Der Stadtneurotiker

LivingDead

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Aurich
Filmkritiken
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Der Stadtneurotiker

Woody Allens Erzählstil, welcher sich in diesem Film ebenso hektisch und nervös gibt wie Alvy Singer, führt uns inmitten einer Beziehung eines Pärchens Ende der 70er in New York. Eine Beziehung, welche aufgrund einiger hochkomplexer Problemchen nie funktionieren wird, und doch offenbart uns Allen, dass es da mehr gibt. Worin genau dieses "mehr" besteht, darauf liefert Allen keine unvermittelte Antwort, und doch legt er mit seinem sprühendem Humor und einigen unvergesslichen Zitaten die ganze Wahrheit einer nicht funktionierenden Beziehung dieser Zeit dar. Eine Beziehung, welche auf der Liebe fußt und an ihrer Nichtausführbarkeit scheitert.
In seiner Grundstimmung stetig oszillierend zwischen ironischer Heiterkeit und depressiver Melancholie erschuf Allen ein Meisterstück, welches seine ganze Genialität in einem Zuge offenbart und Allen endlich komplett den Durchbruch in Hollywood verschaffte. Gerade der überdrehte Erzählstil, welcher wie ein endloser, über den ganzen Film hindurch gezogener Monolog Singers wirkt, macht den Film, trotz der augenscheinlichen Banalität der Geschichte, zu einem Glanzstück.
Die Geschichte wird aus den Augen Singers erzählt, und bekommt dadurch auch die Subjektivität dieser Person, welcher in der Lage ist das Geschehen zu lenken und die Schranken so zu weisen, dass diese Ereignisse auch so erzählt werden, wie er es gerne hätte. Und dennoch bekommen wir mit, dass Singer eben nicht nur der unnahbare Intellektuelle ist, welcher aufkeimende Probleme mit seiner Ironie überspielt, sondern jemand, der gerade deswegen nie im Stande war, eine Beziehung aufzubauen.

9/10
 
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