niedriger war.

Nicht zu vergessen die ganze Kunst, die die Soldaten der USA, UK, Frankreich und Russlands gestohlen haben. Da hängt so einiges in Museen und nichts wird zurückgegeben. Barbara Streisand, die selbst ja Jüdin ist, hat lange Zeit Raubkunst aufgekauft für ihre private Sammlung und gibt davon nichts an Erben.
 

2moulins

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...... Es gibt neue Erben und die dürfen alles in Zweifel stellen, was davor geschah? Denn nach dem Krieg wurde ja mit dem eigentlichen Eigentümer über all diese Dinge gesprochen. Von daher finde ich es nicht OK, dass da nach 50 Jahren dann die Erben der Erben kommen dürfen und das Spielchen von vorne beginnt, unabhängig von der Tatsache dessen, was damals passiert ist.

Da bin ich jetzt nicht so im Thema drin wie Du offensichtlich. Keine Ahnung, was da schon direkt nach dem Krieg gelaufen ist.

Ich habe jetzt lediglich gerade diesen Film gesehen und fand ihn gut. Und Geschichten mit wahren Hintergründen mag ich besonders. Gerne beschäftige ich mich nach solchen Filmen mit dem Thema, recherchiere im Internet usw. Insofern kann ich auch nur das bewerten, was ich bis jetzt wahrgenommen habe. Deine Statements sehe ich da übrigens auch als interessante Zusatzinformationen :).

Hier sollte es ein Veräußerungsverbot geben, wenn man schon eine Ausfuhr aus dem Land nicht verhindern darf. Obwohl solche Verbote in vielen Ländern der Welt für wichtige Kunst existieren.

Also für mich ist das Eigentumsrecht eines der höchsten Güter. Jegliches Reinreden, was ich mit meinem Eigentum zu tun oder zu unterlassen habe, kann ich nicht gut heißen.

Über die Relaität des Filmes, hier wurde so einiges zum Kinostart bei uns in den Zeitungen kritisiert. So ist der Reporter, der das aufdeckt, erst viel später draufgekommen, dass sein Vater ein Nazi war. Auch sonst stimmt da wohl so einiges nicht.

Interessant ist insbesondere auch Deine Reaktion aus Österreicher-Sicht. Dass der Film bei Euch zu kritischen Reaktionen führte, überrascht mich nicht. Ich hatte von dem Film im Vorfeld übrigens noch rein gar nichts gehört. Ich sah ihn bei Müller. Die Aufmachung sprach mich an, und ich kaufte ihn für meine Frau, weil ich dachte, das könnte etwas für sie sein. Damit landete ich bei ihr tatsächlich einen Treffer. Dass er mir auch so gut gefiel, damit rechnete ich eigentlich gar nicht.;)

Nicht zu vergessen die ganze Kunst, die die Soldaten der USA, UK, Frankreich und Russlands gestohlen haben. Da hängt so einiges in Museen und nichts wird zurückgegeben. Barbara Streisand, die selbst ja Jüdin ist, hat lange Zeit Raubkunst aufgekauft für ihre private Sammlung und gibt davon nichts an Erben.

Es haben alle "Dreck am Stecken". Ja, es gibt reichlich Übel auf der Welt :(.
 

Cable

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Interessant ist insbesondere auch Deine Reaktion aus Österreicher-Sicht.

Ich habe zu der ganzen Sache auch einen persönlichen Bezug, da meine Familie als sogenannte Karpatendeutsche damals in der heutigen Slowakei enteignet und vertrieben wurden, wo durch die Benes Dekrete nicht mal eine Forderung gemacht werden darf. In der Villa meines Urgroßvaters, die heute dem Staat gehört, lebt die Tochter von Dubcek, das ehemalige Werksgelände der Holzfabrik, die meine Familie über hundert Jahre in Bratislava hatte ist heute teures Baugebiet. Und um dem allen noch die Krone aufzusetzen war das damalige Guthaben bei der deutschen Bank weg, die Kredite der Firma wurden aber eingefordert. Bei den Guthaben gab es die Erklärung "das war eine andere deutsche Bank, wir sind die neue deutsche Bank". :ugly: Der Rechtsstreit hat damals dann alles gekostet, was die Familie noch irgendwie hatte. Aber das zählt ja alles nichts, wir waren ja als Deutsch-/Österreichstämmige damals die bösen Nazis.
 

2moulins

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Dann hast Du ja auch eine bewegende und nicht einfache Familienhistorie!
 
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