Cocktail für eine Leiche

Tarantino1980

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Cocktail für eine Leiche


Die Idee ein Theaterstück zu verfilmen, es dabei aber weiterhin wie ein Theaterstück aussehen zu lassen, nur mit den kameratechnischen Vorteilen eines Films kann nur von einem stammen. Die Rede ist natürlich von Alfred Hitchcock. Auch wenn bei diesem Film vieleicht nicht so eine extreme Spannung aufgebaut wurde wie bei seinen anderen Meisterwerken, so muss man hier, gerade als Filmfan, einfach sein Handwerk bewundern. Man bekommt im Grunde eine erweiterte Theaterbühne als Handlungsort geboten. Natürlich hätte man das Ganze auch in einem normalgroßen Haus drehen können, nur dann wäre es nichts besonderes mehr gewesen. Die Kunst lag daran das originale Theaterstück Rope´s End von Patrick Hamilton genauso zu adaptieren wie es Hitchcock getan hat. Zum einen hat er es geschafft den Charme eines Theaterstücks zu erschaffen, zum anderen aber auch die üblichen Stilmittel aus einem Film zu benutzen. Der begeisteirte Filmfan wird hier so einige Kamerawinkel finden die einfach nur, vorallem aus damaliger Sicht, da der Film 1948 entstanden ist, einfach nur phänomenal sind. Vorallem wenn man bedenkt wie groß im Grunde der Handlungsort nur war. Der Film wirkt als ob er ein einem Take gefilmt worden wäre, da es aber zu dieser Zeit nur 10 minütige Filmrollen gab musste Hitchcock leider Schnitte machen, welche aber sehr subtil in den Film eingebaut worden sind. Ich bin mir sicher das Hitchcock später diesen Film tatsächlich nur in einem einzigen Take gedreht hätte, aber dazu fehlte ihm damals leider die notwendige Technik.

Genauso wie bei einem Theaterstück treten nach und nach immer mehr Charaktere in Erscheinung welche die Handlung vorantreiben. Die drei Hauptcharaktere Brandon Shaw (John Dall), Phillip Morgan (Farley Granger) und Rupert Cadell (James Stewart) harmonieren wirklich perfekt und treiben im Laufe des Filmes ein regelrechtes Katz und Maus spiel. Es war schön mit anzusehen wie die drei zusammen spielen. Stewart wie gewohnt gut, aber auch Dall und Granger wussten zu überzeugen. Ursprünglich sollte Cary Grant die Rolle des Rupert Cadell übernehmen aber so gerne ich Grant auch sehe denke ich das James Stewart dafür die bessere Wahl war, auch wenn dieser nur durch die Absage von Grant überhaupt in Erwägung gezogen worden ist. Aber ich finde er harmoniert einfach besser mit Dall und Granger. Wenn ich mir hingegen Granger und Dall mit Cary Grant vorstelle, könnte ich mir Vorstellen das der Focus eher auf Grant gerichtet ist und die anderen beiden einfach zu sehr in den Hintergrund gerückt worden wären. Der Rest des Cast´s ist eigentlich nur nettes Beiwerk um die Handlung etwas transparenter zu machen. Im Grunde ist niemand der anderen in der Lage gewesen, den drei Herren das Wasser zu reichen.

Dieser Film richtet sich zum einen an Theaterfreunde zum anderen an absolute Hitchcock Fans. Ich glaube das Leute, die einen lupenreinen Thriller oder Krimi erwarten, entäsucht sein könnten von diesem Film. Wenn man aber als Filmfan sich ein Stück Filmgeschichte ansehen will und sich dann auch noch für die Tatsache begeistern kann das dieser Film wirklich komplett an einem Ort, welcher noch begrenzter als bei Das Fenster zum Hof ist, der sollte umbedingt einen Blick riskieren. Allen anderen rate ich eher von diesem Hitchcock ab, da die Gefahr einfach zu groß ist das man enttäuscht wird bzw. ein falsches Bild über diesen Mann erhalten könnte.

Wertung: 8.5/10
 
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deadlyfriend

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AW: Cocktail für eine Leiche

Der Film wirkt als ob er ein einem Take gefilmt worden wäre, da es aber zu dieser Zeit nur 10 minütige Filmrollen gab musste Hitchcock leider Schnitte machen, welche aber sehr subtil in den Film eingebaut worden sind. Ich bin mir sicher das Hitchcock später diesen Film tatsächlich nur in einem einzigen Take gedreht hätte, aber dazu fehlte ihm damals leider die notwendige Technik.


Das ist für mich das gigantische am Film. Diese Überblendungen um den Rollenwechsel zu kaschieren finde ich einfach nur phänomenal.
 

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Das ist für mich das gigantische am Film. Diese Überblendungen um den Rollenwechsel zu kaschieren finde ich einfach nur phänomenal.

Alleine die Idee gehabt zu haben einen Film wie ein Theaterstück zu drehen, aber dann doch die üblichen Stylmittel eines Filmes zu benutzen fand ich sehr genial! Die Überblendungen waren sehr gut und ich bin mir nochnichtmal sicher ob ich alle überhaupt mitbekommen habe weil ich von der Handlung so gefesselt war.
 

deadlyfriend

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AW: Cocktail für eine Leiche

Alleine die Idee gehabt zu haben einen Film wie ein Theaterstück zu drehen, aber dann doch die üblichen Stylmittel eines Filmes zu benutzen fand ich sehr genial! Die Überblendungen waren sehr gut und ich bin mir nochnichtmal sicher ob ich alle überhaupt mitbekommen habe weil ich von der Handlung so gefesselt war.


Die sind meistens daran zu erkenen, das du nichts im Bild siehst und immer das Gefühl hast, das etwas vor der Linse steht. Ein Sessel beispielsweise an dem die Kamera entlang gleitet. Für kurze Zeit sieht man die Rückwand. In diesem Moment tauscht er die Rolle und gleitet am Sessel vorbei zurück zur Szenerie. Davon gibt es verschiedene Variationen. Ich müsste ihn mir auch nochmal ansehen und genauer drauf achten. Ist bestimmt spaßig.


Die Idee einen Film eher wie ein Theaterstück zu drehen hatte er glaube ich aber bereits in den 20er oder 30er Jahren. Bei "Sir John" wenn ich mich richtig erinnere, aber das kann auch falsch sein.
 

Tarantino1980

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Die sind meistens daran zu erkenen, das du nichts im Bild siehst und immer das Gefühl hast, das etwas vor der Linse steht. Ein Sessel beispielsweise an dem die Kamera entlang gleitet. Für kurze Zeit sieht man die Rückwand. In diesem Moment tauscht er die Rolle und gleitet am Sessel vorbei zurück zur Szenerie. Davon gibt es verschiedene Variationen. Ich müsste ihn mir auch nochmal ansehen und genauer drauf achten. Ist bestimmt spaßig.

Wie gesagt ein paar sind mir bei der Sichtung aufgefallen. Wenn man sich genau darauf fixiert wird man bestimmt alle sehen, aber man ist halt immer wieder so abgelenkt von der Handlung :D

Die Idee einen Film eher wie ein Theaterstück zu drehen hatte er glaube ich aber bereits in den 20er oder 30er Jahren. Bei "Sir John" wenn ich mich richtig erinnere, aber das kann auch falsch sein.

Den kenne ich ja leider noch nicht. Aber er befindet sich ja seit kurzem auch in meiner Sammlung also werde ich ihn mir früher oder später auch einmal ansehen.
 

SAB

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AW: Cocktail für eine Leiche

Super Kritik zu einem meiner Lieblings-Hitchcocks!:hoch:
Jetzt habe ich gerade unheimlich Lust den wieder mal anzuschauen!
 

Johannesbk

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AW: Cocktail für eine Leiche

Wie immer eine gelungene Kritik von Tarantino 1980
Gute Filme altern nicht wirklich. Zu letzt irgendwann in früher Jugend angesehen. Damals nur als Film betrachtet. Heute mit mehr Hintergrundwissen kommt die Genialität der Drehtechnik und des Stücks noch viel besser herüber. Wobei was die Nebenfiguren wie vor allem die Haushälterin in Beziehung zum Ex-Lehrer angeht ebenso wichtig erscheinen wie die Hauptfiguren selber. Allein die Szene wo sich Mrs. Wilson mit Rupert unterhält und dann jäh daran erinnet wird, dass sie nur die Haushälterin ist. Oder wo sie die Truhe abräumt:hoch:
Insgesamt ein Meisterwerk, deshalb von mir 10/10
 

Tarantino1980

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AW: Cocktail für eine Leiche

Wie immer eine gelungene Kritik von Tarantino1980

Danke! Freut mich zu hören das Dir sowohl meine Kritik als auch der Film gefallen haben!

Gute Filme altern nicht wirklich. Zu letzt irgendwann in früher Jugend angesehen. Damals nur als Film betrachtet. Heute mit mehr Hintergrundwissen kommt die Genialität der Drehtechnik und des Stücks noch viel besser herüber.
Insgesamt ein Meisterwerk, deshalb von mir 10/10

So geht es mir mit sovielen älteren Filmen. Früher konnte ich mit vielen "Filmperlen" nichts anfangen bzw. habe sie irgendwie nie gesehen. Aber das hat sich zum Glück in den letzten Jahren geändert und je mehr man sich mit dem Thema Film beschäftigt, desto unweigerlicher kommt man an z.B. einem Alfred Hitchcock vorbei. Dieser Mann war einfach ein Genie in meinen Augen!

Cocktail für eine Leiche ist nur einer seiner vielen Filme, wo er aus meiner Sicht, die Filmwelt sehr mit geprägt hat. Die gesamte Inszenierung des Filmes als Theakterstück ist wirklich gigantisch und das in Verbindung mit dem tollen Cast macht diesen Film wirklich zu einem Must see für jeden Hitchcock Fan!
 

deadlyfriend

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Cocktail für eine Leiche

Die Idee ein Theaterstück zu verfilmen, es dabei aber weiterhin wie ein Theaterstück aussehen zu lassen, nur mit den kameratechnischen Vorteilen eines Films kann nur von einem stammen. Die Rede ist natürlich von Alfred Hitchcock. Auch wenn bei diesem Film vieleicht nicht so eine extreme Spannung aufgebaut wurde wie bei seinen anderen Meisterwerken, so muss man hier, gerade als Filmfan, einfach sein Handwerk bewundern.
Sehe ich auch so. Der Film liefert keine Hochspannung und kann auch gern als technisches Experiment angesehen werden, aber das ist vom Feinsten. Bei der Doku über die Konzentrationslager arbeitete Hitchcock absichtlich mit langen Sequenzen und verzichtete auf kurze Schnittfolgen. Möglicherweise hat ihn das inspiriert.
Man bekommt im Grunde eine erweiterte Theaterbühne als Handlungsort geboten. Natürlich hätte man das Ganze auch in einem normalgroßen Haus drehen können, nur dann wäre es nichts besonderes mehr gewesen. Die Kunst lag daran das originale Theaterstück Rope´s End von Patrick Hamilton genauso zu adaptieren wie es Hitchcock getan hat. Zum einen hat er es geschafft den Charme eines Theaterstücks zu erschaffen, zum anderen aber auch die üblichen Stilmittel aus einem Film zu benutzen. Der begeisteirte Filmfan wird hier so einige Kamerawinkel finden die einfach nur, vorallem aus damaliger Sicht, da der Film 1948 entstanden ist, einfach nur phänomenal sind.
Ziemlich abgefahren, wenn man den Film schaut und die Bauweise des Sets kennt, welches beweglich war. Auch der Bau des "New Yorker Himmels" ist klasse. Für die Darsteller wohl eher ein unangenehmer Film gewesen.
Vorallem wenn man bedenkt wie groß im Grunde der Handlungsort nur war. Der Film wirkt als ob er ein einem Take gefilmt worden wäre, da es aber zu dieser Zeit nur 10 minütige Filmrollen gab musste Hitchcock leider Schnitte machen, welche aber sehr subtil in den Film eingebaut worden sind. Ich bin mir sicher das Hitchcock später diesen Film tatsächlich nur in einem einzigen Take gedreht hätte, aber dazu fehlte ihm damals leider die notwendige Technik.
Das finde ich auch immer noch ziemlich abgefahren. Manchmal auch etwas störend, aber wenn das Warum kennt, ist es klasse. Allerdings nicht für den armen Ermordeten. Der musste bei jedem Take der ersten Szene, die ganze Zeit über in der Kiste bleiben. :lol:
Genauso wie bei einem Theaterstück treten nach und nach immer mehr Charaktere in Erscheinung welche die Handlung vorantreiben. Die drei Hauptcharaktere Brandon Shaw (John Dall), Phillip Morgan (Farley Granger) und Rupert Cadell (James Stewart) harmonieren wirklich perfekt und treiben im Laufe des Filmes ein regelrechtes Katz und Maus spiel. Es war schön mit anzusehen wie die drei zusammen spielen. Stewart wie gewohnt gut, aber auch Dall und Granger wussten zu überzeugen. Ursprünglich sollte Cary Grant die Rolle des Rupert Cadell übernehmen aber so gerne ich Grant auch sehe denke ich das James Stewart dafür die bessere Wahl war, auch wenn dieser nur durch die Absage von Grant überhaupt in Erwägung gezogen worden ist. Aber ich finde er harmoniert einfach besser mit Dall und Granger.
Die 3 fand ich im Zusammenspiel auch sehr stark. Interessant übrigens das der Film auf einer wahren Begebenheit beruht.

Grant wollte wohl nicht, wegen den homosexuellen Untertönen der Geschichte. Allerdings gefällt mir James Stewart in der Rolle außerordentlich gut.
Der Rest des Cast´s ist eigentlich nur nettes Beiwerk um die Handlung etwas transparenter zu machen. Im Grunde ist niemand der anderen in der Lage gewesen, den drei Herren das Wasser zu reichen.
Allerdings unglaublich wichtig für den Trailer. Den finde ich total abgefahren und absolut meisterhaft. Er zeigt eine kurze Vorgeschichte des Liebespaares und wie sie sich für die Party verabreden. Eher im RomCom Stil. Dann kommt die Stimme von James Stewart die mitteilt, dass sie ihn soeben zum letzten Mal lebendig gesehen hat.
Dieser Film richtet sich zum einen an Theaterfreunde zum anderen an absolute Hitchcock Fans. Ich glaube das Leute, die einen lupenreinen Thriller oder Krimi erwarten, entäsucht sein könnten von diesem Film. Wenn man aber als Filmfan sich ein Stück Filmgeschichte ansehen will und sich dann auch noch für die Tatsache begeistern kann das dieser Film wirklich komplett an einem Ort, welcher noch begrenzter als bei Das Fenster zum Hof ist, der sollte umbedingt einen Blick riskieren. Allen anderen rate ich eher von diesem Hitchcock ab, da die Gefahr einfach zu groß ist das man enttäuscht wird bzw. ein falsches Bild über diesen Mann erhalten könnte.

Wertung: 8.5/10
Gehe ich mit. Auch das ist kein Hitchcock für zwischendurch, da er eben als Experiment angesehen werden kann. Ich mag ihn, auch wenn er partiell kleinere Längen besitzt. Aber die Story, die Umsetzung, der makabre Humor und wie sich der Fall entfaltet, ist klasse.
 

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Dreizehn Jahre ist meine Erste und bisher einzige Sichtung dieses Films jetzt her. Ich kann mich aber dennoch gut daran erinnern wie fasziniert ich damals schon von diesem Film war!

Damals war mir natürlich, da ich die Filme von Alfred Hitchcock zum einen noch erst für mich neu entdeckt hatte und zum anderen ich sie nicht chronologisch gesehen habe, nicht bewusst das es zum einen sein erster Farbfilm war und zum anderen auch der erste Film bei dem er sein eigener Herr war, da er ihn mit seiner selbst gegründeten Produktionsfirma Transatlantic Pictures inszenierte. Alleine aus diesen beiden Gründen ist dieser Film schon sehr interssant, aber natürlich gibt es auch noch einen anderen, künstlerich deutlich wichtigeren Aspekt.


Ziemlich abgefahren, wenn man den Film schaut und die Bauweise des Sets kennt, welches beweglich war.
Auch das muss man einfach erstmal realisieren das Hitchcock nur, weil er ihn eben so drehen wollte wie er ihn gedreht hat, also mit so wenig Schnitten wie möglich, mal eben ein Filmset konstruiert hat das in sich beweglich war, Wände hochgezogen werden konnten und ein spezieller Bodenbelag verwendet wurde, damit Leute im Hintergrund auf allen vieren rutschend Möbelstücke hin und her schieben konnten damit man eben auf Schnitte verzichten konnte. Einfach unfassbar, es wäre um so vieles leichter gewesen den Film konfentioniell zu drehen und einfach ein paar Schnitte mehr einzufügen.


Auch der Bau des "New Yorker Himmels" ist klasse.
Generell fand ich das Setdesign sehr gut. Auch als es dann später am Abend zur Auflösung kam und die Neonreklame immer die Farben wechselte hat mir sehr gut gefallen.

Für die Darsteller wohl eher ein unangenehmer Film gewesen.
Daran musste ich auch sofort denken da jeder Versprecher oder jeder sonstige Fehler dazu führte das man nicht nur einen Satz oder eine kurze Geste neu drehen musste sondern der ganze 10 Minuten Take neu gedreht werden musste. An dieser Stelle würde ich auch gerne mal eine Filmempfehlung zu Home Sweet Home - Wo das Böse wohnt ausprechen wollen. Der Film ist zwar kein Meisterwerk, aber dennoch solide und was besonders zu erwähnen ist, das es tatsächlich ein One Shot Film ist. Laut einem Interview welches ich gelesen hatte war er beim dritten Anlauf im Kasten. Der Film hatte eine Probezeit von 4 Wochen und wurde an nur drei Drehtagen gedreht. Und für eine deutsche Produktion fand ich das schon sehr innovativ.

Das finde ich auch immer noch ziemlich abgefahren. Manchmal auch etwas störend, aber wenn das Warum kennt, ist es klasse. Allerdings nicht für den armen Ermordeten. Der musste bei jedem Take der ersten Szene, die ganze Zeit über in der Kiste bleiben. :lol:
Bei meiner ersten Sichtung hatte ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht, aber jetzt bei meiner zweiten hatte ich mir diese Frage tatsächlich auch gestellt und sie wurde im Hitchcock Buch beantwortet.

Die 3 fand ich im Zusammenspiel auch sehr stark. Interessant übrigens das der Film auf einer wahren Begebenheit beruht.
Auch das finde ich sehr interessant!

Grant wollte wohl nicht, wegen den homosexuellen Untertönen der Geschichte. Allerdings gefällt mir James Stewart in der Rolle außerordentlich gut.
Es ist schon traurig das damals soviele Leute ihre Sexualität verbergen mussten und nur, weil eben im originalen Theaterstück Brandon und Philipp homosexuell waren, ein Cary Grant die Rolle ablehnte, aus Angst, das es zusehr auf sein eigenes Privatleben hätte zielen können, was aber meiner Meinung nie passiert wäre, da die Rolle von Rupert Cadell ja eher als Mentor/Vater Figur angelegt ist und ich zu keinem Moment den Eindruck hatte, das einer der beiden mit ihm mal etwas hatte. Aber zum damaligen Zeitpunkt reichte es natürlich schon aus das dein Film mit solch einem "Tabuthema" von Leuten gemieden wird. Traurig aber war.

Aber rückblickend war es definitiv gut so, den wie ich auch schon damals erwähnte finde ich passt die Rolle zu James Stewart deutlich besser und in Kombination mit John Dall und Farley Granger wirkte dieses Dreiergespann deutlich harmonischer als es wahrscheinlich mit Cary Grant der Fall gewesen wäre. Natürlich ist es rückblickend immer schwierig sich das vorzustellen, aber irgendwie finde ich hätte die Rolle und der ganze Film einfach nicht zu Cary Grant gepasst.

Allerdings unglaublich wichtig für den Trailer. Den finde ich total abgefahren und absolut meisterhaft. Er zeigt eine kurze Vorgeschichte des Liebespaares und wie sie sich für die Party verabreden. Eher im RomCom Stil. Dann kommt die Stimme von James Stewart die mitteilt, dass sie ihn soeben zum letzten Mal lebendig gesehen hat.
Das ist in der Tat total abgefahren! Ich hatte den Trailer noch nie gesehen, als ich dann aber, nach der Sichtung des Films, in meinen Büchern stöberte habe ich ihn mir danach sofort angesehen. Sozusagen eine kleine Einleitung die nicht Teil des Films ist, aber die Kinobesucher vielleicht schon gesehen hatten. Wirklich genial. Ich bin hin und her gerissen ob diese kurze Sequenz nicht sogar gut als Anfang zu dem Film gepasst hätte. Andererseits ist es so natürlich auch super, da diese Unterhaltung zwischen David und Janet nicht im Film gewesen ist.

Gehe ich mit. Auch das ist kein Hitchcock für zwischendurch, da er eben als Experiment angesehen werden kann. Ich mag ihn, auch wenn er partiell kleinere Längen besitzt. Aber die Story, die Umsetzung, der makabre Humor und wie sich der Fall entfaltet, ist klasse.
Es gibt eine Szene die ich garnicht so stark in Erinnerung hatte, die aber für mich jetzt definitiv das Highlight im Film war. Ich spreche von der Sequenz also man im Hintergrund nur hört wie sich Rupert mit Brandon und Philipp intensiv unterhalten und die Kamera einfängt wie die Haushälterin seelenruhig die Truhe abräume und dann kurz davor ist auch wieder die Bücher hineinzulegen.

Generell finde ich ihre Rolle auch extrem stark, da sie die Fehler in dem zunächst wohl durchdachten Plan der beiden nur so aufzeigt. Angefangen eben mit dem Abräumen und Aufräumen und dann endend dem für Rupert letzten aber auch entscheidenden Puzzelstück für die Lösung des Rätsels als sie ihm zunächst anstelle seines Hutes den Hut von David mit dessen Initialen gibt. Wer weiß ob er wirklich an diesem Abend nochmal zurückgekommen wäre wenn dieser Hut nicht aufgetaucht wäre. Natürlich gab es zuvor andere ungereimtheiten und die versagenden Nerven von Philipp waren sicherlich auch sehr verräterisch, aber dennoch glaube ich das der Hut der alles entscheidende Hinweis gewesen ist um seinen Verdacht zu bestärken. Ich mag ja solche kleinen Details die dann in solchen Filmen die Täter überführen. Deshalb mochte ich tatsächlich auch die Serie Columbo sehr gerne, da man zwar immer direkt wusste wer der Mörder war, aber erst im Laufe der Episode erfuhr was den Mörder dann überführte. Und da gab es einige Mörder die viel schlauer waren als Brandon und Philip, auch wenn gerade Brandon sich als überlegen und unfehlbar ansah.

Übrigens ist mir noch etwas aufgefallen in dem Film was mir bei meiner Erstsichtung auch nicht so bewusst aufgefallen war. Obwohl der Film von 1948 ist fühlt er sich, zumindest für mich, so an als ob so mitte der 50er Jahre entstanden wäre. Man merkte hier finde ich deutlich das Hitchcock absolut in Amerika angekommen war und die Art, wie man Filme in dieser Zeit in diesem Land dreht, hervorragend verinnerlicht hatte.

Der makabre Humor hat mir auch wieder sehr gut gefallen. Aber ich gehe mit bei Deiner Bemerkung das er kleinere Längen besitzt, wenn man die Grundstory bereits kennt. Daher auch bei mir eine keine Runterstufung auf eine 8/10, aber immer noch ein sehr guter Film!
 

deadlyfriend

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Dreizehn Jahre ist meine Erste und bisher einzige Sichtung dieses Films jetzt her. Ich kann mich aber dennoch gut daran erinnern wie fasziniert ich damals schon von diesem Film war!
Da merkt man wie erinnerungswürdig diesen Filme sind. Bei vielen Filmen reichen mir im Moment 13 Wochen aus, um sie komplett zu vergessen. :lol:
Damals war mir natürlich, da ich die Filme von Alfred Hitchcock zum einen noch erst für mich neu entdeckt hatte und zum anderen ich sie nicht chronologisch gesehen habe, nicht bewusst das es zum einen sein erster Farbfilm war und zum anderen auch der erste Film bei dem er sein eigener Herr war, da er ihn mit seiner selbst gegründeten Produktionsfirma Transatlantic Pictures inszenierte. Alleine aus diesen beiden Gründen ist dieser Film schon sehr interssant, aber natürlich gibt es auch noch einen anderen, künstlerich deutlich wichtigeren Aspekt.
Wie wir beide ja inzwischen mehrfach betont haben: Eine chronologische Sichtung ist einfach was Feines. Da fallen einem viele Dinge auf.
Auch das muss man einfach erstmal realisieren das Hitchcock nur, weil er ihn eben so drehen wollte wie er ihn gedreht hat, also mit so wenig Schnitten wie möglich, mal eben ein Filmset konstruiert hat das in sich beweglich war, Wände hochgezogen werden konnten und ein spezieller Bodenbelag verwendet wurde, damit Leute im Hintergrund auf allen vieren rutschend Möbelstücke hin und her schieben konnten damit man eben auf Schnitte verzichten konnte. Einfach unfassbar, es wäre um so vieles leichter gewesen den Film konfentioniell zu drehen und einfach ein paar Schnitte mehr einzufügen.
Das war wohl tatsächlich eine extreme Experimentierphase, bei der er anscheinend einfach andere Dinge ausprobieren wollte.
Generell fand ich das Setdesign sehr gut. Auch als es dann später am Abend zur Auflösung kam und die Neonreklame immer die Farben wechselte hat mir sehr gut gefallen.
Und auch die Schornsteine gequalmt haben. Das war alles sehr durchdacht und hinterließ auch eine Wirkung.
Daran musste ich auch sofort denken da jeder Versprecher oder jeder sonstige Fehler dazu führte das man nicht nur einen Satz oder eine kurze Geste neu drehen musste sondern der ganze 10 Minuten Take neu gedreht werden musste. An dieser Stelle würde ich auch gerne mal eine Filmempfehlung zu Home Sweet Home - Wo das Böse wohnt ausprechen wollen. Der Film ist zwar kein Meisterwerk, aber dennoch solide und was besonders zu erwähnen ist, das es tatsächlich ein One Shot Film ist. Laut einem Interview welches ich gelesen hatte war er beim dritten Anlauf im Kasten. Der Film hatte eine Probezeit von 4 Wochen und wurde an nur drei Drehtagen gedreht. Und für eine deutsche Produktion fand ich das schon sehr innovativ.
Ist notiert. Klingt interessant!
Es ist schon traurig das damals soviele Leute ihre Sexualität verbergen mussten und nur, weil eben im originalen Theaterstück Brandon und Philipp homosexuell waren, ein Cary Grant die Rolle ablehnte, aus Angst, das es zusehr auf sein eigenes Privatleben hätte zielen können, was aber meiner Meinung nie passiert wäre, da die Rolle von Rupert Cadell ja eher als Mentor/Vater Figur angelegt ist und ich zu keinem Moment den Eindruck hatte, das einer der beiden mit ihm mal etwas hatte. Aber zum damaligen Zeitpunkt reichte es natürlich schon aus das dein Film mit solch einem "Tabuthema" von Leuten gemieden wird. Traurig aber war.
Schwierige Zeiten aber verständlich das niemand dafür seine Karriere in Gefahr bringen wollte. So gut die Filme auch Damals waren, war der Faktor "Publikum" schon eine schwierige Angelegenheit. (Ingrid Bergman oder auch Peeping Tom)
Aber rückblickend war es definitiv gut so, den wie ich auch schon damals erwähnte finde ich passt die Rolle zu James Stewart deutlich besser und in Kombination mit John Dall und Farley Granger wirkte dieses Dreiergespann deutlich harmonischer als es wahrscheinlich mit Cary Grant der Fall gewesen wäre. Natürlich ist es rückblickend immer schwierig sich das vorzustellen, aber irgendwie finde ich hätte die Rolle und der ganze Film einfach nicht zu Cary Grant gepasst.
Sehe ich auch so. James Stewart als knorriges Vorbild hatte was. Cary Grant hätte die Rolle aber wahrscheinlich völlig anders angelegt. Aber so wie es es ist, gefällt es mir.
Das ist in der Tat total abgefahren! Ich hatte den Trailer noch nie gesehen, als ich dann aber, nach der Sichtung des Films, in meinen Büchern stöberte habe ich ihn mir danach sofort angesehen. Sozusagen eine kleine Einleitung die nicht Teil des Films ist, aber die Kinobesucher vielleicht schon gesehen hatten. Wirklich genial. Ich bin hin und her gerissen ob diese kurze Sequenz nicht sogar gut als Anfang zu dem Film gepasst hätte. Andererseits ist es so natürlich auch super, da diese Unterhaltung zwischen David und Janet nicht im Film gewesen ist.
Als Trailer finde ich das phänomenal. Hätte mich als Kinozuschauer direkt gepackt und ich hätte den Film sehen wollen. Allein die Idee für den Trailer finde ich göttlich.
Es gibt eine Szene die ich garnicht so stark in Erinnerung hatte, die aber für mich jetzt definitiv das Highlight im Film war. Ich spreche von der Sequenz also man im Hintergrund nur hört wie sich Rupert mit Brandon und Philipp intensiv unterhalten und die Kamera einfängt wie die Haushälterin seelenruhig die Truhe abräume und dann kurz davor ist auch wieder die Bücher hineinzulegen.
Ja, die beiläufigen Dinge spielen eine wichtige Rolle im Film. Gerade die Haushälterin ist insgesamt unglaublich wichtig, was während dem Film gar nicht den Anschein hat. Erst wenn man drüber nachdenkt.
Generell finde ich ihre Rolle auch extrem stark, da sie die Fehler in dem zunächst wohl durchdachten Plan der beiden nur so aufzeigt. Angefangen eben mit dem Abräumen und Aufräumen und dann endend dem für Rupert letzten aber auch entscheidenden Puzzelstück für die Lösung des Rätsels als sie ihm zunächst anstelle seines Hutes den Hut von David mit dessen Initialen gibt. Wer weiß ob er wirklich an diesem Abend nochmal zurückgekommen wäre wenn dieser Hut nicht aufgetaucht wäre.
Genau diesen Fehler in einem perfekten Mord finde ich klasse. Sie haben den Hut nicht entsorgt. Für mich tatsächlich auch der Schlüssel, auch wenn James Stewart bereits seltsame Dinge festgestellt hat, fehlte ihm noch etwas Greifbares. Das hatte er nun auf dem Kopf.
Natürlich gab es zuvor andere ungereimtheiten und die versagenden Nerven von Philipp waren sicherlich auch sehr verräterisch, aber dennoch glaube ich das der Hut der alles entscheidende Hinweis gewesen ist um seinen Verdacht zu bestärken. Ich mag ja solche kleinen Details die dann in solchen Filmen die Täter überführen.
Da sind wir uns sehr ähnlich.
Deshalb mochte ich tatsächlich auch die Serie Columbo sehr gerne, da man zwar immer direkt wusste wer der Mörder war, aber erst im Laufe der Episode erfuhr was den Mörder dann überführte. Und da gab es einige Mörder die viel schlauer waren als Brandon und Philip, auch wenn gerade Brandon sich als überlegen und unfehlbar ansah.
Lange her, aber diese Dinge mochte ich an der Serie auch.
Übrigens ist mir noch etwas aufgefallen in dem Film was mir bei meiner Erstsichtung auch nicht so bewusst aufgefallen war. Obwohl der Film von 1948 ist fühlt er sich, zumindest für mich, so an als ob so mitte der 50er Jahre entstanden wäre. Man merkte hier finde ich deutlich das Hitchcock absolut in Amerika angekommen war und die Art, wie man Filme in dieser Zeit in diesem Land dreht, hervorragend verinnerlicht hatte.
Stimmt, trotz 1948 sah der Film moderner aus.
Der makabre Humor hat mir auch wieder sehr gut gefallen. Aber ich gehe mit bei Deiner Bemerkung das er kleinere Längen besitzt, wenn man die Grundstory bereits kennt. Daher auch bei mir eine keine Runterstufung auf eine 8/10, aber immer noch ein sehr guter Film!
Der Humor war da schon sehr grenzwertig und sehr britisch. Könnte sein, dass das für manche Amerikaner bereits eine Spur zu viel war. Allein das er die Mordwaffe dem Vater mitgibt, ist knüppelhart.
 

Blonder

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Gestern Abend habe ich dann auch diesen Ableger gesichtet und für mich war das doch wieder ein kleiner Schritt zurück.

Aber der Reihe nach:

Handwerklich war er natürlich wieder top. Die versteckten Schnitte, das Gefühl ein Theaterstück zu sehen (wusste nicht, das es eine Adaption ist) und das mit filmischen Stilmitteln zu "modernisieren" hatte etwas für sich. Sehr gut.
Wenngleich ich das nicht so abfeiere wie hier. Klar, das war nicht schlecht und auf die Idee muss man erst einmal kommen....plus, irgendwer muss für solche Kniffe auch mal den ersten Schritt machen.
Aber für mich war das jetzt nicht so außergewöhnlich, das da nur einer von 10.000 drauf kommt. Um das jetzt etwas überspitzt zu formulieren.
Das es damals nur 10 Minuten-Rollen gab, war eine interessante Info die ich nicht kannte. Und auch hier ist die Idee nicht schlecht aber ich denke, viele Filmemacher mussten sich damals mit Tricks und Kniffen helfen. Ist auf jeden Fall erwähnenswert aber da habe ich in den wenigen Filmen bisher schon besseres/kreativeres gesehen, das ich beeindruckender fand.

Aber in erster Linie versagt der Film für ich mit der Story. Die Grundidee ist sehr spannend aber deren Umsetzung verliert sich teilweise irgendwie in Belanglosigkeiten und ist bis auf wenige Momente nicht wirklich spannend.
Ich kann auch den "perfekten Mord" überhaupt nicht nachvollziehen. Letztendlich bestand der nur darin, jemanden simpel am helllichten Tage zu erwürgen und damit durchzukommen.
Wobei ich auch nicht verstanden habe, was die Tageszeit damit zu tun hat, wenn man den Mord in den eigenen 4 Wänden vollbringt? Vielleicht war das für Brandon noch so ein kleiner zusätzlicher Kick sagen zu können "Wir haben das nicht nachts getan" um noch überlegener dastehen zu können. Aber eine wirkliche Rolle hat das ja nicht gespielt.

Für einen überlegenen Mord hätte ich auch mehr Details erwartet. Zum Beispiel wird die Frage, was mit der Tatwaffe geschehen soll spontan entschieden.
Ich hätte mir auch ein wenig Screentime von David gewünscht. So war das ein gesichtsloses Opfer, zu dem man null Bezug hatte.
Brandon hat mir sehr gut gefallen und sein Spiel mit dem Feuer um seine Überlegenheit zu demonstrieren wurde sehr gut rübergebracht.
Philip als Gegenstück hat mich wenig überzeugt. Ich hätte mir gewünscht, das er ein wenig stärker ist und die Zweifle an seiner Tat erst nach und nach kommen. Aber er war ja sofort komplett fertig. Natürlich kann das schlagartig kommen, wenn einem klar wird, was man Schlimmes getan hat. Nur frage ich mich, wie er überhaupt auf die Idee dazu gekommen ist bzw. wo der Wunsch herkam, einmal einen perfekten Mord zu begehen?! Das habe ich ihm zu keiner Zeit abgekauft.
Erst dachte ich, das es vielleicht daran lag, das er Angst vor Brandon hatte aber so eine Entscheidung trifft man ja nicht leichtfertig. Und da es ein perfekter Mord sein sollte, wurde das ja auch akribisch geplant.
Das es mal einen Zeitpunkt gab, an dem er von der Tat und deren Richtigkeit überzeugt war, wird einfach nicht glaubwürdig rübergebracht.

Genau diesen Fehler in einem perfekten Mord finde ich klasse. Sie haben den Hut nicht entsorgt.

Das war für ich ebenfalls überhaupt nicht nachvollziehbar. Wie kann man denn sowas elementares vergessen, wie ein Kleidungsstück, das die Initialen des Opfers trägt?!
Wenn der irgendwo im Müll oder einem anderen Versteck gefunden worden wäre, ok. Aber das der im Kleiderschrank vergessen wird, empfand ich als sehr dünn und unglaubwürdig. Solch ein Fehler passt für mich nicht rein, wenn man zuvor groß ankündigt einen perfekten Mord zu begehen, weil man allen anderen so überlegen ist.

Die Figur von Rupert hat mir zu Beginn sehr gut gefallen und es war interessant zu sehen, wie Brandon ihm gegenüber seine Selbstsicherheit verliert und fast schon zu einem kleinen Schuljungen wird. Zusätzlich zu dem Wunsch, Rupert zu gefallen und zu beeindrucken.
Das er misstrauisch wird, fand ich auch etwas schwerer nachzuvollziehen. Bis zum Hut gab es ja keine wirklichen Anzeichen auf einen Mord. Nur Indizien, für die man meiner Meinung nach aber schon sehr viel Fantasie braucht, um einen Mordverdacht zu entwickeln.
Das kann ich mir nur so erklären, das er Brandon einfach sehr gut kannte und ihm sofort etwas Schlimmes zugetraut hat. Aber aus Sicht des Zuschauers zündete dieser Weg bis zu dem Punkt für mich nicht so.
Ich habe auch nicht verstanden, weshalb die Bücher "so komisch gebunden waren". Philip nutzt das als Ausrede, weshalb er plötzlich so nervös wird, als Davids Vater mit den Bücher gehen will (was wirklich ein eiskalter Einfall ist, den Vater mit der Mordwaffe gehen zu lassen!!!) und Rupert sagt bei seiner Rückkehr "Die Bücher waren wirklich komisch gebunden!"

Am Ende war er für mich aber so ein richtiger Schwätzer, der ebenfalls sehr gerne davon redet und schreibt, wie überlegen er ist und dementsprechend auch auftritt. Auf dem Sofa gab es vorher noch eine wirklich starke Diskussion über die Legitimität, wenn höher Gestellte Bürger Morden wollen und das es am besten eine Woche oder einen Tag dafür geben sollte (Funfact: Ich hatte sofort das The-Purge-Signalhorn im Ohr!!!) und wenn dann am Ende jemand mal wirklich Nägel mit Köpfen macht und genau das umsetzt, knickt er komplett ein.
Klar, auch hier wieder das gleiche wie bei Philip. Theorie und Praxis sind zwei komplett unterschiedliche Paar Schuhe aber dennoch. In dem Moment hat er für mich einfach verloren.

Ich denke, wegen der Inszenierung, der eigentlich guten Grundidee und der kompakten Laufzeit, bekommt er von mir noch eine 6/10. Mehr ist aber nicht drin. Zumindest nicht nach der Erstsichtung.

Nebenbei habe ich auch versucht, verstärkt auf Details und Doppeldeutigkeiten usw zu achten. Ist mir natürlich nur mäßig gelungen. Aber als sich am Ende alles zuspitzt, fängt draußen die Reklame an zu leuchten und taucht das Zimmer immer wieder in rotes Licht. Wie eine Warnlampe. Gut.....das springt einen natürlich komplett an aber....ich hab es bemerkt. Immerhin. :D
 

Tarantino1980

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Gestern Abend habe ich dann auch diesen Ableger gesichtet und für mich war das doch wieder ein kleiner Schritt zurück.
Freut mich zu hören das es bei Deiner Hitchcock Sichtung weiterging! Ich kann sogar etwas nachvollziehen das der Film für Dich wie ein kleiner Schritt zurück wirkt, aber wie hier im Thread erwähnt war es für Hitchcock in erster Linie eher ein filmisches Experiment. Die Inszenierung dieses Theaterstücks mit filmischen Stilmitteln durchzuführen, ohne eben sich den Luxus zu gönnen an jeder Stelle einfach einen Schnitt anzusetzen.

Handwerklich war er natürlich wieder top. Die versteckten Schnitte, das Gefühl ein Theaterstück zu sehen (wusste nicht, das es eine Adaption ist) und das mit filmischen Stilmitteln zu "modernisieren" hatte etwas für sich. Sehr gut.
Hitchcock hatte zuvor schon ein paar Auftragsarbeiten verfilmen müssen, die als Grundlage ein Theaterstück hatten, was damals sehr verbreitet war.

Wenngleich ich das nicht so abfeiere wie hier. Klar, das war nicht schlecht und auf die Idee muss man erst einmal kommen....plus, irgendwer muss für solche Kniffe auch mal den ersten Schritt machen.
Aber für mich war das jetzt nicht so außergewöhnlich, das da nur einer von 10.000 drauf kommt. Um das jetzt etwas überspitzt zu formulieren.
Das es damals nur 10 Minuten-Rollen gab, war eine interessante Info die ich nicht kannte. Und auch hier ist die Idee nicht schlecht aber ich denke, viele Filmemacher mussten sich damals mit Tricks und Kniffen helfen. Ist auf jeden Fall erwähnenswert aber da habe ich in den wenigen Filmen bisher schon besseres/kreativeres gesehen, das ich beeindruckender fand.
Du hattest sicherlich dann auch im Thread gelesen das es eine sehr spezielle Bühne war auf dem die Darsteller spielen mussten. Es wurden Wände während des Drehs verschoben, der Boden konnte bewegt werden so das sich dann auch entsprechende Möbelstücke anders positioniert haben nur damit man immer so wenig Schnitte wie möglich machen musste und so für den Zuschauer die Illusion des Films im Echtzeit entstanden ist. Man darf hier auch wieder nicht die Entstehungszeit vergessen, also das dieser Film im Jahr 1948 das Licht der Welt erblickte. Ich gebe Dir natürlich absolut recht, es ist nicht sein revolutionährster Film, auch mit ein Grund warum er z.B. nicht in meiner Top 20 gelandet ist. Es gab schon immer kreative Filmemacher die Ideen hatten die sonst keiner hatte. Aber was mich an Hitchcock sehr beeindruckt, das er seine Ideen auch immer umgesetzt hat und diese Idee hatte er bereits in den 20er oder 30er Jahren, ist da natürlich einfach an den technischen Möglichkeiten gescheitert. Daher konnte er diese Idee erst "so spät" verwirklichen, aber ich bin mir sehr sicher das selbst 1948 diese Idee für viele verwunderte Gesichter sorgte, gerade bei den Bühnenbauern als sie hörten was er vor hat.

Ich kann auch den "perfekten Mord" überhaupt nicht nachvollziehen. Letztendlich bestand der nur darin, jemanden simpel am helllichten Tage zu erwürgen und damit durchzukommen.
Wobei ich auch nicht verstanden habe, was die Tageszeit damit zu tun hat, wenn man den Mord in den eigenen 4 Wänden vollbringt? Vielleicht war das für Brandon noch so ein kleiner zusätzlicher Kick sagen zu können "Wir haben das nicht nachts getan" um noch überlegener dastehen zu können. Aber eine wirkliche Rolle hat das ja nicht gespielt.
Selbstverständlich ist der Mord weit von dem perfekten Mord entfernt. Was ich auch nicht schlimm finde, im Gegenteil. Die Story zeigt halt auf, dass ein vom Leben gelangweilter Mann, in diesem Fall Brandon aus einem offenbar über Jahre hin weg theoretischem Planspiel aus einer dreier Konstellation heraus mit seinem ehemaligen Professor Rupert und seinem guten Freund Philipp dann Realität machen wollte um seinen, aus seiner Sicht, überragenden Intelekt zu beweisen. Aber man spürt sehr schnell das es ein großer Unterschied ist ob man etwas theoretisch durchspielt, oder ob man es tatsächlich macht. Es war sein erster Mord. Hätte er schon mehrere Leute ermordert wüsste er auf was man alles achten muss, aber so war es eben nur eine therotische Phantasie, ausgeführt von einem Mann der vielleicht vieles ist, aber eben kein Profi Mörder. Daher auch im Thread der erwähnte Vergleich mit der Serie Columbo. Dort haben auch immer Leute gemordet, die es nicht regelmäßig getan haben. Columbo hatte es nie mit einem Serienmörder zu tun oder einer Person die zumindest schon mehrfach getötet hat.

Ich hätte mir auch ein wenig Screentime von David gewünscht. So war das ein gesichtsloses Opfer, zu dem man null Bezug hatte.
Das fand ich persönlich nicht so tragisch.

Brandon hat mir sehr gut gefallen und sein Spiel mit dem Feuer um seine Überlegenheit zu demonstrieren wurde sehr gut rübergebracht.
Philip als Gegenstück hat mich wenig überzeugt. Ich hätte mir gewünscht, das er ein wenig stärker ist und die Zweifle an seiner Tat erst nach und nach kommen. Aber er war ja sofort komplett fertig. Natürlich kann das schlagartig kommen, wenn einem klar wird, was man Schlimmes getan hat. Nur frage ich mich, wie er überhaupt auf die Idee dazu gekommen ist bzw. wo der Wunsch herkam, einmal einen perfekten Mord zu begehen?! Das habe ich ihm zu keiner Zeit abgekauft.
Hierzu muss man wissen, dass im Theaterstück die drei Hauptdarsteller als homosexuell dargestellt werden und somit Brandon und Philip als Paar dargestellt werden, ohne es natürlich offen auszusprechen, aber schon mit Anspielungen und Ausdruck der Darsteller so das man zumindest auf diese Vermutung als Zuschauer kam. Hierzu musste jedoch für den Film sich deutlicher entfernt werden, weil der damalige Hays Code die Darstellung von Homosexualität nicht tolerierte. Aber mit dem Wissen, das es nicht nur gute Freunde waren, sondern beide ein Paar waren hat das für mich eine ganz andere Wirkung gemacht. Philip hat es Brandon zum gefallen getan. Er wurde von ihm überzeugt, aus Liebe und Loyalität zu ihm hat er eben mitgemacht und dachte, er könne dies besser verkraften. Sie kannten sich ja bereits seit ihrem Studium und haben sich dort wohl auch in einander verliebt. Und für Brandon war dieses "Planspiel" wohl ein wichtiger Bestandteil seines Lebens und Philip wollte ihn beeindrucken oder vielleicht sogar einfach nur Teil dieses Hobbys sein. Es ist ja keine Seltenheit das bei Paaren einer von beiden, nur um vielleicht noch mehr Zeit mit seinem Partner zu verbringen, anfängt ein Hobby zu teilen, weil er/sie merkt wie wichtig dieses Hobby für den Partner ist. Beim Thema Fußball ist mir dies z.B. häufig aufgefallen das viele Frauen, obwohl sie eigentlich selber zuvor nie etwas mit dem Sport zu tun hatten, bei einem entsprechenden Partner der diesen Sport liebt und dieses Hobby als Fußball Fan exzessiv auslebt anfängt dieses Hobby zu teilen, obwohl ihr persönlich nicht soviel daran liegt, aber wenn sie es nicht macht der Partner eben sehr viel Zeit mit diesem Hobby verbringen würde, ohne sie. So in etwa stellte ich es mir auch zwischen Brandon und Philip vor, das Philip nur ihm zu liebe Teil dieses Plans wurde und ihn mit umgesetzt hat. Vielleicht sogar aus Angst, Brandon könnte sonst auf die Idee kommen diesen Mord mit jemand anderen auszuüben. Es wäre dann vielleicht ein anderes Opfer geworden, ein anderer Rahmen und somit, aus Sicht von Philip, die Gefahr das sich beide auf Grund unterschiedlicher Interessen entfremden.

Das war für ich ebenfalls überhaupt nicht nachvollziehbar. Wie kann man denn sowas elementares vergessen, wie ein Kleidungsstück, das die Initialen des Opfers trägt?!
Das war für mich ein tolles Beispiel für einen Flüchtigkeitsfehler! Da beide sowas noch nie wirklcih gemacht hatten, passiert einem sowas. Auch hier, wie bereits erwähnt, finde ich ist es ein großer Unterschied ob ich etwas in der Theorie vielleicht schon hunderte Male durchgegangen bin oder ob ich es tatsächlich gemacht habe. Da gibt es soviele Beispiele, das Theorie und Praxis immer was ganz anderes sind.

Das er misstrauisch wird, fand ich auch etwas schwerer nachzuvollziehen. Bis zum Hut gab es ja keine wirklichen Anzeichen auf einen Mord. Nur Indizien, für die man meiner Meinung nach aber schon sehr viel Fantasie braucht, um einen Mordverdacht zu entwickeln.
Ich denke einmal auch hier muss man den Kontext sehen das die drei sich schon lange kannten und sicherlich schon häufig über den perfekten Mord gesprochen haben. Rupert wusste also von den Phantasien von Brandon und ich sah es eher als eine Art Intuition/Bauchgefühl an das er hatte der in ihm den Verdacht immer größer werden lies das Brandon vielleicht seine Phantasie nun zur Wirklichkeit werden lies. Noch hinzu kam eben das sehr auffällige verhalten von Philip, welches von Brandon ja auch immer wieder runtergespielt wurde. Vielleicht war das auch zu verräterisch, da dies eventuell bei den beiden sonst nicht der Fall war und vielleicht in der Öffentlichkeit, auch wenn es eine private Party war, keiner von beiden so die Nerven verloren hätte wegen irgendetwas, weil sie es gewohnt waren eine Rolle zu spielen, da 1948 ein homosexuelles Paar alles andere als toleriert wurde. Also kann man davon ausgehen, das außer Rupert und ggf. noch Janet, niemand sonst über die sexuelle Gesinnung der beiden Männer wusste. Vermutungen sicherlich einige, aber es wurde, wie es für diese Zeit üblich war, nie laut ausgeprochen bzw. öffentlich thematisiert. Daher gehe ich davon aus, das Rupert eben anhand des Verhaltens von Philip sehr schnell klar wurde, das irgendwas vorgefallen sein muss. Vielleicht hat sich dadurch auch Brandon anders verhalten als üblich.

Ich denke, wegen der Inszenierung, der eigentlich guten Grundidee und der kompakten Laufzeit, bekommt er von mir noch eine 6/10. Mehr ist aber nicht drin. Zumindest nicht nach der Erstsichtung.
Ist doch noch eine solide Wertung. Es muss einem ja auch nicht jeder Film von Hitchcock gefallen, er hat ja noch enige andere in seiner Filmographie ;)

Nebenbei habe ich auch versucht, verstärkt auf Details und Doppeldeutigkeiten usw zu achten. Ist mir natürlich nur mäßig gelungen. Aber als sich am Ende alles zuspitzt, fängt draußen die Reklame an zu leuchten und taucht das Zimmer immer wieder in rotes Licht. Wie eine Warnlampe. Gut.....das springt einen natürlich komplett an aber....ich hab es bemerkt. Immerhin. :D
Sehr schön. Es ist aber auch bei Hitch wirklich schwierig alles sofort zu erkennen bzw. bei manchen Filmen nahezu unmöglich, wie z.B. bei Das Fenster zum Hof. In dem Film ist soviel versteckt das man ihn wirklich sehr oft sehen muss und sich auch nach den Sichtungen mit dem Film tiefer beschäftigen muss um alles wahrzunehmen. Aber man mag seine Filme auch wenn man dies nicht tut. Ich bin mir sehr sicher das das damalige Kinopublikum vieles nicht gesehen hat und da man früher Filme ja häufig auch nur einmal im Kino sah und dann vielleicht irgendwann jahrzehnte Späte nochmal, als es mit dem TV anfing, auch noch garkeine Möglichkeiten hatte sich Filme mehrfach anzusehen. Es wäre ja heute auch noch so wenn Filme nur im Kino sehen könnte, wer würde überhaupt einen Film ein zweites mal sehen zuschweige denn x-mal. Das wäre finanziell nicht möglich, aber auch irgendwann so nicht mehr, da ein Film nur begrenzte Zeit im Kino läuft.

Von daher leben wir zum Glück in einer sehr priviligierten Zeit wo man sich jeden Film so oft anschauen kann wie man es will.
 
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