Loving Vincent

Sam Spade

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Loving Vincent


Da gestern mal wieder der perfekte Zeitpunkt für einen 90 Minuten Film gekommen ist, wurde die Blu-ray von "Loving Vincent" aus dem Regal geholt um dann doch mal die Erstsichtung zu wagen. Der Film ist aus dem Jahre 2017 und stammt von dem britisch/polnischen Ehepaar Dorota Kobiela und Hugh Welchman. Das besondere an dem Film ist, dass er durchgehend aus animierten Ölgemälden von Van Gogh besteht und auch seine über 800 Briefe die er an verschiedenste Leute, unter anderem seinen Bruder Theo, geschickt hat, wurden berücksichtigt und dienten der Inspiration.

Zugegeben bin ich ein ziemlicher Van Gogh Laie. Man kennt natürlich einige Gemälde, weiß dass er sich sein Ohr abgeschnitten hat und sein - offensichtlicher - Selbstmordversuch ihn noch zwei Tage lang quälte. Ich wusste daher nicht so recht, was mich hier filmisch erwartet. Audiovisuell hat mich das Werk gestern jedenfalls auf Anhieb begeistert und ich war sofort gefangen in diesem sozusagen 90 Minütigen Gemälde. Wie im Vorspann zu lesen ist, haben über 100 Künstler mitgewirkt um jedes einzelne Ölgemälde zu erstellen und die zuvor gedrehten echten Szenen auf Leinwand zu bringen. Allein hier bekommt man daher einen in der Form noch nie dagewesenen, absolut grandiosen und wunderschönen Film zu sehen. Die Musik tut ihr übriges und untermalt im wahrsten Sinne diverse Szenen immer passend und ergreifend.

Doch auch hinsichtlich der Geschichte konnte mich der Film überzeugen. Hier wusste ich ebenfalls nicht so recht, was mich erwartet und welcher Lebensabschnitt von Van Gogh betrachtet wird. Tatsächlich verfolgt man, nachdem Van Gogh bereits verstorben ist, den Jungen Armand Roulin (Douglas Booth), dessen Vater, Joseph Roulin (Chris O'Dowd) ein Bekannter Van Goghs war und zudem als Postbote auch einen Großteil seiner Briefe übermittelte. Da sich immernoch ein ungeöffneter Brief von Vincent an seinen Bruder Theo in Josephs Besitz befindet, bittet er seinen Sohn darum Theo zu finden und den Brief zuzustellen. Zunächst ist dieser gar nicht begeistert, trifft auf seiner Reise jedoch Weggefährten Van Goghs, die ihn in seinen letzten Wochen begleitet haben. Plötzlich wird auch der angebliche Selbstmord in Frage gestellt und Armand versucht herauszufinden, wie und warum Vincent tatsächlich gestorben ist. Man bekommt hier also wirklich - in gewisser Weise - einen kleinen Kriminalfilm präsentiert, der auch in der Hinsicht mitreißen kann.

Wer Lust hat auf ein wirklich aussergewöhnliches Werk, sollte dem Film eine Chance geben. Er kann in jeder Hinsicht überzeugen und schafft das, was eine Filmbiografie auch tun sollte: Das Interesse für die portraitierte Person wecken. Klare Empfehlung.
 

deadlyfriend

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Sehr schöne Rezension, dir mich erstmalig auf den Film aufmerksam macht. Er ist dadurch schonmal ins Blickfeld gerückt.
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Sam Spade

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Freut mich, wenn Interesse geweckt werden konnte :hoch: Noch ein allgemeiner Punkt: Der (eigtl gute) Trailer hat auf mich im Vorfeld visuell ein wenig überfrachtet gewirkt, da man viele Szenen in kurzer Zeit sieht. Hatte dann Sorge dass der Film optisch sehr anstrengend werden könnte. Dem war aber dann nicht so, im Gegenteil.
 

deadlyfriend

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Auf Trailer verzichte ich ja eh weitestgehend. Da interessiert mich so ein Review wie von Dir jetzt, deutlich mehr.
 
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