Gefährlicher Urlaub

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Gefährlicher Urlaub

Susanne Mallison besucht ihren Bruder in Berlin. Er ist ein britischer Militärarzt, der eine deutsche Frau geheiratet hat und dort stationiert ist. Da er aktuell viel Arbeit hat, kümmert sich seine Frau Bettina um sie und zeigt ihr die Stadt. Dabei fällt ihr ein kleiner Junge auf, der mit seinem Fahrrad ständig in der Gegend ist. Auch als sie Ost-Berlin besuchen, fällt er auf. Dabei lernt sie im russischen Sektor noch einen alten Freund von Bettina kennen, der ihr direkt sehr sympathisch ist, aber auch etwas Unheilvolles in sich birgt. Trotz ihrer guten Beobachtungsgabe fällt ihr aber nicht auf, dass sie inzwischen zu einem Spielball von verfeindeten Agenten geworden ist.

Carol Reed, der 1949 mit dem Meisterwerk "Der dritte Mann" Geschichte schrieb, lieferte 1953 einen weiteren film noir in einer Trümmerlandschaft ab. Diesmal nutze er aber die Kulissen von Berlin und nicht die von Wien und auch die haben es in sich, denn sie haben den Part einer Hauptrolle, in der sich aber auch James Mason, Claire Bloom und Hildegard Knef befinden. Durch die Kulissen startet der Film auch direkt von Beginn an durch und umgarnt die mysteriöse Story, bei der man von Anfang an nicht weiß, wie die Figuren zueinanderstehen. Alle sind vordergründig freundlich aber auch zuweilen etwas kühl und genauso wenig wie die Urlauberin Susanne, weiß der Zuschauer wer hier welches Spiel vorhat. Man ahnt nur, dass man nicht jedem trauen kann. Dies ist für mich auch der spannendste Teil, denn er verliert ein klein wenig an Faszination, wenn die Konstellationen aufgedeckt sind. Trotzdem ist die Flucht fesselnd in Szene gesetzt und haut im Finale nochmal mächtig einen raus.

Ich möchte den Film nicht an "Der dritte Mann" messen, der halt eine Ausnahmeerscheinung vor dem Herrn ist. Möglicherweise ein Grund, warum "Gefährlicher Urlaub" eher ein Nischendasein führt, was ihm absolut nicht gerecht wird, denn der Film ist richtig stark. Deswegen vergleiche ich ihn lieber mit anderen Agententhrillern, die eben diesen film noir Touch haben und da sehe ich ihn absolut im oberen Drittel, was nicht zuletzt an den Kulissen und den Darstellern liegt. Der Film hat nämlich eine absolut dichte Atmosphäre, tolle Momente mit der Kamera und auch eine hochinteressante Geschichte. Die Ausstattung ist ebenfalls superb.
Wer also Thrillern dieser Epoche zugetan ist, wird hier eine Menge Freude empfinden, sofern er nicht auf Harry Lime wartet.
 
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