Asteroid City

Tarantino1980

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Asteroid City
Mitch Campbel reist mit seinen vier Kindern zu seinem Schwiegervater und hat auf dem Weg dorthin eine Autopanne. In der abgelegenen Wüstenstadt Asteroid City gestrandet wartet er, gemeinsam mit seinen Kindern, auf die Ankunft des Schwiegervaters um die Reise fortzusetzen. Jedoch überschlagen sich dort die Ereignisse und es kommt anders, als er denkt.

Wes Anderson hat es hier erneut geschafft einen Look in einem Film zu kreieren der sowohl frisch wirkt, innovativ und zugleich soweit vom Mainstream weg ist, wie Fast Food von der Sterneküche. Ich mag seine Stil sehr und als ich von diesem Projekt hörte war ich richtig erfreut und natürlich neugierig ob es ihm gelingt, bei diesem Projekt erneut wieder, wie bei seinen bisherigen Filme auch, das hohe Niveau zu erreichen. Ich bin ehrlich ich war nicht von Anfang an ein Wes Anderson Fan. Es gab Zeiten, da konnte ich mit seiner Art Filme zu inszenieren nicht viel anfangen. Dies hat sich aber zum Glück grundlegend geändert und mittlerweile liebe ich seine Filme. Auch hier in Asteroid City ist die Grundidee einfach genial! Es geht in dem Film um ein fiktives Theaterstück, welches auf einer Theaterbühne aufgeführt wird. Allerdings anders, als es vielleicht in anderen Filmen dieser Art war, beschränkt sich Wes Anderson nicht auf eine Theaterbühne, sondern verfilmt dieses Stück quasi wie einen Film, ohne das es aussieht wie ein Film. Man muss sich das Ganze so vorstellen als säße man in einem Theater und bekommt das Stück so präsentiert wie es sich Autor und Regisseur vorstellen plus die im Kopf erzeugten Bilder des Zuschauers, wenn er das Drehbuch zu diesem Theaterstück lesen würde. Diese Bilder bekommt man dann in einer Art Spielfilm präsentiert, der aber komplett so aussieht wie ein Theaterstück in einer riesigen XXL Kulisse mit einem doch recht starren Bühnenbild. Diesen Look hat Wes Anderson hier in Asteroid City kreiert und somit taucht man als Zuschauer in diese Theaterwelt sehr tief ein. Es ist eine Mischung aus realistischem Look, aber auch einem sehr künstlichen Look in wunderschönen hellen pastell Farben und einem sehr scharfen knackigen Bild. Diese Szenen bekommt man im Breitbild Format zu sehen. Man bekommt aber auch Szenen aus der realen Welt zu gesicht, wo Autor und Regisseur über das Stück reden, oder es zu Unterhaltungen mit den Darstellern kommt. Diese Szenen werden in s/w im 4:3 Format präsentiert. Eine für mich wunderbare Idee die auch gut funktioniert.

Beim Cast ist es Wes Anderson erneut gelungen wieder sehr viele gute Leute mit an Bord zu holen, ohne das diese ihre typischen Rollen aus einer Hollywood Produktion verkörpern. Manche Stars sieht man auch nur in kleinen Nebenrollen, manche sogar nur in einer Szene und dennoch so perfekt besetzt, das man es sich mit niemand anderem sonst vorstellen können. Die Hauptrollen haben hier Jason Schwartzman und Scarlett Johansson, aber auch Tom Hanks, Steve Carell und Jake Ryan haben mir sehr gut gefallen. Natürlich auch alle anderen Nebencharaktere waren perfekt besetzt. Alleine das es Wes Anderson schafft diese Stars, teilweise für sehr kleine Rollen, zu begeistern in seinen Filmen mitzuwirken zeigt, was für ein toller Regisseur er ist.

Anders als bei The French Dispatch, gibt es von Asteroid City diesmal auch eine physikalische Auswertung hier in Deutschland, so das ich mir den Film zum Glück auch in die Sammlung stellen konnte. Ich denke es verhält sich mit Asteroid City wie mit allen Filmen von Wes Anderson. Entweder man mag seine Art Filme zu inszenieren und wird dann auch hier nicht enttäuscht werden, oder man kann damit absolut nichts anfangen, dann sollte man auch um dieses Werk einen großen Bogen machen, da Wes Anderson auch hier seinem Stil absolut treu geblieben ist, aber dennoch, zumindest aus meiner Sicht, es erneut geschafft hat wieder etwas anderes und neues zu schaffen.

Wertung: 10/10
 

2moulins

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Ich mag Wes Anderson-Filme sehr gerne! Der trockene Humor, die skurrilen Persönlichkeiten und Dialoge, vor allem aber die Bildgestaltung und Ausstattung, die einmalig ist. So auch hier. Man hat bei jeder Einstellung den Eindruck, ja sogar die Überzeugung, dass hier jedes Detail im Voraus festgelegt ist. Dadurch, dass die Bilder auch nicht zu schnell wechseln, hat man genügend Zeit, diese kpl. zu erfassen. Jeder Gegenstand und jede Person - auch im weiter entfernten Hintergrund - ist bewusst platziert. Und es macht Spaß, diese Bilder zu betrachten, auch bei mehrfacher Sichtung des Films (Ich habe ihn binnen weniger Tage 2 x angeschaut.).

Hinzu kommt die tolle Ausstattung, hier im Stil der 50er Jahre. Ob Kleidung, Autos oder Raumausstattungen, das Diner, die Tankstelle oder Wohnbereiche - alles sieht fantastisch aus. Wenn z.B. 5 oder 6 50er-Jahre Schlitten auf den Parkplatz fahren, ist einer schöner als der andere. Dazu kommen Anderson-typische Details zum Einsatz. Jedes Schild und jedes Requisit ist wohl überlegt und ausgesucht.

Die Farbgebung ist bei "Asteroid City" etwas ganz Besonderes. In den farbigen Teilen kommen - im Breitbildformat - sehr schöne Pastelltöne zum Einsatz, welche dem Film zusammen mit den als künstlich zu erkennenden Kulissen (Felsen im Hintergrund, Kakteen u.ä.) eine sehr spezielle Optik verleihen. (Im weitesten Sinne erinnerte mich das sogar ein wenig an die Gestaltung von "Barbie".) Die farbigen Sequenzen sind - wohl auch gewollt - nicht besonders scharf, die S/W-Szenen, die im 4:3-Format vorliegen, dagegen schon.

Die trockenen Dialoge sind ausgefeilt und man muss genau zuhören, um die wohl formulierten Texte zu erfassen. Vieles brachte mich zum Schmunzeln. Lauthals lachen kann man hier nicht. Eher hat man ein Dauerlächeln im Gesicht.

Der Cast sucht seinesgleichen. Die Anzahl bekannter Darsteller/innen ist außerordentlich hoch. Wenn Wes Anderson ruft, sagt keiner nein. Selbst für wenige Sekunden Einsatz, ist sich keiner zu schade (z.B. Jeff Goldblum). Viele kommen auf nur wenige Minuten Screentime.

Alle vorgenannten Aspekte bringen mich auf eine Wertung mit 10/10.

Ein kleiner Wehrmutstropfen ist für mich allerdings der Punkt, dass ich am Ende das Gefühl habe, nicht alle inhaltlichen Gedanken des Regisseurs nachvollzogen und manches übersehen zu haben, so dass der Gesamteindruck einen kleinen Punktabzug mit sich bringt. Vielleicht muss man aber auch nicht immer alles hinterfragen.

Bei den End-Credits taucht eine Danksagung auf, wo ich mir dachte, dass diese sicherlich darauf abzielt, dass die aufgeführten Personen Einfluss auf den Film hatten. Um das herauszufinden, sah ich mir die Personen mal genauer an, die "Special Thanks" richten sich an:

Juman Malouf - libanesische Kostümbildnerin und Partnerin von Wes Anderson
Noah Baumbach - Drehbuchautor, der schon bei anderen Anderson-Filmen mitwirkte, aber auch bei "Barbie"
Brian De Palma - Hier fehlt mir der Bezug zu diesem Film. Gab es hier eine Anspielung?
Jake Paltrow - Bruder von Gwyneth Paltrow, Drehbuchautor und Regisseur, der gemeinsam mit Noah Baumbach mal einen Film über Brian De Palma machte.
Martin Scorsese und Steven Spielberg - Auch hier fehlt mir der konkrete Bezug zu diesem Film, insbesondere betreffend Scorsese. Betreffend Spielberg kann ich mir noch eher vorstellen, dass sich Anderson hier inspiriert fühlte (Alien- und Familienthematik).
Wally Wolodarsky und Maya Forbes - Erstgenannter ist ein Autor (u.a. Simpsons), Produzent und Regisseur. Er ist mit Anderson befreundet und arbeitete schon in anderen Filmen mit ihm zusammen. Letztere ist eine Drehbuchautorin, u.a. von "Monsters vs. Aliens", bei dem auch Wolodarsky mitwirkte.
Francesco Zippel - ein italienischer Regisseur, der Filme über Sergio Leone, Fellini und William Friedkin machte - z.T. auch mit Anderson zusammenarbeitete.
Federica Panniccia - eine italienische Produzentin, die bei Filmen von Francesco Zippel mitwirkte.

Also wirklich erhellend war das jetzt aber leider doch nicht wirklich... :rolleyes: Warum sich Anderson bei den Genannten bedankt, erschließt sich mir nicht bei allen.
 
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