Aguirre, der Zorn Gottes

Die wilde 13

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Aguirre, der Zorn Gottes

Eine Vorhut des spanischen Eroberers Francisco Pizzaro wird im 16. Jahrhundert in Südamerika auf die Suche nach der sagenumwobenen goldenen Stadt El Dorado geschickt. Die feindlichen Lebensbedingungen, Gier und nicht zuletzt ihr späterer Anführer Lope de Aguirre (Klaus Kinski) machen die Erkundung zu einem Horrortrip...

1972 begann mit diesem Film die fruchtbare Zusammenarbeit von Werner Herzog und Klaus Kinski. Schon hier gestaltete sich diese Liaison als nicht ganz einfach und es werden zahlreiche Anekdoten zu den abenteuerlichen Dreharbeiten erzählt.

Aber wenden wir uns dem Film zu...

Schon alleine die Eingangsequenz mit dem Abstieg der spanischen Eroberer aus dem peruanischem Hochland durch Nebel und schmalen Pfaden entlang schwindelerregender Schluchten zeigt Herzogs große Stärke: Das magische Einfangen von majestätischen oder auch unwirtlichen Schauplätzen, die einen sofort in den Bann ziehen und eine atmosphärische Sogwirkung erzielen, die über so manche Unzulänglichkeit hinwegtröstet.

Schauspielführung und ein stringenter Spannungsaufbau gehören hingegen nicht zu seinen Stärken in diesem Film. All zu oft hat man den Eindruck, man hat es mit Laiendarstellern zu tun und z.B. die Szene, als die kleine Gruppe ein Dorf am Ufer entdeckt ist so diletantisch, das sie schon wieder gut ist.

Aber was soll's, die Bilder und auch der Score von Popol Vuh lassen einen eintauchen in eine unbekannte, faszinierende Welt voller Gefahren, Schweiß und Entbehrungen, der man sich kaum entziehen kann. Auch von Kinskis fast schon groteskem Schauspiel kann man kaum genug bekommen. Seine Gier, sein Größenwahn ist mit jedem Zucken und jedem Blick stets greifbar. In Kombination mit der unberechenbaren Natur eine geradezu apokalyptische Verbindung. Nicht von ungefähr hat ein gewisser Francis Ford Coppola hier Anschauungsunterricht genommen...

Wer ab und an ein Auge zudrücken und sich in wunderbare (mitunter auch traumatische) Bilder verlieren kann ist hier genau richtig.

8/10
 

2moulins

Filmgott
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AW: Aguirre, der Zorn Gottes

Schon alleine die Eingangsequenz mit dem Abstieg der spanischen Eroberer aus dem peruanischem Hochland durch Nebel und schmalen Pfaden entlang schwindelerregender Schluchten zeigt Herzogs große Stärke: Das magische Einfangen von majestätischen oder auch unwirtlichen Schauplätzen, die einen sofort in den Bann ziehen und eine atmosphärische Sogwirkung erzielen, die über so manche Unzulänglichkeit hinwegtröstet.

Stimmt, schon diese Anfangsszene ist sehr beeindruckend! Überhaupt hat es eine sehr starke Wirkung, dass man es hier - während des kpl. Filmes - mit einem Dreh an Originalschauplätzen zu tun hat, die noch dazu ungewöhnlich sind, da es sich um eine unwirtliche, kaum besiedelte Wildnis handelt. Das ist das Wesentliche, was den Film zu etwas Besonderem macht.

In Deiner Kritik schreibst Du ja eher nicht nur Positives und kommst trotzdem auf eine 8/10. Aber genau das kann ich nachvollziehen. Der Film ist sicher nicht jedermanns Sache wegen seiner eigenwilligen Art. Manchmal wirkt er laienhaft und dokumentarisch. Dann gibt es ein paar Szenen, die eher etwas absurd wirken. Einer, der gerade bis 9 zählt und dann
den Kopf abgeschlagen bekommt, kann noch 10 sagen, nachdem der Kopf bereits alleine im Dreck liegt
. Oder ein vom Speer Getroffener sagt noch: "Die langen Pfeile kommen in Mode".

Mehrmals musste ich aber an "Apocalypse now" denken, ohne zu wissen, dass Coppola sich an "Aguirre" orientierte. Die Odyssee auf dem Fluss und die Begebenheiten unterwegs zeigen tatsächlich in gewisser Weise Parallelen. Dazu der zunehmende Wahn des Hauptakteurs.....

Dass Werner Herzog nach diesem Film noch 4 weitere mit Kinski drehte, ist eigentlich schon verwunderlich, da er bereits hier seine bekannten Ausbrüche hatte. Die auf der Disc befindliche Doku "Mein liebster Feind" fand ich ebenfalls sehr interessant. Kinski hatte sie nicht mehr alle, das dürfte klar sein :spinner:.

8/10 :)
 

Willy Wonka

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AW: Aguirre, der Zorn Gottes

Stimmt, schon diese Anfangsszene ist sehr beeindruckend! Überhaupt hat es eine sehr starke Wirkung, dass man es hier - während des kpl. Filmes - mit einem Dreh an Originalschauplätzen zu tun hat, die noch dazu ungewöhnlich sind, da es sich um eine unwirtliche, kaum besiedelte Wildnis handelt. Das ist das Wesentliche, was den Film zu etwas Besonderem macht.

Das ist für mich auch die Stärke des Films. Wir haben den Film von Programmkino Lichtblick in unserer Reihe „Jenseits von Eden - Von Natur und Kultur" auf 35mm gezeigt und die Wirkung des Films im Kino ist außergewöhnlich, obwohl die Kopie zu Beginn leicht rotstichig und schrammelig war.
Oder ein vom Speer Getroffener sagt noch: "Die langen Pfeile kommen in Mode".

Bei der Szene musste ich auch ziemlich lachen. Selten habe ich eine so komische Szene so deplatziert in einem Film gesehen, aber auf eine merkwürdige krude Weise passt diese Szene zu diesem Film.
Mehrmals musste ich aber an "Apocalypse now" denken, ohne zu wissen, dass Coppola sich an "Aguirre" orientierte. Die Odyssee auf dem Fluss und die Begebenheiten unterwegs zeigen tatsächlich in gewisser Weise Parallelen. Dazu der zunehmende Wahn des Hauptakteurs.....

Das liegt daran, dass beide Filme auf der Erzählung „Heart of Darkness" von Joseph Conrad basieren. Nur haben sich sowohl Herzog als auch Coppola einige Freiheiten gegenüber der Vorlage genommen.
 

2moulins

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AW: Aguirre, der Zorn Gottes

Das liegt daran, dass beide Filme auf der Erzählung „Heart of Darkness" von Joseph Conrad basieren. Nur haben sich sowohl Herzog als auch Coppola einige Freiheiten gegenüber der Vorlage genommen.

Das wusste ich beim Ansehen noch nicht. Erklärt aber einiges ;).
 
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