Der Mann, der Liberty Valance erschoss

kelte

Filmvisionaer
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#2 23.01.13 kelte
 
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Der Mann, der Liberty Valance erschoss


Alles beginnt mit der Ankunft, des in die Jahre gekommenen Senators Stoddard und seiner Frau Hallie in Shinbone, einem kleinen Grenzstädtchen vor Mexico um dort Abschied von Tom Doniphon, einem alten Weggefährten, zu nehmen.
Stoddard ist nicht nur als Senator eine Berühmtheit, sondern gilt auch als der Mann, der den berüchtigten Gangster Liberty Valance erschoss.
Da die Presse nicht informiert über den überraschenden Besuch ist, heftet diese sich an Stoddards Fersen um den wahren Grund zu erfahren. Denn der Mann im Sarg, von dem Stoddard abschied nehmen möchte ist den Journalisten kein Begriff. Sie widern eine Story die es abzudrucken gilt und Stoddard erzählt ihnen die Geschichte der Stadt, die er einst als junger Anwalt bereiste. Er erzählt ihnen die Geschichte über Liberty Valance, dem Krieg zwischen kleinen Farmern und Rinderbarone, wie der wilde Westen mit dem Gesetzbuch zivilisiert wurde und welche Rolle ein Tom Doniphon dabei besaß.
John Ford drehte in SW, damit er und sein Kameramann besser mit Licht und Schatten arbeiten konnten. Dies kann man überall nachlesen und ich fragte mich warum?! Desweiteren ist auffällig das John Ford im Studio drehte so das der Film wie ein grösseres Kameraspiel wirkt. Fast schon minimalistisch nur auf die Story und Darsteller sich beschränkend, präsentiert John Ford sein Spätwerk und geht dabei einen für ihn untypischen Weg in seinem Western.
Denn war sonst immer der Western geprägt von jenen Helden die mit dem Revolver und Fäusten umgehen konnten, ist dies hier wirklich ein Abgesang auf die wilde Zeit. Konflikte werden mit Gesetzbuch und Politik gelöst und es ist schon eine Portion böse Ironie, wenn ein smarter Anwalt in einem Duell gegen ein gefürchtetes Rauhbein ein Duell gewinnt.
Für diesen Clou brauchte John Ford an der Seite vom smarten James Stewart eine wahre Legende des Western in Form von John Wayne, dessen Rolle genauso wichtig in der Pointe ist, wie die von Stewart.
Denn Politik und das beste Gesetz bringen nichts wenn Gangster wie Lee Marvin mitsamt Lee van Cleef für Unterdrückung sorgen. Solche Typen hören nicht auf Worte, damals wie auch heute. Und auch präsentiert Ford, das Politik genauso schmutzig und verlogen ist wie das alte Banditentum.
Was bleibt auf dem Weg in die moderne Zivilisation sind Legenden und um eine Legende dreht sich der Film ,wobei Ford diese am Ende genial dreht und zeigt, wie weit Legende und Wahrheit auseinanderliegen können. Fast schon tragisch wie auch symbolisch, steht das Haus von Tom Doniphon am Ende allein und verlassen in der Weite der Prärie dar.
Der Film ist eine wahre Fundgrube für den Filmfan, denn selten erreicht ein US Western jener Zeit solch eine Dichte an Symbolik und Metaphern auf den Weg des Westens in die Zivilisation. Daher war es eine kluge Entscheidung auf Farbe zu verzichten.
Für mich ein klares Meisterwerk, auch die Figur eines John Wayne, den man gerne faschistoide Tendenzen nachsagte, der sich über das Rassengesetz hinwegsetzte um mit seinen farbigen Helfer (Woody Stroode) etwas zu trinken. Harsch kommt sein Ton gegen den Barkeeper mit einem wachen Unverständnis gegenüber solch Gesetzen.
Zu recht gilt dieser Western als ein echter Klassiker und eigentlich ist er, wenn man den Beginn und das Ende vergleicht, auch einer der traurigsten seiner Zeit.
 
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2moulins

Filmgott
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Schön, dass es hier eine Rezension zu diesem nicht ganz gewöhnlichen Western gibt. In meiner Jugend sah ich diesen bereits im TV - in einer Zeit, in der John Wayne-Western regelmäßig im Fernsehen liefen. Die Besonderheit und der Unterschied zu den üblichen Wayne-Western fiel mir aber damals noch nicht ins Auge. Dazu war ich wohl noch zu unreif. Insofern verschaffte mir die Neusichtung ein neues Verständnis.
 
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