Der Stern von Afrika

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Der Stern von Afrika

Hans-Joachim Marseille ist mit Leib und Seele Pilot und ihn interessiert die Welt außerhalb seines Cockpits relativ wenig. Allerdings hatte er große Probleme mit Disziplin und auch mit seinen Vorgesetzten, was 1938 jetzt nicht gerade gefeiert wurde. Deshalb bekam er immer wieder Schwierigkeiten und stand auch unter Arrest. Schließlich wurde er zum Jagdgeschwader 27 und somit nach Afrika versetzt. Dort gelangen ihm in den Luftkämpfen 158 Abschüsse und er wurde zum Stern von Afrika.

Der 1957 entstandene Film von Alfred Weidenmann, beschäftigt sich mit seinem Leben zwischen den Jahren 1938 und 1942 und zeigt seinen wahnsinnigen Aufstieg. Dabei bleibt der Film recht unpolitisch und konzentriert sich auf seine zentrale Figur. Dies ist im Kontext eine kluge Entscheidung, da Marseille ziemlich unpolitisch war und selbst den Führer bei einer Feier brüskierte, indem er verbotene Musik spielte. Da er inzwischen zu einem Helden aufgestiegen war, dem sich die Propaganda mit Freuden bediente, konnte er sich solche Dinge auch leisten. Gleichwohl hoffte er dadurch, weniger zu solchen Anlässen eingeladen zu werden, weil er es absolut nicht mochte und lieber im Cockpit sitzen wollte. Wie zu dieser Zeit üblich, wurden Spielszenen mit Original-Aufnahmen kombiniert, was ich an den Filmen dieser Zeit ebenfalls sehr schätze, da man dadurch eben auch einen sehr realen Blick erhält. Die Darsteller waren ebenfalls sehr gut gewählt und das Trio Joachim Hansen, Horst Frank und Hansjörg Felmy hatten hier dann auch ihren ersten Kino-Auftritt und damit auch gleichzeitig ihren Durchbruch, denn der Film wurde zu einem riesigen Erfolg. Dennoch musste er auch viel Kritik einstecken, da ihm natürlich der abrechnende Gedanke mit dem Regime abging. Bei mir wie gesagt nicht, da dies einfach nicht der Fokus war. Vielleicht wollte Weidenmann auch einfach mal 12 Jahre nach dem Krieg, eine Heldengeschichte erzählen und "Der Stern von Afrika" bot sich da eben einfach perfekt an. Immerhin mochte Marseille die Politik im Land nicht sonderlich und seine Freundschaft zu Mathew P. Letulu, einem schwarzen Gefangenen, der nach seinem Absturz von der Kompanie in seinem Sinne weiterhin geschützt wurde, unterstützte dieses Bild auch viele Jahre später noch. Deshalb war diese Herangehensweise für mich absolut die richtige Entscheidung. Schlussendlich nahm Letulu 1984 sogar am Traditions-Treffen des Jagdgeschwaders 27 teil.
Auch wenn es durch die "Luftaufnahmen" viele Action-Szenen gibt, ist der Spannungsbogen möglicherweise ein Problem, denn der Film bleibt bei seiner eher biographischen Erzählung und bedient weniger die Mechanismen des Spannungskinos. Das muss man dann für sich selbst entscheiden, wo die Prioritäten liegen. Ich persönlich mag den Film und auch die Geschichte um Hans-Joachim Marseille, dem Stern von Afrika.
 
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