Die eiserne Lady

Die wilde 13

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Gesamtübersicht aller Kritiken zu Die eiserne Lady:

#02 27.12.12 Die wilde 13
 
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Die wilde 13

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Die eiserne Lady


Sie ist schon zu Lebzeiten eine Legende. Margaret Thatcher, die britische Premierministerin (1979-1990), die sich als erstes weibliches Staatsoberhaupt in der westlichen Welt gegen alle Widerstände durchboxte. Und eine Legende sollte auch von einer Legende gespielt werden und Meryl Streep tut uns den Gefallen.

Somit waren die Vorraussetzungen und Zutaten für eine packende und informative Geschichtsstunde gegeben doch es kommt anders...

Die Regisseurin Phyllida Lloyd überrascht mit einem Plot, den ich so nicht erwartet habe. Nach 30 min. saß ich erstmal etwas irritiert da, bis ich erkannte, das
eben nicht die politische Laufbahn der eisernen Lady im Focus steht, sondern ihr größter Kampf im Leben, dem sie ihre ganze letzte Kraft entgegenstemmen muss: die Demenz!

Die politischen Etappen ihres Lebens werden mehr oder weniger kurz angerissen ( Aufstieg zur Premierministerin, Kampf gegen die Arbeitlosigkeit und Gewerkschaften, Terror der IRA, Falklandkrieg,...), umso mehr konzentriert sich der Film um den Menschen Margaret Thatcher, geb. Roberts, ihr Verhältnis zu Mann und Kindern und dem privaten Preis der Macht. Nun, im Alter, zieht sie Bilanz, soweit ihr das überhaupt noch möglich ist. All das wäre ohne eine fantastische Meryl Streep kaum möglich gewesen. Sie ist die Thatcher mit jeder Gestik, Mimik und Pore und bestimmt auch Stimme (ich habe "nur" die Synchro gesehen ;)).

Ein ruhiger Film, der auf ganz andere Art und Weise den "Mythos" Thatcher beleuchtet. Manch einem mag das vielleicht enttäuschen, mir hat diese Herangehensweise nach anfänglicher Irritation sehr gefallen. Bei aller Wertschätzung bzw. Kritik ihrer politischen Haltung und Methoden, sie ist eben auch nur ein Mensch, der mir durch diesen Film näher gebracht worden ist, als ich je gedacht hätte.

8/10
 

Vince

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AW: Die eiserne Lady

Ich schrieb damals:

Mit gewaltigem Abstand die beste Maske, die ich jemals in einem Film begutachten konnte (und ich bin gerade bei Masken zur Veralterung der Darsteller extrem skeptisch) - da bekommt "Benjamin Button" mal so richtig schön den Arsch versohlt. Irgendwo dahinter verbirgt sich natürlich auch eine sehr gute Leistung Meryl Streeps; man ist versucht zu sagen, der Oscar war gerecht, mit Sicherheit sagen kann man es aber nicht.
Ansonsten bietet sich dem neutralen, unpolitischen Beobachter eine sicherlich unterhaltsame Angelegenheit; wirklich schlauer über die Person Thatcher bin ich aber nicht geworden. Dafür hängt sich "The Iron Lady" doch zu sehr an der Demenzgeschichte und Ehemann-Halluzinationen auf (ein ähnliches Problem, das vor Jahren auch "A Beautiful Mind" auf seine Weise hatte). Die Idee, die Vergangenheit anhand von Flashbacks (ausgelöst durch Erinnerungsstücke) aufzurollen, ist nicht unbedingt die Beste gewesen.
5/10
 

Willy Wonka

Locationscout
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AW: Die eiserne Lady

Ein ruhiger Film, der auf ganz andere Art und Weise den "Mythos" Thatcher beleuchtet. Manch einem mag das vielleicht enttäuschen, mir hat diese Herangehensweise nach anfänglicher Irritation sehr gefallen. Bei aller Wertschätzung bzw. Kritik ihrer politischen Haltung und Methoden, sie ist eben auch nur ein Mensch, der mir durch diesen Film näher gebracht worden ist, als ich je gedacht hätte.

Ist diese Herangehensweise vergleichbar mit Stephen Frears „Die Queen"? Dort stand auch der Mensch im Mittelpunkt und nicht die politischen Aktivitäten.
 

Die wilde 13

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AW: Die eiserne Lady

Ist diese Herangehensweise vergleichbar mit Stephen Frears „Die Queen"? Dort stand auch der Mensch im Mittelpunkt und nicht die politischen Aktivitäten.
Keinen Schimmer, denn dazu müsste ich Die Queen erstmal sehen, wobei die Queen ja keine politische Entscheidungsmacht besitzt. :o
Der steht ja erst ein paar Jahre bei mir im Regal... :nice:
 

Die wilde 13

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AW: Die eiserne Lady

Keinen Schimmer, denn dazu müsste ich Die Queen erstmal sehen,...
Danke für den Filmtipp, lieber Willy :)
Habe mir erlaubt, Die Queen spontan in den Player zu schmeißen und siehe da, ich bekam einen erhellenden Einblick, was sowohl den Film selber (dazu später an anderer Stelle mehr ;)) als auch deine Frage betrifft.
Stimmt, beide Filme bringen uns den Menschen hinter der Fassade, die wir aus den Medien kennen, näher. Die Herangehensweise ist aber völlig unterschiedlich. Die Queen pickt sich ein Ereignis (Dianas Tod) heraus und geht chronologisch und fast schon dokumentarisch vor, wobei er versucht, alle Sichtweisen zu reflektieren. Der Thatcher Film sieht die Dinge nur aus der Sicht einer alten, demenzkranken Frau, die verzweifelt versucht, ihr Leben und ihre Vergangenheit so im Griff zu behalten, wie sie es zeitlebens gewohnt war.

Mit gewaltigem Abstand die beste Maske, die ich jemals in einem Film begutachten konnte (und ich bin gerade bei Masken zur Veralterung der Darsteller extrem skeptisch) - da bekommt "Benjamin Button" mal so richtig schön den Arsch versohlt.
Volle Zustimmung. Meryl Streep verschwindet fast völlig und wird zu Margret Thatcher, was sie natürlich noch mit dem typischen Thatcher-Habitus unterstreicht. Das ist hervorragend gelungen und das hätte ich mir so z.B. auch für J. Edgar gewünscht.
 

Vince

Filmstar
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AW: Die eiserne Lady

Jep, ich halte "J.Edgar" zwar klar für den besseren Film, aber in Sachen Maske behält Mrs. Thatcher eindeutig die Oberhand.
 

Tarantino1980

Screenplay
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AW: Die eiserne Lady

Gestern habe ich diesen Film endlich auch einmal gesehen. Ins Kino hatte ich es leider nicht geschafft. Mir gefiehl auch die Tatsache, das man hier eher die Privatperson Margaret Thatcher in den Fokus gerückt hat, als das man versucht hat ihre politische Laufbahn zu "dokumentieren". Die wichtigsten Ereignisse hat man natürlich mitbekommen, aber Ihre Amtszeit, welche durch Flashbacks erzählt worden ist, hat man nicht komplett zu Gesicht bekommen, was ich wie gesagt aber sehr passend fand, weil ich denke das die Leute die sich für diesen Film interessieren, eh mehr Interesse an der Person hinter der Fassade haben, als an einer verfilmten Dokumentation ihres realen politischen Werdeganges.

Für mich war z.B. sehr schön herrausgestellt, dass sie zu Anfang es mehr als nur schwer hatte sich in einer bis dahin ausschließlich von Männern geführten Welt zu etablieren bzw. ihre Vorstellungen und Ideen so zu platzieren, dass diese auch Gehör finden. Die Dinner Szene, in der wir eine junge Miss Roberts zu Gesicht bekommen, welche offenbar gerade erst fertig war mit ihrem Studium in Oxford, fand ich da sehr treffend. Nach dem Dinner wurden die Frauen rausgeschickt damit die Männer über die "wichtigen und ernsten" Themen der Welt sprechen können, von denen die Frau ja eh keine Ahnung hat. Traurig aber wahr, so war zu dieser Zeit das Weltbild über die Frau und sich in so einer Welt so durchzusetzen das man es schafft Premieministerin in einem sehr konservativen Land zu werden, das war schon eine sehr große Leistung. Ich bin mir sicher das sie da des öfteren erstmal vor verschlossene Türen stand und sie einen Weg finden musste diese für sich zu öffnen. Aber genau das hat diese Szene für mich sehr gut wiedergespiegelt. Eine simple Dinner Szene die aber genau dieses Weltbild dem Zuschauer nochmal in Erinnerung gerufen hat.

Oder dann auch die spätere Szene, in der sie dann nach der ersten gewonnen Wahl als Abgeordnete ins Parlament einziehen konnte. Da wurde einfach nur perfekt dargestellt wie schwer es für sie gewesen sein muss dort Fuß zu fassen. Und solche kleinen aber feinen Szenen habe für mich vollkommen ausgereicht um zu verdeutlichen wie schwer es für Margaret Thatcher gewesen sein muss diesen Spagat zwischen Familie und Karriere zu diesem Zeitpunkt hinzubekommen. Auch das wurde in diesem Film sehr gut dargestellt das, hätte sie damals nicht geheiratet und Kinder bekommen, sie wahrscheinlich nie Gesellschaftlich anerkannt worden wäre. Heutzutage würde das ja kein Problem darstellen ob eine Frau in einer Führungsposition Familie hat oder überzeugter Dauersingle ist. Auf die Leistung kommt es an. Früher gehörte es einfach dazu das man ein, wenn vieleicht auch nur für die Öffentlichkeit intaktes Privatleben, in Form einer Familie, vorzzuweisen hatte. Was hier allerdings etwas schade war, ist die Tatsache das man nicht erwähnt hat das die frisch gebackene Mrs. Thatcher dann nach ihrer Hochzeit noch ein weiteres Studium hinterhergeschossen hatte (Rechtswissenschaft) und wenn mich nicht alles täuscht sogar kurz als Anwältin tätig war, bevor sie dann eben später erneut versuchte politsch in Großbritannien Fuß zu fassen. Im Film wurde der Eindruck erweckt, sie hätte bereits in Oxford Jura oder Politik studiert. Wenn mich nicht alles täuscht war es aber ein komplett anders Studium, ich meine Chemie. Das sind dann halt die Momente in solchen "Biopics" wo die Realität etwas "filmdienlicher" dargestellt wird :D.


Ansonsten muss man hier definitiv noch die Leistung von Meryl Streep erwähnen. Sie hat die Rolle einfach perfekt gespielt! Das Make-up war natürlich auch super keine Frage, aber natürlich gehört hier auch viel können dazu und dieses hat sie auf jeden Fall.

Mir hat der Film gut gefallen und ich bereue es nicht ihn mir angesehen zu haben.

Wertung: 7.5/10
 
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Leatherface

Filmvisionaer
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AW: Die eiserne Lady

Die Eiserne Lady
da ich den echten Werdegang der Lady nur am Rande mitbekommen habe, dachte ich, daß ich meine politsch-geschichtliche Lücke mit diesem Film schließen konnte. Gezeigt wurde jedoch nur eine alte kranke Dame mit Hallus. Die Rückblenden fand ich da vollkommen deplatziert und wenig Gehaltvoll. Zudem wurden sie nur aus Thatcher´s Sicht gezeigt und somit nicht oder kaum hinterfragt. Somit wurde für mich das Ziel, den Werdegang der wohl einst mächtigsten Frau der Welt zu zeigen, komplett verfehlt. Meryl´s Spiel und die Maske waren jedoch großartig.

Aus politsch-geschichtlicher Sicht gibts somit

1/5

aus filmischer Sicht eine

3/5
 

TaiFei

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AW: Die eiserne Lady

Zudem wurden sie nur aus Thatcher´s Sicht gezeigt und somit nicht oder kaum hinterfragt. Somit wurde für mich das Ziel, den Werdegang der wohl einst mächtigsten Frau der Welt zu zeigen, komplett verfehlt. Meryl´s Spiel und die Maske waren jedoch großartig.

Aus politsch-geschichtlicher Sicht gibts somit

1/5

Das hättest Du aber auch wissen können. Mal im Ernst, Reaganomics und Thatcherismus sind die Basis allen aktuellen politischen und ökonomischen Handelns. Sowas wird heute allenfalls von linken Spinnern und Gutmenschen hinterfragt [Sarkasmus off]
Ich kann mit solchen Filmen wenig anfangen, Biopics haben i.d.R. den Nachteil, auf Unterhaltung zielen zu müssen. Darunter leidet dann die Neutralität. Hitchcock und Kings Speech leiden unter der gleichen Problematik. Da sehe ich mir doch lieber eine vernüftige Doku zum Thema an.
 
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