Dark Waters

deadlyfriend

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Dark Waters

Das italienische Kino war bereits mausetot, als 1993 der Film „Dark Waters“ das Licht der Welt erblickte. „Das Licht der Welt“ ist allerdings in diesem Kontext falsch gewählt, da er eher komplett im Verborgenen blieb und ein Schattendasein führte. Hierzulande verblieb er sogar in völliger Dunkelheit, bis die Firma Wicked Vision dem Film eine Chance gab und ihn veröffentlichte.

Die 20-jährige Elisabeth reist aus London an, um ein abgelegenes Kloster auf einer recht einsamen Insel zu besuchen. Dies hat den Hintergrund, dass kürzlich ihr Vater verstarb, der jährlich dem Kloster einiges an Geld überlies. Sie möchte vor Ort prüfen, warum dies so ist. Zudem möchte sie mehr über ihre Vergangenheit in Erfahrung bringen, da sie auf dieser Insel geboren wurde und ihre Mutter bei der Geburt verstarb. Ihr Vater hatte sich hierzu immer ausgeschwiegen, aber nahm ihr dennoch auf dem Sterbebett das Versprechen ab, das sie die Insel niemals betreten würde. Dieses Versprechen bricht sie natürlich, auch um in Erfahrung zu bringen, warum sie sich an ihre ersten 7 Lebensjahre nicht erinnern kann, die sie noch auf dem Eiland verbrachte. Sie erreicht einen Ort, an dem die Zeit stehengeblieben ist. Kein elektrisches Licht und auch sonst keine modernen Errungenschaften. Zudem wirkt der Ort abgrundtief düster und auch die Nonnen im Kloster wirken alles andere als vertrauenerweckend.

Regisseur Mariano Baino lässt in „Dark Waters“ klar durchblicken, wodurch er in seiner Filmwelt beeinflusst wurde. Die komplette Spieldauer atmet durch und durch die großen Namen des italienischen Horrorkinos. Sei es die stellenweise Ausleuchtung von Mario Bava, die teuflischen Gestalten von Michele Soavi, die Messer-Morde aus der Sicht des Killers von Dario Argento oder die weißen, blinden Augen von Lucio Fulci. Der Italo Kenner wird hier eine Menge an Hommagen und Versatzstücke wiedererkennen. Sei es eine Tür bei der versucht wird, sie mit einem Rasiermesser zu öffnen (Suspiria) oder auch der Glasbruch (wiederkehrend bei Argento), man wird hier allerhand Dinge finden, bei denen man erkennt, aus wessen Feder sie stammen. Allerdings ist „Dark Waters“ keine bloße Aneinanderreihung von bekannten Szenen. Das Werk ist komplett eigenständig und webt diese Reminiszenzen geschickt in den Film ein. Der oben genannte Lucio Fulci stand dennoch irgendwie Pate für den Film. Die Atmosphäre erinnert an die unwirklichen Traumwelten seiner Lovecraft Arbeiten und folgt nicht immer einer gewöhnlichen Erzählweise. Der Film lebt durch seine Bilder und seine geschaffene Atmosphäre, die kaum große Action aufweist. Er verweilt mit der Kamera in elegischer Ruhe auf seinen morbiden Motiven, die zum Teil glanzvoll in Szene gesetzt werden. Allein die seltsamen Rituale der Nonnen, wenn sie mit brennenden Kreuzen auf dem Felsmassiv stehen, wirken äußerst eindrucksvoll.

Auch wenn es bislang so klingen mag, dass der Film ein Selbstläufer für den Italo-Fan ist, sollte dennoch eine Warnung ausgesprochen werden. Der Film macht es einem nicht wirklich einfach, da er auch recht sperrig ist. Zudem gibt er dem Zuschauer einige Schwierigkeiten mit auf den Weg, um schnell in den Film reinzufinden. Dafür benötigt man tatsächlich seine Zeit. Das liegt einmal an der Protagonistin Elisabeth selbst, die ziemlich unsympathisch erscheint und man keinen richtigen Draht zu ihr entwickelt. Das heißt, es fehlt einem erstmal eine Identifikationsfigur, wodurch wir in eine reine Beobachterrolle schlüpfen und das Geschehen als Außenstehende betrachten. Die Bindung wächst aber mit der Zeit, sie lässt aber auch wieder nach. Insgesamt wirken die ersten Minuten des Films abweisend und niemals einladend. So als ob das Geschehen keine Zuschauer haben möchte und dennoch wird man anhand der Bilder unweigerlich hineingezogen.

Der Film selbst ist eine britische Produktion und wurde in Russland und der Ukraine gedreht. 2023 kaum noch vorstellbar…….. Dennoch drückt der italienische Regisseur hier ganz klar seinen Stempel drauf, weshalb man tatsächlich verwundert ist, dass es kein rein italienischer Film ist. Die Locations sind allerdings alptraumhaft schön und hier wurde mit so viel Kerzenlicht gearbeitet, das er eine faszinierende Atmosphäre bietet. Allerdings wirklich nur, wenn man an der morbiden Ästhetik und der Alptraumlogik eines Lucio Fulci Freude empfindet. Dennoch keine klare Empfehlung oder bzw. eine Empfehlung mit einer Warnung versehen.
 

Tarantino1980

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Danke für die KK deadly. Hab ihn mir gerade auf Filmundo bestellt und ich werde berichten. Klingt auf jeden Fall interessant
 

Tarantino1980

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Ups:eek: Meine Warnung dazu hast du aber auch gelesen? Aber bei dir könnte er tatsächlich am ehesten zünden. Der Film ist aber tatsächlich gewöhnungsbedürftig.

Ja habe ich gelesen keine Sorge. Aber ich fand das Cover tatsächlich am schönsten und ich wollte ihn im Mediabook haben.

Es kommt wohl auch für 14,99 EUR im Februar eine Amaray Variante raus, aber da gefällt mir das Cover nicht so gut.
 
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