Die rote Dame

deadlyfriend

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Die rote Dame

Emilio Miraglia drehte nur sehr wenige Filme, aber immerhin waren auch 2 Gialli dabei, die innerhalb der Fangemeinde des Genres einen hohen Stellenwert genießen. Während der Vorgänger „Die Grotte der vergessenen Leichen“ noch ein wenig kontroverser gesehen wird, ist „Die rote Dame“ deutlich einheitlicher bewertet, und zwar ziemlich weit oben. Der internationale Titel „The red queen kills seven times“ gefällt mir persönlich deutlich besser. Er klingt spektakulärer und das wird diesem Film auch absolut gerecht.

Miraglia hatte wohl einen Faible für den Namen Evelyn. In welcher Weise vermag ich leider nicht zu sagen aber mit diesem Namen zierte er anscheinend bevorzugt tote Frauen. Denn wie auch im Vorgänger stellt sich hier die Frage, ob die tote Evelyn eventuell noch am Leben ist. Zudem ist wieder ein altes Schloss nebst Adelsfamilie im Vordergrund, was also von der Grundessenz ein ähnliches Szenario anbietet. Aber ein Schloss und die Namensgleichheit sind tatsächlich auch die einzigen inhaltlichen Parallelen, da der Film einen völlig anderen Ton und auch eine andere Richtung einschlägt. Selbstverständlich ist auch hier eine hervorragende Kameraarbeit gewährleistet, die auch durch die wundervolle Ausleuchtung einmal mehr an den Bava Stil des Italian Gothic erinnert. Also wieder ein klassischer Giallo mit J&B, nackten Frauen und einem Serienkiller, der sich aber optisch in den Gefilden des Gothic-Horrors bewegt.

Aber dafür ist die Personenkonstellation völlig anders gewählt. Die bezaubernde Kitty (Barbara Bouchet) ist direkt die Sympathieträgerin, die man nur allzu gerne begleitet.
Sie muss sich durch eine alte Legende quälen, die von 2 Schwestern handelt, bei der die eine die andere ermordet hat. Alle 100 Jahre soll sich das Schicksal wiederholen und die rote Dame kommt zurück, um 7 Morde zu begehen. Echt blöd, das Evelyn, die Schwester von Kitty, bei einem tragischen Unfall kürzlich ums Leben kam, an dem sie nicht gerade unschuldig ist. Noch blöder ist allerdings, dass eine Mordserie startet und sie weiß, dass sie innerhalb der alten Legende Opfer Nummer 7 sein wird. Denn die rote Dame tötet siebenmal.

Miraglia schuf hier einen erstklassigen Giallo, der für mich in der absoluten Top-Liga spielt. Hier stimmt alles, wenn man über die etwas überzogene Auflösung hinwegsieht. Aber der Film ist eine absolute Granate. Es ist einfach jammerschade, dass der Regisseur nur so wenige Beiträge abgeliefert hat. Neben der wundervollen Regie kann man sich zusätzlich an Barbara Bouchet, Marina Malfatti und Sybil Danning erfreuen. Auch der Rest vom Cast ist absolut sehenswert.
Bei den Locations für so einen Film denkt man natürlich an Italien oder zumindest England. Der Film spielt aber tatsächlich in Würzburg! Dies wird auch gar nicht kaschiert, sondern der Schauplatz ist ganz bewusst gewählt. Man sieht deutsche Tageszeitungen mit Hinweisen auf den DFB Pokal, deutsche Werbeplakate und auch dementsprechende Autokennzeichen.
Dies wirkt absolut ungewöhnlich, aber es macht auch eine Menge Spaß. Nochmal mehr, wenn man bereits in Würzburg war.

Zum Abschluss noch eine Empfehlung. Wenn man beide Filme von Emilio Miraglia zur Hand hat, sollte man sie ruhig zeitnah hintereinander schauen. Dann fallen einem einige interessante Kleinigkeiten auf. Beispielsweise der Name Evelyn, der mir sonst eben nicht aufgefallen wäre. Hinzu kommen psychiatrische Kliniken und andere schöne Querverweise.
 
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