Der letzte Zug

deadlyfriend

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AW: Der letzte Zug

Der letzte Zug


Berlin soll von Juden gesäubert werden. "Der letzte Zug" soll 688 von ihnen nach Ausschwitz bringen. Unter völlig unzumutbaren Zuständen, vegetieren die Insassen in den Waggons vor sich hin. Einige planen aber einen Ausbruchsversuch.......


In die verdammt großen Lobeshymnen die vielerorts zu lesen sind, kann ich irgendwie nicht einstimmen. Das Thema ist natürlich auch verdammt schwer umzusetzen, aber dafür sieht es auch äußerst bemüht aus. Man bekommt den Eindruck das Vilsmaier etwas zuviel wollte. Zu den Figuren selbst bekommt man bis auf Ausnahmen, nur wenig Zugang und die Rückblenden die dies verbessern sollen, nerven nach einer Weile nur noch.
Irgendwie ist das alles einfach "too much". Ohne das Leid der Menschen in Frage zu stellen, wirkt das gesamte Szenario eher wie ein "Best of" aus dem kompletten Zug und nicht nach den Geschehnissen in einem Waggon. Immer wieder wird noch ein Elendsbeispiel draufgesetzt, was nicht bedeuten soll, das es so nicht stattfand, aber irgendwann wird es dann einfach zu viel. Als ob man das vorangegangene Schreckensszenario, mit jeder Einstellung nochmals übertreffen will. Eine zurückhaltendere Dramaturgie hätte bei mir wesentlich mehr entfacht, als die Überladung die ich gerade gesehen habe.

Hinzu kommt die überzogene Schwarzweiß-Malerei der verschiedenen Bereiche. Der abgrundtief böse SS Mann, die hilfsbereite Wehrmacht, die volltrunkenen ukrainischen Gefolgsleute etc... Die Figuren wirken völlig überzeichnet. Als ob man den 0815 Baukasten, für die Zeit 33-45 aus dem Keller geholt hätte.

Natürlich ist es schwierig kritische Worte für so ein ambitioniertes und auch wichtiges Projekt zu benutzen, da das bei dem Thema ziemlich verpönt ist. Aber Filme wie "Der Pianist" oder "Die Grauzone" bringen einem den Schrecken dieser Zeit deutlich näher. Trotzdem kann man sich den Film ruhig mal ansehen. Verkehrt oder Zeitverschwendung ist es keinesfalls.
 
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